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Ivan Liska war viele Jahre Erster Solist in John Neumeiers Hamburg Ballett, der zahlreiche Titelrollen für ihn schuf, tanzte auch in Choreografien von Béjart, van Manen, Kylián, Balanchine oder Cranko und war Partner berühmter Ballerinen wie Marcia Haydée. Bedeutende Preise wurden ihm verliehen, so auch der Deutsche Tanzpreis, den er 2012 u. a. für seine Arbeit als Ballettdirektor des Bayerischen Staatsballetts erhielt. Viermal hat er seinen Vertrag mit dem Münchner Ensemble verlängert und nicht nur bedeutende Choreografen an sein Haus geholt, sondern auch eine Junior Company gegründet. Die…mehr

Produktbeschreibung
Ivan Liska war viele Jahre Erster Solist in John Neumeiers Hamburg Ballett, der zahlreiche Titelrollen für ihn schuf, tanzte auch in Choreografien von Béjart, van Manen, Kylián, Balanchine oder Cranko und war Partner berühmter Ballerinen wie Marcia Haydée. Bedeutende Preise wurden ihm verliehen, so auch der Deutsche Tanzpreis, den er 2012 u. a. für seine Arbeit als Ballettdirektor des Bayerischen Staatsballetts erhielt. Viermal hat er seinen Vertrag mit dem Münchner Ensemble verlängert und nicht nur bedeutende Choreografen an sein Haus geholt, sondern auch eine Junior Company gegründet. Die Biografie von Dagmar Ellen Fischer dokumentiert eindrücklich jene Weltkarriere, die mit der Ausbildung am Konservatorium in Prag ihren Anfang nahm. Doch auch das Ausgeliefertsein ans Schicksal - Liska musste 1969 aus seiner Heimat emigrieren - und die dazugehörigen Glücksmomente werden in diesem sehr persönlichen Buch gezeigt.
Autorenporträt
Dagmar Ellen Fischer, ausgebildete Tanzpädagogin, ist Kulturjournalistin und Theaterkritikerin in Hamburg. Sie hält regelmäßig Vorträge zu theater- und tanzhistorischen Themen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.04.2015

Der Verwandlungskünstler
Seit 1998 ist Ivan Liška Direktor des Bayerischen Staatsballetts. Als Tänzer hat ihn vor allem die enge Zusammenarbeit
mit John Neumeier geprägt. Die Journalistin Dagmar Ellen Fischer hat eine Biografie über ihn geschrieben
VON EVA-ELISABETH FISCHER
Das Ende seiner Tänzerkarriere mündete organisch in seinen neuen Beruf als Ballettdirektor. Und wenn Ivan Liška zum Ende der Spielzeit 2016/17 seinem Nachfolger Igor Zelensky den Direktorensessel samt Schlüssel zum Probenhaus am Platzl überlässt, bedeutet dies in gewissem Sinne wiederum Kontinuität, denn er widmet sich dann ganz und gar den Belangen der Heinz-Bosl-Stiftung. Deren Vorstand wurde er nach Konstanze Vernons Tod im Januar 2013, als er abermals in ihre Fußstapfen trat wie bereits 1998. Damals übernahm Ivan Liška, Vernons ausdrücklicher Wunschkandidat, das von ihr zielstrebig durchgeboxte, in der Folge künstlerisch und finanziell autonome Bayerische Staatsballett. Eine Rückkehr.
  Den Eckdaten seiner Biografie zufolge fällt zunächst einmal auf, wie klar strukturiert dieses jetzt 64-jährige Leben bislang verlief. Ballettakademie in Prag, 1969 bis 1974 beim Ballett am Rhein unter Erich Walter, danach drei Jahre lang im Staatsopernballett in München. Und danach 20 Jahre lang Hamburg, wo sich Liška bei seinem Lebenschoreografen John Neumeier zu dem außerordentlichen Tanzkünstler entwickelte, der er war. Wer es gesehen hat, wird es nicht vergessen, das Leuchten, das ihn auratisch als Engel in der „Josephs Legende“ umgab; die musikalische Kraft, die ihn durch die Mahler-Ballette trug; die virile Hingabe als Armand und später die noble Delikatesse als Armands Vater, mit der er die zentralen männlichen Parts in der „Kameliendame“ gestaltete. Die in Hamburg lebende Kulturjournalistin Dagmar Ellen Fischer räumt den Hamburger Jahren Liškas, die sie selbst hautnah verfolgen konnte, denn auch den breitesten Teil ihrer soeben im Henschel Verlag erschienenen Biografie ein. Der Titel „Ivan Liška. Tänzer. Die Leichtigkeit des Augenblicks“ rückt den Kern seiner Existenz ins Zentrum.
  Es verwundert nur ein wenig, dass ausgerechnet der „unaufgeräumte“ Ivan Liška als ungestümer Peer Gynt den Buchtitel ziert. Die Autorin hält sich mit Kommentaren zurück, fasst vielmehr erzählend zusammen, was den O-Tönen der Protagonisten – vornehmlich natürlich Liška selbst und John Neumeier – zu entnehmen ist. Letzterer betont die Bedeutung und die eminente Gabe zur Rollengestaltung seines Solisten, auch wenn er sich so manchen Part mit immensem Kraftaufwand errungen habe. „Es gibt Tänzer, die bleiben immer sie selbst . . . Das war bei Ivan nicht so. Er hatte wirklich Spaß daran, sich zu verwandeln“, sagt Neumeier an einer Stelle. Was für ein treuer und auch beständiger Mann dieser Ivan Liška sein muss, das liest man auch aus Fischers diskret geschilderten Lebensepisoden heraus. Die Ursache dafür mag in der Erschütterung seiner Kindheit und Jugend in der sozialistischen Tschechoslowakei zu suchen sein. Die Künstlerfamilie verließ das verhasste System 1969, nachdem russische Panzer den Prager Frühling niedergewalzt hatten.
  Vielleicht hat er sich wegen der unfreien frühen Jahre und des Dramas der Flucht bereits mit 23 an die fünf Jahre ältere Colleen Scott, ehemals Ballerina und Ballettmeisterin, gebunden. Sie teilen nunmehr seit fast 40 Jahren ihr berufliches und privates Leben, zu dem auch zwei Söhne gehören. Trotz gelegentlicher Dissonanzen eint sie vorrangig ihr beständiges Streben: der Tanz. Dass einer wie Ivan Liška nicht einfach ist, liegt sicher nicht allein daran, dass er im Zeichen des Skorpions geboren wurde, sondern in seiner Künstlernatur. Über diese nachzulesen, über die inneren Bewegungen zu erfahren, aus der tänzerische Bewegung erwuchs, lohnt sich.
Dagmar Ellen Fischer: „Ivan Liška. Tänzer. Die Leichtigkeit des Augenblicks“, Sonntag, 19. April, 13.30 Uhr, Königssaal im Nationaltheater
Die Familie hat nach
dem Prager Frühling die
Tschechoslowakei verlassen
John Neumeiers Traum-Tänzer Ivan Liška in einem der Traum-Ballette des Choreografen – „Lieb’ und Leid und Welt und Traum“
1980 in Hamburg. Mit 13 tanzte er, noch als Schüler, „Das Spiel von Liebe und Tod“ 1963 in Prag, aber bereits zehn Jahre später Hans van Manens
grandioses Beethoven-Ballett „Große Fuge“ 1973 (von links).
  Fotos: Privatarchiv Ivan Liška
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