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Nominiert in der Kategorie Sachbuch; ab 16 Auf der Suche nach der Vergangenheit ihrer Eltern, die beide den Holocaust erlebt haben, legt die Künstlerin Bernice Eisenstein ein sehr persönliches, unmittelbar ergreifendes Buch der Erinnerung vor.
Es gibt keine Anonymen Holocaustler, denen man beitreten könnte, es gibt kein Forum, dem man sich mitteilen könnte: Hallo zusammen, ich bin holocaust-abhängig. Inzwischen bin ich clean, ich brauche den Holocaust nicht mehr, um mein Selbstwertgefühl aufzubauen. " Sich mit Humor zu wappnen ist sicher keine schlechte Strategie, wenn man in einer Familie…mehr

Produktbeschreibung
Nominiert in der Kategorie Sachbuch; ab 16
Auf der Suche nach der Vergangenheit ihrer Eltern, die beide den Holocaust erlebt haben, legt die Künstlerin Bernice Eisenstein ein sehr persönliches, unmittelbar ergreifendes Buch der Erinnerung vor.
Es gibt keine Anonymen Holocaustler, denen man beitreten könnte, es gibt kein Forum, dem man sich mitteilen könnte: Hallo zusammen, ich bin holocaust-abhängig. Inzwischen bin ich clean, ich brauche den Holocaust nicht mehr, um mein Selbstwertgefühl aufzubauen. " Sich mit Humor zu wappnen ist sicher keine schlechte Strategie, wenn man in einer Familie aufwächst, über der die schwarzen Schatten der Auslöschung liegen. Und es ist dieser couragierte Humor, der das Buch der Künstlerin Bernice Eisenstein so außergewöhnlich macht. Mit unbedingter Aufrichtigkeit stellt sie sich der Frage, was der Holocaust für ihr Leben bedeutet, wie sehr er auch ihre eigene, die zweite Generation geprägt hat. Schonungslos und ohne jedes Selbstmitleid erzählt sie von dem Kind, dem bewusst wird, dass die Eltern sich ihren Schicksalsgenossen stärker verbunden fühlen als der eigenen Tochter. Dem Kind, das lernt, den Holocaust als soziale Trumpfkarte auszuspielen. Dem Kind, das versucht, sich durch exzessive
Beschäftigung mit der Shoah auf Augenhöhe mit dem Leid der Eltern zu begeben. Bernice Eisenstein gelingt es, mit warmherziger Klugheit Unaussprechliches in Worte zu kleiden - und wo auch ihr die Sprache versagt, lässt sie Illustrationen sprechen.
Autorenporträt
Bernice Eisenstein wurde 1949 in Toronto geboren. Sie ist Künstlerin. Ihre Zeichnungen und Illustrationen erschienen in zahlreichen kanadischen Zeitungen und Zeitschriften. Außerdem arbeitete sie als freie Lektorin. Mit ihrem Mann und zwei Kindern lebt sie in Toronto.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2008

