Patrick Radden Keefe
Gebundenes Buch
Imperium der Schmerzen
Wie eine Familiendynastie die weltweite Opioidkrise auslöste
Übersetzung: Runge, Gregor; Stier, Kattrin; Dittmann-Bieber, Benjamin
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"Ein Buch, das wütend und fassungslos macht und dabei so meisterhaft erzählt ist, dass man es nicht aus der Hand legen mag." ARD tttDas große, verstörende Porträt der Sackler-Familie, die sich als Philantropen feiern lassen, deren Vermögen durch Valium entstand und die mit der Erfindung des Medikaments OxyContin die Opioidkrise in den USA auslöste. Und Millionen Menschen weltweit in die Abhängigkeit stürzte.Der preisgekrönte Autor Patrick Radden Keefe zeichnet das Sittengemälde einer Industriellenfamilie, die die Welt prägt. Die Geschichte der Sackler-Dynastie birst vor Dramen - ba...
"Ein Buch, das wütend und fassungslos macht und dabei so meisterhaft erzählt ist, dass man es nicht aus der Hand legen mag." ARD tttDas große, verstörende Porträt der Sackler-Familie, die sich als Philantropen feiern lassen, deren Vermögen durch Valium entstand und die mit der Erfindung des Medikaments OxyContin die Opioidkrise in den USA auslöste. Und Millionen Menschen weltweit in die Abhängigkeit stürzte.Der preisgekrönte Autor Patrick Radden Keefe zeichnet das Sittengemälde einer Industriellenfamilie, die die Welt prägt. Die Geschichte der Sackler-Dynastie birst vor Dramen - barocke Privatleben, erbitterte Verteilungsschlachten, machiavellistische Manöver in Gerichtssälen und der kalkulierte Einsatz von Geld, um sich als Kunstmäzene Zugang zur Elite zu kaufen und die weniger Mächtigen zu brechen. Ein narratives Meisterwerk, umfassend recherchiert und erschreckend zwingend argumentiert.
Patrick Radden Keefe, geboren 1976, ist preisgekrönter Investigativjournalist des Magazins The New Yorker. Er studierte an der Columbia University, der Yale Law School, der Cambridge University und der London School of Economics. Seine Bücher sind große Bestseller und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Keefe lebt mit seiner Familie in New York.
Produktdetails
- Verlag: hanserblau
- Originaltitel: Empire of Pain: The Secret History of the Sackler Dynasty
- Artikelnr. des Verlages: 550/27392
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 640
- Erscheinungstermin: 24. Oktober 2022
- Deutsch
- Abmessung: 217mm x 151mm x 35mm
- Gewicht: 783g
- ISBN-13: 9783446273924
- ISBN-10: 3446273921
- Artikelnr.: 63650294
Herstellerkennzeichnung
hanserblau
Lehrter Straße 57/4
10557 Berlin
info@hanser.de
Nachschub fürs Regal
In dieser Woche beginnt die Frankfurter Buchmesse. Mit welchen Themen beschäftigen sich die Wirtschaftsbücher in diesem Jahr? Eine kleine Auswahl.
Dan McCrum
Ein Krimi namens Wirecard
Dan McCrum, Investigativreporter der "Financial Times", hat zusammen mit einigen Kollegen den Wirecard-Konzern zu Fall gebracht. Sein Buch über einen der größten Finanzskandale in der deutschen Geschichte ist ein sehr persönliches. "House of Wirecard" liest sich spannend wie ein Krimi, erst recht die Kapitel, in denen der Autor selbst in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Ohne jede Larmoyanz erzählt McCrum, wie er bedroht und eingeschüchtert wurde, wie die Münchner Staatsanwaltschaft gegen ihn
In dieser Woche beginnt die Frankfurter Buchmesse. Mit welchen Themen beschäftigen sich die Wirtschaftsbücher in diesem Jahr? Eine kleine Auswahl.
Dan McCrum
Ein Krimi namens Wirecard
Dan McCrum, Investigativreporter der "Financial Times", hat zusammen mit einigen Kollegen den Wirecard-Konzern zu Fall gebracht. Sein Buch über einen der größten Finanzskandale in der deutschen Geschichte ist ein sehr persönliches. "House of Wirecard" liest sich spannend wie ein Krimi, erst recht die Kapitel, in denen der Autor selbst in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Ohne jede Larmoyanz erzählt McCrum, wie er bedroht und eingeschüchtert wurde, wie die Münchner Staatsanwaltschaft gegen ihn
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wegen Verdachts auf Marktmanipulation ermittelte, wie sich auch die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) auf die Seite des damaligen Dax-Konzerns und deutschen Vorzeigeunternehmens schlug. McCrum stand wie ein Krimineller da. "Mehr als einmal glaubte ich, meine Karriere sei zu Ende", schreibt McCrum im Vorwort zur deutschen Ausgabe. "House of Wirecard" ist nicht nur die detailliert aufgearbeitete Geschichte vom Aufstieg und Fall des Technologieunternehmens im Münchner Vorort Aschheim, es ist auch die Geschichte eines 43 Jahre alten britischen Reporters, der mithilfe von Whistleblowern und Kollegen beharrlich recherchiert zu den Machenschaften der zwielichtigen Wirecard-Manager - und am Ende recht behält. In ein paar Monaten wird Markus Braun, damals Vorstandschef von Wirecard, und zwei weiteren Topmanagern in München der Prozess gemacht. In 700 Aktenbänden hat die Staatsanwaltschaft Beweise für "Marktmanipulation und Untreue" zusammengetragen. Einiges davon geht auf McCrums Recherchen zurück. hpe.
