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Skye und Farald sind das ideale Paar: Sie, die wohlhabende Tochter aus gutem Hause, ist beruflich höchst erfolgreich und kauft mit sicherem Gespür Kunstwerke für ihre Sammlung. Er ist angesehener Professor an der renommierten Kauffmann University, einer der schönsten Universitäten Amerikas. Und sie haben ein gemeinsames Projekt: Ein bekannter Architekt baut nach seinen Plänen ein Haus, maßgeschneidert auf ihr Leben - das Sinnbild ihrer harmonischen Ehe. Da erscheint eines Tages die Studentin Helene in Faralds Büro. Sofort fühlt er sich zu der jungen Frau hingezogen. Er lädt sie zu sich nach…mehr

Produktbeschreibung
Skye und Farald sind das ideale Paar: Sie, die wohlhabende Tochter aus gutem Hause, ist beruflich höchst erfolgreich und kauft mit sicherem Gespür Kunstwerke für ihre Sammlung. Er ist angesehener Professor an der renommierten Kauffmann University, einer der schönsten Universitäten Amerikas. Und sie haben ein gemeinsames Projekt: Ein bekannter Architekt baut nach seinen Plänen ein Haus, maßgeschneidert auf ihr Leben - das Sinnbild ihrer harmonischen Ehe. Da erscheint eines Tages die Studentin Helene in Faralds Büro. Sofort fühlt er sich zu der jungen Frau hingezogen. Er lädt sie zu sich nach Hause ein, um sie Skye vorzustellen. Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb, sie werden Freundinnen. Je weiter jedoch der Bau an dem Haus voranschreitet, desto klarer wird Farald, dass sich seine Ehe in einer Sackgasse befindet. Schmerzlich muss er erkennen: Er wird niemals mit Skye in das Traumhaus ziehen.
Autorenporträt
Gregor Hens, geb. 1965 in Köln, studierte Sprach- und Literaturwissenschaften in Bonn, Missouri und Kalifornien (Berkeley). Er lebt in Columbus/Ohio, wo er Germanistik lehrt, und in Berlin. Sein erster Roman, 'Himmelssturz', wurde als »Meisterwerk« (Süddeutsche Zeitung) gefeiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.06.2002

Wer sich jetzt kein Haus baut, der heiratet nie mehr
Offensichtlich erzählsüchtig: In seinem Debütroman richtet Gregor Hens den Blick in die Höhe und bleibt doch am Boden

Die Sommerhitze über Amerikas Mittlerem Westen ist mehr als eine Wetterlage. Sie ist eine Lebensbedingung, die kaum zutreffender beschrieben werden kann als mit dem Wort unerbittlich. Mitteleuropäer, die nie in dieser Gegend gelebt haben, können mit "kochender Luft", "glühendem Asphalt" oder "triefender, blendender Hitze" bloß Vorstellungen verbinden, die von der sinnlichen Wirklichkeit ziemlich weit entfernt liegen. Wer solche Bedingungen hingegen lange ertragen mußte, behält sie unauslöschlich in Erinnerung. So geht es Gregor Hens, dem 1965 in Köln geborenen Germanistikprofessor an der Universität von Columbus, Ohio. Seinen Debütroman "Himmelssturz" überlagert ebendieser Gluthauch der Region.

Natürlich ist der Ort der Handlung fiktiv, eine "Stadt, die du nie kennenlernen wirst". Sie liegt irgendwo bei Pittsburgh, Pennsylvania, und ist Sitz der renommierten Kauffman-Universität. Mit ihrem Campus, den Wohngebieten und den außerhalb gelegenen riesigen Malls erscheint einem diese College-Station im übrigen so bekannt und austauschbar langweilig wie zahllose andere zwischen Philadelphia und Chicago. Die Menschen, die hier leben, sind meist übergewichtig, langsam, freundlich bis zur Unnatürlichkeit, übertrieben rücksichtsvoll im Straßenverkehr und versessen auf Shopping als Abenteuer. Autos, die nicht mehr als zwei Jahre alt sind, ein eigenes Haus und möglichst noch eine "Ruhestandsresidenz" gehören für sie zu den wichtigsten Lebenszielen.

