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Dieses Werk bietet einen fundierten Überblick über die griechisch-römische Religiosität in der frühen Kaiserzeit. Bewusst wurde dafür eine exemplarische und an den Primärquellen orientierte Darstellungsweise gewählt. Im ersten Band werden Die Stadt- und Hausreligion (Opfer, Feste, Vereinswesen, häusliche Frömmigkeit, Totenbräuche), die verschiedenen Mysterienkulte und Phänomene wie Astrologie, Magie, Orakelwesen und Wunderglaube beschrieben. Der zweite Band behandelt den Herrscher- und Kaiserkult, die Philosophie (besonders Stoa, Kynismus, Epikureismus, Mittelplatonismus) und die Gnosis.…mehr

Produktbeschreibung
Dieses Werk bietet einen fundierten Überblick über die griechisch-römische Religiosität in der frühen Kaiserzeit. Bewusst wurde dafür eine exemplarische und an den Primärquellen orientierte Darstellungsweise gewählt. Im ersten Band werden Die Stadt- und Hausreligion (Opfer, Feste, Vereinswesen, häusliche Frömmigkeit, Totenbräuche), die verschiedenen Mysterienkulte und Phänomene wie Astrologie, Magie, Orakelwesen und Wunderglaube beschrieben. Der zweite Band behandelt den Herrscher- und Kaiserkult, die Philosophie (besonders Stoa, Kynismus, Epikureismus, Mittelplatonismus) und die Gnosis. Durchweg werden durch Einleitungsparagraphen und Ausblicke auch die Querverbindungen zum Neuen Testament hin eigens herausgearbeitet.
Autorenporträt
Dr. Hans-Josef Klauck ist Inhaber der Naomi Shenstone Donnelley Professorship of New Testament and Early Christian Studies an der Divinity School of the University of Chicago.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.09.1996

Lieber gleich nach Epidauros
Hans-Josef Klauck skizziert die religiöse Umwelt des Urchristentums

Der eine Wallfahrtsort gönnt dem anderen seine Kunden nicht. Dezent wird man in Predigten am einen Ort darauf verwiesen, daß es andernorts leider viele sehr "umstrittene" Heilungen gebe, so daß man anfragen dürfe, ob es lohne, sich diesem Risiko auszusetzen. Von antiken Wallfahrts-Vordenkern könnte man in diesem Punkt einiges lernen. So findet sich eine Inschrift in Epidauros, dem antiken Großklinikum und Wallfahrtszentrum, betreffend eine Bandwurm-Therapie. Damit hatte es folgende Bewandtnis: In Troizen, dem Konkurrenzort zu Epidauros, habe man, so träumt eine Frau, ihr zwecks Entfernung des Wurms den Kopf abgeschnitten, ihn ihr aber nicht wiederaufzusetzen verstanden. Erst Asklepios selbst, aus Epidauros gerufen, habe in der folgenden Nacht die Sache wieder in Ordnung gebracht. Empfehlung: Lieber gleich nach Epidauros!

Eine Szene aus der unmittelbaren Umwelt des Neuen Testaments, in der Religion und Medizin noch eins waren, in der man auf Glauben und noch einmal Glauben angewiesen war, um "geheilt" zu werden.

Nun lebt das Christentum wie seine Mutter, das Judentum, und sein jüngerer Stiefbruder, der Islam, wesentlich vom Anspruch, unvergleichlich zu sein. Das ist tief im biblischen Gottesbild begründet. Doch andererseits drängen sich zum Beispiel für das Neue Testament Vergleiche mit den hellenistischen Religionen seiner Umwelt geradezu auf, sie sind ebenso nützlich wie legitim und sollten ohne falsche Apologetik betrieben werden. Seit der Aufklärung geschieht das besonders in Deutschland.

Die große Frage indes, wie sich "Absolutheit" und Vergleichbarkeit zueinander verhalten, bleibt unbeantwortet. Das ist leider auch in dem überaus nützlichen Lehrbuch der Fall, das Hans-Josef Klauck, Franziskaner und führender katholischer Neutestamentler, vorgelegt hat. Die Brücke zur Systematik wird immerhin im Vorwort mit den - wenn auch etwas modischen - Stichworten "Inkulturation" und "Evangelisierung der Kulturen" geschlagen.

In dem ersten Band der auf zwei Bände angelegten Übersicht zur "religiösen Umwelt des Neuen Testaments" informiert der Würzburger Gelehrte über Religion im Alltagsleben, Mysterienkulte und über das, was er etwas kühn "Volksglauben" nennt, nämlich Astrologie, Mantik, Wunder und Zauberei. Aber ist zum Beispiel Mantik - mit all ihren interessanten Querverbindungen zur Apokalyptik - nicht eher eine hochgelehrte Sache gewesen?

Alle Abschnitte sind anschaulich, knapp, informativ, die wichtigste Literatur wird genannt, hin und wieder werden auch bisher kaum beachtete Quellentexte auf deutsch geboten. In den strittigen Beurteilungen geht Klauck einen goldenen Mittelweg, so zum Beispiel in den Fragen, ob das Neue Testament eher jüdisch oder heidnisch "beeinflußt" sei, ob die Mysterienkulte direkt oder nur indirekt auf das frühe Christentum eingewirkt hätten. Überall herrscht eine unaufgeregte Nüchternheit der Beurteilung, die zwar nicht mutig, aber doch wohltuend ist. Die momentan herrschende Begeisterung katholischer Theologen für "Aufklärung" schlägt durch, wenn es um die Beurteilung antiker "Wunderberichte" geht: Suggestion, Autosuggestion und psychosomatische Elemente seien dabei "wesentlich". "Was man als Wunder bezeichnen will, ist oft eine Frage der Selbstinterpretation der Betroffenen." Das müßte natürlich auf das Neue Testament durchschlagen, tut es aber vorsichtigerweise nicht.

Die ausführliche und anschauliche, breite Information ist nicht nur nützlich, sondern auch für den Fachmann spannend zu lesen. Das betrifft gerade auch alle Ausführungen zur Alltagsreligion, die man in dieser Bündelung in der neueren Literatur nicht findet. Denn leider sind die großen Zeiten der religionsgeschichtlichen Forschung, was Kontinentaleuropa betrifft, im wesentlichen vergangen. Etwas Bauchschmerzen bekommt der Rezensent nur bei den religionstheoretischen Kapiteln über das, was Religion, was Opfer und insbesondere was die Differenzen zwischen Magie und Religion sein sollen. Im Unterschied zu den verläßlichen Informationen über alle antiken Daten bekommt man hier vergleichsweise wilde und recht zeitgebundene "Theorien" geboten, auf die man vielleicht verzichten könnte. Doch sind wir sicher, den zweiten Band mit ebenso viel Interesse, Anteilnahme und Bewunderung lesen zu können wie den ersten.

KLAUS BERGER

Hans-Josef Klauck: "Die religiöse Umwelt des Urchristentums". Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1995. 207 S., br., 34,- DM.

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