Dan McCrum: House of Wirecard - Wie ich den größten Wirtschaftsbetrug Deutschlands aufdeckte und einen Dax-Konzern zu Fall brachte. Econ Verlag, Berlin 2022, 464 Seiten, 25 Euro.
Thomas Piketty
Der lange Weg zur Gleichheit
Der linke französische Starökonom Thomas Piketty ist bekannt für seine schweren tausendseitigen Bücher. Mit seinem neuen Buch "Eine kurze Geschichte der Gleichheit" hat der Bestsellerautor auf rund 260 Seiten eine Art Resümee vorgelegt, das gut in seinen Kosmos einführt. Piketty beginnt nicht mit dem oft strapazierten Bild der Schere zwischen Arm und Reich, die immer weiter auseinandergehe - im Gegenteil, er überrascht gleich zu Beginn mit der Aussage, langfristig gebe es durchaus einen Trend zur Gleichheit. Die Welt im Jahr 2020 sei viel egalitärer als 1950 oder 1900, die ihrerseits in zahlreichen Hinsichten schon egalitärer war als die Welt von 1850 oder 1789, schreibt Piketty. Erreicht worden sei dies aber nur dank sozialer Kämpfe, die möglich gemacht hätten, Institutionen zu stürzen. Seinem Antikapitalismus bleibt er treu, er warnt vor verfrühtem Jubel. Er träumt weiter von einem Minimalerbe für alle in Höhe von 120 000 Euro, deutlich höheren Steuern und einer "Entmarktung" der Wirtschaft. Dennoch lesenswert. tine.
Thomas Piketty: Eine kurze Geschichte der Gleichheit. C.H. Beck Verlag,
München 2022, 264 Seiten, 25 Euro.
Achim Wambach
Die Kosten des Klimaschutzes
"Klima muss sich lohnen", schreibt der Ökonom Achim Wambach in seinem Buch, in dem er der Frage nachgeht, welche Dinge jetzt tatsächlich helfen im Kampf gegen den Klimawandel und welche nicht. Sein Buch ist zweifellos ein Plädoyer für mehr Klimaschutz, aber vor allem für mehr ökonomische Vernunft dabei. Wambach sieht in erster Linie die Politik in der Pflicht, der Einzelne sei mit den komplexen Wirkungszusammenhängen leider oft überfordert. Tun muss freilich jeder etwas, doch vieles, was gut gemeint sei, helfe dem Klimaschutz wenig, argumentiert der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Der Kauf von Ökostrom oder eine Pflicht zum Bau von Solardächern helfe wenig, schreibt Wambach und erklärt auch die Gründe. Eine intelligente Straßenmaut, der Verzicht auf Flüge ins außereuropäische Ausland, der Bau von Radschnellwegen und ein geringerer Fleischkonsum hülfen viel mehr. Um zu verstehen, warum das so ist, muss man die Mechanik des Emissionshandels durchschauen, die Wambach in seinem Buch gut erklärt. tine.
Achim Wambach: Klima muss sich
lohnen. Verlag Herder, Freiburg 2022,
160 Seiten, 16 Euro.
Patrick Radden Keefe
Eine Familie und ihre Rolle in der Opioid-Epidemie
Es ist eine besonders düstere Familiensaga: Patrick Radden Keefe erzählt in "Imperium der Schmerzen" auf mehr als 600 Seiten die Geschichte der Sacklers, deren Name wie kein anderer mit der Opioid-Epidemie in den USA in Verbindung gebracht wird. Ihr Unternehmen brachte vor gut 25 Jahren das Schmerzmittel Oxycontin heraus, das als Wurzel der Drogenkrise in Amerika gilt. Obwohl es stärker als Morphin ist, wurde es nicht nur Schwerstkranken gegeben, sondern auf breiter Front zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt, und viele Menschen wurden süchtig danach. Keefe holt weit aus und konzentriert sich erst einmal auf Arthur Sackler, den ältesten von drei Söhnen europäischer Einwanderer, der in den Sechzigerjahren zu einem Pionier der aggressiven Vermarktung von Medikamenten wie dem Beruhigungsmittel Valium wurde. Darin sieht der Autor das Modell, dem später auch Purdue mit Oxycontin folgte, wenngleich das Unternehmen selbst von Arthurs Brüdern Raymond und Mortimer und deren Familien kontrolliert wurde. Die Sacklers werden als geldgieriger Clan beschrieben, der sich der Suchtgefahr seines Produkts bewusst war, aber keinerlei Verantwortung übernahm. Keefe hat für sein Buch, das am kommenden Montag auch auf Deutsch erscheint, massenweise Gerichtsdokumente ausgewertet und mit früheren Purdue-Mitarbeitern gesprochen, die Sacklers selbst kooperierten nicht mit ihm. lid.
