Eike Christian Hirsch
Broschiertes Buch
Ist das Deutsch oder kann das weg?
Schlimme Einfälle und schöne Reinfälle
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Eike Christian Hirsch unterhält die Leser erneut mit wunderbaren Beobachtungen zu den Maschen und Marotten des neuen Deutsch. Statt "daher" sagen wir heute "von daher" und statt "Regeln" "Regularien", damit alles ein klein wenig pompöser klingt, aber das ist ja letztlich, nein, "letztendlich" egal. Was aber sollen wir von einem "Gipfeltreffen nachwachsender Rohstoff-Experten" oder von "Spezialisten für freilaufende Eier" halten?
Eike Christian Hirsch war Redakteur im Hörfunk des NDR. Einem breiten Leserkreis ist er durch seine Sprachglossen 'Deutsch für Besserwisser' bekannt geworden, die im 'Stern' erschienen.
Produktbeschreibung
- Beck Paperback
- Verlag: Beck
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 156
- Erscheinungstermin: September 2019
- Deutsch
- Abmessung: 194mm x 125mm x 10mm
- Gewicht: 166g
- ISBN-13: 9783406742279
- ISBN-10: 3406742270
- Artikelnr.: 56007145
Herstellerkennzeichnung
C.H. Beck
Wilhelmstrasse 9
80801 München
produktsicherheit@beck.de
Triftige Sprachkritik
Eike Christian Hirsch ist ein aufmerksamer Hinhörer auf die Sprache, und die richtige Einstellung hat er auch - denn er eifert nicht. Zum Beispiel, wenn sich etwas aus dem Englischen zeigt. So stellt er in seinem neuen Buch eine Liste von deutschen Wendungen, die aus dem Englischen übernommen sind, zusammen und hat nichts gegen sie einzuwenden - auch nicht gegen das oft geschmähte "das macht Sinn". Und ist es nicht auch absurd, etwas abzulehnen, nur weil es Entsprechendes auch im Englischen gibt? Es geht also um Sprachkritik. Und gerade als Sprachwissenschaftler begrüßt das der Rezensent, umso mehr, als sich die Sprachwissenschaft kaum für Sprachkritik interessiert. Denn sie will nur wissen, wie eine
Eike Christian Hirsch ist ein aufmerksamer Hinhörer auf die Sprache, und die richtige Einstellung hat er auch - denn er eifert nicht. Zum Beispiel, wenn sich etwas aus dem Englischen zeigt. So stellt er in seinem neuen Buch eine Liste von deutschen Wendungen, die aus dem Englischen übernommen sind, zusammen und hat nichts gegen sie einzuwenden - auch nicht gegen das oft geschmähte "das macht Sinn". Und ist es nicht auch absurd, etwas abzulehnen, nur weil es Entsprechendes auch im Englischen gibt? Es geht also um Sprachkritik. Und gerade als Sprachwissenschaftler begrüßt das der Rezensent, umso mehr, als sich die Sprachwissenschaft kaum für Sprachkritik interessiert. Denn sie will nur wissen, wie eine
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bestimmte Sprache aufgebaut ist, wie sie sich herausgebildet hat.
Doch Vernunft gibt es auch außerhalb der Wissenschaft, und Hirsch bringt sie gut in Anschlag. Er breitet eine Fülle von ganz verschiedenen, triftigen Beispielen, von "Sprachunfällen", wie er auch sagt, aus von dem harmlosen, aber doch eigentlich etwas unangebrachten "Sie dürfen sich noch ins Wartezimmer setzen!" der Arzthelferin bis hin (und dies ist nun wahrlich ernst) zum im Grunde skandalösen Gebrauch des Wortes "Holokaust". Ursprünglich meinte dieses griechische Wort, das ein hebräisches des Alten Testaments übersetzt, eine fromme Handlung, nämlich die Gott als gefälliges Opfer dargebrachte "Gesamtverbrennung" eines Tiers. Dass dieses Wort zur Bezeichnung für das Verbrechen der Judenvernichtung werden konnte, geht darauf zurück, dass es im Englischen früh die Bedeutung "Katastrophe" erhielt. Aber es gibt ja neben ihm, das ebenfalls gebräuchliche, direkt dem Hebräischen entlehnte Wort "Schoa", das von vorneherein - und zwar im Bild eines verderblichen Sturms - "Katastrophe" bedeutete.
Der Rezensent hat dies übrigens schon vor Jahren dargelegt und freut sich über die Übereinstimmung. Und er findet auch sonst, von wenigem abgesehen, in diesem für Sprachfreunde sehr lesenswerten und auch unterhaltsamen Buch kaum Anlässe zum Widerspruch. Darlegungen wie die zu "Holokaust" stoßen auf den richtigen Einwand, dass man eine üblich gewordene Redeweise kaum mehr wieder loswird. Richtig ist aber auch, dass zumindest der Einzelne sich weigern kann, Dinge so zu sagen, wie sie die meisten sagen. Dies gerade gehört zur Freiheit von Sprechern.
HANS-MARTIN GAUGER.
Eike Christian Hirsch: "Ist das Deutsch oder kann das weg?"
Die schönsten Einfälle des neuen Deutsch.
