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+++ Liebe ist meine Droge +++ Jimi war für mich der schönste meiner Männer +++ Ich wusste, dass ich zur gleichen Zeit mehrere lieben konnte +++ Ich war von früh auf kamerageil +++ Mein größtes Vergehen bestand in den Augen der K1 darin, dass ich während der endlosen Gesprächssessions immer wieder einschlief +++ Nach Rainer wollte ich einen wilden Mann. Mit Bockhorn wurde ich zur Barbarin +++ Wir glaubten an Märchen, also passierten uns Märchen +++
Ich wollte alles von dieser Welt. Ich wollte alles durchmachen und ich wollte im Hier und Jetzt leben.« – Uschi Obermaier war die erotische
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Produktbeschreibung
+++ Liebe ist meine Droge +++ Jimi war für mich der schönste meiner Männer +++ Ich wusste, dass ich zur gleichen Zeit mehrere lieben konnte +++ Ich war von früh auf kamerageil +++ Mein größtes Vergehen bestand in den Augen der K1 darin, dass ich während der endlosen Gesprächssessions immer wieder einschlief +++ Nach Rainer wollte ich einen wilden Mann. Mit Bockhorn wurde ich zur Barbarin +++ Wir glaubten an Märchen, also passierten uns Märchen +++
Ich wollte alles von dieser Welt. Ich wollte alles durchmachen und ich wollte im Hier und Jetzt leben.« – Uschi Obermaier war die erotische Galionsfigur der Gegenkultur, Pop-Ikone der Sechziger- und Siebzigerjahre, Fotomodell, Filmstar, Groupie und Geliebte – ohne sich dabei jemals in eine Schublade stecken zu lassen. Ihr Leben zwischen Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll war wie ein Roadmovie – rasant, übertourig und völlig losgelöst von allen bürgerlichen Fesseln. »Für diese Frau würde ich jede Revolution verraten«, sagte Rainer Langhans, an dessen Seite sie nackt für die Kommune 1 posierte. Uschi kehrte den politisch verkopften Revoluzzern den Rücken und zog weiter ihr eigenes Ding durch, stets auf der Suche nach dem ultimativen Kick, nach allem, was Spaß macht. Jimi Hendrix, Mick Jagger, Keith Richards – die Männer verzehrten sich nach ihr, und sie war stets mittendrin, immer da, wo was los war. Sie verliebte sich unsterblich in Dieter Bockhorn, den »Prinzen vom Kiez«, und reiste mit ihm im Wohnmobil durch die Welt. Dem Autor Olaf Kraemer erzählte Uschi Obermaier jetzt zum ersten Mal völlig ungeschminkt, wie es wirklich war. Die mitreißende Biografie einer Frau, die sich ein Motto zu Eigen gemacht hat, das heute noch genauso viel Sex-Appeal hat wie damals: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume ...
Autorenporträt
Uschi Obermaier, geboren 1946, war Galionsfigur der 68er-Bewegung in Deutschland und Fotomodel. Sie war Mitglied der Berliner Kommune 1 und Freundin von Rainer Langhans. Uschi Obermaier gilt als erstes deutsches Groupie, war Mitglied der Münchener Krautrock-Band Amon Düül und Geliebte von Mick Jagger, Keith Richards und Jimi Hendrix. Uschi Obermaier, die inzwischen die amerikanische Staatsbürgerschaft hat, lebt heute inTopanga Canyon bei Los Angeles und arbeitet als Schmuckdesignerin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2007

Ich war Uschi Obermaier
Ein neues Buch und ein Film über die Frau, die nicht älter werden kann: "Das wilde Leben"

Wenn die Toten sprechen könnten, dann würden sie uns ihre Geschichten ganz erzählen, vom Anfang bis zum Ende - und nicht nur deshalb wäre Dieter Bockhorn eigentlich der ideale Autor für einen Bericht über das Leben und die Meinungen der Uschi Obermaier. Denn dieser Bockhorn, der sich sein Geld meistens als Wirt in Hamburg und manchmal auch mit reinem Schnorren verdiente, der sich selber aber gerne einen Künstler und seinen Alltag ein Kunststück und eine Performance nannte, ein Mann, dessen Ausdruckswille weder von Bildung noch von allzu viel Geschmack gebremst wurde, Dieter Bockhorn war, seit 1973, meistens Uschi Obermaiers Liebhaber und Gefährte, ihr Aufseher, ihr Chauffeur und manchmal auch ihre letzte Hoffnung gewesen.

