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Die staatliche Fluglinie der DDR wurde 1958 gegründet und bis zu ihrer Auflösung nach der deutschen Wiedervereinigung 1991 oblagen der Interflug auch alle anderen kommerziellen Luftfahrtaktivitäten des Staates, wie z.B. Agrafliegerei, Flugsicherung und der Betrieb von Flughäfen. Passend zum 30-jährigen Jubiläum der Betriebseinstellung erscheint dieses Buch - vollgepackt mit seltenem Bildmaterial und Geschichten zum Schmökern aus einer anderen Ära, die sich Mancher heute nicht mehr vorstellen kann. Seltene Detail- und Innenaufnahmen vermitteln Zeitgeist pur. Gerade auch für Freunde sowjetischer Flugzeuge ein Leckerbissen.…mehr

Produktbeschreibung
Die staatliche Fluglinie der DDR wurde 1958 gegründet und bis zu ihrer Auflösung nach der deutschen Wiedervereinigung 1991 oblagen der Interflug auch alle anderen kommerziellen Luftfahrtaktivitäten des Staates, wie z.B. Agrafliegerei, Flugsicherung und der Betrieb von Flughäfen. Passend zum 30-jährigen Jubiläum der Betriebseinstellung erscheint dieses Buch - vollgepackt mit seltenem Bildmaterial und Geschichten zum Schmökern aus einer anderen Ära, die sich Mancher heute nicht mehr vorstellen kann. Seltene Detail- und Innenaufnahmen vermitteln Zeitgeist pur. Gerade auch für Freunde sowjetischer Flugzeuge ein Leckerbissen.
Autorenporträt
Sebastian Schmitz, Jahrgang 1978 und aufgewachsen Essen, interessiert sich bereits seit frühester Kindheit für die Luftfahrt - wohl nicht zuletzt aufgrund der Nähe seines Elternhauses zur Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens. Nach einem begonnenen Geographiestudium führte ihn seine Leidenschaft für das Reisen schließlich zur Fliegerei. Heute arbeitet Sebastian Schmitz als Flugbegleiter bei einer großen deutschen Fluglinie. Parallel schreibt er Artikel und Bücher über Fluggesellschaften und Flughäfen in aller Welt, vor allem für englischsprachige Magazine. Seit Anfang 2020 ist er zudem Besitzer einer kleinen Buchhandlung in seiner Heimatstadt Essen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2021

Reicht den Völkern eure Flugzeuge!

Interflug war die Airline der DDR. Wie sie zum Billigflieger für die West-Berliner wurde, zeigt ein neues Buch.

Von den Billigfluglinien Ryanair oder Easyjet konnten Westdeutsche und West-Berliner in den 1970er und 1980er Jahren noch nicht einmal träumen. Selbst die günstigsten Flugangebote ans Mittelmeer als Teil eines Pauschalarrangements - zu jener Zeit für die meisten Menschen die einzig erschwingliche Möglichkeit, ins Flugzeug zu steigen - waren teurer als die heutigen Angebote. DDR-Bürger konnten vom Reisen und erst recht vom Fliegen meist ohnehin nur träumen: In sozialistische Bruderländer zu jetten war alles andere als Alltag. "Selbst ein Ticket zu Zielen wie Prag oder Budapest kostete mindestens ein halbes Monatsgehalt", schreibt Sebastian Schmitz in seinem neuen Buch über die DDR-Fluggesellschaft Interflug. Und das trotz staatlich subventionierter Ticketpreise. Nutznießer waren andere, die dem stets klammen SED-Staat dringend nötige Westwährung brachten. Aus der Schnittmenge dieser zwei so gegensätzlichen Welten entstand etwas, das Westdeutschland einen Vorgeschmack darauf gab, wie günstig fliegen sein kann. Der Grund: Die DDR-Gesellschaft war kein Mitglied des damals allmächtigen Iata-Kartells, das die anderen Gesellschaften zwang, überhöhte Monopolpreise zu verlangen.

