Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 16,90 €
  • Gebundenes Buch

Der Lebensweg des ersten DGB-Vorsitzenden Hans Böckler umspannt die wechselvolle Zeit vom Deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik und das "Dritte Reich" bis zur Bundesrepublik Deutschland. Seine Person steht für den bewegten und mühevollen Aufstieg der Gewerkschaften von noch ungefestigten, von Verbot und Verfolgung bedrohten Organisationen zu gesellschaftlich anerkannten Interessenverbänden und verlässlichen Trägern einer demokratischen Ordnung. Neben Konrad Adenauer und Kurt Schumacher gehört Hans Böckler zu den richtungsweisenden Persönlichkeiten Nachkriegsdeutschlands. Sein Name…mehr

Produktbeschreibung
Der Lebensweg des ersten DGB-Vorsitzenden Hans Böckler umspannt die wechselvolle Zeit vom Deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik und das "Dritte Reich" bis zur Bundesrepublik Deutschland. Seine Person steht für den bewegten und mühevollen Aufstieg der Gewerkschaften von noch ungefestigten, von Verbot und Verfolgung bedrohten Organisationen zu gesellschaftlich anerkannten Interessenverbänden und verlässlichen Trägern einer demokratischen Ordnung. Neben Konrad Adenauer und Kurt Schumacher gehört Hans Böckler zu den richtungsweisenden Persönlichkeiten Nachkriegsdeutschlands. Sein Name ist untrennbar verbunden mit der Überwindung der parteipolitischen und konfessionellen Lager unter dem Dach der Einheitsgewerkschaft und mit der Durchsetzung der paritätischen Mitbestimmung in der Montanindustrie. Nachdem vor mehr als zwanzig Jahren der erste Teil der Biographie Hans Böcklers erschienen war, liegt nun erstmals eine vollständige Biographie dieses bedeutenden deutschen Gewerkschaftsführers vor.
Autorenporträt
Prof. Dr. phil. Ulrich Borsdorf, Studium der Geschichte, Germanistik und Sozialwissenschaften in Bochum und Freiburg, Direktor des Ruhrlandmuseums Essen.

PD Dr. phil. Karl Lauschke, Studium der Geschichte, Politik- und Sozialwissenschaften in Bochum und Marburg, Privatdozent am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.05.2005

Wirtschaftsbuch
Der Vater der Mitbestimmung
Der Kapitalismus liegt in seinen letzten Zügen¿, konstatierte Hans Böckler im Februar 1946. Diesen Zustand, so analysierte der berühmte Gewerkschafter damals, wollten die im Aufbau begriffenen Gewerkschaften ausnutzen, um die Gleichstellung der Arbeitnehmer zu erreichen. Nur so könne die politische Demokratie dauerhaft gesichert werden. Diese Diagnose stimmte zwar nicht, aber das abgeleitete Programm verwirklichten die Gewerkschaften dennoch weitgehend. Welchen Anteil der 1875 im mittelfränkischen Trautskirchen geborene und seit 1894 der SPD angehörende Böckler daran hatte, lässt sich in der umfassenden Biographie nachlesen, deren zweiter Band nun erschienen ist: Karl Lauschke skizziert Böcklers Leben nach 1945.
Den von Ulrich Borsdorf verfassten, 1982 erstmals erschienenen Band über die Zeit davor hat Ursula Bitzegeio für die Neuauflage überarbeitet, indem sie Einleitung und Anmerkungen dem Forschungsstand anpasste. Borsdorf schildert berufliche und politische Lehrjahre Böcklers und seine Arbeit als Gewerkschafts- und Kölner Kommunalpolitiker. Böcklers politisches Verhalten in der Weimarer Republik beschreibt der Autor als pragmatisch, er habe dem linken Flügel des Zentrums näher gestanden als der KPD.
Nachdem er im Mai 1933 kurzzeitig in Haft kommt, entscheidet Böckler sich für eine ¿Überwinterungsstrategie¿, wie sie für viele Mitglieder der sozialdemokratischen Führungsschicht typisch war: ¿Zurückgezogenheit, wenige, sehr unauffällige Kontakte, keine Berührung mit offenem Widerstand oder mit Kommunisten, kontinuierlich integriert in die Gemeinschaft alter Freunde.¿ Böcklers große Zeit kommt nach Kriegsende ¿ und hier setzt der zweite Band ein. Von Köln aus treibt Böckler den Wiederaufbau der Gewerkschaften voran, zunächst in der britischen Zone. Anfangs scheitert Böcklers Konzept einer zentral organisierten Einheitsgewerkschaft am Druck der britischen Besatzungsmacht, die das Prinzip des Industrieverbands vorzieht. Auch der Zusammenschluss von Arbeitern, Angestellten und Beamten in einer gemeinsamen Organisation scheitert. Immerhin gelingt es, die parteipolitisch-konfessionelle Spaltung zu überwinden.
Auf einer breiten Quellenbasis schildert Lauschke den Aufstieg Böcklers zum unumstrittenen Führer der westdeutschen Gewerkschaftsbewegung, der trotz seines sozialdemokratischen Parteibuchs darauf beharrt, dass ¿eine parteipolitische Betätigung in den Gewerkschaften, gleich von welcher Seite, auf keinen Fall¿ geduldet werden sollte.
In den für die Entwicklung Westdeutschlands entscheidenden Konflikten etwa um den Marshallplan oder die Demontagen setzt sich Böckler mit seiner ¿mäßigenden¿, Radikalismus verabscheuenden Position durch. Die Wahl zum ersten Vorsitzenden des im Oktober 1949 gegründeten Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) ist die logische Folge. Den letzten Erfolg vor dem Tod im Februar 1951 verbucht er mit der paritätischen Mitbestimmung in der Montanindustrie, die er gegen heftigen Widerstand der Unternehmer erreicht. Auch diesen Triumph verdankt er dem Zusammenspiel mit dem Kanzler Konrad Adenauer.
Hans Böckler hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau starker deutscher Gewerkschaften, welche die Arbeiter in den demokratischen Rechtsstaat integrierten. Das ist eine Leistung, die von den Wortführern des modernen Gewerkschafts-Bashings geflissentlich übersehen wird. Böckler verdient es, mit anderen Gründervätern und Baumeistern der Bundesrepublik in einem Atemzug genannt zu werden.
Werner Bührer
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr