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Spätestens seit der Iranischen Revolution von 1979 und erst recht seit dem 11. September 2001 hält der Islamismus die Welt in Atem. Tilman Seidensticker erklärt, was Muslimbrüder, Salafisten, Wahhabiten und andere Strömungen voneinander unterscheidet, auf welche Vordenker sie sich berufen und mit welchen Mitteln sie operieren, um das Ziel einer islamischen Politik und Gesellschaft zu erreichen. Ein Muss für alle, die den islamischen Fundamentalismus und die Gefahr, die von ihm ausgeht, besser verstehen wollen.
Tilman Seidensticker ist Professor für Islamwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine kommentierte Ausgabe der Geistlichen Anleitung der Attentäter vom 11. September wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
Produktdetails
- Beck'sche Reihe 2827
- Verlag: Beck
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 127
- Erscheinungstermin: 21. August 2014
- Deutsch
- Abmessung: 181mm x 118mm x 7mm
- Gewicht: 121g
- ISBN-13: 9783406660696
- ISBN-10: 340666069X
- Artikelnr.: 39471785
Herstellerkennzeichnung
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Von der Behauptung, der Islam habe nichts mit dem Islamismus zu tun, hält Rezensentin Doris Akrap ebenso wenig wie von der Behauptung, es gebe den einen Islamismus. Sehr dankbar nimmt sie daher diese mit 120 Seiten zwar überschaubar bleibende, aber "sehr informative und gute Übersicht" zur Hand. Seidensticker rechnet sie dabei an, dass auch Begriffsbesetzungen wie "islamisch" vor allem eine Sache der Deutung sind, auch wenn er krasse Phänomene des religiösen Terrors von der Religion nicht per se abspaltet. Und auch wenn manche herausgearbeitete Facette des Islamismus in diesem Büchlein nur schlaglichtartig behandelt wird, lobt die Kritikerin es insgesamt doch ganz ausdrücklich dafür, das Interesse an Hintergründen und Geschichte dieser verhältnismäßig jungen politischen Bewegung zu wecken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gute und böse Vorurteile
Der politisierte Islam
Schlagwörter produzieren Klischees - und die verfestigen gängige Vorurteile. So war lange der "islamische Fundamentalismus" die Wortkeule, gegen die subtilere Erklärungsversuche vergeblich waren. Dann werden seit zwei Jahrzehnten die Begriffe Muslim und Islamist - nach dem Motto "je geringer das Wissen, umso sicherer das Urteil" - bedenkenlos synonym verwendet. Neuerdings ist indes der Begriff Salafist in Mode, und die Islamisten scheinen unverhofft zu den Guten geworden zu sein, die Salafisten auf unseren Straßen und den Henkerstätten im Nahen Osten aber die Bösen. Ordnung in dieses begriffliche Durcheinander bringt Tilman Seidensticker, Professor für
Der politisierte Islam
Schlagwörter produzieren Klischees - und die verfestigen gängige Vorurteile. So war lange der "islamische Fundamentalismus" die Wortkeule, gegen die subtilere Erklärungsversuche vergeblich waren. Dann werden seit zwei Jahrzehnten die Begriffe Muslim und Islamist - nach dem Motto "je geringer das Wissen, umso sicherer das Urteil" - bedenkenlos synonym verwendet. Neuerdings ist indes der Begriff Salafist in Mode, und die Islamisten scheinen unverhofft zu den Guten geworden zu sein, die Salafisten auf unseren Straßen und den Henkerstätten im Nahen Osten aber die Bösen. Ordnung in dieses begriffliche Durcheinander bringt Tilman Seidensticker, Professor für
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Islamwissenschaft in Jena. Nach der Lektüre seiner gut strukturierten und lesbaren Monographie sollte es auch dem Fachfremden keine Mühe mehr kosten, die Bandbreite zu erkennen, die einen "Islamisten Erdogan" von den "Islamisten des Islamischen Staats" trennt.
Seidensticker definiert Islamismus als "Bestrebungen zur Umgestaltung von Gesellschaft, Kultur, Staat oder Politik anhand von Werten und Normen, die als islamisch angesehen werden". Damit deutet er den weiten Bogen islamistischer Bewegungen und islamisch orientierter Aktivisten an, die von einer islamisch geprägten demokratischen Partei wie der türkischen AKP über missionarische Tätigkeiten bis hin zu revolutionären Aktionen und exzessiver Gewalt reichen. Er erläutert den historischen Hintergrund des modernen Phänomens Islamismus, stellt wichtige Vertreter, Organisationen und Parteien vor. Den Schluss bildet ein Kapitel zur Rechtfertigung und dem Gebrauch von Gewalt, also auch über den Dschihad. Bei den führenden Köpfen fällt auf, dass die ersten "Islamisten" wie Jamal ad-Din al-Afghani (1838 bis 1897) einen politisierten Islam nach außen als ein Mittel gegen den britischen Kolonialismus eingesetzt haben. Erst von Hassan al Banna (1906 bis 1949) an, dem Begründer der Muslimbruderschaft, stand der Kampf gegen kulturelle Veränderungen und die Re-Islamisierung im Innern im Vordergrund. Gut gelungen ist das Kapitel über die Entstehung des Wahhabismus und des Salafismus. Der Salafist will einen authentischen Islam leben und imitiert dabei das vermutete Äußere früherer Muslime. Der Wahhabit folgt einem rigiden Verständnis von Monotheismus und erklärt jegliche Abweichung davon - auch Heiligenverehrung und Friedhöfe - als "Götzendienst", den es zu zerstören gelte.
