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Der belgische Chansonnier Jacques Brel war schon zu Lebzeiten ein Mythos. In akribischer Recherche hat der Schriftstelller und Journalist Olivier Todd eine außerordentliche Fülle von Details aus Brels Leben zusammengetragen. Der Mythos Brel verschwindet hinter dem überaus facettenreichen Bild eines vielseitigen und eigenwilligen Künstlers.

Produktbeschreibung
Der belgische Chansonnier Jacques Brel war schon zu Lebzeiten ein Mythos. In akribischer Recherche hat der Schriftstelller und Journalist Olivier Todd eine außerordentliche Fülle von Details aus Brels Leben zusammengetragen. Der Mythos Brel verschwindet hinter dem überaus facettenreichen Bild eines vielseitigen und eigenwilligen Künstlers.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.1998

Den Anker unterm Arm
Lebendig im Episoden-Gebirge: Eine Biographie für Jacques Brel

Es gibt Musikerlegenden, die sich leichter von ihrem Ende her erzählen lassen: Wenn der Sterbe- und nicht der Geburtstag eines Heiligen oder Helden den Fokus abgibt, wenn auch die Phalanx der Werke schnurgerade und todestrunken auf das eine große Finale zuzueilen scheint. Schubert ist so ein Fall, Mahler, Morrison, Brel.

Am 9. Oktober 1978 ist Jacques Brel im Alter von neunundvierzig Jahren in Zimmer 305 des Krankenhauses Bobigny bei Paris an Lungenkrebs gestorben. Er hatte ohnehin nicht vorgehabt, "ein alter Sänger" zu werden. Als man ihm kurz vor dem Tod die Sauerstoffmaske abnimmt, bittet er um eine Cola und sagt mit einem Schuß Selbstironie: "Je ne vous quitterai pas". Es war eine Prophezeiung. Da nämlich eine Wolke widersprüchlicher Gerüchte seine letzten Jahre umwittert hatte, weil Brel, während er auf einer Südseeinsel mit seiner letzten Geliebten lebte, schon öfters fälschlich totgesagt worden war, wirkte die Meldung von seinem tatsächlichen Ableben wie eine weitere schöne Pointe. "Er lebte und lebte auch wieder nicht, er starb und starb auch wieder nicht", orakelt ein Nachruf.

Wenige Stunden nach Bekanntwerden seines Todes schreibt ein unbekannter flämischer Patriot, der ihm vielleicht "Les Flamands" nicht verzeihen konnte, an einen Brückenpfeiler zwischen Brüssel und Lüttich die Beschwörungsformel: "Brel is dood, hourrah!" Und George Brassens erklärt: "Ich glaube nicht, daß er gestorben ist. Es wird leicht sein, Brel wieder zum Leben zu erwecken. Wir brauchen uns nur seine Platten anzuhören."

Die rund siebenhundert moralischen Lieder von Flucht und Schmerz gehören wie das Zähneputzen und die Auto-Inspektion immer noch zum Alltag. Was kann ein treuer Brel-Fan am heutigen Festtag darüber hinaus tun? Er könnte zum Buchhändler gehen und sich die Brel-Biographie von Olivier Todd besorgen, geschrieben sechs Jahre nach Brels Tod und jetzt auch in einer guten deutschen Übersetzung zu haben. In diesem Zweipfundbuch verliert man sich wie in einem wunderbaren Irrgarten, denn der Autor hat seine ungeheuerliche Fülle von Informationen und authentischen Zeugnissen rein aphoristisch bewältigt und zu einem Gebirge von Episoden aufgehäuft.

Ohne Inhaltsverzeichnis, ohne Register. Doch versehen mit Randnotizen in Zwergenschrift und gegliedert durch die zwischen die Zeilen eingestreuten Fragmente Brelscher Chansons, die wie Marterl am Wegesrand der verschlungenen Lebensbeschreibung stehen und dergestalt, ins Deutsche gebracht, plötzlich etwas Unvertrautes, Exotisches haben: ". . . heut' wie jeden Abend geh' ich heim mit verstörtem Herzen und den Anker unterm Arm . . ." ELEONORE BÜNING

Olivier Todd: "Jacques Brel - ein Leben". Eine Biographie. Aus dem Französischen übersetzt von Sonia Novoselsky und Kristina Maidt-Zinke. Achilla Presse Bremen 1997. 790 S., geb., 68,- DM.

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