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Dünya edebiyatinin basyapitlarindan olan GOG, uzun bir aradan sonra yeniden okurla bulusuyor. 20. yüzyilin ilk yarisinin en tartismali yazinsal kisiliklerinden biri olan Giovanni Papini 1881-1956, Gogda yarattigi saf, cahil ama bir yandan da dünyada olup bitenin nedenini arayan Amerikali milyarder tipi araciligiyla olagandisi bir portreler galerisi ciziyor. Elinin altinda imparatorlara yarasir bir servet bulunan bu yari vahsi kahraman, kitapta Bernard Shawdan Gahndiye, Freuddan Einsteina kadar pek cok ünlü kisiyle tanisiyor ve icgüdüsel zekasini en akla gelmez istekleri yerine getirmek icin…mehr

Produktbeschreibung
Dünya edebiyatinin basyapitlarindan olan GOG, uzun bir aradan sonra yeniden okurla bulusuyor. 20. yüzyilin ilk yarisinin en tartismali yazinsal kisiliklerinden biri olan Giovanni Papini 1881-1956, Gogda yarattigi saf, cahil ama bir yandan da dünyada olup bitenin nedenini arayan Amerikali milyarder tipi araciligiyla olagandisi bir portreler galerisi ciziyor. Elinin altinda imparatorlara yarasir bir servet bulunan bu yari vahsi kahraman, kitapta Bernard Shawdan Gahndiye, Freuddan Einsteina kadar pek cok ünlü kisiyle tanisiyor ve icgüdüsel zekasini en akla gelmez istekleri yerine getirmek icin kullaniyor. Insanlar sagir kalpleri yüzünden yüzyildan yüzyila daha cok azap cekilen bir cehennemde hala inleyip duruyorlar diyen Papini, taklidi imkansiz üslubu ve hicviyle düzyazinin Dantesi olarak adlandirilan bir yazar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2020

Christus kam nicht nur bis Heidelberg

Wie man aus dem Glauben an alles oder nichts keine Weltanschauung macht: 1933 rezensierte Hannah Arendt den zum Katholizismus bekehrten Bestsellerautor Giovanni Papini, der auch liberalen Religionsintellektuellen zu denken gab.

Der auf dieser Seite erstmals seit der Erstveröffentlichung im Januar 1933 wieder abgedruckte Text war der Hannah-Arendt-Forschung bislang nicht bekannt. Publiziert wurde die Besprechung von Giovanni Papinis "Gog" in der von dem Austromarxisten und zweifachen früheren deutschen Reichsfinanzminister Rudolf Hilferding herausgegebenen sozialdemokratischen Theoriezeitschrift "Die Gesellschaft". Dass die Publikation nicht auffiel, dürfte zunächst daran liegen, dass Arendt einmal als "Dr. Hanna Arendt" und dann als "Hannah Arndt" im Heft aufgeführt wurde. Zudem hat man ihr wohl nicht zugetraut, einen Autor wie Giovanni Papini zu besprechen, der heute allenfalls Spezialisten für Futurismus und Faschismus oder für Jesus-Christus-Romane etwas sagen dürfte, damals aber ein vieldiskutierter Bestsellerautor war.

Arendt hatte erstmals 1930 in der "Gesellschaft" publiziert, eine Auseinandersetzung mit Karl Mannheims Hauptwerk "Ideologie und Utopie". Im Februar 1933, in der vorletzten Ausgabe der Zeitschrift, folgte die Rezension von Alice Rühle-Gerstels Schrift "Das Frauenproblem in der Gegenwart". Wie Arendts Kontakt zu der Zeitschrift zustande kam, ist unbekannt. Womöglich lief der erste Kontakt über Mannheim selbst, bei dem Arendt in Heidelberg studiert hatte und an dessen Seminaren sie in Frankfurt immer wieder teilnahm. Mannheim hatte Kontakte mit dem Berliner Soziologen Albert Salomon, der zum engsten Kreis der "Gesellschaft" gehörte. Denkbar ist auch, dass ein Verwandter von Arendts Ehemann Günther Stern, nämlich Walter Benjamin, eine Empfehlung ausgesprochen hatte. Benjamin besprach in der Zeitschrift unter anderem Alfred Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz" und veröffentlichte eine grundlegende Kritik an Erich Kästners Lyrik unter dem Titel "Linke Melancholie".

Wie aber kam Arendt auf den 1881 in Florenz geborenen und dort 1956 verstorbenen Papini und dessen Roman "Gog", den die in Berlin, später in Italien lebende und nach Australien emigrierte deutsche Jüdin Lotte Bock übersetzt hatte? Gibt man sich nicht mit dem Zufall, einem puren Leseinteresse oder der in der Rezension selbst angesprochenen materiellen Not als möglichen Gründen zufrieden, dann führt die Spurensuche mitten hinein in das, was Friedrich Wilhelm Graf den "heiligen Zeitgeist" genannt hat, ins weite Feld der Debatten von "Religionsintellektuellen" (Graf) in der Weimarer Republik.

Der direkteste Weg zu Papini kann Arendt, die Ende 1929 ihre Studie über den "Liebesbegriff bei Augustin" vorlegte, über Papinis pünktlich zum fünfzehnhundertsten Todestag des Kirchenlehrers 1930 publiziertes Buch "Der heilige Augustinus" geführt haben. Der mit dem Begriff Vielschreiber kaum zu fassende Papini - eine Bibliographie von 2006 verzeichnet sein OEuvre auf 380 engbedruckten Seiten - bot darin die seit jeher von ihm gebotene Mischung: Aus fundierter Halbbildung schöpfend, setzte er sich als Autor unverhohlen mit dem Objekt der biographischen Darstellung gleich, unbekümmert um Grenzen des Stils und des Geschmacks. Das Augustin-Buch wurde in nahezu allen Fachzeitschriften erwähnt, denn seit dem Verkaufsschlager "Lebensgeschichte Christi" aus dem Jahr 1924 glaubten auch seriöse Theologen auf Papinis Schriften hinweisen zu müssen.

