Das Politikerehepaar - Herbert Weichmann 1965 bis 1971 Hamburgs Erster Bürgermeister, Elsbeth Weichmann von 1957 bis 1974 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft - hat die Hansestadt nachhaltig geprägt. Die Biographie spürt ihrer Lebensgeschichte nach, ihren Idealen und der Zeit des Exils. Insbesondere die Zeitspanne bis 1947 wird dabei zu einem Spiegel der jüngsten deutschen Geschichte.
HERBERT WEICHMANN, der zwischen 1965 und 1971 Bürgermeister von Hamburg war, gebührte seit langem eine Biographie, die sein Wirken in die rechte Perspektive rückt. Der Autorin Anneliese Ego ist es indes nicht gelungen, Distanz zum Ehepaar Weichmann - beide sind ihr Thema - zu wahren. Auf mehr als 430 Buchseiten beschreibt sie einzig die Lebensläufe der beiden von der Jahrhundertwende bis zu ihrer Rückkehr aus dem Exil nach Hamburg im Jahre 1948. Ein zweiter geplanter Band soll dann über das politische Leben der Weichmanns nach 1948 berichten. Weichmann, Sohn eines jüdischen Arztes, wuchs in Oberschlesien auf, meldete sich freiwillig zum Dienst im Ersten Weltkrieg, als Sanitäter. 1920 wurde er Mitglied der SPD. In der Weimarer Republik arbeitete er für verschiedene Verlage, unter anderem für die Frankfurter und die Vossische, auch für die Kattowitzer Zeitung, zeitweise war er in der Politik engagiert. Mit der Übernahme der Macht in Deutschland durch die Nationalsozialisten 1933 verlor Weichmann seine Stellung im öffentlichen Dienst. Zuflucht bot ihm seine Tätigkeit beim Prager Tagblatt, als dessen Korrespondent er in Paris akkreditiert wurde. Elsbeth Greisinger, geboren 1900 in Brünn in Mähren, stammte aus einem protestantischen Bürgerhaus - auch sie war also Teil einer Minderheit. Sie heiratete Herbert Weichmann 1928 in Berlin. In Paris versuchte das Paar, eine neue Existenz aufzubauen - mit wenig Erfolg. Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten gelangten sie über Spanien und Portugal nach Amerika. 1948 kehrten die Weichmanns zurück nach Hamburg. Anneliese Egos "Doppel-Biographie" leidet unter der Leidenschaft für Fußnoten. Auch sind die Sätze zu lang, Rechtschreibfehler und ein schlechtes Lektorat verderben den Stil. (Anneliese Ego: Herbert und Elsbeth Weichmann. Gelebte Geschichte 1896-1946. Christians Verlag, Hamburg 1998. 474 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 39,80 Mark.)
RENÉ WAGNER
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