Die Hauptfigur Farald fährt zwar ein älteres Auto, läßt sich dafür aber eine der prunkvollsten Villen der Stadt von dem Stararchitekten Antonin Nechodoma errichten. Als Sprachwissenschaftler hätte er sich das kaum leisten können, doch seine Frau Skye, eine Bankerin und Kunstsammlerin, verfügt über ein beträchtliches Familienvermögen. Verheiratet wurden Ferry und Skye durch ein Gesetz des Bundesstaates, nach dem siebenjähriges Zusammenleben automatisch zur Ehe führt. Ihre Beziehung ist von ebensowenig Selbstbestimmung geprägt wie diese juristische Verbindung. Statt eines Kindes soll das gemeinsame, die Handlung bis zuletzt begleitende Bauprojekt die beiden wieder zusammenführen. Das Scheitern ist also von Anfang an absehbar. Fast scheint es so, als ob jenes schon von Thomas Buddenbrook und Hofmannsthals Kaufmannssohn zitierte Orakel sich durch die Handlung geheimnisvoll bestätigen würde: "Wenn das Haus fertig ist, kommt der Tod." Der harmlosere Spruch zur Grundsteinlegung aus den "Wahlverwandtschaften", den Hens seinem Buch voranstellt, läßt zunächst ganz anderes vermuten: "Drei Dinge sind bei einem Gebäude zu beachten, daß es am rechten Fleck stehe, daß es wohl gegründet, daß es vollkommen ausgeführt sei."

Zugegeben, das Prachthaus wächst nach Plan in die idyllische Landschaft hinein, doch im gleichen Tempo bröckelt die Ehe von Ferry und Skye. Schon bald ist klar, daß sie das neue Haus nie gemeinsam beziehen werden. Das klingt nicht gerade nach einem originellen Plot. Doch wie es zu der allmählichen Entfremdung kommt und vor allem, wie davon erzählt wird, enthält einigen Reiz. Das liegt vor allem an der geglückten Variation der "Campusnovel", die gewöhnlich von Professoren handelt, die den Verführungen ihrer Schülerinnen erliegen und dadurch in handfeste Schwierigkeiten geraten. Auch Ferry wird zwar durch seine Studentin Helene aus der Bahn geworfen, doch spielt der sonst übliche Sex dabei überhaupt keine Rolle. Helene verzaubert ihn und auch den Leser durch ihre Geschichten, sie ist "offensichtlich erzählsüchtig". Wie Ferry berichtet sie meist aus der Ich-Perspektive: über ihre Kindheit in Deutschland, den literarisch begabten Bruder, ihre nach Amerika übersiedelte Familie und ihren eigenen Weg in diesem Land.

Diese Passagen, die auch gegen die Chronologie montiert sind und geschickt mit anderen Erzählperspektiven abwechseln, gehören zu den stärksten des Buches. Helene kennt "während des Erzählens nichts anderes als die Vorgänge, von denen sie berichtet. Sie sinkt in eine andere, in sich schlüssige und sich selbst tragende Welt ein." Ferry wird in diese Welt förmlich hineingezogen, zunehmend beginnt er, seine "eigenen übersprudelnden Kindheitserinnerungen abzugleichen", also seine eigene Geschichte im doppelten Wortsinn zu suchen. Von Skye entfernt er sich dadurch immer weiter, aber auch Helene droht ihm an den Architekten Antonin verlorenzugehen. Ferry und seine Frau mit dem sprechenden Namen stürzen über diesen Ereignissen vom Himmel auf die Erde, wenn auch nicht gleichzeitig. Doch nicht alles soll hier vorweggenommen werden. Der Leser wird aus diesem sorgfältig gewirkten Textgewebe, das sich durch eine schlanke, präzise Sprache, zuweilen sogar Raffinement auszeichnet, zufrieden entlassen. Hens bleibt dabei am Boden und ist so vor jedem Absturz gefeit.

Gregor Hens: "Himmelssturz". Roman. Wilhelm Goldmann Verlag, München 2002. 221 S., geb., 19,- [Euro].

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"Gregor Hens hat mit Himmelssturz' das beste Debüt des Jahres geschrieben." Elmar Krekeler, Literarische Welt