Alena Mornstajnová
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Hana
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Ein mährisches Städtchen 1954 - Mira widersetzt sich ihren Eltern und geht aufs Eis. Zur Strafe erhält sie kein Törtchen, aber dieses Ereignis verändert ihr Leben für immer. Die Tragödie bindet sie an ihre schweigsame, seltsame Tante Hana und beide müssen lernen, miteinander zu leben. Allmählich wird die Geschichte ihrer jüdischen Vorfahren aufgedeckt und Mira lernt zu verstehen, warum sich die Tante so schwer im Leben zurechtfindet.Drei Generationen Familiengeschichte im 20. Jahrhundert. Zwei geschickt verwobene Zeitebenen und Schicksale in grausamen Zeiten. Zwei Frauen haben sich n...
Ein mährisches Städtchen 1954 - Mira widersetzt sich ihren Eltern und geht aufs Eis. Zur Strafe erhält sie kein Törtchen, aber dieses Ereignis verändert ihr Leben für immer. Die Tragödie bindet sie an ihre schweigsame, seltsame Tante Hana und beide müssen lernen, miteinander zu leben. Allmählich wird die Geschichte ihrer jüdischen Vorfahren aufgedeckt und Mira lernt zu verstehen, warum sich die Tante so schwer im Leben zurechtfindet.
Drei Generationen Familiengeschichte im 20. Jahrhundert. Zwei geschickt verwobene Zeitebenen und Schicksale in grausamen Zeiten. Zwei Frauen haben sich neben dem durchlebten Leid aber auch mit der Frage der Schuld auseinanderzusetzen, wenn durch eigenes Handeln anderen Leid zugefügt wird, bewusst oder unbewusst. Und wie erträgt man, als Einzige überlebt zu haben.
Die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert, ist in einem mitreißenden Tempo geschrieben, dramatisch wie ein Film. Alena Mornstajnovás mehrfach preisgekrönter Roman ist in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt worden und in Tschechien ein Bestseller.
Drei Generationen Familiengeschichte im 20. Jahrhundert. Zwei geschickt verwobene Zeitebenen und Schicksale in grausamen Zeiten. Zwei Frauen haben sich neben dem durchlebten Leid aber auch mit der Frage der Schuld auseinanderzusetzen, wenn durch eigenes Handeln anderen Leid zugefügt wird, bewusst oder unbewusst. Und wie erträgt man, als Einzige überlebt zu haben.
Die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert, ist in einem mitreißenden Tempo geschrieben, dramatisch wie ein Film. Alena Mornstajnovás mehrfach preisgekrönter Roman ist in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt worden und in Tschechien ein Bestseller.
Alena MornStajnová: Geboren 1963, ist eine tschechische Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie schrieb vier Romane und ein Kinderbuch. Alena MornStajnová studierte Englisch und Tschechisch an der Universität Ostrava. Ihr Debüt gab sie 2013 mit dem Roman Slepá mapa (Blinde Karte) und 2015 erschien ihr zweiter Roman Hotýlek (Das kleine Hotel). Vor allem auf Grund ihres dritten Romans, Hana, zählt Alena MornStajnová seit 2017 zu den beliebtesten zeitgenössischen tschechischen Schriftstellern. Ihr Roman Hana wurde unter anderem mit dem Tschechischen Buchpreis 2018 ausgezeichnet und auf der Website Databáze knih (Datenbank der Bücher) zum Buch des Jahres 2017 gekürt.
