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Seit Jahrzehnten wird von Wissenschaft und journalistischer Praxis harsche Kritik an Präsentation und Inhalt der Afrika-Berichterstattung in den deutschen Medien geübt. Lutz Mükke möchte mit 'Journalisten der Finsternis' der in Deutschland üblichen inhaltsanalytischen Auseinandersetzung eine ausführliche Analyse der an der Afrika-Berichterstattung beteiligten Kommunikatoren (Korrespondenten, Redaktionsmitarbeiter, Producer, Stringer) zur Seite stellen. Er beschreibt zudem Strukturen (u. a. Nachrichtenauswahl, ökonomische Rahmenbedingungen, Gatekeper-Positionen), die die journalistische…mehr

Produktbeschreibung
Seit Jahrzehnten wird von Wissenschaft und journalistischer Praxis harsche Kritik an Präsentation und Inhalt der Afrika-Berichterstattung in den deutschen Medien geübt. Lutz Mükke möchte mit 'Journalisten der Finsternis' der in Deutschland üblichen inhaltsanalytischen Auseinandersetzung eine ausführliche Analyse der an der Afrika-Berichterstattung beteiligten Kommunikatoren (Korrespondenten, Redaktionsmitarbeiter, Producer, Stringer) zur Seite stellen. Er beschreibt zudem Strukturen (u. a. Nachrichtenauswahl, ökonomische Rahmenbedingungen, Gatekeper-Positionen), die die journalistische Informationsverarbeitung zu Afrika-Themen maßgeblich bestimmen.Die Untersuchung verfolgt zwei Ziele: Sie will einen kritischen Beitrag zur Professionalisierung des Auslandsjournalismus leisten und darüber hinaus Anregungen für den theoretischen Diskurs über Auslandsberichterstattung bieten. Sie bezieht sich dabei auf die derzeit gültigen Leitsätze des praktischen Journalismus (Pressekodex), lässt Erfahrungen von Journalisten einfließen und stellt außerdem viele empirische Daten bereit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.10.2009

Trügerische Bilder
Wie wird aus Afrika berichtet? Und wie wichtig wird das Thema genommen? Die 557 eng bedruckten Seiten des jungen Journalisten und Wissenschaftlers Lutz Mükke sind ein informatives Kompendium. Der Autor zitiert den langjährigen ARD-Korrespondenten Hans-Josef Dreckmann zur Frage der Abhängigkeiten von Hilfsorganisationen: „Wenn es vor allem wegen der Fernsehbilder eine Welle der Hilfsbereitschaft gibt, darf ich das mit dem Hinweis auf Fehlverhalten einfach in Frage stellen?” Und noch ernster fragt sich Dreckmann: Wenn durch die Kritik Hilfe eingestellt werde, „trifft es dann nicht vor allem die Falschen? Bestätige ich nicht durch meine Kritik die ohnehin schon vorhandenen Vorurteile?”
Die Abhängigkeit von Hilfsorganisationen wird ergänzt durch die Abhängigkeit von den anglo-amerikanischen Leitmedien BBC und CNN. Deren Bilder aus Afrika bewirken häufig, dass auch andere Medien über das Ereignis berichten. Der frühere Afrika-Korrespondent der ARD (bis 2008, jetzt Lateinamerika), Stefan Schaaf, bekennt freimütig: CNN und BBC seien die Meinungsführer, wenn sich etwas auf eine Katastrophe zuspitze. Wenn die BBC meine, das sei eine Katastrophe, „dann muss auch der ARD-Korrespondent hin”. Auch wenn er selbst nicht dieser Meinung ist. „Da kann man nur versuchen, die Gewichtungen der Berichterstattung etwas anders zu setzen.” Schaaf ergänzt: „Bilder können immer auch trügerisch sein und lügen.”
Logistisch sei der Kontinent weiter ein Albtraum, in manche Gegenden und Länder Afrikas kommt man nur mit einem Flugzeug der UN oder einer Privat-Maschine. Für Journalisten sind die Blauhelm-Einsätze sehr wertvoll, weil sie mitreisen können und meistens starke Bilder bekommen. Gefährlich wird Berichterstattung, die auf falsche Behauptungen aufgrund eigener Interessen hinausläuft. Mükke selbst hat 2004 in einem Dossier in der Zeit eine von Medien und den UN skandalisierte „Hungerkatastrophe” in Äthiopien auf ihren wahren Kern reduziert.
Das Kapitel „Grauzonen, Defizitbereiche und Fehlentwicklungen” sollten ARD und ZDF so ernst nehmen, dass sie den Text an alle Korrespondenten versenden. Ein ARD-Korrespondent schreibt, wie er von einem Zugunglück in Tansania erfuhr, bei dem 250 Menschen starben. „Ich habe immer wieder versucht, dieses Thema der ,Tagesschau‘ nahezubringen. Es wurde schlicht abgewinkt, weil das keinen Menschen interessieren würde.” Das Buch gibt vorzügliche Einblicke in die journalistischen Küchen der verschiedenen Medien. RUPERT NEUDECK
LUTZ MÜKKE: „Journalisten der Finsternis”. Akteure, Strukturen und Potenziale deutscher Afrika-Berichterstattung. Herbert von Halem Verlag, Köln 2009. 557 Seiten, 34,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Buch hält Rezensent Rupert Neudeck für derartig informativ, dass er es am liebsten an alle ARD- und ZDF-Korrespondenten verschicken würde. Die von Lutz Mükke auf 557 Seiten gewährten "vorzüglichen" Einblicke in die Nachrichtenküchen verschiedener Medien haben dem Rezensenten augenscheinlich den ein oder anderen Schauer über den Rücken gejagt. Etwa, wenn Mükke die Abhängigkeiten der Hilfsorganisationen von der Berichterstattung durch BBC und CNN erörtert. Oder wenn es um die Skandalisierung von "Hungerkatastrophen" durch die Medien und die Uno geht.

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