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Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände organisieren kollektives Handeln von wirtschaftlichen Konkurrenten, indem sie versuchen, gemeinsame Interessen gegenüber dem Staat, den Gewerkschaften und der Wirtschaft selbst zu artikulieren, zu repräsentieren und durchzusetzen. Sie sind ein wesentlicher Eckpfeiler des Modells Deutschland und auch der politischen Ökonomie Europas. Dieser Sammelband stellt Geschichte, Funktionen, Strukturen und Perspektiven der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in den Mittelpunkt. Hierbei werden die Reaktionen dieser Verbände auf die veränderten Umweltbedingungen…mehr

Produktbeschreibung
Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände organisieren kollektives Handeln von wirtschaftlichen Konkurrenten, indem sie versuchen, gemeinsame Interessen gegenüber dem Staat, den Gewerkschaften und der Wirtschaft selbst zu artikulieren, zu repräsentieren und durchzusetzen. Sie sind ein wesentlicher Eckpfeiler des Modells Deutschland und auch der politischen Ökonomie Europas. Dieser Sammelband stellt Geschichte, Funktionen, Strukturen und Perspektiven der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in den Mittelpunkt. Hierbei werden die Reaktionen dieser Verbände auf die veränderten Umweltbedingungen aufgezeigt sowie der Frage nachgegangen inwieweit zu konstatierende Veränderungsprozesse bei den Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden zu einer weitgehenden Transformation des deutschen Modells insgesamt beitragen.
Autorenporträt
Prof. Dr. Wolfgang Schroeder ist Politikwissenschaftler an der Universität Kassel. PD Dr. Bernhard Weßels ist Politikwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.04.2011

Wichtige Pfeiler
der Republik
Über die zerfledderte Verbandslandschaft der deutschen Unternehmen und Branchen gibt es zahlreiche historische, politologische und soziologische Einzelstudien. Eine systematische Bilanz zum aktuellen Stand der Forschung über die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände und eine komplexe wissenschaftliche Zusammenschau über das gesamte Themenfeld bietet das von den Politikwissenschaftlern Wolfgang Schroeder und Bernhard Weßels herausgegebene Handbuch. Es beleuchtet intensiv die Rollen und Einflüsse dieser Organisationen in der Tarif- und Sozialpolitik, in der Mediengesellschaft und in Europa.
„Die deutschen Unternehmen sind nicht nur außerordentlich gut organisiert, auch die Zahl Ihrer Verbände ist außerordentlich hoch“, wird gleich zu Beginn festgehalten. Zum Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) werden die Industrie- und Handelskammern (IHK) hinzugerechnet. Die als Verfasser eines klassischen Handbuchs über die Gewerkschaften (2003) bekannten Autoren sind überzeugt, dass dieses Drei-Säulen-Gerüst den Erfolg der sozialen Marktwirtschaft sichere. Ihre Grundthese belegen sie mit der Überlegung, der Kapitalismus benötige eigentlich gar keine Verbände, die zwischen Markt, Staat und Gesellschaft vermitteln müssten; allerdings könnten „das deutsche Modell und die soziale Marktwirtschaft ohne handlungsfähige Verbände im Bereich Wirtschaft und Arbeit nicht überleben“.
Die Selbstorganisation in der Wirtschaft wird von den Autoren als einer der Pfeiler des „Modells Deutschland“ betrachtet. Ähnlich wie bei den zersplitterten Arbeitnehmerorganisationen, bewirke die Existenz konkurrierender Organisationen allerdings dauernde Querelen und Konflikte zwischen Personen, Interessen und Kapitalfraktionen. Die jüngsten Intrigen um BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf sind hierfür ein sichtbarer Beleg. Jedenfalls gehe der ökonomische und soziale Wandel an BDI und BDA ebenso wenig vorbei wie an anderen Mitgliederorganisationen in Politik und Gesellschaft. Wohin die von den Autoren beschriebenen Wandlungsprozesse führen, womöglich gar bis zur „Erosion“, wissen sie nicht vorherzusagen – eben wegen der funktional und organisatorisch differenzierten Struktur der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände.
Differenzierung ließe sich mit Konfusion übersetzen. Der BDI als Spitzenorganisation der Industrie setzt sich aus 36 Branchenverbänden zusammen, die wiederum aus mehr als 500 Einzelverbänden bestehen. Die BDA als Dachverband der Spitzenarbeitgeberverbände vereint 54 Bundesfachverbände, denen jeweils bis zu 20 regionale Mitgliedsverbände mit insgesamt mehr als 750 Organisationen angehören. Unter dem Dach des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) gibt es 80 regionale IHK mit 3,6 Millionen gewerblichen Unternehmen als Zwangsmitglieder. Während sie natürlich kein Organisationsproblem haben, bemerken BDI und BDA anscheinend eine gewisse Verbandsflucht.
Bescheinigt wird den Wirtschaftsverbänden, dass sie weiterhin „eine mächtige und durchsetzungsstarke Stimme im politischen Raum“ haben, die aber durch zunehmenden individuellen Lobbyismus der Unternehmen geschwächt werde. Viele Wirtschaftsverbände tun sich zum Beispiel nach wie vor schwer damit, Umweltschutz und Gemeinwohl ehrlich und glaubhaft miteinander in Einklang zu bringen, so mahnen die Autoren an. Viele Unternehmen verhielten sich eher „defensiv“. Kein Buch, das man von vorne bis hinten durchliest, aber ein brauchbares Nachschlagewerk.
Helmut Lölhöffel

Wolfgang Schroeder, Bernhard Weßels: Handbuch Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010. 552 Seiten. 59,95 Euro.
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