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Das Jahr 1905 markiert einen wichtigen, vielleicht den wichtigsten Einschnitt in der jüngeren norwegischen Geschichte: Mit der einseitigen Auflösung der Union mit Schweden schafft Norwegen nach 1814 endgültig den Schritt in die Unabhängigkeit.
Was für Norwegen eine Epochenschwelle war, stellt sich bei näherem Hinsehen für die deutsch-norwegische Begegnungsgeschichte, eher als ein Zufallsdatum heraus: 1905 erkannte das Deutsche Reich den neuen Staat zwar rasch an, doch änderte sich unmittelbar mit diesem Datum wenig an den kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen. So…mehr

Produktbeschreibung
Das Jahr 1905 markiert einen wichtigen, vielleicht den wichtigsten Einschnitt in der jüngeren norwegischen Geschichte: Mit der einseitigen Auflösung der Union mit Schweden schafft Norwegen nach 1814 endgültig den Schritt in die Unabhängigkeit.

Was für Norwegen eine Epochenschwelle war, stellt sich bei näherem Hinsehen für die deutsch-norwegische Begegnungsgeschichte, eher als ein Zufallsdatum heraus: 1905 erkannte das Deutsche Reich den neuen Staat zwar rasch an, doch änderte sich unmittelbar mit diesem Datum wenig an den kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen. So ist der kulturelle Paradigmenwechsel - von Deutschland als politischer und kultureller Leitnation auf die angelsächsischen Ländern überspringend - nicht erst mit dem Jahr 1940 oder 1945 zu terminieren, sondern stellte sich eher als langsamer und lang andauernder Prozess heraus, der sich über die ganze erste Hälfte des 20. Jahrhunderts erstreckte. Norwegen als maritime Handelsnation hat eine traditionelle Orientierung nach Westen, Deutschland war wichtig als Kulturnation - deutsche Kultur, Technik, Ausbildung prägten das Land beträchtlich. Umgekehrt ist es immer die norwegische Natur gewesen, die die deutschen Besucher und Berichterstatter angezogen und fasziniert hatte. Dem liegt ein gewisser Eskapismus zugrunde - nicht so sehr die Kultur, nicht die Menschen, sondern das natürlich gegebene Andere zog die Deutschen an, die Fjorde, die Berge, die Einsamkeit, das Licht.

Vor diesem Hintergrund ist der ironisch gebrochene Titel unseres Projektes zu verstehen: "Nicht nur Lachs und Würstchen". Dass zum Land der Norweger seit geraumer Zeit die Fische assoziiert werden (und seit jüngstem die industriell aufgezogenen Lachse) ist gespiegelt in der nicht nur in Norwegen üblichen Stereotype, wonach zu den Deutschen am ehesten die Würstchen als Kennzeichen passten. Die Begegnungsgeschichte der letzten einhundert Jahre gibt für diese folkloristischen Gemeinplätze wenig her; das Beziehungsgeflecht entlang dieser verkitschten großen Linien zu markieren, ist fatal und nicht folgenlos, wie man ebenfalls an den letzten einhundert Jahren der deutsch-norwegischen Begegnungen ablesen kann.
Autorenporträt
Bernd Henningsen, geboren 1945, ist Professor für Skandinavistik und Direktor des Nordeuropa-Instituts an der Humboldt-Universität zu Berlin. Als hervorragender Kenner der Ostseeregion ist er vielfach ausgezeichnet worden, etwa 2001 mit dem dänischen Verdienstorden, dem "Danebrog-Orden". Seit 2005 ist er zudem Honorarprofessor an der Universität Kopenhagen.