Ist es traurig genug?
Bernice Eisensteins bewegendes Buch „Ich war das Kind von Holocaustüberlebenden”
Es ist eine einfache, aber immer wieder nachdenklich stimmende Überlegung: In wenigen Jahren wird auch der letzte Augenzeuge des Holocausts gestorben sein. Die Kinder heute werden dann ganz auf Medien angewiesen sein, um eine Antwort darauf zu erhalten, was die Judenvernichtung für jene bedeutete, die sie am eigenen Leib erfahren mussten. Glücklicherweise dürfte es kaum ein anderes Ereignis in der Geschichte geben, das in den letzten Jahrzehnten genauer dokumentiert und untersucht wurde. Am Grundproblem der Darstellbarkeit des an sich undarstellbaren und in seinen Ausmaßen unvorstellbaren Leids hat die inzwischen nahezu unüberschaubare Masse allein an Büchern jedoch nichts geändert: Die detaillierte Beschreibung der Verbrechen, etwa in Pascal Crocis „Auschwitz”-Comic, birgt die Gefahr der Trivialisierung in sich. Ein Jahrhundertfilm wie Claude Lanzmanns „Shoah” wiederum wirkt zu sperrig, um ein breiteres Publikum und insbesondere Jugendliche zu erreichen.
Gleich vorab: Diese Quadratur des Kreises, angemessen vom Holocaust zu erzählen, ist der Kanadierin Bernice Eisenstein, die als Illustratorin bekannt wurde, mit ihrem Erinnerungsbuch „Ich war das Kind von Holocaustüberlebenden” geglückt. Rein aufs Inhaltliche reduziert, hebt es sich freilich kaum ab von einer ganzen Reihe von autobiographischen Werken, vor allem aus den USA, in denen Kinder vom schwierigen Verhältnis zu ihren den Nazis entkommenen Eltern erzählen: Die polnischen Juden Ben und Regina überleben Bergen-Belsen und Auschwitz und lernen sich dort bei ihrer Befreiung kennen. Einige Jahre später wandert die gesamte Eisenstein-Familie nach Toronto aus, wo der Vater als koscherer Fleischer arbeitet. Bernice wächst in einem Weltele auf: einer fast hermetischen Welt in der Welt, in der der Kontakt mit Nichtjuden nicht gern gesehen ist, und die bestimmt wird von jüdischen Bräuchen, den Lokschenkugeln und Schmalzgrieben der Mutter und dem melancholischen Witz des Jiddischen, in dem sich die Verwandten und Freunde der Eltern unterhalten – über Eheprobleme und Poker, nie jedoch über das, was sie alle, die Auswanderer, zu einer eingeschworenen Gemeinschaft macht und ihr Denken und Handeln unterschwellig weiterhin bestimmt: den Holocaust.
Ganz anders die Tochter. Für sie wird die Vergangenheit der Eltern zur Droge. Diese „Holocaust-Sucht” beginnt sehr früh – beim Spiel mit den anderen: „Meine Eltern waren in Auschwitz. Das kannst du nie toppen. Dieser Spruch war überall und zu jeder Zeit anwendbar – im Sandkasten zum Beispiel: Leihst du mir mal Schaufel und Eimer? Nein? Also, weißt du, meine Eltern waren in Auschwitz. . .” Als Jugendliche verschlingt Bernice dann Anne Frank und Primo Levi, sieht sich im Kino und im Fernsehen immer und immer wieder genau jene Bilder an, die ihre Eltern traumatisierten. Erst nach dem Tod des Vaters bricht die Mutter ihr Schweigen und nimmt ein – im Buch transkribiertes – Video für Steven Spielbergs Shoah-Stiftung auf, in dem sie vom Leben im Lager und von Mengeles Experimenten berichtet, denen sie wie durch ein Wunder entkam.
„Ich war das Kind von Holocaustüberlebenden” ist buchstäblich ein Mischmasch. Gemäß dem Motto „Die Erinnerung hat kein Zentrum” umkreist Eisenstein ihr Thema achronologisch in Anekdoten und in längeren aphoristischen Passagen. „Ist es witzig genug? Ist es traurig genug? Bin ich zu weinerlich, wütend, bockig? Schluchz, schluchz, ich armes kleines Kind von Überlebenden. Habe ich es geschafft, die schlimmsten Holocaustklischees zu vermeiden?” Ja, hat sie: Durch die einfache, aber nicht kunstlose Sprache der Autorin wird zumeist jede Pathosfalle bravourös umschifft; stattdessen durchzieht den Text ein feines Gespür für die Schrullen ihrer Verwandten und absurde Alltagssituationen, etwa wenn beim Mittagessen der taube Großvater mit versteinerter Miene inmitten der Kriegsspiele seiner Enkel sitzt und seine Frau das Chaos mit Fragen, ob noch jemand Eintopf wolle, akzentuiert.
Dieser sehr eigene Witz prägt auch den eigentlichen Trumpf des Buches: die zahlreichen in den Text eingefügten Zeichnungen. Nur selten handelt es sich hier um bloße Illustrationen des Geschriebenen; vielmehr gelingt es Eisenstein mal in Einzelbildercartoons, mal in einem längeren Comicstrip, eigenständige Bilder für sprachlich nur schwer Formulierbares zu finden. So folgt auf die Beschreibung von Ben Eisensteins Vorliebe für John Wayne-Filme eine Zeichnung, auf der er als Cowboy durch das Tor von Auschwitz marschiert, um mit den Nazis abzurechnen. Etwas Kindlich-Ungelenkes eignet diesen meistens grauen Tuschebildern auf den ersten Blick, auf denen in den Zügen der Lagerüberlebenden plötzlich Schicksale lesbar zu werden scheinen. Ja, wenn hier und da mal ein Geiger durch die Luft wirbelt oder ein winziges Kücken über die Seiten marschiert, fühlt man sich an Chagall erinnert.
Auch wenn es sich bei dem Werk um keine Graphic Novel handelt, sondern um eine neue Text-Bild-Gattung, legen nicht zuletzt die inhaltlichen Parallelen einen Vergleich mit „Maus” nahe. Anders als Spiegelman in seinem provozierend-verstörenden Meisterwerk schlägt Eisenstein jedoch ungleich leisere, poetische Töne an. Dass diese Strategie aufgeht und dabei der Holocaust nicht verharmlost oder gar verkitscht wird, sondern im Gegenteil ein kluges, bewegendes und liebevoll-witziges Buch entstanden ist, ist kein kleines Wunder.
THOMAS VON STEINAECKER
BERNICE EISENSTEIN: Ich war das Kind von Holocaustüberlebenden. Übersetzt von Henriette Heise. Berlin Verlag, Berlin 2007. 192 Seiten, 19,90 Euro.
Der Vater als Cowboy, der mit den Nazis abrechnet Abb.: aus dem bespr. Band
Bernice Eisenstein Michael Mitchell
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2007