Patrick Radden Keefe: Imperium der
Schmerzen. Wie eine Familiendynastie die
weltweite Opioid-Krise auslöste, Hanser Verlag, München 2022, 640 Seiten, 36 Euro.
Oded Galor
Wie wir reich wurden
Jahrtausendelang lebten fast alle Menschen an der Grenze zum Existenzminimum. Erst mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert ist der Wohlstand großer Teile der Menschheit sprunghaft angestiegen. Wie genau ist es dazu gekommen? Der Reichtum kam innerhalb sehr kurzer Zeit, doch Oded Galor zeigt, dass sich der Prozess unter der Oberfläche lange anbahnte. Der israelische Wirtschaftswissenschaftler nimmt uns in seinem faszinierenden Buch mit auf eine Reise durch die Wirtschaftsgeschichte von der Steinzeit bis heute. Warum geht es einigen Ländern heute so viel besser als anderen? Sind heute dieselben Länder reich wie vor tausend Jahren? Und wenn es andere sind: Warum sind manche Länder auf- und andere abgestiegen? Galor spürt in seinem Buch den Kräften nach, die nicht nur für einzelne Epochen eine Rolle spielen, sondern für die gesamte Wirtschaftsgeschichte: dem Zusammenspiel von Bildung und technischem Fortschritt, Kinderarbeit, Kolonialismus, Sklaverei, Geschlechterrollen, Demokratieverständnis, Protestantismus und Bevölkerungsvielfalt. Auch die Geographie hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung. tine.
Oded Galor: The Journey of Humanity - Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende. Über die Entstehung
von Wohlstand und Ungleichheit,
dtv, München 2022, 384 Seiten, 26 Euro.
Massimo Bognanni
Cum-ex-Skandal entschlüsselt
Waren die "Cum-ex"-Geschäfte nur eine dubiose Steuergestaltung für Superreiche? Oder der von Bankern und Anwälten knallhart kalkulierte Griff in die Staatskasse? Über die Dauer von mehr als zwei Jahrzehnten, endend mit der Bundestagswahl 2021, baut Massimo Bognanni in "Unter den Augen des Staates" den Spannungsbogen im größten Fall organisierter Steuerhinterziehung in Deutschland auf. Von dem WDR-Journalisten packend und verständlich aufgeschrieben, kann der Leser abwechselnd der Kölner Staatsanwältin Anne Brorhilker bei ihren Cum-ex-Ermittlungen folgen oder sich über das Zögern von Politik, Finanz- und Aufsichtsbehörden echauffieren. Das Buch profitiert immens von diesen Perspektivwechseln. Sie geben ihm Struktur, beim Lesefluss entsteht dadurch kein Bruch. So wie die geschilderten Ermittlungen, Durchsuchungen und letztlich die ersten Strafprozesse am Landgericht Bonn an Fahrt gewinnen, so zeichnet sich "Unter den Augen des Staates" durch einen klaren erzählerischen Faden und seine Verständlichkeit aus. Berichte über das Dividendenstripping waren zuvor Materie für ein Fachpublikum. Bognanni gelingt es, das kriminelle Phänomen "Cum-ex" für eine deutlich breitere Öffentlichkeit greifbar zu machen. Daher hat sich "Unter den Augen des Staates", das zu Beginn des Jahres 2022 erschien, innerhalb weniger Monate zum Standardwerk entwickelt.
Wenige Monate vor Bognanni hatte schon Oliver Schröm ein Buch zu dem Steuerskandal veröffentlicht. In den "Cum-ex-Files" verschiebt der Autor die Erzählebene jedoch stark auf seine Rolle als Investigativjournalist. Schröm, damals noch Journalist beim "Stern" und später Chefredakteur des Recherchekollektivs "Correctiv", stieß 2013 mit Unterstützung eines Hinweisgebers aus der Schweiz auf die Machenschaften von Aktienhändlern, Beratern und Banken. Seine hartnäckige Recherche zur Rolle von Olaf Scholz mündete schließlich noch in einem weiteren Werk zum Thema: Die "Akte Scholz" ist vergangene Woche erschienen und beschäftigt sich mit dessen Zeit als Erstem Bürgermeister von Hamburg und der unterbliebenen Steuernachforderung gegenüber der Warburg-Bank. mj.
Massimo Bognanni: Unter den Augen des Staates. Der größte Steuerraub in der Geschichte der Bundesrepublik, dtv Verlag, München 2022, 285 Seiten, 20 Euro.
Armin Falk
Der Preis des Anstands
Menschen handeln oft eigennützig, obwohl die meisten von uns durchaus anständig sein wollen. Viele von uns haben keinen Organspendeausweis, obwohl sie die Idee eigentlich gut finden; wir fliegen nach Australien in den Urlaub, obwohl uns Klimaschutz wichtig ist; auch beruflich ringen wir um Anerkennung und verlieren dabei im Eifer bisweilen unsere moralischen Skrupel. Warum aber ist es eigentlich so schwer, ein guter Mensch zu sein, fragt der Verhaltensökonom Armin Falk. Der Bonner Ökonom greift dabei auf eine Vielzahl von Labor- und Feldexperimenten zurück, die er selbst und andere Forscher in den vergangenen Jahren durchgeführt haben. Er nimmt seine Leser mit auf eine Spritztour durch die Verhaltenswissenschaft, Falk selbst gehört seit Jahren zu den forschungsstärksten Ökonomen in Deutschland. Er ist überzeugt: Ob wir uns gut oder schlecht verhalten, hängt maßgeblich davon ab, wie uns andere behandeln. Diese Reziprozität belegt er mit etlichen experimentellen Untersuchungen. Das Buch ist dabei leicht verständlich geschrieben. Es geht um die ewige Spannung zwischen Altruismus und Eigennutz, um Gefühle wie Neid, Rachegelüste und Geltungsbedürfnis. Am Ende wird das Buch zu einer Art verhaltensökonomischem Ratgeber mit anschaulichen Tipps zum Weltverbessern. tine.
