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In ihrer Biographie über den bekannten österreichischen Nachkriegskabarettisten, Schauspieler und Dramatiker Helmut Qualtinger hat sich die Publizistin Gunna Wendt für einen chronologischen Aufbau entschieden. Von seiner Kindheit an verfolgt sie detailgetreu den Werdegang dieses engagierten Menschen und Künstlers. Meinungen, Aussagen und Kommentare von Zeitzeugen zum Schaffen und zur Person Helmut Qualtingers ergänzen die Lebensbeschreibung.

Produktbeschreibung
In ihrer Biographie über den bekannten österreichischen Nachkriegskabarettisten, Schauspieler und Dramatiker Helmut Qualtinger hat sich die Publizistin Gunna Wendt für einen chronologischen Aufbau entschieden. Von seiner Kindheit an verfolgt sie detailgetreu den Werdegang dieses engagierten Menschen und Künstlers. Meinungen, Aussagen und Kommentare von Zeitzeugen zum Schaffen und zur Person Helmut Qualtingers ergänzen die Lebensbeschreibung.
Autorenporträt
Gunna Wendt, geboren 1953, studierte Soziologie und Psychologie in Hannover, Magisterarbeit über Paula Modersohn-Becker. Seit 1981 freie Autorin und Ausstellungsmacherin in München. Neben ihren Arbeiten für Rundfunk und Theater mehrere Buchveröffentlichungen, darunter Biografien über Liesl Karlstadt und Helmut Qualtinger.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.08.1999

Unliniert Austria
Gunna Wendt findet Helmut Qualtinger nicht

Schwer, diesem Band gerecht zu werden. Er nennt sich im Untertitel "Ein Leben" und im Klappentext eine "Biographie". Doch über den Menschen Helmut Qualtinger erfahren wir darin kaum Unbekanntes. Im Gegenteil: Die Diskretion der Verfasserin grenzt an Askese. Privates bleibt fast völlig ausgespart, die Selbstzerstörung des großen Mannes im Alkohol wird unterschlagen. Dafür sagt Gunna Wendt in ihrem Epilog: "Ein Buch über einen Vielstimmigen sollte nicht in der Einstimmigkeit verkümmern."

An solch polyphones Prinzip hat sie sich in der Tat gehalten. Über weite Strecken lesen wir ein Potpourri ausführlicher Zitate. Was die Bedeutung von Qualtingers Meisterstück betrifft, den "Herrn Karl", werden wir mit gut dreizehn Seiten Fremdmeinungen abgespeist. Mit Verlaub, das scheint ungeachtet aller Fülle ein wenig dürftig. Üppige Werkinterpretationen, etwa eine schier endlose Inhaltsangabe von Qualtingers dramatischem Erstling "Jugend vor den Schranken", vermögen über die Schwächen des Porträts nicht hinwegzutrösten. Eigentlich schade, denn die Autorin wäre - mit mehr Zeitaufwand und psychologischer Neugier - wohl imstande gewesen, ein interessanteres Bild zu zeichnen. Ihr Vergleich des genialischen Stimmenimitators mit dem "Flaneur der Klangwelten" Canetti zum Beispiel beweist Sachverstand und scharfen Blick. Nicht ohne Grund meinte Hans Weigel, Qualtinger sei "kein Schrift-, sondern ein Tonsteller".

Aufschlussreich: der Auszug aus einem Briefentwurf im Nachlass, wo es über Wien heißt: "Brecht - bei all seinen öster. Beziehungen hat sich zeit lebens (!) vor dieser Stadt gefürchtet. Sie ist die absolute Vernichtung." Recht überflüssig sind hingegen Exkurse zu Richard Sennett und Ariane Mnouchkine. Und welchen Informationswert die Mitteilung der Beschaffenheit von Qualtingers Skizzenblöcken haben mag, wirkt überhaupt rätselhaft: "Notizblock Marke Ursus holzfrei 48 Blatt glatt perforiert oder Notizblock Marke Format 48 Blatt Din A 4 perforiert, unliniert Austria".

Da loben wir uns die Wiederbegegnung mit dem Interview Qualtingers aus dem "Playboy" von anno 1974 - Vorstudien zu einer wienerischen Philosophie des Geschlechtsverkehrs vor Viagra: "Das mit dem Pudern", sprach der unsterbliche Qualtinger, "ist eine Fiktion im wahrsten Sinne des Wortes. Es wurde immer gut und schlecht gepudert. Es wurden immer Ausreden für Impotenz gefunden." So ist es.

ULRICH WEINZIERL.

Gunna Wendt: "Helmut Qualtinger. Ein Leben". Deuticke Verlag, Wien - München 1999, 216 S., geb., mit Abb., 34,- DM.

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