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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.1999

Für Anfänger
Mankiws Lehrbuch auf deutsch

N. Gregory Mankiw: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1999, 888 Seiten, 78 DM.

Nun hat der "gute alte Samuelson" wohl auch für deutschsprachige Leser ausgedient. Vom Leipziger Nationalökonomen Adolf Wagner sorgfältig übersetzt und an die hiesigen Verhältnisse angepaßt, liegt das zu Recht vielgerühmte neue Lehrbuch von N. Gregory Mankiw jetzt auch in deutscher Sprache vor. Es ist ein Einführungsbuch im besten Sinne. Zunächst klärt Mankiw den Leser darüber auf, warum die Volkswirtschaftslehre überhaupt interessant ist und warum sich ihr Studium lohnt: Es helfe, die Welt zu verstehen, ein pfiffiger Teilnehmer am Wirtschaftsgeschehen zu werden und Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen der Wirtschaftspolitik zu gewinnen. Auf dem Weg dahin begleitet Mankiw, über den man nebenbei erfährt, daß er einen Terrier ausgerechnet namens Keynes besitzt, seinen Leser in vergnüglichem Plauderton. Er erzählt und erklärt zugleich, und immer stellt er den Bezug zwischen Theorie und Praxis her. Die grundlegenden Konzepte der Mikro- und Makroökonomik präsentiert Mankiw anhand von Beispielen und Graphiken - in vorbildlicher verbaler Logik, aber unter weitgehendem Verzicht auf Mathematik. Selbst theoretische Konzepte für sonst eher Fortgeschrittene werden bei Mankiw ganz einfach, zum Beispiel das Coase-Theorem, das er auf noch nicht einmal drei Seiten abhandelt. Die Einfachkeit durch den Verzicht auf mathematische Formalisierung hat indes einen Preis: den der Länge. Daß zuviel Mathematik die Intuition erschwert und gerade Anfänger in Nöte stürzt, ist zwar die Wahrheit. Doch ob sich andererseits tatsächlich jemand durch den Berg von 888 Seiten durchbeißt, der nur im Vorübergehen ein wenig Volkswirtschaftslehre schnuppern möchte, ist fraglich. Und wer das Fach ernsthaft studiert, der braucht irgendwann ohnehin ein gewisses Maß an Mathematik. So ist es schade, daß Mankiw den didaktisch ausgewogenen Dreiklang - verbal erklären, graphisch zeigen, mathematisch präzisieren - unvollständig läßt.

KAREN HORN

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