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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.03.2014

NEUE TASCHENBÜCHER
In die Kindheit mit
Karl Heinz Bohrer
Karl Heinz Bohrer ist ein Intellektueller, der seit langem gegen die Politisierung und Historisierung des Ästhetischen anschreibt, die er für kleinbürgerlich hält. Das ist oft lehrreich (literaturgeschichtlich), aber auch nervig (meinungsmäßig). Erfrischend anders sind seine Kindheits- und Jugenderinnerungen, die von 1939 bis 1953 reichen. Kann man übers Heranwachsen in Nationalsozialismus, Krieg und erster Nachkriegszeit im kaputtgebombten Köln schreiben, ohne die Bewertungen und Einsichten von heute hineinzuweben, die „der Junge“ – so nennt der Autor sich hier – erst noch entdecken und verstehen musste? Solch einen (scheinbar) unschuldigen Zugang kann man jedenfalls mit der gebotenen Skrupulosität versuchen. Das Ergebnis, das denn auch eine „Erzählung“ heißt, hat teils zwar etwas Gespreiztes (etwa da, wo berühmte Namen namenlos umschrieben werden, die schon den damaligen Jugendlichen ein Begriff waren), teils aber wird man vom Gang der Schilderung einfach gepackt, von der souveränen Verzahnung von Zeiterfahrung und Bildungsroman, in dem sich Aischylos, rheinischer Witz und französische Moderne begegnen. JOHAN SCHLOEMANN
  
  
Karl Heinz Bohrer:
Granatsplitter. Erzählung einer Jugend. dtv, München 2014. 320 Seiten, 9,99 Euro.
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