Die "Lebensgeschichte Christi" führt zu einer weiteren möglichen Verbindung zwischen Arendt und Papini. Denn um diese romanhafte Aufbereitung der vier Evangelien entstand unter den Theologen ein öffentlicher Streit quer über die Konfessionsgrenzen. 1930 veröffentlichte das renommierte protestantische Handwörterbuch "Religion in Geschichte und Gegenwart" einen Eintrag des konservativen, später aktiv nationalsozialistischen Gießener Theologen Georg Bertram, der Papini als "Dichter und Modeschriftsteller von großer Vielseitigkeit" anpries. Damit nicht genug, Bertram sah noch mehr in dem Roman: Der Autor "führt darin im Rahmen einer historischen Darstellung einen Kampf für Christus, der von uns so oft verraten und gekreuzigt wird". Der Berliner Pfarrer Ernst Schubert stellte im gleichen Werk fest, dass das steigende Interesse in Italien an religiösen Inhalten sich vor allem in der Popularität von Papinis Christus-Roman zeige. Ganz anders sah das der Jenaer Neutestamentler und Systematiker Heinrich Weibel in der gleichen Ausgabe der RGG. Papinis Roman sei ein "vorsichtig im Rahmen des katholischen Dogmas bleibender verkitschter Renan, bei der Kreuzigung sogar kapitelweise in sadistischen Blutrünstigkeiten schwelgend". Ernest Renan hatte seine siebenbändige Geschichte der Ursprünge des Christentums 1863 mit einem romanhaften Leben Jesu eröffnet.

Weibel konnte sich zudem einen Hinweis nicht verkneifen, der zurück ins engste Umfeld von Arendt führt. Vergessen hatte der Theologe nämlich nicht, dass ein offensichtlich fehlgeleiteter Kollege den antiklerikal erzogenen, pünktlich zum Erscheinen seiner "Storia di Cristo" zum Katholizismus konvertierten Papini 1925 in der "Vossischen Zeitung" über die gesamte Konkurrenz gestellt hatte. Dieser Ungenannte war niemand anderes als Paul Tillich. Der religiöse Sozialist und Kairos-Theoretiker hatte tatsächlich nach offensichtlich schwerem Ringen Papini ein Loblied gesungen. Gleich drei Mauern seien für einen protestantischen Theologen zu durchbrechen, wolle man den Roman loben. Dass die Leben-Jesu-Forschung seit 25 Jahren erledigt sei, da sie zu nichts führe, dass Papini von der historischen Evangelienkritik rein gar nichts wisse und dass er die "große kultische Objektivität der neutestamentarischen Erzählung in eine Atmosphäre subjektiver historischer Gefälligkeiten" eintauche - alles das stellte Tillich zurück, um festzustellen: "Das Buch packt und lässt nicht wieder los. Es atmet in jeder Stelle eine leidenschaftliche Gläubigkeit." Damit nicht genug, das Buch gebe den Gläubigen etwas, "was ihnen die kritische Theologie nicht geben konnte und niemals geben kann".

Arendt hatte Tillich ebenfalls in Frankfurt kennengelernt und war mit ihm über Jahrzehnte gut befreundet. Ob er ihr von dieser Gelegenheitsarbeit erzählte? Oder vom kleinen Scharmützel in der RGG? Nicht nur Tillich hatte sich Anfang 1925 Papinis Erfolgsbuch vorgenommen. In der "Frankfurter Zeitung" war es der Heidelberger Theologe Martin Dibelius, der sich Papini widmete und deutlich stärker abgestoßen äußerte. Noch zwei Jahre später nannte er die vermeintliche "Wortkunst" des Italieners "reklamesüchtig". Zu dieser Zeit studierte Arendt in Heidelberg unter anderem bei Dibelius und ließ sich von ihm im Promotionsverfahren über die "Geschichte des Urchristentums" prüfen. 1929 gehörte er auf Anregung von Karl Jaspers gemeinsam mit Martin Heidegger zu den drei Gutachtern, die einen Antrag Arendts bei der Deutschen Notgemeinschaft erfolgreich unterstützten.

Bleibt also der bislang übersehene Text. Arendts Anspielungen auf die über viele Jahre geführte Debatte um "große Männer" und deren "Entgötterung", in deren Mittelpunkt seit den frühen zwanziger Jahren der vielschreibende Biograph Emil Ludwig stand, wird durch einen Hinweis auf George Bernard Shaw geadelt. In dem Seitenhieb auf Metaphysik, Moral und Kulturphilosophie mag man Heideggers Abneigungen wiedererkennen, wenn man will. Dass die Rezensentin sich nicht Papinis offensichtlichem "reversiblen Extremismus" (Mario Isnenghi) in allen Weltanschauungsfragen widmete, sondern in "Gog" einen spielerischen Umgang mit dem Zeitgeistphänomen "Nihilismus" sah, lässt sich als Unerschrockenheit vor dem, was kommen sollte, lesen. Papini fühlte der Zeit den Puls, Arendts Rezension verwies aufs Konkrete: "Armut allein macht nicht glücklich."

THOMAS MEYER

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