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Die hohe Wertschätzung japanischer Lacke und insbesondere qualitätvoller alter Stücke (»vieux laque du Japon«) ist ein charakteristisches ästhetisches Phänomen der französischen Kunst im 18. Jahrhundert. Wertvoller Japanlack wurde von der Oberschicht gesammelt, besonders geschätzte Einzelstücke, mit kostbaren Montierungen aus Edelmetall versehen, und alte Japanlackplatten, häufig den edelsten französischen Möbeln auffurniert. Die eingesetzten Lacktechniken bestechen durch ihren ungewöhnlichen Variationsreichtum und die erstaunliche Präzision der Ausführung. Der Ausstellungskatalog dokumentiert…mehr

Produktbeschreibung
Die hohe Wertschätzung japanischer Lacke und insbesondere qualitätvoller alter Stücke (»vieux laque du Japon«) ist ein charakteristisches ästhetisches Phänomen der französischen Kunst im 18. Jahrhundert. Wertvoller Japanlack wurde von der Oberschicht gesammelt, besonders geschätzte Einzelstücke, mit kostbaren Montierungen aus Edelmetall versehen, und alte Japanlackplatten, häufig den edelsten französischen Möbeln auffurniert. Die eingesetzten Lacktechniken bestechen durch ihren ungewöhnlichen Variationsreichtum und die erstaunliche Präzision der Ausführung. Der Ausstellungskatalog dokumentiert die gesamte Sammlung in farbigen Abbildungen und eingehenden wissenschaftlichen Texten. Katalogbuch zur Ausstellung 2001/2002: Musée du Château de Versailles; Museum für Lackkunst, Münster.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2002

Der Königin Dosen

Ein Bildband zeigt Marie-Antoinettes Lack-Sammlung und eine hohe östliche Kunst.

VON WIEBKE DENECKE

"Zum dritten!" Der Hammer fällt für ein japanisches Lackkästchen aus dem Besitz des Herzogs Karl von Lothringen. Der Deckel zeigt die melancholisch schöne, mittelalterliche Dichterin Ono no Komachi unter einem ihrer Frühlingsgedichte. Versteigert wird japanische Lackkunst des 17. und 18. Jahrhunderts: Schreibkästchen in allen geometrischen Formen, Medizindöschen in Gestalt von Fächern, Gedichtbänden, sogar Früchten und Tieren. Die Dichterin in Lack ist nicht eines der günstigeren Lose auf glattem schwarzem Grund, sondern ist raffiniert in Gold reliefiert. Wieviel mag der Kenner Dominique Daguerre dafür gezahlt haben, der sie im Auftrag von Königin Marie-Antoinette 1781 bei der Auktion in Brüssel kaufte? Um für die Königin die schönsten Exemplare japanischen Exportlacks zu erwerben, mußte er nicht immer weit reisen: Die Duchesse de Mazarin und die Marquise de Pompadour hegten dieselbe Leidenschaft, so daß edle Stücke oft von einer Damenhand in die andere gingen, wie die damaligen Auktionskataloge zeigen.

Keine Geringere als Maria-Theresia, Marie-Antoinettes Mutter, hatte das Faible des Ancien régime für den Lack entzündet: Sie schenkte der Pompadour als Dank für deren geschickte Hand beim Zustandekommen der französisch-österreichischen Allianz 1756 eines ihrer vorzüglichsten Kästchen - kunstsinnige Diplomatie. Was die Kunstpolitik übrigließ, ging nach dem Tod der Kaiserin 1780 an die Tochter: eine Kollektion, die Daguerre um etliche exquisite Stücke erweiterte. Er inventarisierte sie inmitten der Revolutionswirren genauestens, war aber unter dem Druck des jakobinischen Terrors bestrebt, diesen Kunstschatz loszuwerden: Die Sammlung kam 1793 in das gerade erst eröffnete Nationalmuseum des Louvre.

Wer Lack importierte, brauchte eine griffige Terminologie für die vielfältigen ostasiatischen Techniken. Die reiche Fachsprache für Kästchenformen, für die verschiedenen metallhaltigen Streu- und Reliefierungstechniken und für die gängige Ornamentik ist in einem ausgezeichneten Glossar am Ende des Buchs erklärt und illustriert. Manche Worte aus dem 18. Jahrhundert haben sich bis heute behauptet, so der "Koromandellack" oder der "moirierte Aventurinlack" für das japanische "Mokume" ("Holzauge"), die Imitation von Holzfurnier. Was endlich dem einen schön, ist dem anderen teuer: Die Schriftzeichen, die sich auf der Unterseite der Dosen befinden, müssen den Europäern wie Kalligraphien erschienen sein. Doch es sind geheime Preiskodierungen (Fuchô), die von einer bazarartigen Verhandlungskultur zeugen: Sie geben keinen Festpreis an, sondern den für einen Gewinn nötigen Niedrigstpreis.

Dominique Daguerre übrigens wären bei einer Christie's-Auktion letztes Jahr in Hongkong wohl zügig die königlichen Mittel geschwunden: Den Spitzenpreis unter den Lacken einer japanischen Privatsammlung erzielte ein chinesisches Kästchen der Yongle-Periode (1403 bis 1424) - bei rund zwei Millionen Euro. Die Preisklasse für alte ostasiatische Lacke liegt jedenfalls im fünfstelligen Euro-Feld. Natürlich wird auch in Japan noch gesammelt, aber im täglichen Leben halten es die Japaner wie mit anderen Dingen auch: Sie ersetzen - mit Plastik. Fast glänzen die Schälchen von weitem, als wär's ein Stück vom edlen Lack.

Monika Kopplin: "Japanische Lacke. Die Sammlung der Königin Marie-Antoinette". Hirmer Verlag, München 2001. 238 S., geb., Abb., 40 . - Die Ausstellung ist bis 7. April im Museum für Lackkunst, Münster.

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"So ist dem Museum eine einzigartige Ausstellung mit einem hinreißenden Katalog gelungen, die nicht nur die Pracht der Objekte vor Augen führt, sondern auch in der Erforschung der Besonderheiten und Ironien des frühen Japonisme Akzente setzt." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)