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Produktbeschreibung
Visit the "House of Holes", where the motto is "Pleasure First", and discover a solution to every sexual problem, insight into every sexual intrigue, or play out your greatest sexual fantasy. Men can begin with a 'good, friendly penis scrub', take the magic sperm sniff test, or visit the Porndecahedron.
Greedy women can visit the "Hall of the Penises", shy women can order a partner with a 'voluntary head detachment', curious couples can investigate each other further with a 'cross crotchal interplasmic transfer'.
But ladies, watch out for the Pearloiner, who might just steal from you what you cherish most ...
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.01.2012

Alice in Pornoland
Nicholson Baker haut der amerikanischen Prüderie das Schmuddelbuch „Haus der Löcher“ um die Ohren
Wirklich Pech. Eigentlich will Zilka am Flughafen von St. Louis nur umsteigen, aber die Sicherheitskontrolleure haben sie auf dem Kieker. Ob es an ihrem aufreizenden Outfit liegt, dass man ihr die Sonderbehandlung zukommen lässt, im Namen der „Sicherheit des Landes“ natürlich? Zilka jedenfalls büßt einen wichtigen Teil ihres Körpers ein, und das liegt an der „Klitdiebin“, einer Flughafenangestellten der besonderen Art. „Sie war um die fünfundvierzig, superpatriotisch, dicke Haare, Riesenstöckel, patriotische falsche Riesentitten.“ Und was sagt diese Sicherheitsdomina zu der armen Zilka: „Tut mir leid, aber wir haben entschieden, dass Ihre Klitoris nicht ins Handgepäck gehört.“
So geht es zu in Nicholson Bakers neuestem Versuch, die pornographische Phantasie für die Literatur fruchtbar zu machen. Nach „Vox“ (1992) und „Die Fermate“ (1994) ist dies der dritte Roman, den der 1957 in Rochester geborene Schriftsteller dem Thema widmet. „Haus der Löcher“ heißt die köstliche Zumutung, die vor einem halben Jahr im Original erschien (SZ vom 12. August 2011) und dort den passenden Untertitel „A Book of Raunch“ trägt, was soviel bedeutet wie „Schmuddelbuch“. Jetzt liegt die deutsche Fassung des verdienten Nicholson-Baker-Übersetzers Eike Schönfeld vor. Den Untertitel hat der Verlag weggelassen, schade. Die Frage nämlich, um was für eine Art Buch, um welche Gattung es sich handelt, drängt sich unbedingt auf.
Zilka, um ihr kostbares Stück beraubt, befindet sich inzwischen als Hilfskraft im Haus der Löcher, abgekürzt als „HdL“. Dorthin gelangt man mit den Mitteln der Magie oder der Körperverflüssigung, entweder zieht es einen durch den Strohhalm, der in einem schon von Charles Dickens geschätzten Sherry-Cobbler-Drink steckt, durch die Rückwand eines Wäschetrockners in einem New Yorker Waschsalon, oder man wird durch die zum O geformten Finger eines gewissen Dave gezoomt. Durch Löcher ins Haus der Löcher! Es ist genau diese glucksende Plumpheit, die Nicholson Baker offenbar großes Vergnügen bereitet.
Das „HdL“ müssen wir uns als eine Art surreales Sexparadies vorstellen irgendwo im Nordosten der Vereinigten Staaten, einen Themen- und Vergnügungspark, in dem jedem (und jeder) jeder heiße Wunsch erfüllt werden soll. Doch, und da schrammen wir dann am Höllenszenario nur knapp vorbei, sind diese Wünsche ausschließlich pornographischer, das heißt kombinatorischer Art. Und, klar, umsonst ist dieses spezielle Glück nicht zu haben. Baker hat genügend Anspielungen eingeflochten, um das Haus der Löcher als institutionelles Abbild der ökonomisch durchdefinierten Gesellschaft zumindest auch lesbar zu machen.
Für Männer kommt es besonders teuer, vier Tage im Haus der Löcher kosten sie 30 000 Dollar. Zur aktuellen Schuldenkrise lesen wir: „Alle versuchen am Ball zu bleiben, aber dann zeigt sich, dass sie pleite sind.“ Daher hat die einfallsreiche Lila, die „HdL“-Direktorin mit dem Riesenbusen, eben jenes Stipendiensystem ausgetüftelt, das hübschen Exemplaren der männlichen Spezies „Intensiv-Praktika“ anbietet (bei hohen Schulden), „Praktikantenstipendien“ oder sogar ein „volles Stipendium“; letzteres allerdings nur, wenn der Samen des Kandidaten über „magische Heilkräfte“ verfügt.
Der einlullende Esoterik-Talk kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Haus der Löcher durchaus martialische Methoden zur Anwendung kommen. Die erzwungene Enthaltsamkeit, mit der die „Deprivos“ auf die Folter gespannt werden, wirkt dabei noch harmlos. Schlimmer ergeht es einem gewissen Ned, der so viele Schulden angehäuft hat, dass er sich zur „freiwilligen Kopfabtrennung“ begeben muss. Und selbst wenn im Haus der Löcher genügend Frauen herumlungern, die auf kopflose Männerbodys stehen, so bleibt einem doch angesichts der genüsslich ausgemalten guillotinistischen OP das Lachen im Halse stecken, schließlich ist dies das Land der praktizierten Todesstrafe. Kurzum: Überwachen und Strafen und Belohnen – Directrice Lila hat das System fest im Griff.
