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Die Schwestern Lea und Ruth stammen aus einem Ort, der einmal Brünn hieß, und in dem Deutsche und Tschechen, Juden und Christen zusammenlebten. Der Faschismus und seine Folgen haben die Idylle ihrer bürgerlichen Welt zerstört, in der sie unterschiedliche Wege gehen wollten. Durch die Zeitläufe zu einer lebenslangen unfreiwilligen Symbiose genötigt, haben sie nun ihr ganzes Leben miteinander verbracht und verschmelzen am Ende fast zu einer Person.
Lea und Ruth sind Schwestern. Sie stammen aus einem Ort, der einmal Brünn hieß und in dem Deutsche und Tschechen, Juden und Christen
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Produktbeschreibung
Die Schwestern Lea und Ruth stammen aus einem Ort, der einmal Brünn hieß, und in dem Deutsche und Tschechen, Juden und Christen zusammenlebten. Der Faschismus und seine Folgen haben die Idylle ihrer bürgerlichen Welt zerstört, in der sie unterschiedliche Wege gehen wollten. Durch die Zeitläufe zu einer lebenslangen unfreiwilligen Symbiose genötigt, haben sie nun ihr ganzes Leben miteinander verbracht und verschmelzen am Ende fast zu einer Person.
Lea und Ruth sind Schwestern. Sie stammen aus einem Ort, der einmal Brünn hieß und in dem Deutsche und Tschechen, Juden und Christen zusammenlebten. Der Faschismus und die Folgen haben dieses Leben zerstört und Lea und Ruth aus ihrer bürgerlichen Welt gerissen, in der sie unterschiedliche Wege gehen wollten. In einer von den Umständen aufgenötigten komisch- melancholischen Symbiose haben sie ihr ganzes Leben miteinander verbracht, wurden gemeinsam von Brünn nach Schwaben verschlagen, am Ende sind sie fast eins.

Peter Härtling erzählt das Leben der beiden ungleichen Schwestern und wie die Zeitgeschichte dieses Leben prägte in doppelter Perspektive und gebrochener Chronologie, in der Vergangenheit und in der Gegenwart, voll Witz, Einfühlungsvermögen und Raffinesse. Welche verschiedenen Wege die Liebe geht und wie Privates und Politisches sich kreuzen und verschlingen, das kann niemand besser erzählen als Peter Härtling, dem mit Lea und Ruth zwei wunderbare Frauenportraits gelungen sind.Die Geschichte von Lea und Ruth, zweier Schwestern aus Brünn, die durch die Zeitläufe zu einer lebenslangen Symbiose genötigt werden. Am Ende verschmelzen sie fast zu einer Person. Ein Zeitroman über zwei Frauen, voller Einfühlungsvermögen und Raffinesse.
Autorenporträt
Peter Härtling, geboren 1933 in Chemnitz, gestorben 2017 in Rüsselsheim, arbeitete zunächst als Redakteur bei Zeitungen und Zeitschriften. 1967 wurde er Cheflektor des S. Fischer Verlages in Frankfurt am Main und war dort von 1968 bis 1973 Sprecher der Geschäftsführung. Ab 1974 arbeitete er als freier Schriftsteller. Peter Härtling wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Hessischen Kulturpreis 2014 und dem Elisabeth-Langgässer-Preis 2015. Das gesamte literarische Werk des Autors ist lieferbar im Verlag Kiepenheuer & Witsch, zuletzt erschien sein Roman »Gedankenspieler« (2018).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.10.1998

Bleib, Schwesterlein, bleib
Peter Härtling plaudert Serienstoff · Von Heinz Ludwig Arnold

Peter Härtling ist ein Schriftsteller, der soziale Konflikte und historische Konstellationen in seinen Romanen gern um starke Figuren inszenierte. Weshalb ihm das Leben von Künstlern häufig Anlaß zu biographischen Romanen war. Härtling erzählt diese fiktionalen und faktenkundigen Bücher inzwischen mit faltenloser Routine, eingängig und unterhaltsam. Er ist zu einem Volksschriftsteller mit aufklärerischen Impulsen geworden. Sein neues Buch, der Roman "Große, kleine Schwester", gehorcht diesem Verfahren: Es fokussiert geschichtliche Entwicklung und soziale Problematik in den Lebensläufen zweier fast gleichaltriger Schwestern: Lea und Ruth, geboren 1906 und 1907. Die deutschen Mädchen sind aufgewachsen im mährischen Brünn. Das war damals habsburgisch, wurde nach dem Ersten Weltkrieg tschechisch, von 1939 bis Kriegsende von Nazi-Deutschland okkupiert und von 1948 bis 1990 kommunistisch.

Allein die geschichtliche Folie, vor deren Hintergrund Härtling seinen Lebensroman entwickelt, liefert einen Stoff voller sozialer, ethnischer und ideologischer Konflikte bis in die Gegenwart. Viel, vielleicht zu viel Material für ein Erzählpanorama, zumal Härtling die neunzehn Kapitel seines Romans zweispurig anlegte. Achtzehn Kapitel erzählen im jeweils ersten Teil vom Verfall der beiden alten Frauen, die seit Ende der vierziger Jahre zusammenleben, von den achtziger bis in die neunziger Jahre; und im jeweils zweiten Kapitelteil den historischen Verlauf und darin die Geschichte der Schwestern von ihrer Kindheit am Vorabend des Ersten Weltkriegs bis zum Tode ihrer Mutter im Jahre 1953.

Das letzte Kapitel erzählt vom Ende der beiden, von Ruths schnellem Tod und von Leas langsamem Sterben im Pflegeheim. Es soll den Höhepunkt der Symbiose darstellen, zu der das immer unerträglichere Zusammenleben der Schwestern führte: Lea kann ihr Leben ohne die Schwester nicht mehr denken, ihr Tod dringt nicht mehr in ihr Bewußtsein.

Härtling hat eine ertragreiche, fast analytische Romanstruktur gefunden. Für die Entwicklung des aktuellen Bewußtseinszustands der beiden Schwestern könnte damit gleichsam erzählend Ursachenforschung betrieben, mit dem Bericht der Vergangenheit auch Gegenwart erklärt werden. Doch Härtling nutzt die opulenten Erzählmöglichkeiten leider nicht, für die er sich einen so komfortablen Erzählrahmen schuf. Seine Parallelgeschichten verschränken sich nicht und treffen sich kaum. Zwar gibt es hin und wieder Bezüge, Erinnerungen. Aber sie sind nicht transformiert in ein reflektiertes Bewußtsein, sondern bestehen in der Wiederholung des Geschehenen oder im Lamento über verpaßte Gelegenheiten: "Wir haben zuviel gehabt und deshalb zuviel verloren. Genaugenommen blieb uns nichts."

Im Grunde geht alles, was Härtling erzählt, in seiner erzählerischen Kraft über solche Lamenti nicht hinaus. In den Gegenwartsteilen wird der Schrecken des Zusammenlebens etwas heftiger ausgemalt, allerdings mit deutlichen Wiederholungen absonderlichen Verhaltens; und in den historischen Kapitelteilen werden anekdotische Kindheitsgeschichtchen ausgebreitet und wird Realgeschichte oft im Eilverfahren abgehandelt, um nur ja keine historische Station auszulassen. Ergriffen wird man von solchem Erzählen nicht. Es ähnelt zu sehr dem Entwurf einer Vorabend-Fernsehserie.

Peter Härtling: "Große, kleine Schwester". Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998. 346 S., geb., 39,80 DM.

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