Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 42,50 €
  • Gebundenes Buch

Kein österreichischer Architekt hat so viele Wohnungen gebaut wie er. Und kein anderer hat mit seinem Werk die heimische Architektenschaft so polarisiert obwohl oder vielleicht sogar weil es Harry Glück gelang, im sozialen Wohnbau der Zweiten Republik eine unvergleichlich hohe Wohnzufriedenheit zu schaffen. Am u berzeugendsten brachte er seine Philosophie des menschengerechten Wohnens in seinen Terrassenhäusern zum Ausdruck, allen voran im Wohnpark Alt Erlaa. Aber auch die verdichteten Flachbausiedlungen und Reihenhausanlagen des heute 89-Jährigen offenbaren seine Gesinnung, die den Wohnbau…mehr

Produktbeschreibung
Kein österreichischer Architekt hat so viele Wohnungen gebaut wie er. Und kein anderer hat mit seinem Werk die heimische Architektenschaft so polarisiert obwohl oder vielleicht sogar weil es Harry Glück gelang, im sozialen Wohnbau der Zweiten Republik eine unvergleichlich hohe Wohnzufriedenheit zu schaffen. Am u berzeugendsten brachte er seine Philosophie des menschengerechten Wohnens in seinen Terrassenhäusern zum Ausdruck, allen voran im Wohnpark Alt Erlaa. Aber auch die verdichteten Flachbausiedlungen und Reihenhausanlagen des heute 89-Jährigen offenbaren seine Gesinnung, die den Wohnbau nicht nur in einer sozialen, ökologischen und stadtplanerischen, sondern insbesondere auch in einer gesellschaftspolitischen Verantwortung sieht. Gemeinsam mit elf renommierten Autorinnen und Autoren zeigt Reinhard Seiß in diesem Buch die verschiedensten Aspekte des Glück schen Wohnmodells die Vielschichtigkeit des Anspruchs, das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl zu verwirklichen.
Autorenporträt
Reinhard Seiß geboren 1970 in Oberösterreich, Studium der Raumplanung und Raumordnung an der TU Wien, Dr. techn.; Arbeit als Planer und Berater, Fachpublizist und Filmemacher; Autor von "Wer baut Wien?" (Salzburg, 2007/2013); internationale Lehr- und Vortragstätigkeit; Mitglied des Beirats fu¿r Baukultur im Bundeskanzleramt, Mitglied der Deutschen Akademie fu¿r Städtebau und Landesplanung.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Bildband zu Harry Glücks Wohnbauten des Wiener Architekturkritikers Reinhard Seiß kommt genau zur richtigen Zeit, freut sich Laura Weißmüller. Aufgrund der rasant steigenden Mieten in den Großstädten wendet sich die Politik wieder der Frage des sozialen Wohnungsbaus zu, weiß die Rezensentin, die sich kein besseres Vorbild als Harry Glück für eine Rück- und Neubesinnung vorstellen könnte. Denn weder der Luxus- noch der Ramsch-Vorwurf treffen zu, erklärt Weißmüller, Glück arbeitet mit den gleichen Budgets, machte aber lieber Einsparungen bei der Ästhetik als beim Konzept, das er gemeinsam mit Soziologen und Anthropologen möglichst menschen- und wohnfreundlich gestalten wollte, so die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.02.2015