Produktdetails
- Verlag: Wieser
- Originaltitel: Hana
- Artikelnr. des Verlages: 83834907
- Seitenzahl: 342
- Erscheinungstermin: 31. Juli 2020
- Deutsch
- Abmessung: 198mm x 123mm x 31mm
- Gewicht: 443g
- ISBN-13: 9783990294383
- ISBN-10: 3990294385
- Artikelnr.: 59435852
Herstellerkennzeichnung
Wieser Verlag GmbH
Achte-Mai-Straße 12
9020 Klagenfurt, AT
office@wieser-verlag.com
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Unterhaltsam findet Rezensent Jörg Plath Alena Mornstajnovas Familienroman aus dem Sudetenland zwischen 1933 und 1963. Besatzung, Deportation, Typhus, an Schicksalsschlägen ist das Buch laut Plath nicht arm. Wie die Autorin die verschiedenen Erzählstränge miteinander verbindet, scheint ihm gelungen, wenngleich mitunter etwas "schulmäßig". Fragwürdig findet er allerdings, dass der Roman die Tschechen von jeglicher Mitverantwortung für die Behandlung der Juden im Mährischen freispricht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Wenn eine sich schuldig fühlt, entlastet das die anderen?
Alena Mornstajnová erzählt in ihrem Roman "Hana", der den Tschechischen Buchpreis gewann, eine Geschichte aus dem Sudetenland
Die Besetzung erst des tschechoslowakischen Sudetenlandes, dann der ganzen Tschechoslowakei durch Hitlers Wehrmacht, die Deportation in zwei deutsche Konzentrationslager, eine Typhusepidemie 1954 - Alena Mornstajnová scheut in ihrem Roman "Hana" keine Herausforderung. Kraftvoll und unsentimental schildert sie, wie das Schicksal in der mährischen Provinz zuschlägt. Am Ende sind die meisten Angehörigen der Familie Helerová tot, doch zwei Überlebende schöpfen neuen Lebensmut. "Hana" schenkt nach düsteren Ereignissen Hoffnung - auch weil
Alena Mornstajnová erzählt in ihrem Roman "Hana", der den Tschechischen Buchpreis gewann, eine Geschichte aus dem Sudetenland
Die Besetzung erst des tschechoslowakischen Sudetenlandes, dann der ganzen Tschechoslowakei durch Hitlers Wehrmacht, die Deportation in zwei deutsche Konzentrationslager, eine Typhusepidemie 1954 - Alena Mornstajnová scheut in ihrem Roman "Hana" keine Herausforderung. Kraftvoll und unsentimental schildert sie, wie das Schicksal in der mährischen Provinz zuschlägt. Am Ende sind die meisten Angehörigen der Familie Helerová tot, doch zwei Überlebende schöpfen neuen Lebensmut. "Hana" schenkt nach düsteren Ereignissen Hoffnung - auch weil
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der Roman auf recht ruchlose Weise die Frage der Schuld an den Ereignissen beiseite räumt.
Der Tod ist ein steter Gast in "Hana". 1954 überlebt Mira die Epidemie im beschaulichen Mezirící nur durch Zufall. Die Neunjährige hatte sich trotz strikten Verbots auf das brüchige Eis des Flusses gewagt und erhält am Nachmittag zur Strafe kein Spritzgebäck. Weil dieses mit Typhuserregern verseucht ist, werden Eltern, Geschwister und Tante Hana in ein Krankenhaus eingeliefert. Nur die seltsame Tante kehrt zurück. Mira ist mit einem Mal Vollwaise und wird von Ivana, einer Freundin ihrer Mutter, aufgenommen. Doch Ivanas ängstlicher Ehemann Jaroslav befürchtet eine Infektion und jagt die Waise bald aus dem Haus.
Jaroslav hat noch ein anderes Motiv. In den späten dreißiger Jahren, damit beginnt der zweite Teil des Romans, lässt er Miras Tante Hana sitzen: Eine Jüdin zu heiraten, scheint dem Ängstlichen wenig karrierefördernd, auch wenn der Antisemitismus vorerst nur beim westlichen Nachbarn grassiert. Unter der deutschen Besatzung verlieren die tschechoslowakischen Juden dann alle Rechte, bevor sie deportiert werden. Die Helerovás können vor der Reise in den Tod nur Hanas Schwester Rosa bei einer Freundin verstecken. Rosa verliebt sich in deren scheuen Sohn und bringt 1945 Mira zur Welt.