Überleben, um davon zu erzählen

Darf man sich ein Bild vom Holocaust machen? Bernice Eisenstein und Digne M. Marcovicz haben es gewagt, die eine malend, die andere fotografierend - zu Wort kommen letzte Zeugen und Nachfahren.

VON ANDREAS PLATTHAUS

Als junges Mädchen erlebte die Kanadierin Bernice Eisenstein heftige Auseinandersetzungen mit ihrem Vater, unter anderem "über die Tatsache, dass ich im Sommer lieber in meinem Zimmer saß und las, statt mich draußen in die Sonne zu legen - wir stritten über alles und nichts". In diesem Fall allerdings stritt man um alles, zumindest aus der Sicht von Ben Eisenstein, der als Beryl Eisenstein 1917 in der polnischen Stadt Miechow geboren wurde und wie seine spätere Frau Regina Oksenhendler das Konzentrationslager Auschwitz überlebte. In den Gettos, Arbeits- und Vernichtungslagern, in denen die deutschen Besatzer Eisenstein als Jude gefangen hielten, herrschten Hunger und dementsprechender Vitaminmangel. Die körpereigene Produktion von Vitamin D aber kann durch UV-Licht angeregt werden, auch wenn die üblichen Lieferanten wie Fisch und Milch ausfallen. Es gibt deshalb zahlreiche Berichte aus den Gettos über die regelrechte Sucht nach Sonnenbädern, wenn es die Arbeitszeit erlaubte. Der Streit zwischen Vater und Tochter ging aus der Sicht des Überlebenden um eine Frage von Leben und Tod - auch wenn ihm das gar nicht bewusst gewesen sein mag.