C. H. Beck Verlag, München 2019. 156 S., br., 12,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Doch Vernunft gibt es auch außerhalb der Wissenschaft, und Hirsch bringt sie gut in Anschlag. Er breitet eine Fülle von ganz verschiedenen, triftigen Beispielen, von "Sprachunfällen", wie er auch sagt, aus von dem harmlosen, aber doch eigentlich etwas unangebrachten "Sie dürfen sich noch ins Wartezimmer setzen!" der Arzthelferin bis hin (und dies ist nun wahrlich ernst) zum im Grunde skandalösen Gebrauch des Wortes "Holokaust". Ursprünglich meinte dieses griechische Wort, das ein hebräisches des Alten Testaments übersetzt, eine fromme Handlung, nämlich die Gott als gefälliges Opfer dargebrachte "Gesamtverbrennung" eines Tiers. Dass dieses Wort zur Bezeichnung für das Verbrechen der Judenvernichtung werden konnte, geht darauf zurück, dass es im Englischen früh die Bedeutung "Katastrophe" erhielt. Aber es gibt ja neben ihm, das ebenfalls gebräuchliche, direkt dem Hebräischen entlehnte Wort "Schoa", das von vorneherein - und zwar im Bild eines verderblichen Sturms - "Katastrophe" bedeutete.
Der Rezensent hat dies übrigens schon vor Jahren dargelegt und freut sich über die Übereinstimmung. Und er findet auch sonst, von wenigem abgesehen, in diesem für Sprachfreunde sehr lesenswerten und auch unterhaltsamen Buch kaum Anlässe zum Widerspruch. Darlegungen wie die zu "Holokaust" stoßen auf den richtigen Einwand, dass man eine üblich gewordene Redeweise kaum mehr wieder loswird. Richtig ist aber auch, dass zumindest der Einzelne sich weigern kann, Dinge so zu sagen, wie sie die meisten sagen. Dies gerade gehört zur Freiheit von Sprechern.
HANS-MARTIN GAUGER.
Eike Christian Hirsch: "Ist das Deutsch oder kann das weg?"
Die schönsten Einfälle des neuen Deutsch.
C. H. Beck Verlag, München 2019. 156 S., br., 12,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Goethe und der Papierflieger
„«Das sind Verbindlichkeiten, die wir meinem Vorgänger zu verdanken haben.» So sprach der neue Schatzmeister des Vereins. Und niemandem wird etwas aufgefallen sein. Verdanken? Ja, so spricht und schreibt man heute. Dankbarkeit scheint weiter …
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Goethe und der Papierflieger
„«Das sind Verbindlichkeiten, die wir meinem Vorgänger zu verdanken haben.» So sprach der neue Schatzmeister des Vereins. Und niemandem wird etwas aufgefallen sein. Verdanken? Ja, so spricht und schreibt man heute. Dankbarkeit scheint weiter verbreitet, als man ahnte.“
Eike Christian Hirsch hat mit Präzision die deutsche Sprache, bzw. das was die Menschen in dieser gesprochen und geschrieben haben, analysiert. Warum bedanken sich Menschen, wenn ihnen schlechtes widerfährt? Wer trägt am schlechten Wetter die Schuld, die Wolken oder die Sonne? Sollten wir den Dativ oder doch den Genitiv verwenden? Warum werden ständig Substantive verlängert und Verben weggelassen? Warum wird man seit einiger Zeit überall geduzt? In der kleinen Sprachstudie werden diese und andere Fragen beantwortet.
Ein Glück, dass es noch Liebhaber der deutschen Sprache gibt, die Bücher über die korrekte Verwendung der deutschen Sprache schreiben und diese dann auch veröffentlichen. Danke!
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Die vorliegende Sprachstudie bzw. Momentaufnahme der deutschen Gegenwartssprache hat mich begeistert. Der leidenschaftlicher Sprachpurist Eike Christian Hirsch hat unzählige Sprachglossen für den STERN geschrieben und arbeitet beim NDR-Hörfunk. Auch dem vorliegenden Buch merkt man des …
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Die vorliegende Sprachstudie bzw. Momentaufnahme der deutschen Gegenwartssprache hat mich begeistert. Der leidenschaftlicher Sprachpurist Eike Christian Hirsch hat unzählige Sprachglossen für den STERN geschrieben und arbeitet beim NDR-Hörfunk. Auch dem vorliegenden Buch merkt man des Autors germanistische Expertise an. Hirsch hört im Alltag genau hin und liest Zeitungen und Zeitschriften gegen den Strich. Dabei hat er stets die korrekten grammatischen Formen im Hinterkopf und wundert sich nicht nur einmal über den Wandel der deutschen Sprache. Heutzutage scheint fast alles möglich zu sein. Übertreibungen, wie z. B. alle Daumen drücken, sind normal geworden, beim Einkaufen wird man als Kunde geduzt und amerikanische Redewendungen (z. B. mit jmd. auf Augenhöhe reden) gehen uns viel zu locker von der Zunge. Ich teile Hirschs Kritik und Verwunderung sowie seinen Sinn für Humor. Daher konnte mich das 156-seitige Büchlein von Anfang bis Ende überzeugen. Die prägnanten ein- bis zweiseitigen Glossen orientierten sich am Puls der Zeit und hielten neben bekannten Themen (wie den Deppenapostroph) auch manches Überraschende bereit. Hirschs Sinn für Ironie tritt nicht nur in seinen Texten zutage, sondern auch in der humorigen Covergestaltung. Titel und Dichterfürst Goethe mit Papierflieger machen auf den ersten Blick neugierig
FAZIT
Kurzweiliges Büchlein im Stile von Bastian Sick, das besonders Sprachliebhaber mögen werden.
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