Der dritte Romanteil führt die Überlebenden zusammen: Hana holt die von Jaroslav vertriebene Nichte und Vollwaise Mira zu sich. Lange begreift das Mädchen nicht, warum ihre Tante so seltsam ist. Denn Hana spricht nicht über Theresienstadt und Auschwitz-Birkenau, auch nicht über die Typhusinfektion im KZ, die sie immunisiert hat gegen das verseuchte Spritzgebäck 1954.
Geschickt verschränkt Alena Mornstajnová in ihrem dritten Buch, das 2018 mit dem Tschechischen Buchpreis ausgezeichnet wurde, die Zeiten und wechselt die Erzähler: Auf "Ich, Mira. 1954-1963" folgt in "Die vor mir. 1933-1945" ein allwissender Erzähler, bevor "Ich, Hana. 1942-1963" den Titel einlöst. Stets verwebt die 1963 geborene Autorin zwei oder drei Erzählstränge miteinander und vergegenwärtigt scheinbar mühelos eine stattliche Zahl historischer Umbrüche in alltäglichen Szenen des familiären und Kleinstadtlebens. Ein wenig schulmäßig wirkt allenfalls, dass der Schlussabsatz jedes Kapitels mit Andeutungen das Interesse wachhalten soll.
Die Deutschen bleiben in diesem Familienroman schemenhaft. Sie geben den Rahmen vor, der Tschechen wie Jaroslav Angst macht und bei anderen die Gier nach jüdischem Besitz weckt. Im Allgemeinen aber spricht der Roman die Tschechen frei von jeder Verantwortung: "Der Mensch denkt, aber etwas - ob es die Ereignisse sind, Zufälle oder die Tücken des Schicksals - lenkt die Pläne." Der feige Jaroslav, heißt das, muss die Beziehung zur Jüdin Hana nicht aufkündigen, das tut die Geschichte für ihn: Als Soldat findet er sich "wirklich nicht durch eigene Schuld im Zentrum der Ereignisse wieder", nämlich bei Einsätzen fern von zu Hause. So kann er Hana lange im Unklaren lassen über seine abgekühlte Zuneigung und zugleich mit ihrer Freundin Ivana anbändeln, die später seine Ehefrau wird.
Hana dagegen findet sich durch eigene Schuld mehrfach "im Zentrum der Ereignisse", jedenfalls glaubt sie das. Um dem geliebten Jaroslav nahe bleiben zu können, hat sie einen Brief mit Dokumenten für die Auswanderung der Familie nach England zurückgehalten. Als Jaroslavs opportunistischer Rückzug dann doch unübersehbar wird, wirft sie den Brief sofort ein, doch die Visa treffen erst nach dem Einmarsch der Deutschen ins Sudetenland ein. Später im KZ Theresienstadt nennt Hana bei einer schmerzhaften Abtreibung den Namen ihres Geliebten, der sofort nach Auschwitz deportiert und ermordet wird. Und schließlich stammt der verseuchte Spritzkuchen, der 1954 Mira Vollwaise werden lässt, von ihr. Gleich dreimal glaubt sich die KZ-Überlebende schuldig am Tod anderer.
An Schuldgefühlen scheint sonst niemand in Mezirící zu leiden. Jaroslav, den man wohl als Vertreter Millionen ehrbarer Tschechen sehen muss, hat dazu ausdrücklich keine Veranlassung. Hanas Schuldgefühle wiederum gelten nicht - wie vieltausendfach überliefert - der Tatsache, zu den wenigen KZ-Überlebenden zu gehören. Sie gelten drei konkreten Handlungen, die den Tod der Eltern, des Liebhabers und der Familie der Schwester zur Folge haben. Das Opfer hält sich bei Alena Mornstajnová für eine Täterin, die einzige im Roman. Dieser Zirkelschluss hat mehrere Vorteile: Die angesichts des mörderischen Geschehens unabwendbare Frage nach Schuld und Verantwortung wird nicht verschwiegen, sondern thematisiert und sogleich abschließend beantwortet. Denn Hanas Schuldgefühle wirken angesichts der Leichenberge so unangemessen, dass der ganze Komplex ad acta gelegt werden darf. Ob Alena Mornstajnová das bewusst war? Ihr unterhaltsamer Familien- und Zeitroman besitzt einige Qualitäten. Zu seinem Erfolg dürfte nicht zuletzt die wirkungsvolle Entsorgung der Schuldfrage beigetragen haben.