Armin Falk: Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein. Siedler, München 2022, 336 Seiten, 24 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dan McCrum: House of Wirecard - Wie ich den größten Wirtschaftsbetrug Deutschlands aufdeckte und einen Dax-Konzern zu Fall brachte. Econ Verlag, Berlin 2022, 464 Seiten, 25 Euro.
Thomas Piketty
Der lange Weg zur Gleichheit
Der linke französische Starökonom Thomas Piketty ist bekannt für seine schweren tausendseitigen Bücher. Mit seinem neuen Buch "Eine kurze Geschichte der Gleichheit" hat der Bestsellerautor auf rund 260 Seiten eine Art Resümee vorgelegt, das gut in seinen Kosmos einführt. Piketty beginnt nicht mit dem oft strapazierten Bild der Schere zwischen Arm und Reich, die immer weiter auseinandergehe - im Gegenteil, er überrascht gleich zu Beginn mit der Aussage, langfristig gebe es durchaus einen Trend zur Gleichheit. Die Welt im Jahr 2020 sei viel egalitärer als 1950 oder 1900, die ihrerseits in zahlreichen Hinsichten schon egalitärer war als die Welt von 1850 oder 1789, schreibt Piketty. Erreicht worden sei dies aber nur dank sozialer Kämpfe, die möglich gemacht hätten, Institutionen zu stürzen. Seinem Antikapitalismus bleibt er treu, er warnt vor verfrühtem Jubel. Er träumt weiter von einem Minimalerbe für alle in Höhe von 120 000 Euro, deutlich höheren Steuern und einer "Entmarktung" der Wirtschaft. Dennoch lesenswert. tine.
Thomas Piketty: Eine kurze Geschichte der Gleichheit. C.H. Beck Verlag,
München 2022, 264 Seiten, 25 Euro.
Achim Wambach
Die Kosten des Klimaschutzes
"Klima muss sich lohnen", schreibt der Ökonom Achim Wambach in seinem Buch, in dem er der Frage nachgeht, welche Dinge jetzt tatsächlich helfen im Kampf gegen den Klimawandel und welche nicht. Sein Buch ist zweifellos ein Plädoyer für mehr Klimaschutz, aber vor allem für mehr ökonomische Vernunft dabei. Wambach sieht in erster Linie die Politik in der Pflicht, der Einzelne sei mit den komplexen Wirkungszusammenhängen leider oft überfordert. Tun muss freilich jeder etwas, doch vieles, was gut gemeint sei, helfe dem Klimaschutz wenig, argumentiert der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Der Kauf von Ökostrom oder eine Pflicht zum Bau von Solardächern helfe wenig, schreibt Wambach und erklärt auch die Gründe. Eine intelligente Straßenmaut, der Verzicht auf Flüge ins außereuropäische Ausland, der Bau von Radschnellwegen und ein geringerer Fleischkonsum hülfen viel mehr. Um zu verstehen, warum das so ist, muss man die Mechanik des Emissionshandels durchschauen, die Wambach in seinem Buch gut erklärt. tine.
Achim Wambach: Klima muss sich
lohnen. Verlag Herder, Freiburg 2022,
160 Seiten, 16 Euro.
Patrick Radden Keefe
Eine Familie und ihre Rolle in der Opioid-Epidemie
Es ist eine besonders düstere Familiensaga: Patrick Radden Keefe erzählt in "Imperium der Schmerzen" auf mehr als 600 Seiten die Geschichte der Sacklers, deren Name wie kein anderer mit der Opioid-Epidemie in den USA in Verbindung gebracht wird. Ihr Unternehmen brachte vor gut 25 Jahren das Schmerzmittel Oxycontin heraus, das als Wurzel der Drogenkrise in Amerika gilt. Obwohl es stärker als Morphin ist, wurde es nicht nur Schwerstkranken gegeben, sondern auf breiter Front zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt, und viele Menschen wurden süchtig danach. Keefe holt weit aus und konzentriert sich erst einmal auf Arthur Sackler, den ältesten von drei Söhnen europäischer Einwanderer, der in den Sechzigerjahren zu einem Pionier der aggressiven Vermarktung von Medikamenten wie dem Beruhigungsmittel Valium wurde. Darin sieht der Autor das Modell, dem später auch Purdue mit Oxycontin folgte, wenngleich das Unternehmen selbst von Arthurs Brüdern Raymond und Mortimer und deren Familien kontrolliert wurde. Die Sacklers werden als geldgieriger Clan beschrieben, der sich der Suchtgefahr seines Produkts bewusst war, aber keinerlei Verantwortung übernahm. Keefe hat für sein Buch, das am kommenden Montag auch auf Deutsch erscheint, massenweise Gerichtsdokumente ausgewertet und mit früheren Purdue-Mitarbeitern gesprochen, die Sacklers selbst kooperierten nicht mit ihm. lid.
Patrick Radden Keefe: Imperium der
Schmerzen. Wie eine Familiendynastie die
weltweite Opioid-Krise auslöste, Hanser Verlag, München 2022, 640 Seiten, 36 Euro.
Oded Galor
Wie wir reich wurden
Jahrtausendelang lebten fast alle Menschen an der Grenze zum Existenzminimum. Erst mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert ist der Wohlstand großer Teile der Menschheit sprunghaft angestiegen. Wie genau ist es dazu gekommen? Der Reichtum kam innerhalb sehr kurzer Zeit, doch Oded Galor zeigt, dass sich der Prozess unter der Oberfläche lange anbahnte. Der israelische Wirtschaftswissenschaftler nimmt uns in seinem faszinierenden Buch mit auf eine Reise durch die Wirtschaftsgeschichte von der Steinzeit bis heute. Warum geht es einigen Ländern heute so viel besser als anderen? Sind heute dieselben Länder reich wie vor tausend Jahren? Und wenn es andere sind: Warum sind manche Länder auf- und andere abgestiegen? Galor spürt in seinem Buch den Kräften nach, die nicht nur für einzelne Epochen eine Rolle spielen, sondern für die gesamte Wirtschaftsgeschichte: dem Zusammenspiel von Bildung und technischem Fortschritt, Kinderarbeit, Kolonialismus, Sklaverei, Geschlechterrollen, Demokratieverständnis, Protestantismus und Bevölkerungsvielfalt. Auch die Geographie hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung. tine.
Oded Galor: The Journey of Humanity - Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende. Über die Entstehung
von Wohlstand und Ungleichheit,
dtv, München 2022, 384 Seiten, 26 Euro.
Massimo Bognanni
Cum-ex-Skandal entschlüsselt
Waren die "Cum-ex"-Geschäfte nur eine dubiose Steuergestaltung für Superreiche? Oder der von Bankern und Anwälten knallhart kalkulierte Griff in die Staatskasse? Über die Dauer von mehr als zwei Jahrzehnten, endend mit der Bundestagswahl 2021, baut Massimo Bognanni in "Unter den Augen des Staates" den Spannungsbogen im größten Fall organisierter Steuerhinterziehung in Deutschland auf. Von dem WDR-Journalisten packend und verständlich aufgeschrieben, kann der Leser abwechselnd der Kölner Staatsanwältin Anne Brorhilker bei ihren Cum-ex-Ermittlungen folgen oder sich über das Zögern von Politik, Finanz- und Aufsichtsbehörden echauffieren. Das Buch profitiert immens von diesen Perspektivwechseln. Sie geben ihm Struktur, beim Lesefluss entsteht dadurch kein Bruch. So wie die geschilderten Ermittlungen, Durchsuchungen und letztlich die ersten Strafprozesse am Landgericht Bonn an Fahrt gewinnen, so zeichnet sich "Unter den Augen des Staates" durch einen klaren erzählerischen Faden und seine Verständlichkeit aus. Berichte über das Dividendenstripping waren zuvor Materie für ein Fachpublikum. Bognanni gelingt es, das kriminelle Phänomen "Cum-ex" für eine deutlich breitere Öffentlichkeit greifbar zu machen. Daher hat sich "Unter den Augen des Staates", das zu Beginn des Jahres 2022 erschien, innerhalb weniger Monate zum Standardwerk entwickelt.
Wenige Monate vor Bognanni hatte schon Oliver Schröm ein Buch zu dem Steuerskandal veröffentlicht. In den "Cum-ex-Files" verschiebt der Autor die Erzählebene jedoch stark auf seine Rolle als Investigativjournalist. Schröm, damals noch Journalist beim "Stern" und später Chefredakteur des Recherchekollektivs "Correctiv", stieß 2013 mit Unterstützung eines Hinweisgebers aus der Schweiz auf die Machenschaften von Aktienhändlern, Beratern und Banken. Seine hartnäckige Recherche zur Rolle von Olaf Scholz mündete schließlich noch in einem weiteren Werk zum Thema: Die "Akte Scholz" ist vergangene Woche erschienen und beschäftigt sich mit dessen Zeit als Erstem Bürgermeister von Hamburg und der unterbliebenen Steuernachforderung gegenüber der Warburg-Bank. mj.
Massimo Bognanni: Unter den Augen des Staates. Der größte Steuerraub in der Geschichte der Bundesrepublik, dtv Verlag, München 2022, 285 Seiten, 20 Euro.