Die Kunst Nicholson Bakers zeigt sich nun jedoch gerade darin, das Monströse der Pornoindustrie in die reinste Arglosigkeit zu kleiden, wodurch es eben ziemlich komisch wird. Die 36 Kurzkapitel führen lauter Pornosequenzen auf, in denen schon mal ein Körperteil einzeln unterwegs ist – Daves Arm nämlich, der im Tausch für einen Riesenpenis weggegeben wurde; wo verheiratete Bäuerinnen „Komm-Videos“ herstellen; wo man die Kundschaft durch die „Peniswaschanlage“ fährt oder ins „Stöhnzimmer“ bugsiert; wo russische Pianisten sich auf rasierte Damenbeine ergießen; wo „Bio-Gleitcreme“ dabei hilft, einen Schraubenziehergriff in den Hintern einer lüsternen Ehebrecherin einzuführen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Das Buch ist natürlich ein Schlag ins Gesicht der nordamerikanischen Prüderie. Man muss sich klarmachen, dass Baker in einem Land lebt, in dem nicht einmal Geschlechtsgenossinnen in öffentlichen Schwimmbädern voreinander nackt duschen. In einem Land, in dem das akademische Milieu sich derart mit Sexualangst vollgepumpt hat, dass Professoren nicht einmal mehr die Tür hinter sich schließen dürfen und der Universitäts-Parkplatz zur Bühne von Vergewaltigungen stilisiert wird.
Warum Baker wohl, nach den Erfolgen „Vox“ und „Die Fermate“, ein weiteres obszönes Buch schreiben wollte? Eine kleine Spekulation sei erlaubt. Handelte es sich dort um Romane über die Sexualphantasien komplexer, fühlender Charaktere, so wird hier mit einem entseelten, entpersönlichten Arsenal von Figuren gespielt, die weder Beziehungen untereinander entwickeln noch überhaupt so etwas wie eine Persönlichkeit aufweisen. Es sind Statisten namens Shandee, Dave, Betsy und so weiter, die zur Illustration eines ins Groteske übersteigerten, in Partialtriebe säuberlich aufgefächerten pornographischen Angebots herhalten. Und so zäh sich die Lektüre dieser gattungsimmanenten Wiederholungsschlaufe bisweilen hinzieht, so konsequent ist das Experiment in Machart und Methode.
Wollte man einen europäischen Vergleich wählen, so wäre Elfriede Jelineks genial-buchstäblicher Umgang mit Pornofiktionen zu nennen. Anders als Jelinek jedoch bekennt sich Baker ganz naiv (oder scheinnaiv?) zu den Schlüsselreizen ungetrübter Vergnügen. Das Böse war bei de Sade ein Stimulans, da knüpft Jelinek an. Für Baker liegt das Böse allein in den Zwischentönen des „Systems“, das er mit bewundernswerter Geduld durchparodiert. Großartig, wie er nebenbei eine Müllhalde sprachlicher Geschmacklosigkeiten auftürmt, vom pädagogischen Animationsgeplapper der Lady Lila über die Lautmalereien des Comics bis hin zum wissenschaftlichen Jargon (sich zu fesseln und in Mayonnaisegläser zu pinkeln, sei doch „eine abgenutzte Trope“).
Der rührendste, lustigste und schönste Aspekt dieser originellen Pornoparodie ist jedoch ihre Kindlichkeit, die kindliche Lust am Blödsinn. Schon die Löcher, die als Eingangspforten des „HdL“-Reiches dienen, winken mit dem Zaunpfahl: „Alice in Wonderland“. Wenn in dem märchenhaften Sex-Wunderland, das Baker sich ausmalt, ein einsames „Pornomonster“ in der vom „Pornosaugschiff“ abgeschöpften „Pornogülle“ vor sich hinvegetiert, wenn eine Frau ein silbernes Ei legt, dem später ein kopulierendes Däumlingsliebespaar entschlüpft, dann ist das die fröhliche Anwendung von Kinderlogik auf Erwachsenenschmuddel.
Deshalb liegt man bestimmt nicht falsch mit der Annahme, dass „Haus der Löcher“ innerhalb von Bakers Werk am ehesten an das hinreißende Kinderbuch für Erwachsene „Norys Storys“ (1998) anknüpft, das den verwickelten Erzählphantasien seiner Tochter gewidmet war. Es ist jenes Schwelgen im Übernatürlichen, Monsterhaft-Grotesken, im Traumhaften und Albtraumhaften, im Miniaturistisch-Verzauberten, das den Autor als Kind und Schelm zugleich zeigt.
INA HARTWIG
NICHOLSON BAKER: Haus der Löcher. Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Rowohlt Verlag, Reinbek 2012. 317 Seiten, 19,95 Euro.
Es lungern genügend Frauen
herum, die auf kopflose
Männerbodys stehen
Was das Feuer erzählt: Nicholson Baker in seinem Haus aus dem 18. Jahrhundert in South Berwick (Maine). Foto: 2012 Fred Field/The New York Times/laif
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