JÖRG PLATH
Alena Mornstajnová: "Hana". Roman.
Aus dem Tschechischen von Raija Hauck. Wieser Verlag, Klagenfurt 2020. 344 S., geb., 21,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Tod ist ein steter Gast in "Hana". 1954 überlebt Mira die Epidemie im beschaulichen Mezirící nur durch Zufall. Die Neunjährige hatte sich trotz strikten Verbots auf das brüchige Eis des Flusses gewagt und erhält am Nachmittag zur Strafe kein Spritzgebäck. Weil dieses mit Typhuserregern verseucht ist, werden Eltern, Geschwister und Tante Hana in ein Krankenhaus eingeliefert. Nur die seltsame Tante kehrt zurück. Mira ist mit einem Mal Vollwaise und wird von Ivana, einer Freundin ihrer Mutter, aufgenommen. Doch Ivanas ängstlicher Ehemann Jaroslav befürchtet eine Infektion und jagt die Waise bald aus dem Haus.
Jaroslav hat noch ein anderes Motiv. In den späten dreißiger Jahren, damit beginnt der zweite Teil des Romans, lässt er Miras Tante Hana sitzen: Eine Jüdin zu heiraten, scheint dem Ängstlichen wenig karrierefördernd, auch wenn der Antisemitismus vorerst nur beim westlichen Nachbarn grassiert. Unter der deutschen Besatzung verlieren die tschechoslowakischen Juden dann alle Rechte, bevor sie deportiert werden. Die Helerovás können vor der Reise in den Tod nur Hanas Schwester Rosa bei einer Freundin verstecken. Rosa verliebt sich in deren scheuen Sohn und bringt 1945 Mira zur Welt.
Der dritte Romanteil führt die Überlebenden zusammen: Hana holt die von Jaroslav vertriebene Nichte und Vollwaise Mira zu sich. Lange begreift das Mädchen nicht, warum ihre Tante so seltsam ist. Denn Hana spricht nicht über Theresienstadt und Auschwitz-Birkenau, auch nicht über die Typhusinfektion im KZ, die sie immunisiert hat gegen das verseuchte Spritzgebäck 1954.
Geschickt verschränkt Alena Mornstajnová in ihrem dritten Buch, das 2018 mit dem Tschechischen Buchpreis ausgezeichnet wurde, die Zeiten und wechselt die Erzähler: Auf "Ich, Mira. 1954-1963" folgt in "Die vor mir. 1933-1945" ein allwissender Erzähler, bevor "Ich, Hana. 1942-1963" den Titel einlöst. Stets verwebt die 1963 geborene Autorin zwei oder drei Erzählstränge miteinander und vergegenwärtigt scheinbar mühelos eine stattliche Zahl historischer Umbrüche in alltäglichen Szenen des familiären und Kleinstadtlebens. Ein wenig schulmäßig wirkt allenfalls, dass der Schlussabsatz jedes Kapitels mit Andeutungen das Interesse wachhalten soll.
