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Ein fesselnder historischer Kriminalroman, in dem sich Harry Heine und sein Freund auf die Suche nach dem Mörder von Sefchen Edel machen. Zugleich entwirft Jürgen Seidel ein faszinierendes Charakterbild des jungen Heinrich Heine in seiner Düsseldorfer Zeit, in die auch seine erste Liebe zu Amalie fällt. Düsseldorf, im Frühjahr 1816. Josefa Edel, genannt Sefchen, hat ihr junges Leben ausgehaucht. Den Frauen las sie die Zukunft, Männern erfüllte sie andere Wünsche. Jetzt liegt sie tot in ihrer Kammer. Unglücklich gefallen, heißt es offiziell. Gerade mal 18 Jahre war Sefchen, so alt wie Harry…mehr

Produktbeschreibung
Ein fesselnder historischer Kriminalroman, in dem sich Harry Heine und sein Freund auf die Suche nach dem Mörder von Sefchen Edel machen. Zugleich entwirft Jürgen Seidel ein faszinierendes Charakterbild des jungen Heinrich Heine in seiner Düsseldorfer Zeit, in die auch seine erste Liebe zu Amalie fällt.
Düsseldorf, im Frühjahr 1816. Josefa Edel, genannt Sefchen, hat ihr junges Leben ausgehaucht. Den Frauen las sie die Zukunft, Männern erfüllte sie andere Wünsche. Jetzt liegt sie tot in ihrer Kammer. Unglücklich gefallen, heißt es offiziell. Gerade mal 18 Jahre war Sefchen, so alt wie Harry Heine und sein Freund Christian von Sethe, die von ihr in die Geheimnisse der körperlichen Liebe eingeweiht wurden. Die beiden finden heraus, dass sie erschlagen wurde. Ein blutiger Stockknauf führt auf die Spur des Mörders, doch mit ihren Nachforschungen ziehen die beiden den Zorn einflussreicher Honoratioren auf sich. Und diese Herren kennen keine Skrupel, wenn es um ihre Ehrb arkeit geht. Aber Harry und Christian lassen nicht locker, ihnen geht es um Gerechtigkeit für Sefchen und um den Kitzel der Verfolgungsjagd eines Mörders.
Mit Harry (so der jüdische Taufname von Heine, der den Namen Heinrich nie mochte) lernen wir auch die Menschen kennen, die ihn prägten: die starke und ehrgeizige Mutter Peira; den lebensschwachen, dafür aber rosenlaunigen Vater Samson; den millionenschweren Onkel Salomon aus Hamburg und dessen Tochter Amalie, Heines erste unglückliche Liebe. Eine besondere Rolle in Harrys Jugend spielte der Morgenländer, ein verstorbener Großonkel, der den Orient bereiste und in dessen Leben sich Harry hineinphantasiert. Denn der junge Heine sucht nicht nur einen Mörder, sondern auch seine Bestimmung. Er schwankt, ob er zum Kaufmann oder zum Dichter berufen ist. Innerlich ist er hin und her gerissen zwischen Selbstzweifel und Selbstverherrlichung, zwischen Pathos und Sarkasmus. Seine Liebe gilt den Wolken, schwärmt er doch für alles, was ihn über de n engen Horizont seiner bürgerlichen Welt hinausschauen läßt. Doch nicht einmal das noch größere Abenteuer, das schon begonnen hat, die Poesie, wird seine Sehnsucht stillen können.
Anläßlich des 200. Geburtstages zeichnet Jürgen Seidel in einer kunstvollen Mischung aus Fakten und Fiktion ein Porträt des jungen Mannes und zukünftigen Dichters. Der Leser gerät dabei immer tiefer in die Geschichte um einen Mord zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts.
Autorenporträt
Jürgen Seidel wurde 1948 in Berlin geboren. Nach einer handwerklichen Ausbildung lebte er drei Jahre lang in Australien und Südostasien, bevor er nach Deutschland zurückkehrte, das Abitur nachmachte und ein Studium der Germanistik und Anglistik mit der Promotion abschloss. Jürgen Seidel veröffentlichte Erzählungen, Hörspiele, Rundfunkbeiträge, literaturwissenschaftliche Publikationen - und zahlreiche Jugendromane. Er lebt mit seiner Familie in Neuss.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.1997

Deutschland, ein Kindermärchen
Harry Heine, Detektiv und Entertainer: Zwei Jugendbücher vermitteln "Heine für Kleine"

"Sefchen Edel war tot." Alles geht in Jürgen Seidels Roman über den jungen Heinrich Heine aus diesem Anfangssatz hervor. Er verlangt die Aufklärung des Todesfalls. Und er enthält die Geschichte der Aufklärung des neugierigen Harry: Sefchen Edel war eine barmherzige Hure, die ihn in die Liebe eingeführt hat. Sie war achtzehn Jahre alt wie Harry selbst. Zu ihr gingen die Philister, bevor oder nachdem sie beichten gingen.