Dass er vor allem der Autor ihres Lebensdrehbuchs war (auch wenn es darin immer wieder Platz zum Improvisieren gab), das wurde Uschi Obermaier wohl erst später bewusst, Jahre nach dem schwarzen Neujahrstag 1984, an dem Bockhorn sich ein Motorrad lieh, alle Geschwindigkeitsbegrenzungen ignorierte - und als sie ihn fanden, lag er vor einem Laster, neben den Trümmern des Motorrads, und von seinem Gesicht, so heißt es, sei auch nicht viel übrig gewesen.

Damals war nicht nur die Geschichte des Dieter Bockhorn zu Ende. Wenn Uschi Obermaier von ihrem Leben erzählt, ist dieser Unfall immer der dramatische Schlusspunkt. Sie war 37 Jahre alt - und der Umstand, dass sie seither kaum älter geworden ist, hat womöglich seinen Grund auch darin, dass nichts Wesentliches mehr geschehen ist. Eigentlich müsste sie, wenn sie mal wieder eine Talkshow besucht, sich so vorstellen: Ich war Uschi Obermaier, von circa 1966 bis 1984. Seither versuche ich, meinen Ruhm und meine Vergangenheit zu bewirtschaften.

Der Weg nach Schwabing

Wir sind einander knapp zehn Jahre nach dem Unfall begegnet, im Sommer 1993, in einem mexikanischen Lokal in East Los Angeles, wo ein paar deutsche und österreichische Wahl- und Teilzeitkalifornier beisammensaßen, und nach dem Essen, beim Rauchen im Innenhof, stand Uschi Obermaier im Mittelpunkt, was genau zwei Ursachen hatte: Die eine war ihr Lachen, das laut und dunkel war und keinen Widerspruch zu dulden schien. Und die andere war dieser selbstbewusste Münchner Vorstadtslang - der Monaco Franze hätte, in jenen Münchner Geschichten, die denen der Uschi Obermaier gar nicht so fremd sind, diesen Klang wohl so identifiziert: "Lindwurmstraße, Richtung Süden, den Berg hinauf, hinterm Harras eher rechts . . ." Und wenn sie "der Mick" und "der Keith" sagte, klang das kein bisschen provinziell. Eher danach, dass, zu Uschi Obermaiers besten Zeiten, auch die Rolling Stones als Münchner ehrenhalber galten - schon weil sie ihre Platten damals gern in Giorgio Moroders Musicland-Studio aufnahmen, und nachts entspannten sie sich in den ortsüblichen Klubs, im "Sugar Shack" oder im "Trader Vic's" unter dem Bayerischen Hof.

Im Winter 1994 kam von einem Verlag die Anfrage, wonach Uschi Obermaier aus ihrem Leben ein Buch machen wolle und ob ich das alles aufschreiben und in eine Form bringen könne. Im Frühjahr hatten wir alle Schauplätze in München, Hamburg, Berlin inspiziert; zehn Bänder waren besprochen, und beim Abhören wurde mir klar, was sich schon abgezeichnet hatte während der langen Interviews: Es gab auf dem Terrain ihrer Erinnerung unermesslich große weiße Flecken.

"Uschi, wie war denn das jetzt genau mit'm Jimi?"

"Ja, toll war's. Ganz toll."

"Geht's bisschen genauer?"

"Ach geh, ich war doch so aufgeregt: der Jimi Hendrix und ich!"

"Und der Bockhorn: Was hast'n von so einem wollen?"

"Der Bockhorn, weißt, der war einfach mein Mann."

Die weißen Flächen mussten also vom Autor beschriftet werden, und als das Buch fertig war, klang es weniger nach Uschi Obermaier als nach meinem Versuch, einen Poptext im Stil der neunziger Jahre zu schreiben. Vor allem aber: für die Leser der Neunziger, die womöglich gar nicht wussten, dass ihre ganze Alltags- und Liebesfreiheit, die sie so selbstverständlich genossen, von irgendjemandem erkämpft werden musste. Dieser jemand war, zum Beispiel, Uschi Obermaier - und von diesem Kampf weiß der neue Film "Das wilde Leben" erstaunlich wenig; das Drehbuch lässt das wilde Leben erst 1968, mit Uschis Einzug in die Kommune 1, an Fahrt gewinnen.