"Interflug war die erste deutsche Low-Cost-Airline", erklärt Autor Schmitz. Für den Westen. Schon 1963 eröffnete die DDR im West-Berliner Stadtteil Rudow einen eigenen Grenzübergang, vom West-Berliner Busbahnhof am Funkturm ging es für fünf D-Mark im Ikarus-Bus direkt über den neuen Übergang zum nahe gelegenen Flughafen Schönefeld. Bis 1984 nutzten jährlich über 300 000 Reisende diese Möglichkeit und flogen für wenige hundert Westmark nach Athen, Kairo, Larnaka oder gleich per Charterflug im Auftrag West-Berliner Veranstalter anderswo ans Mittelmeer oder, wie türkische Gastarbeiter, in ihre Heimat. Bei rund anderthalb Millionen Interflug-Passagieren im Jahr war das zu jener Zeit eine wichtige Devisenquelle für die DDR - und dem West-Berliner Flughafen Tegel ein dicker Dorn im Auge. Doch Handhabe dagegen gab es keine. Ab 1985 wurde es noch einfacher - in Schönefeld öffnete ein eigener Terminalabschnitt nur für Passagiere aus West-Berlin, die nun nicht einmal mehr im Bus extra kontrolliert wurden. Im S-Bahnhof Berlin-Friedrichstraße auf Ostberliner Territorium gab es für Westler im frei zugänglichen Teil auf dem Bahnsteig eines der umsatzstärksten Interflug-Verkaufsbüros.

"Schönefeld war für mehr als zwei Jahrzehnte ein Eldorado der Billigflieger", resümiert Schmitz, der jetzt erstmals einen klaren Blick auf "Flügel der DDR" wirft. Und das tut er als Westdeutscher, ohne eigene Erinnerungen an Interflug, zu einem sehr passenden Zeitpunkt: Am 30. April 1991, also genau vor 30 Jahren, fand der letzte Flug der ehemaligen DDR-Airline statt, von Wien nach Schönefeld.

Bereits im Februar 1991 hatte die Treuhandanstalt angekündigt, Interflug ein knappes halbes Jahr nach der deutschen Vereinigung abzuwickeln, weil sie keine Perspektive sah, geplante Kooperationen mit Condor oder Lufthansa scheiterten. Für die Ostdeutschen ein traumatisches Erlebnis, und diese Last im Hinterkopf prägte alle bisherigen Betrachtungen der ostdeutschen Linie. Mit heutiger Distanz mag es daher beinahe überraschen, wie präsent Interflug in vielen Bereichen war - trotz der begrenzten Möglichkeiten in der DDR. Dieses "jetzt erst recht" kommt in Schmitz' Buch immer wieder durch. "Wir Interflieger haben uns nicht entmutigen lassen und trotz aller Schikanen und Restriktionen unsere Ziele erreicht", sagt der frühere Chefpilot der Langstreckenflotte, Heinz-Dieter Kallbach, der von 1961 bis zum Ende für die DDR-Linie flog. "Der Faktor Mensch wurde großgeschrieben und so zeichnete sich der kollektive Zusammenhalt der Angestellten aus. Die Belegschaft fühlte sich aufgehoben wie in einer großen Familie", so Kallbach, viele Veteranen treffen sich heute noch regelmäßig. Kallbach selbst vollbrachte 1989 eine fliegerische Glanzleistung - nur Wochen vor dem Mauerfall flog er einen ausrangierten Langstreckenjet des sowjetischen Typs Iljuschin IL-62 in das kleine Örtchen Stölln, etwa eine Autostunde nordwestlich von Berlin. Auf einem Segelflugplatz, wo Ende des 19. Jahrhunderts schon Flugpionier Otto Lilienthal seine Flugversuche machte, schaffte er es, den vierstrahligen Riesen auf der nur 900 Meter langen Graspiste zu landen. Seither steht das DDR-Flugzeug dort als Attraktion des Lilienthal-Museums und ist zur Pilgerstätte für Veteranen und Fans der DDR-Airline geworden.

Interflug war ein Kuriosum, denn gestartet war sie mit dem gleichen Namen wie die erste Nachkriegsgesellschaft in Westdeutschland. Ein halbes Jahr nach der Lufthansa im Westen startete auch im Osten im September 1955 wieder der zivile Luftverkehr, vielleicht aus Gewohnheit pinselten die Verantwortlichen "Deutsche Lufthansa" auf die erste Iljuschin 14-Propeller-Maschine und weitere Flugzeuge, die wie selbstverständlich auch wieder den Kranich am Heck trugen. Markenrechtlich hatte die West-Lufthansa bessere Karten und erreichte 1963, dass ihr Ost-Pendant von da an unter dem Namen Interflug abhob - und die ostdeutsche Flagge mit Hammer und Sichel an viele Orte in der Welt trug, die gewöhnliche DDR-Bürger nie zu sehen bekamen. Eine nur noch wenig bekannte Facette des Reisens im anderen deutschen Staat, die einen Blick in das unterhaltsame Buch ebenso lohnt wie einen Besuch in Stölln.

ANDREAS SPAETH

Sebastian Schmitz: "Interflug - Die Flügel der DDR", Motorbuch-Verlag, erscheint im Juni 2021.

Mehr Informationen zum (derzeit geschlossenen) Museum in Stölln unter www.otto-lilienthal.de

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