Die Deutschen bleiben in diesem Familienroman schemenhaft. Sie geben den Rahmen vor, der Tschechen wie Jaroslav Angst macht und bei anderen die Gier nach jüdischem Besitz weckt. Im Allgemeinen aber spricht der Roman die Tschechen frei von jeder Verantwortung: "Der Mensch denkt, aber etwas - ob es die Ereignisse sind, Zufälle oder die Tücken des Schicksals - lenkt die Pläne." Der feige Jaroslav, heißt das, muss die Beziehung zur Jüdin Hana nicht aufkündigen, das tut die Geschichte für ihn: Als Soldat findet er sich "wirklich nicht durch eigene Schuld im Zentrum der Ereignisse wieder", nämlich bei Einsätzen fern von zu Hause. So kann er Hana lange im Unklaren lassen über seine abgekühlte Zuneigung und zugleich mit ihrer Freundin Ivana anbändeln, die später seine Ehefrau wird.
Hana dagegen findet sich durch eigene Schuld mehrfach "im Zentrum der Ereignisse", jedenfalls glaubt sie das. Um dem geliebten Jaroslav nahe bleiben zu können, hat sie einen Brief mit Dokumenten für die Auswanderung der Familie nach England zurückgehalten. Als Jaroslavs opportunistischer Rückzug dann doch unübersehbar wird, wirft sie den Brief sofort ein, doch die Visa treffen erst nach dem Einmarsch der Deutschen ins Sudetenland ein. Später im KZ Theresienstadt nennt Hana bei einer schmerzhaften Abtreibung den Namen ihres Geliebten, der sofort nach Auschwitz deportiert und ermordet wird. Und schließlich stammt der verseuchte Spritzkuchen, der 1954 Mira Vollwaise werden lässt, von ihr. Gleich dreimal glaubt sich die KZ-Überlebende schuldig am Tod anderer.
An Schuldgefühlen scheint sonst niemand in Mezirící zu leiden. Jaroslav, den man wohl als Vertreter Millionen ehrbarer Tschechen sehen muss, hat dazu ausdrücklich keine Veranlassung. Hanas Schuldgefühle wiederum gelten nicht - wie vieltausendfach überliefert - der Tatsache, zu den wenigen KZ-Überlebenden zu gehören. Sie gelten drei konkreten Handlungen, die den Tod der Eltern, des Liebhabers und der Familie der Schwester zur Folge haben. Das Opfer hält sich bei Alena Mornstajnová für eine Täterin, die einzige im Roman. Dieser Zirkelschluss hat mehrere Vorteile: Die angesichts des mörderischen Geschehens unabwendbare Frage nach Schuld und Verantwortung wird nicht verschwiegen, sondern thematisiert und sogleich abschließend beantwortet. Denn Hanas Schuldgefühle wirken angesichts der Leichenberge so unangemessen, dass der ganze Komplex ad acta gelegt werden darf. Ob Alena Mornstajnová das bewusst war? Ihr unterhaltsamer Familien- und Zeitroman besitzt einige Qualitäten. Zu seinem Erfolg dürfte nicht zuletzt die wirkungsvolle Entsorgung der Schuldfrage beigetragen haben.
JÖRG PLATH
Alena Mornstajnová: "Hana". Roman.
Aus dem Tschechischen von Raija Hauck. Wieser Verlag, Klagenfurt 2020. 344 S., geb., 21,- [Euro].
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»Mit Hana legt die tschechische Autorin Alena Mornstajnová einen mutigen Roman vor. Es ist nicht nur der starke Lebensstoff, es ist die durchdachte Art, ihn zu erzählen, in der diese Autorin ihr Talent beweist. Was ist eine Frau zu ertragen imstande?, fragen wir uns. Und wie findet eine versehrte Seele zurück ins Leben? Ein großartiges Buch von einer sprachgewandten Gestalterin.« Thomas Gärtner Dresdner Neueste Nachrichten
Broschiertes Buch
Es gibt kein richtiges Leben im falschen. (Adorno)
Das Leben von vier Frauen bildet das Gerüst dieses Romans. Der 1. Teil handelt in Ich-Form von der jungen Mira (1954-1963). Der 3. Teil, ebenfalls als Ich-Erzählung, handelt von Hana und ihrem Leben (1942 -1963). Der Teil „Die vor …
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Es gibt kein richtiges Leben im falschen. (Adorno)
Das Leben von vier Frauen bildet das Gerüst dieses Romans. Der 1. Teil handelt in Ich-Form von der jungen Mira (1954-1963). Der 3. Teil, ebenfalls als Ich-Erzählung, handelt von Hana und ihrem Leben (1942 -1963). Der Teil „Die vor mir“ spielt zwischen 1933-1945 und ist größtenteils in neutraler Erzählform geschrieben.