Dabei spielte sich der eigentliche Freiheitskampf der Uschi Obermaier in den zwei, drei Jahren vorher ab - vom Lehrlingsleben in der kleinbürgerlichen Vorstadt Sendling, wo die fünfziger Jahre nicht vergehen wollten, ins lustige Pop-Schwabing, wo der damals sehr berühmte Fotograf Will McBride die hübsche Uschi einfach auf der Leopoldstraße ansprach und wo die Zwanzigjährige dann, als wäre sie der Mann und Macho, die Musiker aus dem "Big Apple" vernaschte, waren es nicht mehr als fünfzehn Stationen mit der Trambahnlinie 28. Aber dieser Weg war gesäumt von Vorwürfen, Beschimpfungen, Erniedrigungen, der Prophezeiung, dass das alles übel und in der Gosse enden werde. Von Schwabing, als sie dort endlich angekommen war, gab es im Vergleich viel schnellere Verbindungen nach Berlin zur Kommune 1, nach Hamburg zu Bockhorn, nach London, New York und San Francisco, wo sie später, mal mit, mal ohne Keith Richards unterwegs war.

Mein Text sagte "Ich" zu Uschi Obermaier, was einerseits heikel und andererseits kein ganz unübliches Verfahren war. F. Scott Fitzgerald hatte den "Letzten Tycoon" auch aus der Sicht einer Frau erzählt. Aber erstens war er eben F. Scott Fitzgerald, der größte Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts. Zweitens war seine Erzählerin Cecilia Brady eine erfundene Person, was die Einfühlung gewiss erleichterte. Und drittens hatte Miss Brady sehr viel weniger Sex als Uschi Obermaier, deren Nächte in angemessener Anschaulichkeit geschildert werden mussten, schon weil sie so viele Tage verschlief.

Kein Wunder, dass sie sich oft nicht wiedererkannte in diesem Text, kein Wunder, dass sie jetzt noch einmal erzählen wollte, wie es wirklich war, ohne sich von den Reflexionen und Interpretationen eines Autors unterbrechen zu lassen. Das neue Buch heißt "High Times", nach einer Funknummer von Jamiroquai, die tatsächlich einen guten Soundtrack abgäbe für diesen Text, der nach absoluter Werktreue strebt. Die Sätze klingen so, wie Uschi Obermaier eben spricht, und wer jetzt schimpft darüber, dass es trivial sei, wenn hier jeder Mann, mit dem sie eine Nacht verbracht hat, exakt vermessen wird; wenn jedes Gramm Heroin, das durch die Nase hochgezogen wurde, jedes sogenannte Piece, das erhitzt, zerbröselt und in einen Joint gerollt wurde, genau gewogen werden: Der hat nicht verstanden, dass "High Times" ein Sachbuch ist. Und die Sachen, um die es geht, sind eben Drogen und Sex.

Die besten Momente in diesem Buch sind jene, die eine große Düsternis beschreiben, die Leere und die Schwärze im Leben eines Models, das in den siebziger Jahren schon tausend Mark am Tag verdiente, an die härtesten Drogen ganz ohne die sogenannte Beschaffungskriminalität kam und sich unter den Stars jener Tage die Liebhaber für die Nächte aussuchen konnte. Als Uschi Obermaier im Sommer 1973 in ihrer Münchner Wohngemeinschaftsküche saß, einen Joint nach dem anderen rollte, und ihr gegenüber saßen Mick Jagger und Keith Richards, leerten nebenbei eine Flasche Bourbon und stritten sich bis vier Uhr morgens darüber, wer bei Uschi bleiben dürfe (Jagger hat gewonnen), da konnte sie nichts anderes denken als: Oh Mann, was für ein wildes Leben! Aber wenn man zurückschaut, aus dem Abstand von dreiunddreißig Jahren, dann sieht man eben auch: Die vielen Drogen haben nicht nur die Wahrnehmung der Gegenwart vernebelt, sie haben all das aufgezehrt, woraus später die Erinnerungen werden müssten, die Konflikte, Entscheidungen, all jene Erfahrungen, aus welchen man anders, älter, womöglich klüger herauskommt, als man hineingegangen ist.

