Aftab lebt in Kaschmir. Ohne das Wissen seiner Eltern und seiner Freunde tritt er einer geheimen Terrorgruppe bei, dessen Anführer er wie einen großen Bruder vergöttert. So wird Aftab immer tiefer hineingezogen in den Strudel aus Hass und Gewalt. Schonungslos ehrlich und brutal regt dieses Buch zum Nachdenken an.
Buch. Aftab ist ein guter Junge, das weiß jeder in Baramulla. Das weiß sein Vater, auch wenn der ihn manchmal schlägt. Das weiß der Kommandeur, der ihn verhört, nachdem Aftab mit einem Separatisten gesehen worden ist. Das sagt auch jener Terrorist, Akram, der ihn schließlich aus seinem Versteck in den Bergen mit einem Sprengsatz in den Ort zurückschickt, wohl wissend, dass die Bombe den Jungen mit in den Tod reißen wird. In "Heldenspiel" erzählt Paro Anand die Geschichte des zwölfjährigen Lehrersohnes aus der umkämpften indischen Kaschmir-Region, der sich ohne das Wissen und gegen alle Warnungen seiner Eltern einer kleinen Terroristengruppe angeschlossen hat. Aftab kämpft. Gegen die indische Fremdbestimmung. Für seine Heimat. Für seine Familie, wenn auch gegen deren Willen. Und der Junge kämpft um seinen Platz in der Verschwörergruppe, um die Aufmerksamkeit Akrams, der ihm gibt, was ihm der Vater verweigert: Anerkennung und Respekt. Anfangs kämpft Aftab aus Überzeugung, dann aus Treue, schließlich aus Verzweiflung. Und nicht einmal dann wird er uns fremd, der Junge aus diesem guten Roman aus dem Kaschmir-Tal.
kue.
Paro Anand: "Heldenspiel". Fischer Schatzinsel, 224 S., 12,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main