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Hans Meiser, der erste bayerische Landesbischof, hat die bayerische Landeskirche über Jahrzehnte geprägt. Im Jubiläumsjahr 2006 schildert das Buch perspektivenreich diese von vielen bis heute verehrte, von anderen scharf kritisierte Persönlichkeit. Meisers Werdegang bis 1933 und seine Selbstbehauptung gegen die Nationalsozialisten im Kampf um den Erhalt der Landeskirche werden ebenso gewürdigt wie seine Bedeutung für die kirchliche Neuordnung nach 1945 (EKD, VELKD und ökumenischer Dialog). Offen wird aber auch sein Taktieren in der"Judenfrage"und in der Auseinandersetzung mit opponierenden Pfarrern zur Sprache gebracht.…mehr

Produktbeschreibung
Hans Meiser, der erste bayerische Landesbischof, hat die bayerische Landeskirche über Jahrzehnte geprägt. Im Jubiläumsjahr 2006 schildert das Buch perspektivenreich diese von vielen bis heute verehrte, von anderen scharf kritisierte Persönlichkeit. Meisers Werdegang bis 1933 und seine Selbstbehauptung gegen die Nationalsozialisten im Kampf um den Erhalt der Landeskirche werden ebenso gewürdigt wie seine Bedeutung für die kirchliche Neuordnung nach 1945 (EKD, VELKD und ökumenischer Dialog). Offen wird aber auch sein Taktieren in der"Judenfrage"und in der Auseinandersetzung mit opponierenden Pfarrern zur Sprache gebracht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.02.2006

Ein Landesbischof im Zwielicht
Nürnberg - Es ist seltsam mit Hans Meiser, dem Landesbischof während der NS-Zeit. Über ihn gibt es Urteile, die lesen sich so konträr, als ginge es um zwei völlig unterschiedliche Personen. Da ist etwa die Würdigung Konrad Adenauers, der 1952 über Meiser schreibt: Vor allem dessen unbeugsame Haltung werde unvergessen bleiben, mit der er, Meiser, „in den schweren Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft die Rechte der Bekenntniskirche” vertreten habe. Andrea Schwarz vom Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg kennt freilich auch diese anderen Stellungnahmen. Kürzlich war sie auf einer Fortbildungsveranstaltung, zweihundert politisch gebildete Leute um sie herum - und plötzlich sagt einer: „Wie gut, dass die Meiserstraße in München so nahe bei dem Ort ist, wo früher das Braune Haus stand. Das passt doch gut zusammen.” Und die zweihundert Zuhörer? Heftiger Beifall, kein Protest.
Die Landeskirche begeht heuer den 50. Todestag von Hans Meiser, dessen Charakterbild in der Geschichte schwankt wie bei keinem anderen Landesbischof. Adenauers Würdigung war beileibe kein Einzelfall, später aber richtete sich der Fokus nahezu ausschließlich auf die heiklen Punkte in Meisers Biographie. Da ist etwa der Beitrag „Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage”, den er bereits 1926 für das Nürnberger Evangelische Gemeindeblatt schrieb - ein exemplarisches Dokument über den Antisemitismus eines deutsch-nationalen Kirchenmannes: „Gerade wer von der Minderwertigkeit der jüdischen Rasse überzeugt ist”, schreibt Meiser, „der dürfte, wenn er nicht ein blinder Fanatiker ist, nicht das Judenpogrom predigen, sondern müsste zur Judenmission aufrufen, weil in ihr die Kraft liegt, die Juden auch rassisch zu veredeln”. Woher aber kommt dieses andere, dieses widerständlerische Bild, das es von Meiser ebenfalls gibt? Viel hat dies wohl mit einem Foto zu tun, das ihn 1934 auf dem Balkon seines Amtssitzes zeigt, vor ihm eine große Menge Gläubiger. Meiser steht da unter Hausarrest, nachdem er sich geweigert hatte, die Landeskirche dem Reichsbischof der Deutschen Christen zu unterstellen. Am 11. Oktober 1934 wurde deshalb das Landeskirchenamt besetzt, Meiser soll seine Absetzungsurkunde unterschreiben. Er weigert sich, bekommt Hausarrest - und viel Unterstützung. Aus Franken und Schwaben kommen Bauern, bei einem Bekenntnisgottesdienst entsteht das Bild auf dem Balkon. So lange protestieren die Gläubigen, bis Hitler einlenkt - und Meiser Landesbischof bleiben darf.
Es sind diese Geschichten, die die Landeskirche bewogen haben, Meisers Biographie noch einmal aufzuarbeiten. Im Nürnberger Haus „Eckstein”, Burgstraße 1, ist diese nun in einer Ausstellung dokumentiert. Von Gerhart Herold ist dazu der Band „Hans Meiser” erschienen (Verlag Claudius, 248 Seiten). Olaf Przybilla
Bischof Hans Meiser grüßt seine Schäflein.Foto: Landeskirchl. Archiv der ELKB
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