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Der Schwerpunkt dieses Bandes ist die schwierige Wiederannäherung der durch die Oder-Neiße-Grenze getrennten Stadtteile, aus denen selbständige Kommunen wurden. Polnische und deutsche Archive, Zeitungen und Zeitzeugeninterviews sind die Grundlage der Darstellung. Von der militärisch strengen Abriegelung des ersten Jahrzehnts führt ein mühsamer Weg zur ersten Grenzöffnung der siebziger Jahre. Die Autorinnen untersuchen vor allem die kommunalwirtschaftlichen und die kulturellen Kooperationsbeziehungen.

Produktbeschreibung
Der Schwerpunkt dieses Bandes ist die schwierige Wiederannäherung der durch die Oder-Neiße-Grenze getrennten Stadtteile, aus denen selbständige Kommunen wurden. Polnische und deutsche Archive, Zeitungen und Zeitzeugeninterviews sind die Grundlage der Darstellung. Von der militärisch strengen Abriegelung des ersten Jahrzehnts führt ein mühsamer Weg zur ersten Grenzöffnung der siebziger Jahre. Die Autorinnen untersuchen vor allem die kommunalwirtschaftlichen und die kulturellen Kooperationsbeziehungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.2000

An den Ufern von Oder und Neiße getrennt feiern
Geteilte Städte durch die künstlich entstandene Grenze: Frankfurt, Guben und Görlitz

Dagmara Jajesniak-Quast, Katarzyna Stoklosa: Geteilte Städte an Oder und Neiße. Frankfurt (Oder)-Slubice, Guben-Gubin und Görlitz-Zgorzelec 1945-1995. Frankfurter Studien zur Grenzregion, Band 5. Berlin Verlag Arno Spitz, Berlin 2000. 258 Seiten, 48,- Mark.

Frankfurt an der Oder, Guben und Görlitz an der Neiße wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zu geteilten Städten. Die deutschen Bewohner der östlichen Stadtteile wurden zumeist vertrieben. Viele von ihnen siedelten sich in den westlichen Stadtteilen an, in der - wie wir heute wissen - unerfüllt gebliebenen Hoffnung, einmal in die Heimat zurückkehren zu können. In die östlichen Stadtteile rückten Polen nach, die aus verschiedenen Teilen ihres Landes, zumeist ebenfalls unfreiwillig, gekommen waren. Sie hatten bis dahin nie an einer Grenze zu den Deutschen gelebt und zögern bis heute, Slubice, Gubin oder Zgorzelec als Heimat zu betrachten.

An Oder und Neiße, der künstlich entstandenen Grenze, konnte es nur Haß geben. Selbst Wilhelm Pieck, der in Guben geborene spätere erste Präsident der DDR, hörte seinerzeit bestürzt davon, daß die Neiße Grenzfluß werden sollte. Trotz alledem kamen die Deutschen und die Polen in Kontakt. Zunächst aus der Not heraus, weil einheitliche Städte nicht einfach geteilt werden können, ohne die Funktionsfähigkeit ihrer Teile zu gefährden. 1972 wurde die Grenze zwischen der DDR und Polen geöffnet. Deutsche und Polen kauften sich seitdem nicht nur gegenseitig Mangelwaren weg. Und die Deutschen warfen auch nicht nur wehmütige Blicke auf ihren alten Besitz im Osten. Vielmehr arbeiteten viele Polen, vor allem Polinnen, in neuerrichteten DDR-Großbetrieben wie dem Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) und dem Chemiefaserwerk Guben. Polnische Schüler lernten an deutschen Schulen.

Deutsche Touristen reisten zu Tausenden durch das Nachbarland. Viele Kontakte wurden über das Jahr 1980 gerettet, als die DDR die Grenze aus Angst vor den politischen Entwicklungen im sogenannten Bruderland wieder geschlossen hatte. Jene Kontakte wiederum halfen, daß es 1991 mit der abermaligen Öffnung der Grenze keine Stunde Null in den Beziehungen gab.

Dagmara Jajesniak-Quast und Katarzyna Stoklosa haben zusammen mit wissenschaftlichen Helfern die Kontakte in den geteilten Städten in vielen Details beschrieben. Vor allem die Berichte über Frankfurt (Oder) und Slubice, der ehemaligen Frankfurter Dammvorstadt, entgehen nicht der Gefahr, einstige DDR-Propaganda unkritisch zu wiederholen. Die Frankfurter SED-Zeitung "Neuer Tag" hätte vor 1980 organisierte deutsch-polnische Kontakte nicht schöner beschreiben können: "Jedes Jahr fand auf der Frankfurter Oderpromenade ein deutsch-polnisches Freundschaftstreffen und gleich danach in der Karl-Marx-Straße ein kleines Festival statt. Im Sommer erholten sich die Arbeiter bei Sportveranstaltungen im Friedensstadion oder am Helenesee."

Die Freundlichkeit des Buches, die Heimatliebe der Autorinnen vergißt mitunter, daß zwischen Deutschen und Polen noch längst nicht alles in Ordnung ist und ein Wegfall der Grenze durch die Erweiterung der Europäischen Union nach Osten von vielen diesseits und jenseits von Oder und Neiße mit Argwohn gesehen wird. 1997 kämpften Frankfurt und Slubice gemeinsam, als die Oder Hochwasser führte. Als die Gefahr gebannt war, feierte dies jeder wieder für sich allein.

FRANK PERGANDE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Frank Pergande fühlt sich bei dieser Beschreibung der deutsch-polnischen Kontakte in den seit dem zweiten Weltkrieg geteilten Städten an frühere DDR-Propaganda erinnert. Die Autorinnen malten ein allzu idyllisches Bild von den freundschaftlichen Beziehungen von Polen und Deutschen und würden mitunter übersehen, dass das deutsch-polnische Verhältnis noch kein Liebesverhältnis ist, so der Rezensent kritisch. Dies sieht er der "Freundlichkeit" des Buchs und der "Heimatliebe" der Verfasserinnen geschuldet, wofür er jedoch Verständnis zu haben scheint.

© Perlentaucher Medien GmbH