Diamanten unterm Wiener Himmel
Das bürgerliche Lager argwöhnte „Luxus für Proleten“. Ein wunderbar bebilderter Band
feiert Harry Glück, den Meister des sozialen Wohnungsbaus. An diesem Freitag wird er neunzig
VON LAURA WEISSMÜLLER
Eine absurd hohe Zahl: 18 000 Wohnungen hat Harry Glück innerhalb von 50 Jahren gebaut. Doch fast noch mehr beeindruckt bei dem Wiener Architekten eine andere Zahl: die der 50 Pools, die er in seinen Wohnhäusern realisieren konnte. Aber was heißt schon „in“. Die Schwimmbäder bekrönen seine Bauten wie funkelnde Diamanten, allen voran das gigantisch große Terrassenhaus Alt Erlaa im Süden Wiens mit Tausenden von Wohnungen. Wer dort oben seine Bahnen zieht, darf sich wahrlich privilegiert fühlen, so knapp unterm Wiener Sternenhimmel, so fern von Straßenlärm und Alltagsstress.
  Genau dieses Privileg, das Glück den Bewohnern mit seinen Dachschwimmbädern schenkte, ist dem Architekten mächtig um die Ohren gehauen worden. Denn Harry Glück, der am Freitag 90 Jahre alt wird, hat überwiegend sozialen Wohnungsbau geschaffen. Von Glücks-Momenten ist in diesem Sektor eigentlich selten die Rede, vielmehr gilt die Forderung „schnell und das möglichst billig“. Dementsprechend harsch waren die Vorwürfe, als Glück ab den Siebzigern diesem Ziel so offensichtlich mit seinen Wohnbauten widersprach. Das bürgerliche Lager argwöhnte einen „Luxus für Proleten“, wohingegen linke Kritiker befürchteten, dass solche Annehmlichkeiten den sozialen Geist der Bewohner schwächen könnten. Für Glück grober Unfug, rechts wie links.
  Denn für den Architekten ging es nie um Luxus oder sonst irgendwelche Annehmlichkeiten, sondern schlicht um die Frage, wie viele Bewohner an einem Ort zusammen leben können und zwar so, dass sie nicht voneinander gestresst werden, sondern ganz im Gegenteil die Gemeinschaft mit den Nachbarn genießen. Dem Architekten ging es schlicht um Glück, seine Losung lautete: „Das größtmöglichste Glück für die größtmögliche Zahl“.
  Seine Terrassenhäuser mit den großen bepflanzbaren Balkonen haben den Architekten bekannt gemacht, aber Glück hat auch Flachbau- und Reihenhaussiedlungen entwickelt, wie jetzt der kundige und so wunderbar bebilderte Band über sein Werk – das überwiegend in Wien entstand – zeigt. Das Buch, herausgegeben vom Wiener Architekturkritiker Reinhard Seiß, kommt zur rechten Zeit. Viele Städte, die in den letzten zwei Jahrzehnten ihre öffentlichen Wohnbauprogramme eindampften, werden sich langsam wieder ihrer Verantwortung bewusst – nicht zuletzt, weil die steigenden Mieten in vielen Metropolen für sozialen Sprengstoff sorgen. Neue Programme für öffentlichen Wohnbau werden aufgelegt. Doch fatalerweise gilt weiterhin die Forderung „schnell und das möglichst billig“. Mit katastrophalen Folgen für zukünftige Bewohner – und die Stadt.
  Dass es auch anders gehen kann, hat Harry Glück gezeigt. Mit Luxus hat das auch deswegen nicht viel zu tun, weil sich der Architekt stets an das enge Kostenbudget des sozialen Wohnbaus halten musste. Alkso verlagerte er den Fokus, weg von Ästhetik hin zum Konzept: „Ein intelligenter Grundriss kostet nicht mehr als ein gewöhnlicher.“ Um die wichtigen Parameter herauszufiltern, hat er mit Soziologen und Anthropologen zusammengearbeitet – was bis heute kaum ein Architekt macht –, sah sich selbst eher als „Sozialingenieur“ denn als Gestalter. Umso mehr muss Harry Glück der Vorwurf, seelenlose Massenarchitektur zu fabrizieren, verletzt haben.
  Dass auch dieses Vorwurf nicht greift, zeigt die hohe Wohnzufriedenheit in Glücks Häusern. Die Pools dort, die die Bewohner bis heute intensiv nutzen, genauso wie die Gemeinschaftsräume oder die zahlreichen Grünflächen, begründete der Architekt anthropologisch. Der Mensch suche seit jeher die Nähe zu Wasser – und zu zwischenmenschlichen Kontakten.
Reinhard Seiß: Harry Glück. Wohnbauten. Mit Fotografien von Hertha Hurnaus und Interviews mit Friedrich Achleitner und Harry Glück. Verlag müry salzmann, Salzburg 2014. 240 Seiten, 48 Euro.
Schnell und das möglichst billig,
so soll sozialer Wohnungsbau sein
Sozialer Wohnungsbau zum Wohlfühlen, über den Dächern von Wien. Die Anlage Alt Erlaa, mit einem der 50 Pools, die der Architekt Harry Glück der Stadt geschenkt hat. Angesichts der Entwicklung des Wohnungsmarktes in unseren Städten heute lohnt sich der Blick zurück auf Glücks Werk.
Foto: Reinhard Seiss/Hertha Hurnaus
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr