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A truly comprehensive treatment of the economic role of the state in the twentieth and twenty-first centuries from a historical and world perspective.

Produktbeschreibung
A truly comprehensive treatment of the economic role of the state in the twentieth and twenty-first centuries from a historical and world perspective.
Autorenporträt
An economist of international renown, Vito Tanzi served for 20 years as Director of the Fiscal Affairs Department of the International Monetary Fund in Washington, DC with which he was affiliated for nearly three decades. He also taught at George Washington and American Universities. Dr Tanzi is the author of 14 books, including Public Spending in the 20th Century: A Global Perspective (Cambridge University Press, 2000, with Ludger Schuknecht) and Inflation and the Personal Income Tax (Cambridge University Press, 1980) and he has edited 11 other titles with contributions. A former Undersecretary for Economics and Finance of the Italian Government, he was President of the International Institute of Public Finance (IIPF) from 1990 to 1994 and is the IIPF's Honorary President. Dr Tanzi is known for the Tanzi effect, or Olivera-Tanzi effect, which refers to the diminished real value of tax revenues in periods of high inflation due to collection lags. He has served as a consultant to the World Bank, the United Nations, the European Commission, the European Central Bank, the Organization of American States, the Inter-American Development Bank and the Stanford Research Institute. Dr Tanzi received his doctorate in economics from Harvard University in 1967. He holds five honorary degrees.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Staat oder Märkte
Ein wirtschaftshistorischer und theoretischer Überblick

Vito Tanzi war rund 20 Jahre lang Direktor der Abteilung für Finanzpolitik beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Er hat an amerikanischen Universitäten gelehrt und war zeitweise in der italienischen Regierung tätig. Vor mehr als zehn Jahren hatte er schon einmal zusammen mit Ludger Schuknecht die Geschichte der Staatshaushalte in einem Buch behandelt. Daran knüpft das vorliegende Werk an.

Tanzis neues Buch ist in fünf Teile und 14 Kapitel gegliedert. Der erste, nur aus einem Kapitel bestehende Teil führt in das Thema ein, der letzte ebenfalls aus einem Kapitel bestehende Teil enthält Reflexionen über die zukünftige Rolle des Staates. In den mittleren drei Teilen beschäftigt sich Tanzi zunächst mit der Wirtschaftsgeschichte, vor allem den Staatseinnahmen und Staatsausgaben, danach mit der Geschichte des ökonomischen Denkens und den Ergebnissen staatlicher Interventionen in Bezug auf ausgewählte Indikatoren. Allerdings wird die hier angedeutete Gliederung nicht strikt durchgehalten. Im zweiten Kapitel findet man auch schon Angaben zum ökonomischen Denken, von Adam Smith' Auffassungen zu den Staatsaufgaben bis hin zu George Stiglers These, dass die Regulierung oft von den Regulierten bestimmt wird.

Im einführenden und zweiten Teil liefert Tanzi eine Fülle von Daten, oft in Tabellenform. Im Jahre 1870 lagen die Staatsausgaben der westlichen Staaten im Durchschnitt knapp über 10 Prozent des BIP, noch 1960 erst bei 28, 1980 aber schon bei 42 Prozent, wo sie auch 2007, dem jüngsten dokumentierten Jahr, noch lagen. Andere Tabellen zeigen die besondere Dynamik der Sozialtransfers, den Umverteilungseffekt der Staatsausgaben oder auch die Belastung von kinderlosen Durchschnittsverdienern mit Steuern und Sozialabgaben: in den Vereinigten Staaten und in der Schweiz in der Nähe von 30, in Deutschland über 50 Prozent.

Tanzi sieht im allgemeinen Wahlrecht in westlichen Demokratien einen wesentlichen Impuls für die Entstehung des Steuer- und Wohlfahrtsstaats. Daneben spielen seines Erachtens der Zeitgeist, das ökonomische Denken und vor allem für Skandinavien die (durch Einwanderung abnehmende) ethnische Homogenität und das Vertrauen in den Staat eine Rolle. In der Globalisierung sieht Tanzi - ganz im Gegensatz etwa zum Harvard-Ökonomen Dani Rodrik - eher eine Schranke gegen das Wachstum des Sozialstaates als einen Motor seines Wachsens. Das wird durch Datenanalysen anschaulich belegt.

Den dritten Teil, der sich mit der Entwicklung der Wirtschaftstheorie beschäftigt, ist nicht eng genug mit den anderen Teilen des Buches verknüpft. Das hängt auch damit zusammen, dass Tanzi Zweifel an der Bedeutung des ökonomischen Denkens für das politische Handeln und damit die realwirtschaftliche Entwicklung hat. Diskutiert werden unter anderem Hinweise auf fiskalische Illusionen in der frühen italienischen Finanzwissenschaft, Zweifel an der Wirksamkeit von Staatseingriffen in der amerikanischen Ökonomik, etwa in der "Public Choice"-Theorie oder in der Chicago-Schule, und skandinavische Versuche, Indikatoren des politischer Eingriffe empirisch mit den mutmaßlichen Auswirkungen zu verbinden. Der vierte Teil knüpft zumindest methodologisch an diesen "skandinavischen" Ansätzen an. Hier zeigt Tanzi, dass westliche Staaten mit hohen Staatsausgaben sich weder im Wachstum noch in der Inflationsrate, noch in der Arbeitslosigkeit, noch im Bildungsniveau, noch in der Langlebigkeit deutlich von Ländern mit niedrigen Staatsquoten unterscheiden.

Deutlich ist nur, dass die hohen Staatsausgaben zur Egalisierung der Einkommensverteilung und zu den Staatsschulden beitragen. Aus der Fülle der einzelnen Argumente können hier nur noch zwei herausgegriffen werden. Nach Tanzi ist die Ungleichheit der Einkommensverteilung in Schweden schon vor der Expansion des Sozialstaates deutlich gefallen. Außerdem hält er es für möglich, dass die Übernahme vieler Tätigkeiten durch den Staat in skandinavischen Sozialstaaten deren Schätzungen des Bruttoinlandsprodukts und seines Wachstums nach oben verzerrt. Mit der Fürsorge für Kinder oder Alte gibt es ja Leistungen, die etwa in Italien noch großenteils innerhalb der Familie erbracht und in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vernachlässigt werden.

Im Einleitungs- und Schlusskapitel plädiert Tanzi für eine Rückbesinnung auf klassische Staatsaufgaben. Er fordert mehr Regulierung statt mehr Ausgaben. Das geht von der Überwindung allzu großer oder systemrelevanter Banken ("too big to fail") bis hin zum Klimawandel. Obwohl leicht der Eindruck entsteht, dass das Buch in den ersten Teilen besser lesbar als in den späteren Kapiteln ist, sollte der Leser bis zum Ende durchhalten oder zumindest die (sogar für den überhaupt nicht ökonometrisch vorgebildeten) Leser leicht nachvollziehbaren empirischen Studien im zwölften und dreizehnten Kapitel mitnehmen. Was in Anbetracht des Lebensweges und der Vorbildung Tanzis überrascht, ist, wie wenig er zur gegenwärtigen Staatsschuldenkrise sagt.

ERICH WEEDE.

Vito Tanzi: Government versus Markets.

Cambridge University Press, New York 2011, 376 Seiten, 35 Dollar

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