Die Hauptpersonen sind Elsa, deren Töchter Rosa und Hana und Mira, Rosas Tochter.
Weitere Figuren sind Ivana und ihr Mann Jaroslav Horáček. Deren Kinder Ida und Gustav. Ludmila Karáskova und ihr Sohn Karel. Leo Gross und Jarka sowie Anton Urbánek.
Aus ihnen wird ein komplexes Geflecht aus Schicksalsfäden, die in die Zeit vor Hitlers Einmarsch in die Tschechoslowakei bis in die frühen Nachkriegsjahre reichen.
Der Roman beginnt mit Rosas 30. Geburtstag mit verzierten Spritzkringeln, aus der besten Konditorei der Stadt. Diese Kringel waren Todeskringel, typhusverseucht durch das schlechte städtische Brunnenwasser. Nur Hana und Mira überlebten. Mira war plötzlich allein, die Tante monatelang im Spital. Sie kam zu Ivana, der ehemals besten Freundin ihrer Tante, und deren Mann Jaroslav. Der brachte sie später zu Hana. Mira wusste nichts von deren Leben. Warum diese ihr so fremde Frau so eigenbrötlerisch war. Die nur in einem fest strukturierten Tag überleben konnte. Die Angst hatte vor Berührungen, die kaum sprach, immer ein Stück trockenes Brot in der Rocktasche.
Die Familiengeschichte beinhaltet den Abtransport von Elsa, ihren Eltern und Hana nach Theresienstadt. Rosa fand Unterschlupf bei Elsas Freundin Ludmila. Hana wollte bleiben, um Jaroslav Horáček zu heiraten. Für ihn als Soldat war Hana eine gute Partie, denn Soldaten durften nur Frauen mit einer Mitgift heiraten. Er hätte jedoch Ivana vorgezogen. Als sein Hauptmann ihm sagte, dass eine Ehe mit einer Jüdin verboten sei, zog er sich von Hana zurück, die immer noch bienenfleißig an ihrer Aussteuer nähte, vertröstete sie, ohne ihr die Wahrheit zu gestehen.
Sie entging ihrem Schicksal nicht, Rosa blieb zurück und kümmerte sich um Ludmila, deren Sohn Karel sich bald ein rosaleeres Leben nicht mehr vorstellen konnte.
Ansonsten lebte er für seine Uhren, er tickte und pendelte mit ihnen durch das Leben.
Elsas Eltern bekamen den Befehl zum Transportgen Osten, sie wollte sie nicht allein lassen und begleitete sie. Hana sollte bleiben. „Wenn alles vorbei ist, treffen wir uns zuhause“. Das klingt fast nach dem tschechischen Schelm Schwejk „Nach dem Krieg um halb sechs im „Kelch“.
Im Ghetto war Hana allein, nur Jarka war ihr nah. Angst war ihre ständige Begleiterin. Sie ging eine Beziehung mit Leo Gross ein, einem Koch. Doch die ‚„Kosten-Nutzen“-Rechnung bekam eine menschliche Nuance. Sie träumten von einem Leben in Prag, das gab ihnen Kraft zum Überleben. Hana wurde schwanger und verriet ungewollt, wer der Vater war. Den Winzlingssohn bekam sie nicht zu Gesicht und auch Leo sah sie nicht wieder.
Hana verglich ihre Seele mit einem Zuckerhut, bei jedem Schicksalsschlag sprang ein Stückchen ab, er wurde kleiner und kleiner und bei Leos Abtransport zersprang die Hälfte in 1000 Stückchen.