RAINER HERMANN
Tilman Seidensticker: Islamismus. Geschichte, Vordenker, Organisationen. Verlag C. H. Beck, München 2014. 127 S., 8,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Seidensticker definiert Islamismus als "Bestrebungen zur Umgestaltung von Gesellschaft, Kultur, Staat oder Politik anhand von Werten und Normen, die als islamisch angesehen werden". Damit deutet er den weiten Bogen islamistischer Bewegungen und islamisch orientierter Aktivisten an, die von einer islamisch geprägten demokratischen Partei wie der türkischen AKP über missionarische Tätigkeiten bis hin zu revolutionären Aktionen und exzessiver Gewalt reichen. Er erläutert den historischen Hintergrund des modernen Phänomens Islamismus, stellt wichtige Vertreter, Organisationen und Parteien vor. Den Schluss bildet ein Kapitel zur Rechtfertigung und dem Gebrauch von Gewalt, also auch über den Dschihad. Bei den führenden Köpfen fällt auf, dass die ersten "Islamisten" wie Jamal ad-Din al-Afghani (1838 bis 1897) einen politisierten Islam nach außen als ein Mittel gegen den britischen Kolonialismus eingesetzt haben. Erst von Hassan al Banna (1906 bis 1949) an, dem Begründer der Muslimbruderschaft, stand der Kampf gegen kulturelle Veränderungen und die Re-Islamisierung im Innern im Vordergrund. Gut gelungen ist das Kapitel über die Entstehung des Wahhabismus und des Salafismus. Der Salafist will einen authentischen Islam leben und imitiert dabei das vermutete Äußere früherer Muslime. Der Wahhabit folgt einem rigiden Verständnis von Monotheismus und erklärt jegliche Abweichung davon - auch Heiligenverehrung und Friedhöfe - als "Götzendienst", den es zu zerstören gelte.
RAINER HERMANN
Tilman Seidensticker: Islamismus. Geschichte, Vordenker, Organisationen. Verlag C. H. Beck, München 2014. 127 S., 8,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Die Wurzeln des islamischen Fundamentalismus
Tilman Seidensticker, Professor für Islamwissenschaft, definiert zu Beginn seiner Ausführungen den Begriff „Islamismus“. (9) Anhand dieser Definition wird deutlich, dass es beim Islamismus um mehr geht, als um die Ausübung …
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Die Wurzeln des islamischen Fundamentalismus
Tilman Seidensticker, Professor für Islamwissenschaft, definiert zu Beginn seiner Ausführungen den Begriff „Islamismus“. (9) Anhand dieser Definition wird deutlich, dass es beim Islamismus um mehr geht, als um die Ausübung von Religion. Ziel ist die Umgestaltung der Gesellschaft anhand von Werten und Normen, die als islamisch angesehen werden. An dieser Stelle werden zwei Probleme erkennbar und zwar ein inneres und ein äußeres. Hinsichtlich der Werte und Normen besteht innerhalb des Islam keine Einigkeit und die Werte und Normen sollen für die gesamte Gesellschaft, also auch für andere religiöse Gruppierungen, gelten. Beide Probleme führten in der Vergangenheit und führen auch heute zu Konflikten.
Der Islam ist nur auf Basis seiner geschichtlichen Entwicklung zu verstehen. Seidensticker erläutert daher den geschichtlichen Hintergrund, erklärt Wahhabismus und Salafismus, beschreibt die Entwicklung des Osmanischen Reiches, thematisiert den Kolonialismus und geht exemplarisch auf die Situation in Ägypten ein. Wer glaubt, dass hier ein einfaches Bild gezeichnet werden kann, wird eines besseren belehrt. Die Entwicklung ist vielschichtig, so wie auch die islamischen Führer, deren Biografien Seidensticker vorstellt, unterschiedlich sind. Einer der bekanntesten Führer ist Khomeini, der Gründer der Islamischen Republik Iran.
In den Medien wird man ständig mit Organisationen, Parteien und Gruppierungen aus der islamischen Welt konfrontiert, deren Entstehung und Ziele nicht allgemein bekannt sind. In den ausführlichen Beschreibungen werden die unterschiedlichen Strömungen deutlich und die Leser erhalten Informationen, ob es sich um radikalislamistische Gruppierungen oder eher um gemäßigte politische Gruppen handelt. Der Autor relativiert den Zusammenhang zwischen Selbstmordattentaten und der islamischen Religion, da solche Attentate der klassischen islamischen Tradition widersprechen. (113)
Das Buch ist sachlich, kompakt, informativ, aber auch ein wenig trocken. Auf nur 128 Seiten wird viel Inhalt geboten, wenngleich im Hinblick auf die Vielschichtigkeit des Themas Schwerpunkte gesetzt werden. So liegt der Fokus auf der arabischen Welt. Vermisst habe ich Ausführungen zu IS und Syrien, Themen, die in einem Buch von 2014 hätten behandelt werden können. So entsteht der Eindruck, dass das Gefahrenpotenzial des Islamismus nicht hinreichend behandelt wird.
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