Armin Falk
Der Preis des Anstands
Menschen handeln oft eigennützig, obwohl die meisten von uns durchaus anständig sein wollen. Viele von uns haben keinen Organspendeausweis, obwohl sie die Idee eigentlich gut finden; wir fliegen nach Australien in den Urlaub, obwohl uns Klimaschutz wichtig ist; auch beruflich ringen wir um Anerkennung und verlieren dabei im Eifer bisweilen unsere moralischen Skrupel. Warum aber ist es eigentlich so schwer, ein guter Mensch zu sein, fragt der Verhaltensökonom Armin Falk. Der Bonner Ökonom greift dabei auf eine Vielzahl von Labor- und Feldexperimenten zurück, die er selbst und andere Forscher in den vergangenen Jahren durchgeführt haben. Er nimmt seine Leser mit auf eine Spritztour durch die Verhaltenswissenschaft, Falk selbst gehört seit Jahren zu den forschungsstärksten Ökonomen in Deutschland. Er ist überzeugt: Ob wir uns gut oder schlecht verhalten, hängt maßgeblich davon ab, wie uns andere behandeln. Diese Reziprozität belegt er mit etlichen experimentellen Untersuchungen. Das Buch ist dabei leicht verständlich geschrieben. Es geht um die ewige Spannung zwischen Altruismus und Eigennutz, um Gefühle wie Neid, Rachegelüste und Geltungsbedürfnis. Am Ende wird das Buch zu einer Art verhaltensökonomischem Ratgeber mit anschaulichen Tipps zum Weltverbessern. tine.
Armin Falk: Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein. Siedler, München 2022, 336 Seiten, 24 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Susanne Billig lässt sich von Patrick Radden Keefe noch einmal in aller Ausführlichkeit die Opioid-Katastrophe darstellen, in die die Sackler-Familie mit ihrem Schmerzmittel Oxycontin erst die USA gestürzt hat, dann aber - nach deren Erwachen - noch weitere Länder in Südamerika und in Asien. Billig liest das Buch als Geschichte eines moralischen Niedergangs, obwohl ihr Keefe auch deutlich macht, dass Sacklers Unternehmen Purdue-Pharma dasselbe Prinzip - heftige Drogen gegen kleinste Wehwehchen - schon mit Valium in den sechziger Jahren durchexerziert hatte. Ein bisschen zu detailliert ist der Rezensentin Keefes Buch vielleicht geraten und etwas zu fabulierend, aber die Empörung hält sie bei der Stange.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Platz 2: ZEIT/DLF/ZDF Sachbuchbestenliste im November 2022 "Ein Sachbuch, das sich wie ein Krimi liest." Die ZEIT, 24.11.2022 "Patrick Radden Keefe erzählt die Geschichte als mitreißende Familiensaga - das Buch ist richtig großes Kino." Susanne Billig, Deutschlandfunk Kultur, 24.11.2022 "Keefe gelingt eine meisterhafte Balance zwischen Anekdoten und Zeitgeschichte, Medizin und Politik, Firmenanalyse und privaten Tragödien." Linus Schöpfer, NZZ Bücher am Sonntag, 30.03.2025 "Ein brillantes Sachbuch." Linus Schöpfer, NZZ, 23.11.2022 "Eine besonders düstere Familiensaga." FAZ,18.10.2022 "Patrick Radden Keefes Buch 'Imperium der Schmerzen' ist analytisch klar, zugleich mit großer kalter Wut geschrieben und entwickelt deshalb einen unglaublichen
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Sog. Tiefgehend, genau, schockierend und unterhaltsam." Friedrich Müller, Bayern 2 Diwan, 18.12.2022 "Chemisch verwandt mit Heroin, doppelt so stark wie Morphium - OxyContin: Imperium der Schmerzen - ein Buch, das wütend und fassungslos macht und dabei so meisterhaft erzählt, das man es nicht aus der Hand legen mag." ARD ttt "Mit der weltweiten Verehrung der Familie Sackler als große Kunstmäzene ist es nun vorbei - nachzulesen das alles im packenden Buch Imperium der Schmerzen." Max Moor, ARD ttt "Dieses Buch kann man aus vielen Gründen lesen; weil es glänzend geschrieben ist und weil es einfach eine ungeheure breite Fülle an Themen, die alle für sich spannend sind, behandelt." Ijoma Mangold, ZEIT Feuilleton Podcast "Die sogenannte Gegenwart", 15.11.2022 "Ein episches Buch. 'Imperium der Schmerzen' ist ein erzählendes Sachbuch im besten amerikanischen Sinne." Marc Reichwein, WELTplus, 23.10.2022 "Keefe erzählt eine faszinierende Familiensaga, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt." Yasemin Ergin, ARD ttt "Es ist eine meisterhaft geschriebene Reportage, die beim Leser Entsetzen auslöst, über maßlose Profitgier und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden, auf dem eines der größten Familienvermögen der Welt beruhte. Dieses Buch über einen verheerenden Arzneimittelskandal liefert uns Gesichter und Verantwortliche. Es ist zugleich eine minutiös durchleuchtete Familiengeschichte über vier Generationen, die der Familie Sackler. Sie hat alle Merkmale, die wir aus der Romanliteratur kennen: Aufstieg, Hybris und Fall einer Dynastie mit barock anmutendem Privatleben und erbitterten, mit machiavellistischen Methoden ausgetragenen Kämpfen um Vermögen, Reputation