Sie kam nach Auschwitz. Nach links eingereiht, rechts wäre sie zu Ascheflocken geworden, so wurde sie zu einer Nummer, träumte von der Freiheit des elektrisch geladenen Zaunes.
Hana überlebte und kehrte 1945 in die Heimatstadt zurück. Das Elternhaus stand noch. Herr Urbánek war da, dem die Mutter den Laden pro forma verkauft hatte. Er weinte aus Mitleid und Entsetzen vor dem, was er sah: Weiße Haare mit kahlen Stellen, stark geschwollene Fingergelenke, einen zahnlosen Mund, eingefallene Wangen. Augen, die sich versteckten, weil sie zu viel gesehen hatten.
In der Stadt sagten die Leute „Sie waren im Lager in Sicherheit vor den alliierten Bomben.“ Aber Hana sah sich von einer Welle aus Schuld verschlungen, sie ertrank in einem 20-jährigen Tränenmeer. Verschiedene Wahrnehmungs- und Opferebenen. Wie imm
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Hana handelt von einer jüdischen Familie in Mähren, die alles erleben musste, Ausgrenzung, Gewalt, Unglauben, Verrat, den Versuch der Flucht, Verstecken, Deportation, Trennung, Lager, Theresienstadt, Ausschwitz, Vernichtung, das Überleben, die subjektive und objektive Schuld.
Der …
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Hana handelt von einer jüdischen Familie in Mähren, die alles erleben musste, Ausgrenzung, Gewalt, Unglauben, Verrat, den Versuch der Flucht, Verstecken, Deportation, Trennung, Lager, Theresienstadt, Ausschwitz, Vernichtung, das Überleben, die subjektive und objektive Schuld.
Der Roman ist autofiktional und stark konstruiert. Alle Figuren sind über die verschiedenen Zeitebenen hinweg eng miteinander verwoben. Der Tonfall ist sanft, beobachtend, warm, die Perspektive eine fast naive. Hana sei daher gerade Menschen empfohlen, die sich sonst nicht mit dem Holocaust beschäftigen.
Hana beginnt in den 50er Jahren aus der Perspektive von dem Mädchen Mira. Ihre Tante Hana ist stumm, mager, irgendwie da, Mira macht sich nicht viel Gedanken um sie. Sie erzählt uns, wie Ungehorsam ihr das Leben rettet. Denn Mamas Geburtstagskuchen ist mit Typhuserregern verseucht. Alle erkranken, außer Mira, die zur Strafe nicht mitessen darf. Alle Familienmitglieder sterben, nur Mira und Hana nicht, denn diese hatte schon einmal Typhus, im Lager. Mira kommt zu einer Freundin ihrer Mutter, aber der Mann und die Tochter wollen sie nicht. So kommt sie zu Hana.
Es folgen Rückblenden und Vorblenden. Jede einzelne Figur aus dem ersten Teil, sei sie noch so nebensächlich, wird zurückverfolgt, zieht enge Bande. Es ist ein fest geknüpfter Teppich einer Gemeinschaft, die Trennendes und zugleich eng Verknotetes zusammen führt. Wir erfahren die Geschichte der Oma von Mira und wir erfahren von Hana.
Hana träumt vom heiraten, ein tschechischer Soldat macht ihr den Hof. Zuerst ist die Stimmung subtil, dann immer mittelbarer antisemitisch, die Verfolgung nimmt Einzug. Wegen der Karriere lässt er Hana fallen, die aus Hoffnung die Flucht nach England verschleppt. Er heiratet ihre Freundin, Tschechin, jene Frau, die Mira zunächst aufnimmt und er ist jener Mann, der Mira nicht möchte. Miras Mutter wird versteckt, während Hana und die Eltern deportiert werden, erst nach Theresienstadt, dann nach Ausschwitz. Hana überlebt als einzige, gezeichnet, kehrt zurück und wird zu ebendieser kargen Figur, die ein wenig auftaut durch ihre Nichte Mira.
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