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Karl der Große, bereits von seinen Zeitgenossen als «Leuchtturm Euroas» gerühmt, schuf durch seine Politik die Voraussetzung für den Aufstieg des Kontinents. Dazu gehörem die Eingliederung von Sachsen sowie von Nord- und Mittelitalien in sein Reich, die Bewahrung und Erneuerung spätantik-christlicher Bildung, eine breite Förderung von Handel und Verkehr, nicht zuletzt eine strenge Rechtlichkeit, die sich im Bewusstsein der Nachwelt mit seinem Namen verband.

Produktbeschreibung
Karl der Große, bereits von seinen Zeitgenossen als «Leuchtturm Euroas» gerühmt, schuf durch seine Politik die Voraussetzung für den Aufstieg des Kontinents. Dazu gehörem die Eingliederung von Sachsen sowie von Nord- und Mittelitalien in sein Reich, die Bewahrung und Erneuerung spätantik-christlicher Bildung, eine breite Förderung von Handel und Verkehr, nicht zuletzt eine strenge Rechtlichkeit, die sich im Bewusstsein der Nachwelt mit seinem Namen verband.

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Autorenporträt
Hägermann, DieterDieter Hägermann, geb. 1939 in Kreuzburg 0/S, 1967 Promotion über den Erzbischof Christian von Mainz als Reichslegaten Friedrich I. Barbarossas in Italien, 1973/74 Habilitation mit einer Studie über die Urkunden König Wilhelms von Holland. Seit 1973 Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica München, seit 1976 Inhaber des Lehrstuhls für mittelalterliche Geschichte an der Universität Bremen. Dieter Hägermann starb 2006 in Bremen. Mitherausgeber des Lexikons des Mittelalters. Zahlreiche Publikationen zu allen Epochen der mittelalterlichen Geschichte, insbesondere Editionen zur frühmittelalterlichen Grundherrschaft und zum hochmittelalterlichen Bergbau. Zu nennen sind der Halbband zur Propyläen Technikgeschichte I, hg. von W. König (1991), das Polyptychon von Saint-Germain-des-Pres (1994), die Biographie Karls des Großen (2000, in 3. Aufl. 2001) und zuletzt (als Herausgeber und Mitautor) «Das Mittelalter. Die Welt der Bauern, Bürger, Ritter und Mönche» (2001).
Rezensionen
Nicht Wunder- und nicht Waisenknabe

Geschichtsschreibung in peinsamer Not: Dieter Hägermanns Biografie zu Karl dem Großen verliert sich ins Detail

Rom, Weihnachten im Jahr 800. Papst Leo III. krönt den Frankenherrscher Karl während eines Hochamtes in St.  Peter zum Kaiser. Die Bedeutung des Augenblicks fangen zwei Mosaiken im Triclinium ein, dem wichtigsten Repräsentationssaal des päpstlichen Palastes. Petrus reicht dem Papst als Würdenzeichen eine Stola und Karl die Fahnenlanze.

Karl übernimmt hier symbolisch den Rang Konstantins, des antiken Begründers des christlichen Kaisertums (306 bis 337). Nicht mehr die Paläste Konstantinopels, sondern die Pfalzen des Frankenreiches beherbergen nun den weltlichen Herrscher des Abendlandes und Beschützer der Kirche. Byzanz, das sich als Fortsetzung des Imperium Romanum versteht, ist herausgefordert. Die Geschichte des mittelalterlichen Kaisertums beginnt. Nicht wenige Historiker lassen sie fortleben bis 1806, als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation unterging. Karl ist der Große. Jedenfalls für einen Moment. Sein Verdienst, wird Jacob Burckhardt schreiben, war es, „die europäischen Völker zu einem Culturganzen zusammenzugewöhnen”.

Es gibt jedoch nicht viele Momente im Leben Karls, die so klar veranschaulichen, warum er sich, zu Recht oder zu Unrecht, wie sonst nur Alexander der Große, Caesar und Napoleon ins Gedächtnis Europas eingeschrieben hat. Die Quellenlage erlaubt wenige so filmgerechte Dramatisierungen wie anlässlich der Kaiserkrönung. Wer die vorhandene Literatur zu Rate zieht – die neuen Biografien von Roger Collins (England) und Jean Favier (Frankreich) –, spürt als erstes, dass es kluger Auswahl und Komposition bedarf, um Karls Geschichte konturiert und lesbar zu Papier zu bringen.

Dieter Hägermann, um es gleich zu sagen, kann oder will nicht komponieren. Die Maxime, gegen die sein Werk über den „Herrscher des Abendlandes” besonders eklatant verstößt, stammt vom jungen Goethe: „Dreingreifen, packen ist das Wesen jeder Meisterschaft. ” Hägermann hangelt sich unentschlossen an Karls Reisekalender durch die Jahrzehnte, uns keinen noch so kleinen Feldzug mit sämtlichen Personalien ersparend. Er lässt sich vieles vom ersten Kaiserbiografen Einhart aus dem 9.  Jahrhundert soufflieren, weil er dem frohgemut zugesteht, „des großen Franken konstitutiven Wesenskern” erfasst zu haben. Aber er diskutiert nur oberflächlich, in welchem Maße Einhart, der seinerseits bei den antiken Kaiserviten Suetons abkupferte, den hagiografischen Standards seiner Zeit verhaftet war.

