Produktdetails
  • Verlag: Hinstorff
  • ISBN-13: 9783356008937
  • ISBN-10: 3356008935
  • Artikelnr.: 09441408
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.2001

Bildbände

"Heiligendamm" von Thomas Grundner (Fotos) und Joachim Skerl (Text). Hinstorff Verlag, Rostock 2001, 108 Seiten, 88 Farbabbildungen. Gebunden, 49,90 Mark. ISBN 3-356-00893-5.

Das erste deutsche Seebad entstand Ende des achtzehnten Jahrhunderts an der Ostsee in Heiligendamm. Daß der Strand dort steinig ist, spielte damals keine Rolle. Immerhin gab es im ersten Gebäude Bäder, in die kaltes und warmes Meerwasser gepumpt werden konnte. Das erste Gebäude, eine Art Kaufhaus und heute nicht mehr erhalten, entstand noch unter dem Einfluß des Spätbarocks. Dann folgten entlang der Küste klassizistische, romantisch-neugotische Bauten, später sogar Häuser mit Anklängen an den Jugendstil. Die Harmonie des Maßes aber, der Einklang mit der Natur, wie er im Dessau-Wörlitzer Gartenreich sein Vorbild hatte, ging trotz aller Neubauten nie verloren. So entstand ein einzigartiges Bauensemble, eine schon aus der Ferne prunkende "weiße Stadt am Meer". Dieses Ensemble hat den Niedergang des Bads in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts überstanden. Es hat, wenngleich reichlich verschlissen, auch die DDR überstanden. In den nächsten Jahren will die Fundus-Gruppe aus Heiligendamm wieder das machen, was es ursprünglich war: ein Seebad für Betuchte. Wer heute Heiligendamm durchstreift, der sieht vor allem den Verfall. Ein Fotograf mag hier deshalb leicht dem Charme des Morbiden erliegen. Thomas Grundner passiert das nicht. Er lebt in Heiligendamm. Wie er den Ort im Wechsel der Jahreszeiten zeigt, aber auch das nahe Bad Doberan und die Allee zwischen den beiden Orten, das ist nicht Abbild, das ist eine Inszenierung voller Theaterdonner. Welch ein Morgenlicht! Welch ein Abendlicht! Was für ein Nebel, aus dem die Villen hervortreten! Welche Weite, welch ein dramatischer Himmel! Wie großartig schäumend das Wasser auf die Steine am Strand trifft! Es sind Bilder voller Pomp. Es ist ein barocker Traum davon, was Heiligendamm in ein paar Jahren auch in der Wirklichkeit sein könnte. (F.P.)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ausgesprochen angetan klingt diese mit "F.P." unterzeichnete Rezension von diesen "Bildern voller Pomp". Gelobt wird vor allem, dass der Fotograf nicht "dem Charme des Morbiden" dieses alten Ostseebades erlegen sei. Vielmehr kann "F.P." aus den Fotografien nicht nur eine offensichtlich atemberaubend schöne Gegenwart entdecken, sondern sogar hoffnungsvoll in eine Zukunft blicken, in der dieser Ort von der Fundus-Gruppe wieder ein "Seebad für Betuchte" gemacht hat. "F.P.s" Optimismus hat möglicherweise auch damit zu tun, dass er keine Informationen über die Schieflage der Fundus-Gruppe hat. Möglich aber auch, das die Bilder wirklich so schön sind, wie die euphorischen Ausrufe des Rezensenten hoffen lassen.

© Perlentaucher Medien GmbH