In der Erinnerungsliteratur der Kinder von Schoa-Überlebenden gibt es zahlreiche solche Missverständnisse zwischen ihnen und den Eltern - Verhaltensweisen, die vom Lagerleben geprägt wurden und für die Kinder nicht mehr begreiflich waren, weil sie allem widersprachen, wie sie die Eltern sonst erlebten: Geiz, Misstrauen, Vorurteile. In Art Spiegelmans Comic "Maus" ist der daraus entstehende Konflikt am eindrucksvollsten dargestellt. Bislang hätte man dieses 1992 abgeschlossene Buch auch als die ungewöhnlichste unter den literarischen Darstellungen der Judenvernichtung bezeichnet. Doch jetzt hat Spiegelman Konkurrenz bekommen: durch die 1949 geborene Bernice Eisenstein, die als Illustratorin Karriere machte, bevor sie mit Ende fünfzig ein Buch über ihre Familie schrieb, das nun auch auf Deutsch erschienen ist. Es heißt "Ich war das Kind von Holocaustüberlebenden".

Die Lücken geschlossen.

Es ist deshalb so ungewöhnlich, weil Bernice Eisenstein einen Teil ihrer Erzählung in Bilder fasst, überwiegend in Einzelzeichnungen, aber auch in eine achtzehnseitige Comicsequenz, die mitten im Text steht. Keine von diesen Zeichnungen ist illustrativ, denn kein einziges Detail, das sich in ihnen findet, wird schriftlich vorweggenommen. Vielmehr sind die Bilder unabdingbar für das Verständnis des Buches, weil sie Lücken schließen, die der Text lässt. Nehmen wir die Schilderung des achtzigsten Geburtstags von Regina Eisenstein im Jahr 2005. "Obwohl wir die Leichtigkeit kannten, mit der meine Mutter ihre Dankbarkeit und warmen Gefühle ausdrückte, waren wir nicht vorbereitet auf das, was jetzt kam. Sie sagte, ihr halbes Leben sei zerstört worden, nun sei ihr Mann gestorben und jetzt wünsche sie sich nur noch, für ihre Familie stark zu bleiben. Ihre Worte kamen von Herzen, und klar und stark drückte sie damit ihre innersten Gefühle aus. Dann ergriff meine Tante das Wort."

Und hier endet das Kapitel. Zumindest wenn man dem normalen Erscheinungsbild eines Buches glaubte. Doch auf der nächsten Seite folgt eine Zeichnung der beiden alten Frauen, und auf dem Zettel, den Tante Jenny, auch sie Überlebende der Schoa, in der Hand hält, stehen Auszüge aus ihrer Rede auf die Jubilarin. Sie endete mit dem Satz: "Meine Liebe wächst zu dir, wie auch deine Liebe zu mir wächst." Erst das hinzugefügte Bild rundet das Geschehen ab und zeigt, dass die Familie von Regina Eisenstein größere Erwartungen an sie hat als bloße Stärke. So funktionieren alle Bilder im Buch, und besonders der Comic, der die Ankunft der Eltern 1948 in Kanada genauso in Szene setzt wie Adolf Eichmanns von Simon Wiesenthal überliefertes Zitat "Einhundert Tote sind eine Katastrophe, eine Million nur eine Zahl". Da nicht sicher ist, dass Eichmann diesen Satz gesagt hat, setzt Bernice Eisenstein ihn als Denkblase über den Mann, der da beim Jerusalemer Prozess im Glaskasten sitzt. Sein Name wird nicht genannt, man muss ihn erkennen, um das Bild zu verstehen. So sprechen die Zeichnungen aus, was Bernice Eisenstein nicht sagen will.

Der Holocaust als Droge.

Darum ist die Kombination aus Text und Bild so wichtig für das Buch. Obwohl die Autorin durchaus kein Blatt vor den Mund nimmt. "Der Holocaust ist eine Droge", sagt sie gleich am Beginn, als sie sich daran erinnert, wie sie die ersten Fotos der Leichenberge aus den Konzentrationslagern sah. "In diesem Augenblick werde ich süchtig und stelle schnell fest, dass es endlos viele Dealer gibt, die mir immer noch einen Schuss geben, mir noch einmal Zutritt zu der halluzinogenen Geisterwelt verschaffen." So etwas darf nur das Kind von Überlebenden schreiben, das einen Teil seiner Faszination angesichts des Schreckens daraus ziehen kann, dass seine Eltern ihm glücklicherweise entkommen sind.