„Der Gegensatz von Struktur- und Personengeschichte”, glaubt der Bremer Historiker, „ist ein künstlich konstruierter”. Sein Schreiben, geprägt durch „quellengesättigte Objektivität” und „phantasievolle Subjektivität”, habe sich von solchen Kleinigkeiten frei gemacht. Also bietet Hägemann die „Totalität des politischen Geschehens” – was immer das sein mag –, die „Verschränkung von Innen- und Außenpolitik” will er zeigen. Aber wenn die Entwicklungslinien dabei gerade mal vom „jungen, wagemutigen König” zum „alternden, gereiften Kaiser” verlaufen, ist die Sorge groß, dass hier jemand zwar fleißig Quellenarbeit und Literaturstudium betrieben hat, aber das Begriffsbesteck eher stumpf ist.

Man könnte in Karls Regentschaft die schriftlichen und mündlichen Sprachreformen ausarbeiten (karolingische Minuskel und Erneuerung des Lateins); man könnte das kaiserliche Interesse für Rhetorik und Logik, für Grammatik und Schreiben – der Alte lernt es nicht mehr – in den Horizont der Antiken-Rezeption stellen; man könnte Widukind, den prominentesten Feind unter den Sachsen, der sich später bekehrte, als Kind einer anderen Kultur und dadurch diese Kultur vorstellen, um auf das Zivilisationsniveau der Franken zurückzuschließen . . .

Hägermann reißt alles irgendwann an, ohne es zu vertiefen. So heißt es in einem Kapitel über Karls Innenpolitik: „Der fränkische Herrscher wurde zunehmend mit der fortschrittlichen Geldwirtschaft und den weitgespannten Handelsaktivitäten der mediterranen Zonen vertraut. ” Aber kennt irgendein – auch historisch beschlagener – Leser auf Anhieb die fortschrittliche Geldwirtschaft der mediterranen Zonen im Jahr 780? Gab es da neue Münzen, neue Zinssätze, neue Inkassoverfahren? Und hatten nicht Spanien, das Baskenland und Süditalien auch ihre Rollen im europäischen Kräftespiel, die Karl näher angingen?

Mit der Kalenderreform Hildeboldts, des Erzbischofs von Köln, will Hägermann nichts zu schaffen haben, obwohl Karl sie mit frühwissenschaftlichem Eifer verfolgte. Die vieldiskutierte Blutrünstigkeit des Kaisers, der bei Verden den Quellen zufolge 4500 Feinde abschlachten ließ, bis das Wasser der Aller die legendäre Rotfärbung hatte, wird eher durch Mäßigungshermeneutik als durch Beweisführung bagatellisiert. Zu den sexuellen Freizügigkeiten des Kaisers, der es auf mindestens achtzehn uneheliche Kinder brachte, bezieht der Autor keine Stellung. Wie das Reich verwaltet wurde, bleibt dunkel, wie die Menschen am Hof lebten, rätselhaft. Was sie waren, außer ein Pixel im verschwommenen Bild der Kaiserherrschaft, erfährt man nicht. Der Biografie „fehlen die Menschen, das Menschliche und die Unmenschlichkeit”, befand Hägermanns Kollege Johannes Fried.

Das Buch hat ein Personenregister, aber keine Fußnoten, um die aufgeworfenen Fragen selbst weiter bearbeiten zu können. Der Fachmann langweilt sich, weil er in all dem Vertrauten keine These findet, der Laie, weil das Buch keinen roten Faden aufweist – und eher betulich geschrieben ist: Zwischen Karl und Leos Vorgänger Hadrian habe es eine „Sternenfreundschaft” gegeben; wegen der sexuellen Regsamkeit Karls befinde sich die Geschichtsforschung in „peinsamer Not”; bei seinem missratenen Pyrenäen-Feldzug habe Karl bemerkt, dass auch der Süden „eines herrscherlichen Zugriffs nicht entraten konnte. ”

Hägermann glaubt fest und innig an Burckhardts Diktum, Geschichte verdichte sich „auf einmal in einem Menschen, welchem hierauf die Welt gehorcht”. Verherrlichungsfloskeln – Karl, „ein wahrer Patriarch im Kreise seiner Familie” – häufen sich; das letzte Kapitel mündet in ein Urteil, das den Kaiser endgültig zum verehrten Großonkel Karl einschrumpft: „Wenn er rasch und entschlossen reagierte, dann trotzdem überlegt und überlegen. ”

ARNO ORZESSEK

DIETER HÄGERMANN: Karl der Große. Herrscher des Abendlandes. Biographie. Propyläen Verlag, Berlin 2000. 736 Seiten, Abbildungen, 88 Mark.

So machte man Karriere: Karl wird durch Papst Leo III. gekrönt

Abb. : Verlag

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