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Carolin will sich eigentlich nicht mit Schramme einlassen. Nicht mit diesem Typ, der so auf cool macht. Aber das Widersprüchliche an Schramme fasziniert sie auch: Mal ist er zärtlich, dann wieder distanziert. Mit der Zeit wird Carolin ihn und sich besser verstehen lernen.

Produktbeschreibung
Carolin will sich eigentlich nicht mit Schramme einlassen. Nicht mit diesem Typ, der so auf cool macht. Aber das Widersprüchliche an Schramme fasziniert sie auch: Mal ist er zärtlich, dann wieder distanziert. Mit der Zeit wird Carolin ihn und sich besser verstehen lernen.
Autorenporträt
Inge Meyer-Dietrich, geb. 1944 und aufgewachsen in Bochum, hat Germanistik, Soziologie und Kulturwissenschaften studiert. Nach ihrem Studium und der Arbeit in verschiedenen Berufen ist sie seit 1986 freie Autorin und hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher geschrieben, die vielfach ausgezeichnet wurden.
Ihre drei Kinder sind erwachsen; sie lebt mit ihrem Mann im Ruhrgebiet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.1996

O ihr sanften Gefühle
Acht Jugendromane zum Thema Nummer eins

"Ich hatte keine erste Liebe", meint Sergej Nikolajewitsch in einer Erzählung von Turgenjew, "ich begann gradwegs mit der zweiten." Sergej machte zwar als Achtzehnjähriger einem sehr hübschen Fräulein den Hof, benahm sich aber so, als ob ihm dies Geschäft längst bekannt wäre. Was sich so originell gibt, stammt oft aus zweiter Hand. In Turgenjews Zeiten lernte man die Gesten der Liebe aus Büchern, heute aus Kino und Fernsehen. Tausend Filmküsse hat jeder gesehen vor dem ersten eigenen Kuß. Seit die Sexualität so veröffentlicht ist, ist der einstige Tabubereich vollgestopft mit nachfolgeheischenden Stilen und Rollen. Schwerer als je ist es, die eigene Körpersprache zu finden, anstatt Vorgegebenes nachzuahmen und dabei das Gefühl für sich selbst zu verlieren.

Romane über die erste Liebe dagegen lassen sich Zeit; sie sind fast immer Selbstfindungsgeschichten. Bücher können eine wichtige Hilfe sein, weil sie dem Verborgenen eine Sprache geben. An den Grundphänomenen hat sich seit Turgenjew wenig geändert. Verliebtsein stimmt metaphysisch. Ein unerwartetes Ineinandertauchen der Blicke, am gleichen Tag Geburtstag haben, alliterierend "Jana" und "Jonathan" heißen - jeden schönen Zufall deuten Verliebte als Wink einer höheren Macht. Daran liegt es, daß in fast jedem Jugendbuch zum Thema irgendwo gefragt wird: "Glaubst du an Gott?" Gleich wie die Antwort ausfällt, Verliebte sind stets auf ihre Weise gläubig, weil das gemeinsame Erleben alles leuchten läßt, als wäre die Welt frisch geschaffen.

Sorgfältig schotten sich Erstverliebte auch heute noch ab und bewahren ihr Geheimnis vor der Neugier der Schulklasse und vor dem gutgemeinten Verständnis der Eltern. Das Erschrecken ist tief, wenn einer ihnen trotzdem etwas auf den Kopf zusagt. Kein Wort, das auch auf andere paßt, will der Verliebte für sich gelten lassen. Nichts ist schlimmer als Durchschautwerden; am allerschlimmsten ist die psychologisierende Besserwisserei. Einem Verliebten zu sagen: "Reine Projektion, nur Mutterersatz", ist eine tiefe Kränkung, sogar dann, wenn es stimmt ("Traumtänzer"). Man liebt nur, sofern man nicht "versteht". Deshalb werden widerborstige, mundfaule Jungs von sensiblen Mädchen geliebt, die sich an ihnen abarbeiten.

In den acht Romanen, die vorliegen, geht es erstaunlich wenig um Sex. Das beherrschende Thema ist vielmehr die Sprachlosigkeit. "Das ist ein großes Problem, die Art, wie sie so gar nichts sagen" ("Liebe und andere Kleinigkeiten"). Vor lauter Scheu sagen die Lippen das Gegenteil dessen, was das Herz sagen will. "Was ist los? fragt sie so leise, daß ich sie kaum noch verstehe. Nichts! sage ich. Und könnte heulen" ("Traumtänzer"). "Liebst du mich?" wird einer gefragt, und statt jubelnd ja zu rufen, druckst er feig und spröd herum: "Du bereicherst meine Menschenkenntnis."

Der unglücklich Liebende macht alles falsch. Die Peinlichkeiten allerorten, die Unbeholfenheit, das Sich-beobachtet-Fühlen, die mißglückten Geständnisse, das falsche Pathos, die fehlinterpretierten Zeichen - dem Liebenden ist alles zeichenhaft -, die zu großen Füße, der Pickel auf der Nase, die Kränkbarkeit und die Großmut am falschen Platz.

