24,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Buch

»Jake Wallis Simons analysiert die oft vorurteilsbehaftete Berichterstattung, die so oft in Besessenheit und Dämonisierung umschlägt, und verfolgt deren Ursprünge vom europäischen und stalinistischen Antisemitismus des Mittelalters bis in die heutige Zeit. Er beschreibt, warum Israel in einer vermeintlich rationalen und fortschrittlichen Zeit so anders beurteilt wird als andere Staaten. Es ist ein Buch, das auf faszinierende Weise die dunklen Seiten unserer heutigen Welt analysiert und unbequeme Wahrheiten aufdeckt.« Simon Sebag Montefiore

Produktbeschreibung
»Jake Wallis Simons analysiert die oft vorurteilsbehaftete Berichterstattung, die so oft in Besessenheit und Dämonisierung umschlägt, und verfolgt deren Ursprünge vom europäischen und stalinistischen Antisemitismus des Mittelalters bis in die heutige Zeit. Er beschreibt, warum Israel in einer vermeintlich rationalen und fortschrittlichen Zeit so anders beurteilt wird als andere Staaten. Es ist ein Buch, das auf faszinierende Weise die dunklen Seiten unserer heutigen Welt analysiert und unbequeme Wahrheiten aufdeckt.« Simon Sebag Montefiore
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2024

Diagnose: Israelphobie

Die "Phobie" ist zu einem gesellschaftlichen Kampfbegriff in den Kulturkriegen unserer Zeit geworden. Im "Lehrbuch der Psychologie" von Philip George Zimbardo, Professor in Stanford, finden sich die "Phobien" zwischen der Angstneurose und der Zwangsneurose erläutert. "Phobische Objekte" können Schlangen, Spinnen, Menschenmassen, Enge oder Höhe sein. Der Begriff kann aber auch zur Kennzeichnung von Hass und Vorurteilen dienen, wie etwa im Fall von Xenophobie, Homophobie oder Transphobie. Letzterer Triade stellt der britische Journalist Jake Wallis Simons in seinem Buch die "Israelphobie" zur Seite (Jake Wallis Simons: Israelphobie - Die unendliche Geschichte von Hass und Dämonisierung. Edition Tiamat, 240 S., br., 24,- Euro).

Hinter dem Neologismus - der Autor räumt gleichwohl ein, dass der Begriff schon seit den Neunzigerjahren nachgewiesen werden kann - präsentiert Simons freilich Altbekanntes. Denn die titelgebende "Israelphobie" ist dem Autor zufolge nur eine andere Form des Antisemitismus, der sich darin ausdrückt, dass im öffentlichen Urteil über den Staat Israel und seine Politik andere, meist strengere Maßstäbe angelegt werden als an andere Staaten dieser Erde. Wer Israel kritisiert, ignoriert meist das Unrecht in anderen Teilen der Welt, ist also nicht nur doppelmoralischer Standards überführt, sondern versucht auch noch seine latente antisemitische Haltung hinter vermeintlich objektiver, an Menschen- und Völkerrecht orientierter Kritik zu verstecken.

Israel werde zu Unrecht als Apartheidsstaat bezeichnet und als weiße Kolonialmacht dämonisiert, die die indigene Bevölkerung terrorisiere. Dieser Antizionismus habe seine Wurzeln nicht nur in der historischen Verbindung von Nationalsozialismus und palästinensischem Nationalismus in den Vierzigerjahren, sondern er sei auch eine seit 1967 entwickelte Propagandafinte des sowjetischen Geheimdienstes KGB, der im Westen noch heute zahlreiche Linke aufsäßen. Damit sind die Hauptpunkte des Buchs genannt, die in immer neuen Variationen, zum Teil aber auch wortgleich wiederholt werden.

Es erschien Anfang September 2023 zuerst in Großbritannien, und Simons - seit zwei Jahren Herausgeber des in London erscheinenden "Jewish Chronicle" - arbeitet sich vor allem an der "Israelphobie" an den britischen Universitäten, in den Medien und bei der Linken ab, insbesondere am früheren Vorsitzenden der Labour-Partei, Jeremy Corbyn. Für die deutsche Ausgabe hat er ein aktualisiertes Vorwort verfasst, in dem er auf das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 eingeht, die ihm folgenden "beschämenden" Reaktionen "auf den Straßen unserer Länder" anprangert und sich fragt: "Was hat das Urteilsvermögen so vieler Menschen vernebelt?" Gemeint sind die "Scharen von nützlichen Idioten der progressiven Linken". Womit schon im Vorwort der polemische Ton des Buchs gesetzt ist.

Vor einer Pathologisierung, die über seine Phobiediagnose hinausgeht, schreckt Simons dabei nicht zurück. Da ist vom "Krebs" die Rede, der im Inneren der Gesellschaft nage, und vom "israelfeindlichen Virus", das "bereits große Teile der liberalen Linken infiziert" habe und dessen "nicht mutierte Stämme" weiter in "schattigen Ecken" gedeihen würden. Einem "Teil der arabischen Kultur" attestiert er, "einen Kult des Blutvergießens" zu sakralisieren. Der Zahl der nach der Staatsgründung Israels 700.000 vertriebenen Palästinenser stellt er 900.000 vertriebene Juden aus den arabischen Ländern entgegen. Überhaupt sei die Vertreibung ganzer Bevölkerungsteile seinerzeit noch ein verbreitetes Mittel der Politik gewesen, man möge nur an die mehr als vierzehn Millionen vertriebenen Menschen nach der Teilung Indiens denken. Doch nur im Falle Israels werde das Unrecht der Vertreibung weiter öffentlich angeprangert

Wie man auf diese Weise einen Dialog in Gang bringen möchte, in dem die zu Recht aufgeworfenen Fragen, was man gegen den alten und den neuen Antisemitismus tun könne, verhandelt werden, bleibt das Geheimnis des Autors. Denn sein Buch ist von großer Einseitigkeit geprägt, die nur an sehr wenigen Stellen vorsichtige und zurückhaltende Kritik an der Politik der Regierung Netanjahu zulässt. In der Idee einer "Einstaatenlösung", wie sie etwa israelisch-palästinensische Friedensinitiativen vertreten, glaubt der Autor, auch wenn sie "auf den ersten Blick gerecht" erscheinen mag, lediglich einen "Code für die Auslöschung des jüdischen Staates" zu erkennen.

Der Autor nutzt intensiv das in den sozialen Medien geläufige rhetorische Mittel des Whataboutism. Er setzt auf Polemik, wo Differenzierung gefragt wäre. Im besten Fall können Bücher ein Gespräch anstoßen, dieses drängt allenfalls zum Gesprächsabbruch. RENÉ SCHLOTT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr