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Hans Niedermayer hat nie Tagebuch geführt. Aber seine Kindheit am Ende der Dreißiger Jahre und während des Zweiten Weltkriegs blieb so lebendig in ihm, dass er sie wie ein Puzzle aus einer Fülle an Details wieder zusammensetzen konnte. Wer sich dem Sog dieser Erinnerung überlässt, gerät in eine andere Welt - in ein altbairisches Dorf, das es so nicht mehr gibt. Damals hieß der Traktor noch Bulldog und auf dem Turm der Spielzeugburg steckte eine blecherne Hakenkreuzfahne. Die Streichhölzer im Kramerladen hießen "Schnellfeuer" und niemand wundert sich, wenn ein Kunde nach nur einer Rasierklinge…mehr

Produktbeschreibung
Hans Niedermayer hat nie Tagebuch geführt. Aber seine Kindheit am Ende der Dreißiger Jahre und während des Zweiten Weltkriegs blieb so lebendig in ihm, dass er sie wie ein Puzzle aus einer Fülle an Details wieder zusammensetzen konnte.
Wer sich dem Sog dieser Erinnerung überlässt, gerät in eine andere Welt - in ein altbairisches Dorf, das es so nicht mehr gibt. Damals hieß der Traktor noch Bulldog und auf dem Turm der Spielzeugburg steckte eine blecherne Hakenkreuzfahne. Die Streichhölzer im Kramerladen hießen "Schnellfeuer" und niemand wundert sich, wenn ein Kunde nach nur einer Rasierklinge verlangte. Über allem aber wachte ein Auge, das alles sah ...
Hans Niedermayer schildert seine Kinderjahre in einer Handwerkerfamilie auf dem Dorf, als seien sie gerade erst zu Ende gegangen. Er ist ein genauer Beobachter, der schnörkellos beschreibt, wie ein Kind Anteil nimmt an seiner manchmal zärtlichen und manchmal verstörenden Welt.
Ein ungewöhnliches, einzigartiges Erinnerungsbuch mit vielen historischen Fotos.
Autorenporträt
Hans Niedermayer, geboren 1934, wuchs in Eitting (Obb.) auf, studierte in München Geschichte und alte Sprachen. Gymnasiallehrer in Günzburg, Simbach und Erding, danach Direktor des Gymnasiums Markt Schwaben und des Dom-Gymnasiums in Freising. Engagierte sich viele Jahre in der Kommunalpolitik und in der kirchlichen Laienarbeit. Seine zahlreichen Veröffentlichungen beschäftigen sich vor allem mit der Zeitgeschichte der engeren Heimat. Der Autor lebt in Poing bei München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.12.2009

Zwischen Nostalgie und Not
Eine Ausstellung und eine Reihe neuer Erinnerungsbücher beleuchten den Wandel der Kindheit
Von Hans Kratzer
München – Eine Kindheit im heutigen Bayern hat kaum noch Gemeinsamkeiten mit einer Kindheit in den siebziger Jahren. Oft wird Klage geführt, dass die Kinder heutzutage mit Fernsehmüll zugedröhnt und viel zu früh in die Mühle der Kinderbetreuung gezwängt werden und dass sie die Freiheiten einer früheren Stadt- oder Dorfkindheit nur noch rudimentär erleben. Gleichzeitig neigen Erwachsene dazu, jene Zeit zu verklären, in der Kinder noch im Einklang mit der Natur aufwuchsen, in der sie echte Abenteuer in freier Wildbahn erlebten, sich noch der Langeweile hingeben durften und der Konsum sie noch nicht erdrückte.
Immer mehr Autoren verspüren vor diesem Hintergrund den Drang in sich, ihre Erinnerungen an die Kindheit aufzuschreiben, vermutlich weil sie sich Gedanken darüber machen, wie radikal anders alles geworden ist. Einer von ihnen ist der ehemalige Freisinger Gymnasialdirektor Hans Niedermayer (geboren 1934), der jetzt ein solches Buch vorgelegt hat. Die Idee reifte in ihm, als er merkte, dass sich sein Heimatdorf bis zur Unkenntlichkeit verändert hat. Er beschwört dabei keineswegs die gute alte Zeit herauf. „Vielmehr wollte ich zeigen, dass wir damals ganz anders lebten als heute, dass sich die Kindheit in einer anderen Welt abspielte.”
Hohe Kindersterblichkeit
Dass die Kindheit zu allen Zeiten auch Schattenseiten hatte, wird besonders deutlich in der kulturgeschichtlichen Ausstellung „Da ich ein Kind war . . . ” im Bezirksmuseum Dachau. Die in der Schau präsentierten Zeugnisse und Fotografien zeigen, dass Kinder zu allen Zeiten nicht nur geliebt, sondern auch vernachlässigt, unterdrückt und verlassen wurden. Und dass es immer Erinnerungen an eine „schwere” oder eben eine „glückliche” Kindheit gegeben hat.
So haben Erinnerungsbücher über die gute alte Zeit durchaus ihre Berechtigung, denn sie vermitteln Eindrücke aus einer vergangenen Welt, die ein Kind umhaust und fürs ganze Leben geprägt haben. Die Einödbäuerin Elisabeth Mader neigt in ihrem Buch „Eine Kindheit auf dem Land” zur Nostalgie, denn sie rüttelt nicht an der festgefügten Ordnung des alten Kirchen- und Bauernjahres: „Schön ist’s gewesen, und geschadet hat’s keinem.” Als Kompendium der Bauernarbeit und des Brauchtums hat das Buch zweifellos seinen Wert.
Wer die dunklen Seiten kennenlernen will, etwa die hohe Kindersterblichkeit, der muss die Dachauer Ausstellung besuchen, die sich mehr auf die ungeschminkten Berichte von Klassikern wie Anna Wimschneider, Lena Christ oder Maria Hartl beruft. Deren Erinnerungen enthalten erschütternde Beschreibungen der Kindheit von früher. Vom Tod der Mütter im Wochenbett, von harter Kinderarbeit und Züchtigung, von Armut und Hunger, von schrecklichen Unfällen. Das Thema Kindheit hat immer zwei Seiten. Bei manchen Erinnerungstexten wird der Leser sagen: „Damals war die Welt noch in Ordnung”, in anderen Fällen aber bleibt ihm nur die Feststellung: „Wie gut, dass dieses Elend vorbei ist.”
„Da ich ein Kind war . . .”, Bezirksmuseum Dachau, Di-Fr 11-17 Uhr, Sa/So 13-17 Uhr, Tel. 08131/5675-0; mit Katalog. Neue Bücher: Hans Niedermayer, Kind in einer anderen Welt, Verlag Sankt Michaelsbund, 14,90 Euro; Elisabeth Mader, Eine Kindheit auf dem Land, J.Berg Verlag, 19,95 Euro; Kindheit in Bayern in den 50er und 60er Jahren, Wartberg Verlag, mehrere Bände, je 17,90 Euro.
Das Spielen im Freien förderte einst die Körperbeherrschung der Kinder. Andererseits lauerten im bäuerlichen Umfeld viele Gefahren. Unvorsichtigkeit und Übermut führten zu schrecklichen Unfällen. In armen Familien mussten Kinder schon sehr früh arbeiten. Fotos: Wartberg-Verlag – Oscar Poss, Bezirksmuseum Dachau, Sammlung Elisabeth Mader
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