Die meisten Geschichten sind von Frauen für Mädchen geschrieben. Ein Junge würde so was freiwillig nicht lesen, sagte mein Vierzehnjähriger, als Testleser eingesetzt. Dabei sind Jungen meist verschlossener als Mädchen und könnten eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Hilfe gut brauchen.

Zu den bevorzugten Mädchenthemen gehören Aussehen und Kleidung. Oft bekommt der Narzißmus eine Lektion verpaßt. Saskia mit der Idealfigur will beide, den tiefsinnigen Rob mit den Hasenzähnen und den oberflächlichen Schönling Alex ("Alles easy, oder was?"). Beim Ringelreihen der Schulhofpärchen bleibt sie am Ende allein; mit ihrem Schwarm zieht eine andere ab. Heilsame Desillusionierung vermittelt der Text, zugleich eine unaufdringliche Moral.

In der literarischen Qualität gibt es durchaus Unterschiede. Da wäre zum einen die in Romantüten gesteckte Ratgeberliteratur, in der das jeweilige Pärchen sich im Bett korrekt verhält ("M + E"). Das ist gut gemeint, aber schlecht gemacht.

Eine zweite Möglichkeit ist es, die Liebesgeschichte in einen anderen Handlungszusammenhang zu versetzen, um so die Spannung zu verstärken. Da soll eine Allee erhalten bleiben ("Ich will ihn - ich will ihn nicht"), oder es geht um die Liebe zu einem querschnittgelähmten Jungen im Milieu des amerikanischen Judentums ("Ausgerechnet Harry!").

Am besten gelungen ist hier "Josy sucht Josy". Josy, die Australierin italienischer Abstammung, hin- und hergerissen zwischen zwei Liebschaften und zwei Kulturen, findet sich, indem sie ihre Lieben verliert, aber ihren Vater und ihre Mutter wieder zusammenbringt - eine temperamentvoll und gescheit erzählte Geschichte.

Schließlich aber gibt es Romane, denen das Drama der Liebe selbst Gegenstand genug ist. Erste Liebe kann viel mehr sein als Schulhoftändelei. Amadeo, sechzehn, zwar klein, aber umwerfend hübsch, verliebt sich in die verheiratete und verwöhnte Lehrerin Stella ("Traumtänzer"). Bis alle Schleusen geöffnet sind, dauert es eine Zeit, aber dann erlebt Amadeo eine grande amour, so total, daß kein Ratschlag aus "Bravo" mehr mitkommt - Stella jedoch, nachdem sie ein paar Monate Spaß gehabt hat, nimmt sich einen neuen Geliebten. Amadeo bricht zusammen. In der Gesellschaft von Galeristen, Psychoanalytikern und reichen Spinnern kann ihm nun keiner helfen.

Auch Jana sucht sich ihren Weg im modernen Milieu zerstörter Familien und konventionsfreier Haltlosigkeit ("Nichts leichter als Liebe?"). Sie kann sich nicht entscheiden zwischen dem gutmütigen Rudi und dem eleganten, schnell gekränkten Jonathan. Sobald Jonathan mit dem kleinen Finger winkt, läuft Jana zu ihm über und verrät Rudi. Erst am Ende beginnt sie zu verstehen.

Lächerlich und ehrwürdig zugleich ist die erste große Liebe, Spott verdient sie und Trauer. "O ihr sanften Gefühle, ihr weichen Klänge, du Güte und Verstummen der gerührten Seele, schmelzende Freude der ersten Rührungen der Liebe - wo seid ihr, wo seid ihr?" (Iwan Turgenjew, "Erste Liebe"). HERMANN KURZKE Doris Meißner-Johannknecht: "Traumtänzer". Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1995. 196 S., br., 19,80 DM. Ab 13 J.

Judith Clarke: "Liebe und andere Kleinigkeiten". Erika Klopp Verlag, München 1995. 200 S., geb., 24,80 DM. Ab 12 J.

Christian Bieniek: "Alles easy, oder was?". Arena Verlag, Würzburg 1995. 193 S., geb., 24,80 DM. Ab 13 J.

Elisabeth Zöller: "M + E". K. Thienemanns Verlag, Stuttgart - Wien 1995. 159 S., br., 19,80 DM. Ab 13 J.

Inge Meyer-Dietrich: "Ich will ihn - ich will ihn nicht". Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1995. 204 S., geb., 24,80 DM. Ab 13 J.

Nancy Werlin: "Ausgerechnet Harry!". Loewes Verlag, Bindlach 1995. 188 S., geb., 22,80 DM. Ab 12 J.

Melina Marchetta: "Josy sucht Josy". Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1995. 286 S., geb., 28,- DM. Ab 13 J.

Cornelia Franz: "Nichts leichter als Liebe?". Aare Verlag, Aarau - Frankfurt - Salzburg 1995. 146 S., geb., 24,80 DM. Ab 14 J.

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