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German Ordoliberalism and French Regulation theory, two institutionalist theories born in different national contexts, show striking convergences and complementarities. Based on an original comparison, Institutional Economics in France and Germany analyses the basic concepts, the development and the present relevance of both schools, the way they deal with the crucial methodological issue of complexity and with transformation in post-socialist Europe. It underlines the specificity and fruitfulness of these European approaches to institutional economics, often unfortunately ignored in the…mehr

Produktbeschreibung
German Ordoliberalism and French Regulation theory, two institutionalist theories born in different national contexts, show striking convergences and complementarities. Based on an original comparison, Institutional Economics in France and Germany analyses the basic concepts, the development and the present relevance of both schools, the way they deal with the crucial methodological issue of complexity and with transformation in post-socialist Europe. It underlines the specificity and fruitfulness of these European approaches to institutional economics, often unfortunately ignored in the English-language literature. Written by leading scholars, this book is a clear presentation of both theories, with numerous illustrations and in-depth analysis of recent research developments. This theoretical, methodological and thematic comparison raises central issues in the growing field of socioeconomic and institutionalist theory.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.01.2002

Theoretische Sonderwege diesseits des Atlantiks
Deutsch-französische Exerzitien: Eine Gegenüberstellung von Ordoliberalismus und Regulierungsschule

Agnès Labrousse/Jean-Daniel Weisz (Herausgeber): Institutional Economics in France and Germany. German Ordoliberalism versus the French Regulation School. Springer-Verlag, Berlin 2001, 384 Seiten, 98,42 Euro.

Was verbindet die Deutschen und die Franzosen in der modernen ökonomischen Theorie? Wohl vor allem das Gefühl, in einer amerikanisch dominierten Wissenschaftswelt nicht recht ernst genommen zu werden. Anders ist kaum zu erklären, daß diesem Thema überhaupt ein umfangreicher Sammelband gewidmet ist - unter dem Dachbegriff eines der aussichtsreichsten Forschungszweige der modernen Wirtschaftswissenschaft, der Institutionenökonomik. Sie ist realitätsnah und politisch relevant; Fragen der gesellschaftlichen Ordnung gehören ausdrücklich zu ihrem Programm. Die Institutionenökonomen widmen den Regeln, die das Verhalten der Menschen beeinflussen, besondere Aufmerksamkeit: Gesetze, formelle und informelle Vorschriften, Konventionen, Sitten und Gebräuche - kurz: Institutionen. Damit eng verbunden ist die Rolle und Ausgestaltung von Eigentumsrechten.

Die heute zunehmend populäre Institutionenökonomik hat viele Vorläufer. Im deutschsprachigen Raum mag man schon die Historische Schule dazu zählen, deren Vertreter sich im neunzehnten Jahrhundert die Wirklichkeit induktiv aus deren Beschreibung zu erschließen suchten. Noch deutlicher aber gehören die Ordoliberalen um Walter Eucken und Franz Böhm dazu, welche die Historische Schule mit Hilfe der deduktiv vorgehenden Neoklassik später überwanden und sich ganz der Bedeutung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen widmeten. Ihnen gilt das Hauptaugenmerk in dem von Agnès Labrousse und Jean-Daniel Weisz herausgegebenen Buch, zu dessen wesentlichem Charme die seltene grenzüberschreitende Perspektive zählt.

So stellt Sylvain Broyer (Université de Lyon II) die zentralen Konzepte, Instrumente und Methoden der Ordnungstheorie vor, wobei er den Ordoliberalismus als Bündel daraus abgeleiteter politischer Prinzipien wertet. Die gängige Kritik an methodologischen Lücken der Ordnungstheorie bemüht er sich mit Hilfe der modernen Ordnungsökonomik zu kontern, einer Synthese aus der herkömmlichen Ordnungstheorie, der österreichischen Theorie im Sinne Friedrich August von Hayeks und der Neuen Institutionenökonomik. Michael Wohlgemuth (Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen, Jena) geht den Wurzeln, der Verbreitung und der praktischen Relevanz der Ordnungstheorie und der Ordnungspolitik näher auf den Grund, und Helmut Leipold benennt die Mängel der Ordnungstheorie, die deren weitgehende Hilflosigkeit gegenüber der Transformation in Osteuropa verursacht haben.