Der Zufall will es, dass nur wenige Monate vor Bernice Eisensteins Buch ein weiterer Versuch gemacht wurde, die Schoa in Bildern zu erzählen. Die Berliner Fotografin Digne M. Marcovicz hat die Erinnerungen von zwölf Überlebenden aufgezeichnet und diese nicht nur jeweils beim Erzählen fotografiert, sondern auch einige Orte mit der Kamera aufgesucht, über die berichtet wurde. Daraus hat Digne M. Marcovicz das Buch "Massel" (jiddisch für "Glück") zusammengestellt, eine Art Fotoprotokoll der zwölf Erinnerungen. Auf jeder Seite finden sich nur einige Sätze, denen aber sowohl dokumentarische wie erklärende Aufnahmen beigegeben sind - und natürlich die Porträts der jeweils berichtenden Zeugen. Es ist der Versuch, der oft als abstrakt empfundenen Geschichtsschreibung des Massenmordes individuelle Gesichter zu verleihen; der Band richtet sich vor allem an ein junges Publikum.

Keiner der von Marcovicz befragten zwölf Zeugen ist jünger als fünfundsiebzig, und einer von ihnen, der erstaunliche Jizschak Schwersenz, der im Zweiten Weltkrieg in Berlin ausharrte, um dort jüdische Kinder zu verstecken, ist kurz nach dem Gespräch gestorben. In diesem Wissen liest man seine Erinnerungen mit noch mehr Ergriffenheit, doch die meist knallbunten Fotos und das unruhige Layout der Seiten nehmen dem Erinnern die Wucht. Wie unendlich viel subtiler ist da das Buch von Bernice Eisenstein - bis hin zur allerletzten Seite, zum Vorsatzpapier also, das oben am Rand ausgerissen ist. Es ist eine alte jüdische Tradition, zu Ehren Gottes einen kleinen Mangel ins Menschenwerk einzubauen, denn nur Gott ist perfekt. Das Buch von Bernice Eisenstein war nahe daran.

- Bernice Eisenstein: "Ich war das Kind von Holocaustüberlebenden". Aus dem Englischen übersetzt von Henriette Heise. Berlin Verlag, Berlin 2007. 191 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].

- Digne M. Marcovicz: "Massel". Letzte Zeugen. Hanser Verlag, München 2007. 379 S., Abb., br., 24,90 [Euro].

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"Ein herausragendes Buch -atemberaubend schön, herzzerreißendaufrichtig." - ALLAN GOULD.

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Manuel Gogos zählt Bernice Eisensteins außergewöhnliches autobiografisches Buch "Ich war das Kind von Holocaust-Überlebenden" nicht zur sogenannten Auschwitz-Literatur. Gleichwohl sieht er das Werk, das für ihn Vaterbuch, Familienroman von Holocaust-Überlebenden und Einwanderungsroman gleichermaßen ist, über ein "Verweissystem aus ererbten Metaphern" mit den Erinnerungsbüchern von Holocaust-Überlebenden wie Primo Levi oder Elie Wiesel verbunden. Er hebt die unkonventionellen Illustrationen der Autorin hervor, die dem Buch die "Anmutung eines Kinderbuchs" verleihen. Den Text selbst, die Erinnerungen an den Vater, die Phantasien der Tochter, die sich ausmalt wie dieser Westernfilmheld mit der Nazibrut abrechnet, ihre obsessive Beschäftigung mit der Nazizeit, zeichnet sich für Gogos durch seine "eigentümliche Orginalität" aus. Er hebt in diesem Zusammenhang Eisensteins besondere Mischung aus "entwaffnender Naivität, skurrilen Phantasien und schlagkräftigem Sarkasmus" hervor. Bisweilen fühlt er sich dabei an Art Spiegelmans Maus-Comics erinnert.

© Perlentaucher Medien GmbH