und Einfluss." Günther Haller, Die Presse am Sonntag (A), 12.2.2023 "Keefes Buch liest sich wie ein Sittengemäldes des weltweiten Pharma-Kapitalismus und gibt dazu noch einen Einblick in die US-Medizingeschichte. Unbedingt lesenswert." Marc Ottiker, Der Freitag, 20.10.2022 "Keefe ist ein investigativer Journalist mit literarischem Anspruch; ein profunder Rechercheur mit Freude an Geschichten. Keefe verschafft uns einen Panoramablick auf die Logik der Pharmabranche, ihren Hochmut, ihre Gier, aber auch auf 100 Jahre US-Psychiatrie und natürlich auf den Kapitalismus." Tom Schimmeck, Deutschlandfunk Andruck, 4.1.23 "Sehr packend. Patrick Radden Keefe erzählt ganz nah an den Figuren. Ein massives Unrecht braucht ein massives Buch." Susanne Billig, Deutschlandfunk Kultur, 16.11.2022 "Keefe erzählt journalistisch, wenn er wissenschaftliche, juristische Hintergründe erläutert, aber das Buch hat immer wieder auch literarische Passagen. Patrick R. Keefe wollte eine Familiensaga schreiben und das ist ihm gelungen. Es sind vor allem die Psychogramme von Menschen, die sich vormachen, der Menschheit einen Dienst zu erweisen, aber gleichzeitig über die Gefahren schweigen, damit sie ungehindert ihr Geschäft machen können. Das ist beim Lesen kaum zu ertragen; ein Lehrstück über die Abgründe des Kapitalismus." Thomas Böhm, rbb radioeins, 13.10.22 "Brillant, erschütternd und fesselnd erzählt, wie die Sacklers zu ihrem Reichtum kamen und wie sie ihn ins Unermessliche mehrten." Sonja Niemann, Brigitte, 12.10.2022 "'Imperium der Schmerzen' ähnelt der Anlage und Erzählweise nach Thomas Manns 'Buddenbrooks', ist also ausgesprochen literarisch erzählt. Die Katastrophe bekommt Gesichter, Verantwortliche." Johannes Franzen, Die Zeit, September 2021
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Was hab ich hier bitte gelesen?! Als ich Imperium der Schmerzen zum ersten Mal gesehen hab war klar, dass ich es haben MUSS! Ich hatte also wirklich hohe Erwartungen und das ist ja immer ziemlich gefährlich bei Büchern. Hier wurde ich aber nicht enttäuscht, im Gegenteil.
Von der …
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Was hab ich hier bitte gelesen?! Als ich Imperium der Schmerzen zum ersten Mal gesehen hab war klar, dass ich es haben MUSS! Ich hatte also wirklich hohe Erwartungen und das ist ja immer ziemlich gefährlich bei Büchern. Hier wurde ich aber nicht enttäuscht, im Gegenteil.
Von der Opiod-Krise habe ich natürlich vorher schon gehört, von der Sackler-Familie bisher nicht. Ich war beim Lesen immer wieder entsetzt, konnte kaum glauben, was da alles passiert ist. Und das alles war so unheimlich fesselnd und aufregend, dass ich nächtelang in diesem Buch lesen musste, ich konnte einfach nicht anders.
Auf die Opiod-Krise wird hier eher weniger eingegangen, da werde ich mir definitiv noch andere Bücher anschauen müssen, hier wird ‚nur‘ das Portrait einer Familie gezeichnet, die ihren Reichtum auf dem Grab vieler Leute aufgebaut haben und bis heute keine Einsicht zeigen.
Wir erleben die Sacklers über mehrere Generationen. Der Beginn, wie sie ihr Vermögen mit Valium aufbauen und die Pharmaindustrie revolutionieren ist schon nicht ohne. Mit Werbung kannte Arthur Sackler sich ähnlich gut wie mit Medizin aus und kombinierte direkt beides, um sein Medikament bestmöglich unter Menschen zu bekommen. Dabei bequatscht sein Team Ärzte und sorgt mit einprägsamen Texten dafür, dass seine Erfindung im Kopf der Patient*innen bleibt. Eine wirklich gruselige Entwicklung, die hier eindrücklich geschildert wird und später auch hilft, noch krassere Medikamente zu vermarkten.
1996 bringt die neue Generation dann OxyContin auf den Markt. Ein Opiumderivat, dessen Gefahr von Anfang an runter gespielt wird. Es werden Studien gefälscht und Ergebnisse ignoriert, Menschen bezirzt und gekauft. Raffinierte Werbung zieht die Kund*innen an und auch wenn vieles davon gelogen ist, funktioniert es. In den ersten 25 Jahren nach der Markteinführung starben etwa 450000 Amerikaner*innen durch OxyContin.
Dass sich der Familie Sackler so groß gewidmet wird, ist nicht selbstverständlich. Ihre Medikamente vertreiben sie über ihre Firma, in der sie im Vorstand sitzen, aber nicht im Vordergrund stehen. Ihre vielen Geheimnisse bleiben im Verborgenen und ihre Anwälte schrecken vor nichts zurück, um die Wahrheit verschlossen zu halten.
Durch viele Spenden und ihr Interesse an Kunst sind sie bekannt und nicht ungeliebt. Woher ihr Geld kommt und wie viel Blut an ihm klebt, ist lange nicht klar, ihr Geld wird aber überall gern angenommen. Offensichtlich genießt die Familie den Luxus, aber nicht unbedingt das Rampenlicht. Anerkennung scheint in dem Fall weniger wichtig, als die Kontrolle und das eigene Gefühl, etwas großes zu tun.