Die Geschichte spielt in Düsseldorf, im Frühjahr 1816. Sie mischt die Figuren und Orte der Kindheit und Jugend, von denen Heine selbst in seinen unvollendeten "Memoiren" erzählt, mit hinzuerfundenem Personal. Im historischen Roman, der alte Straßen, Märkte und Gaststuben heraufruft, die Montgolfieren herbeizitiert und die Industrialisierung des Ruhrgebiets ahnen läßt, ist die Detektivgeschichte für die Handlung zuständig. Harry und sein Freund Christian Sethe entdecken den Mord im vorgeblichen Selbstmord Sefchens. Dadurch sichern sie nicht nur der Toten ein christliches Begräbnis, sie bringen auch Unruhe in die Welt der Honoratioren, kommen dem verhaßten Rohrstock-Lehrer Pater Wunderscheit auf die Spur und komplizieren die Verhältnisse zwischen Vätern und Söhnen.

Denn dies ist ein Jugend-, kein Kinderbuch. Frech räsoniert Harry im jüdischen Elternhaus über die körperliche Liebe, verzweifelt rebelliert Freund Christian gegen seinen gnadenlos christlichen Vater, der über den schwarzen Schatten der Härte in die besseren Regionen seiner Natur nicht springen kann. Die Detektive klären den simplen Fall, vor allem aber sich selbst und ihre Familien auf. Der reiche Onkel Salomon, der mit Tochter aus Hamburg zu Besuch kommt, ist nicht nur der historisch verbürgte Kaufmann. Er wird als Romanfigur schon in Düsseldorf zum Prüfstein für die Selbstgewißheit des jungen Harry. Wichtiger als das detektivische Kombinieren ist der psychologische Scharfblick, mit dem der junge Heine hier ausgestattet ist. Zu Recht sucht er gelegentlich "nach Worten, die nicht so altklug und übergescheit klangen". Denn der Roman begnügt sich nicht mit der schlichten Lehre, "daß es sich lohnte, Ideale zu haben, ein Dichter zu sein". Und auch nicht mit der Faszination des jungen Harry an allem, was fliegt und nach oben steigt. Er läßt seinen Helden gelegentlich denken und reden, als habe er schon die Kantische und Hegelsche Philosophie mit Löffeln gefressen: "Inwiefern sind Wissen und Erfahrung ein spezifischer Teil deiner Person?"

Zum Glück macht nicht philosophische Religionskritik, sondern das gerechte Schicksal dem Pater Wunderscheit am Ende den Garaus. Ein angeblich verschollener Sohn von Heines Großonkel Simon von Geldern ist das Werkzeug. Diesem vielgereisten Großonkel, dem "Morgenländer" und seinem Haus, der "Arche Noä", hat Heine selbst ein literarisches Denkmal gesetzt. Die Konsequenz, mit der Jürgen Seidel diese "morgenländische" Familienmythologie als Chiffre für die Berufung Harrys zur Poesie nutzt, entschädigt für manche pädagogisch-moralische Betulichkeit.

Der ruhige Erzählton, den Seidel anschlägt, ist auf die Einbildungskraft geübter Leser ausgerichtet. Abbildungen hat sein Roman nicht. Uschi Flackes Collage "Heine für Kleine" wirkt demgegenüber wie ein Buch, das auf halbem Wege zur CD-Rom schlappgemacht hat. An Bildern zur Loreley, zum Einzug Napoleons in Düsseldorf im Jahre 1911, zum Leben der Studenten und zu Heines Pariser Exil herrscht hier kein Mangel. Im Text macht es immer wieder "klick", und schon sind Gedichte, Prosa und Lieder mit Noten zur Stelle. Die Figuren sind nur die Stichwortgeber für einen flotten Grundkurs zu Heines Leben und Werk.

Die Erzählerin erwirbt auf dem Flohmarkt den unerwartet lebendigen Papagei von Heines Mathilde. Sohn Daniel und Freund Sebastian erweisen sich als unbegrenzt wißbegierig auf den Feldern Literatur und Geschichte. Eine Landkarte, auf der sich die Stationen der "Harzreise" einzeichnen lassen, ist schnell zur Hand, und "Professor Geistesblitz", Daniels sprechender Computer, ist bereits die CD-ROM zu Heine, die das Buch noch werden will. Und die Sprache der Jungen, die vor allem den revolutionären, zensurbedrohten Heine entdecken, ist im "O-Ton Gegenwart" gehalten. Mondscheinromantik und Mittelaltermode fand Heine "echt ätzend". Dafür war er selbst "nicht so abgehoben". Was Heine heute machen würde, haben die Kinder schnell heraus. Er "hätte wahrscheinlich jede Menge Multi-Kulti-Feste organisiert", wäre im "Scheibenwischer" aufgetreten und hätte zusammen mit Udo Lindenberg die "Bunte Republik Deutschland" besungen. LOTHAR MÜLLER Jürgen Seidel: "Harry Heine und der Morgenländer". Roman. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 1997, 238 S., geb., 26,- DM. Ab 14 J.

Uschi Flacke: "Heine für Kleine". Quell Verlag, Stuttgart 1997. 168 S., Abb., geb., 29,80DM. Ab 11 J.

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"Dieser Roman ist mitreißend, er verführt dazu, den historischen Gestalten selbst weiter nachzuspüren und in Geschichte zu stöbern." - Mainzer Rhein-Zeitung.
"Dieser Jugendroman ist mitreißend, verführt geradezu, den 'historischen' Gestalten, die vor dem Auge erscheinen, selbst weiter nachzuspüren, in Geschichte zu stöbern." (Mainzer Rhein-Zeitung)