Die deutschsprachige Theorie-Entwicklung gilt international freilich als eigentümlicher, nicht sonderlich interessanter und keinesfalls unabhängig von der historischen Lage zu betrachtender "Sonderweg". Ähnlich haben auch die Franzosen Anlaß zur Klage über die Ignoranz, wenn nicht Arroganz der akademischen Welt gegenüber einem typischen heimischen Produkt, das sie ebenfalls als Vorläufer der modernen Institutionenökonomik verstehen: die stark mathematische Strömung der "Théorie de la régulation", in ihrer Entwicklung vorgestellt und eingeordnet von Jean-François Vidal (Université de Sceaux).

Die Regulierungsschule entstand zu Beginn der siebziger Jahre inmitten der öffentlichen Verwaltung - aus Enttäuschung über die begrenzte Aussagekraft keynesianischer Modelle. Bekannte Vertreter sind Michel Aglietta, der damals am Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques (INSEE) arbeitete, Robert Boyer am Centre d'Etudes des Revenus et des Coûts (CERC) und Alain Lipietz - einst von den französischen Grünen als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen im kommenden Mai vorgesehen - am Centre d'Etudes Prospectives d'Economie Mathématique Appliquées à la Planification (Céprémap). Allesamt sind sie Absolventen der Ecole Polytechnique, eng verbunden mit dem Commissariat Général du Plan, der zentralen Wirtschaftsplanungsbehörde Frankreichs.

Am wichtigsten ist in diesem Fundus wohl das Werk von Aglietta, dem Grandseigneur der Regulierungsschule. Bahnbrechend war seine 1975 unter Betreuung des späteren Premierministers Raymond Barre verfaßte Doktorarbeit, eine Kritik an der Standardtheorie, die nach seiner Meinung zwei wesentliche Facetten des Wirtschaftswachstums ignoriert: die Auswirkungen auf die Produktion sowie auf den Lebensstil der Menschen. Das Wachstum sei als Prozeß mit sozialen und politischen Konflikten verbunden. Aglietta war nun daran gelegen, die dynamischen Kräfte zu verstehen, die das soziale System verändern und trotzdem den gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern. Er argumentierte hegelianisch, auf Basis eines historischen und dialektischen Materialismus. Dabei erhielt die Dialektik des Seins und Werdens, die das System verändert und zugleich erhält, das sprachliche Etikett der "Regulierung". Hier bekam Aglietta dann die Kurve zu den Institutionen - und löste sich vom Marxismus. Er wandte sich vom Geschichtsdeterminismus ab und betonte statt dessen die Möglichkeit von Reformen. Damit gewannen zugleich mikroökonomische Ansätze an Gewicht.

Die Tragweite beider Annäherungen an die Institutionenökonomik sei keineswegs auf die nationalen Zusammenhänge begrenzt, schreibt Robert Delorme (Université de Versailles-Saint Quentin). Das mag stimmen. Dennoch ist der gemeinsame Nenner mit dem deutschen Ordoliberalismus arg eingeschränkt, wie die schonungslose Bilanz von Hans-Jürgen Wagener (Universität Frankfurt an der Oder) ergibt: Beide Ansätze widmen sich dem Vergleich von Wirtschaftssystemen. Beide haben ein heikles Verhältnis zur Neoklassik, von der sie sich einerseits abgrenzen, ohne die sie andererseits aber auch nicht auskommen. Und beiden Strömungen ist darüber hinaus eine wachsende Öffnung für hayekianische Ideen eigen. Viel ist das nicht. Die amerikanische Dominanz an der Forschungsfront wird sich mit derlei deutsch-französischen Exerzitien wohl kaum beheben lassen.

KAREN HORN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Institutionenökonomik ist, meint Karen Horn in ihrer Rezension, einer der "aussichtsreichsten Forschungszweige" der Wirtschaftswissenschaften. Der vorliegende Band sucht, im seltenen Blick über die Grenzen, Vorläufer abseits des amerikanischen Mainstreams, nämlich in Frankreich und in Deutschland. In Deutschland sind es die Ordoliberalen, denen dabei das Augenmerk gilt, in Frankreich die "Théorie de la régulation". In einzelnen Aufsätzen werden neue Synthesen versucht, Mängel benannt. Die Rezensentin fasst einige davon knapp zusammen und stellt - ohne direkten Bezug auf das Buch- recht ausführlich das Werk von Michel Aglietta vor, des "Grandseigneurs" der Regulierungsschule. Recht vergeblich sucht sie jedoch - und darin sieht sie sich vom Aufsatz von Hans-Jürgen Wagener bestätigt - nach dem "gemeinsamen Nenner" der beiden Schulen. Der bleibe letztlich sehr klein, und der Dominanz der amerikanischen Ansätze ist mit dem Buch, bedauert sie, wohl kaum abzuhelfen.

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