Und genau das ist der immanente Widerspruch des Konzepts, an welchem Rainer Langhans schon in den frühen Siebzigern arbeitete, als er mit Uschi Obermaier die sogenannte High-Fish-Kommune bewohnte; eines Konzepts, das aber erst knapp dreißig Jahre später, in Fernsehshows wie "Big Brother" oder eben dem Langhans-Projekt "Die Kommune" zur Serienreife gelangte: dass das eigene Leben schon Produkt genug sei, um vermarktet zu werden, und im Glücksfall sogar ein Kunstwerk. Im Fall von Uschi Obermaiers Lebensprodukt heißt das allerdings, dass Drogen vor allem interessant sind für den, der sie nimmt; wer nüchtern zuschaut, langweilt sich enorm. Und der Sex, in die entsprechende Form gebracht, wäre das, was er auch in "Big Brother" ist: die reine Pornographie.

Das sind allerdings die Probleme, von welchen Achim Bornhaks "Das wilde Leben" nichts zu wissen scheint. Der Film, angeblich "inspiriert vom Leben der Uschi Obermaier", ist erstaunlich harmlos und spannungsarm: ein Film, der dauernd auf der Flucht vor sich selber und seiner Heldin ist, wenn er die eine Szene schnell abhakt, um zur nächsten zu kommen, und in keiner ist er wirklich bei sich und Uschi Obermaier. Muss man wirklich Luchino Visconti heißen, um zu sehen, wie grandios es wäre, wenn in einer Szene, im Loft der Kommune 1 zum Beispiel, mal alle Konflikte ausgespielt würden? Muss einer wirklich Alfred Hitchcock sein, um zu bemerken, dass das Lebensprotokoll der Uschi Obermaier, samt farbenprächtigen Reisen nach Indien und durch Amerika, womöglich der Stoff für eine vierteilige semidokumentarische Fernsehserie wäre; großes Kino ist es aber nicht. Und muss einer wirklich François Truffaut sein, um zu erkennen, dass die Geschichte von Bockhorn und Obermaier, das dekadente Drama zweier Liebenden, die erst ihr Glück mit Drogen feiern und dann ihr Unglück nicht einmal mit Drogen lindern können, ein großer Film sein könnte, wenn man sich nur traute, den Rest des Lebenslaufs (und Uschi Obermaiers Einsprüche) zu ignorieren.

Sendling als Lebensform

Dass "Das wilde Leben" trotzdem kein Debakel ist, liegt, vor allem, an Matthias Schweighöfer, der wunderbar kindlich und ernst den Rainer Langhans spielt; an Alexander Scheer, der als Keith Richards ein bisschen spastisch und total versponnen durch die Szenen stolpert; an David Scheller, der als Bockhorn mehr Bockhorn ist, als es der echte vermutlich war. Sie alle scheinen sich für die Zeit, als ein Joint, ein Gitarrenriff, eine Demonstration noch etwas bedeuteten, wesentlich intensiver zu interessieren, als das die Inszenierung tut. Und Natalia Avelon spricht so einen ausdrucksvollen Sendlinger Dialekt, als hätte sie München als geistige Lebensform jahrelang studiert.

In der vergangenen Woche wurde in München die Premiere gefeiert; auch Rainer Langhans war geladen und durfte über den roten Teppich spazieren, und natürlich gab er den Reportern hinter den Absperrgittern keine knappen, einstudierten Antworten, sondern fing sofort zu diskutieren an. Und dann kam, fast als letzter, Gunter Sachs. Und so standen, ganz nah beieinander, der Mann, der sich 1969 von der schönsten Frau Frankreichs scheiden ließ, der Erbe eines riesigen Vermögens. Und der Mann, der 1969 mit Deutschlands schönster Frau liiert war und Typen wie Sachs enteignen wollte.

Sie hatten einander nichts mitzuteilen. Von der Gegnerschaft war nichts geblieben als Indifferenz.

Ach, dachte ich, die bösen alten Geschichten: Womöglich ist es damals immer nur um Sex gegangen.

CLAUDIUS SEIDL

Uschi Obermaier, Olaf Kraemer: "High Times - Mein wildes Leben". Heyne, 14 Euro.

"Das wilde Leben" kommt am Donnerstag in die deutschen Kinos.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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