Auch für die Patente ihrer Medikamente kämpft die Familie mit ihren Anwälten und lässt sich immer neues einfallen, um Generika zu verhindern. Ihre Hauptbeschäftigung scheint darin zu liegen, Tatsachen zu verdrehen und ihr Geld für Berater, Anwälte und Kunst auszugeben.
Auch als die ersten Toten auftauchen und immer mehr Menschen abhängig von Oxycontin werden, sind sich die Sacklers keiner Schuld bewusst. Einsicht sucht man hier vergeblich, stattdessen lobpreisen sie ihr Medikament und zeigen sich stolz. Die Verantwortung weisen sie immer wieder von sich, laut ihnen ist das Problem die ‚Suchtpersönlichkeit der Menschen’.
Auf das Privatleben der Sacklers wird hier ausführlich eingegangen. Wir erleben Brüder, die sich voneinander entfernt haben, interne Streitereien, interessante Ehen und traurige Familien. Auf ihre persönlichen Interessen wird eingegangen und auch die Persönlichkeiten werden deutlich. Wirklich beeindruckend, wie gut die einzelnen Familienmitglieder gezeichnet sind und was für tiefe Einblicke wir bekommen.
Zu lesen, wie gut die Familie am Ende davon gekommen hat, wie viel Geld ihnen bleibt und wie viele Menschen darunter leiden, war dann unheimlich frustrierend. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie das alles passieren konnte, aber ich hoffe, dass diese Einblicke dabei helfen, dass sowas nicht wieder passiert.
Ich kann gar nicht auf alle Lügen und Tricks eingehen, die hier über Jahrzehnte angewendet wurden. Es war aber wirklich faszinierend und hätte ich das als Roman gelesen, hätte ich wahrscheinlich hier gesessen und gedacht ‚Ja klar, als ob’. Aber es ist passiert und Patrick Radden Keefe hat das perfekt aufgearbeitet. Eine eindrückliches, wertvolles Buch, das leider verdammt unterhaltsam ist.
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eBook, ePUB
Beeindruckende Rechercheleistung
Das Cover gefällt mir sehr gut. Die Schlichtheit entspricht dem Sachbuchcharakter und trotzdem springt es ins Auge, nicht zuletzt dank der gelungenen Hervorhebung des Titels.
Zum Inhalt: Die Sacklers waren über mehrere Generationen im Verkauf und …
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Beeindruckende Rechercheleistung
Das Cover gefällt mir sehr gut. Die Schlichtheit entspricht dem Sachbuchcharakter und trotzdem springt es ins Auge, nicht zuletzt dank der gelungenen Hervorhebung des Titels.
Zum Inhalt: Die Sacklers waren über mehrere Generationen im Verkauf und Marketing von Medikamenten tätig. OxyContin, eines dieser Medikamente, ist für die Abhängigkeit von Millionen von Menschen verantwortlich. Patrick Radden Keefe zeichnet in diesem Buch ein umfassendes Bild der Unternehmerfamilie, des persönlichen und beruflichen Werdegangs ihrer einflussreichsten Mitglieder und zeigt dabei, wie das Streben nach Geld und Macht den Weg der Sacklers prägte.
Insgesamt handelt es sich hier um ein absolut lesenswertes Sachbuch, das die Augen öffnet, erschreckt und fassungslos macht, sich dabei aber gleichzeitig durch eine aufwendige Rechercheleistung sowie eine exzellente Argumentationsstruktur und einen grundsätzlich soliden Spannungsaufbau auszeichnet. Ich habe lange kein Sachbuch mehr gelesen, dass so gelungen informiert, dabei aber auch auf emotionaler Ebene berührt.
Abzug gibt es für mich letztlich nur beim Punkt der Lesbarkeit. Es handelt sich hier um ein monumentales Werk, das teilweise spannend wie ein Thriller erscheint. Durch andere Passagen musste ich mich aufgrund der Detailfülle und des teilweise etwas umständlichen Satzbaus eher ein wenig quälen. Zudem bedarf die Lektüre eines hohen Maßes an Konzentration, weshalb ich eine Weile gebraucht habe, um dieses Buch zu beenden. Letztlich könnte man das Buch jedoch gut schrittweise lesen - also zur Seite legen und irgendwann wieder zur Hand nehmen, da der Autor mit Wiederholungen arbeitet, die einem den Wiedereinstieg vereinfachen dürften.
Patrick Radden Keefe zeichnet in diesem Buch ein detailliertes dynastisches Portrait der Sacklers, eingebettet in die neueste US-amerikanische Geschichte. Dadurch erhält man beim Lesen unter anderem tiefe Einblicke in die Gesellschaft, das Justizsystem sowie die Medizingeschichte der USA. Damit trägt die Lektüre obendrein auch noch zum Aufbau des Allgemeinwissens bei.
Wen die oben erwähnten inhaltlichen Elemente interessieren oder wer auf der Suche nach einem faszinierenden, dramatischen und fesselnden Familienportrait ist, sollte unbedingt einmal in das Buch hineinlesen.
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