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Wie die Praxis zeigt, gibt es enge Zusammenhänge zwischen Sucht und Gewalterfahrungen. Vor allem Frauen, die Opfer von Gewalttätigkeiten geworden sind, neigen dazu, ihre Verletzungen mit Alkohol und anderen Drogen aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Die Bewältigung der Sucht kann in diesen Fällen nur gelingen, wenn auch die Gewaltbiografie thematisiert wird. Die Studie untersucht u.a. die Stellung von Beraterinnen und Beratern in der Suchtkrankenhilfe sowie ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt gegen Frauen . Die Datenerhebung bedient sich zweier methodischer Instrumente, einmal eines…mehr

Produktbeschreibung
Wie die Praxis zeigt, gibt es enge Zusammenhänge zwischen Sucht und Gewalterfahrungen. Vor allem Frauen, die Opfer von Gewalttätigkeiten geworden sind, neigen dazu, ihre Verletzungen mit Alkohol und anderen Drogen aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Die Bewältigung der Sucht kann in diesen Fällen nur gelingen, wenn auch die Gewaltbiografie thematisiert wird. Die Studie untersucht u.a. die Stellung von Beraterinnen und Beratern in der Suchtkrankenhilfe sowie ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt gegen Frauen . Die Datenerhebung bedient sich zweier methodischer Instrumente, einmal eines Fragebogens, zum anderen leitfadengestützter qualitativer Interviews. Die Datenanalyse der schriftlichen Befragung zum Umgang mit dem Thema Gewalt gegen Frauen zeigt, dass zwischen den Beraterinnen und Beratern kaum ein Unterschied besteht: beide kommen nahezu zu denselben Aussagen und Einschätzungen. Ganz anders fallen dagegen die Ergebnisse der qualitativen Interviews aus, die deutlich machen, dass es vor allem die Beraterinnen sind, die sich der Frauen mit Gewaltbiografien annehmen. Dagegen fühlen sich viele Berater in der Defensive, wenn sie sich mit misshandelten und sexuell missbrauchten süchtigen Frauen konfrontier sehen, und sie ziehen es vor, entweder gar nicht nach Gewalterfahrungen oder Gewalthandlungen zu fragen oder entsprechende Fälle an ihre Kolleginnen abzugeben. Ähnliche Vermeidungsstrategien werden auch sichtbar, wenn man nach sexuellen Beziehungen und Übergriffen in der Beratung und Therapie in der Suchtkrankenhilfe fragt. Beraterinnen wissen von vielen solchen Fällen, aber viele Berater haben davon noch nie gehört. Die Daten belegen jedoch unmissverständlich, dass sexuelle Ausbeutung in der Suchtkrankenhilfe vorkommt. Fragt man weiter danach, welche Konsequenzen daraus gezogen werden, dann stellt sich heraus, dass der Täterschutz noch ganz im Vordergrund der Bemühungen steht, nicht der Opferschutz. Weiterhin zeigen die quantitativen Ergebnisse klar, dass Beraterinnen im Durchschnitt ein deutlich niedrigeres Einkommen haben als Berater und dass dieser Effekt besonders drastisch ist bei denjenigen unter ihnen, die Kinder haben. Die Befunde belegen damit auch für die Suchtkrankenhilfe die Schlechterstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere der Frauen mit Kindern. Handlungsbedarf ist also angesagt, und das sowohl ganz allgemein, wenn es um die Stellung von Beraterinnen in der Suchtkrankenhilfe geht, als auch in der Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt gegen Frauen und schließlich im Besonderen bei sexuellem Missbrauch in der Beratung und Therapie. Die Suchtkrankenhilfe ist aufgefordert, sich von alten Mustern der Diskriminierung von Frauen sowohl als Beraterinnen wie als Klientinnen zu verabschieden und sich einzulassen auf neue Formen der Gleichstellung und Gleichberechtigung.