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Produktdetails
  • Verlag: Econ
  • Seitenzahl: 286
  • Abmessung: 245mm
  • Gewicht: 658g
  • ISBN-13: 9783430152723
  • ISBN-10: 3430152720
  • Artikelnr.: 23913539
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.1999

Unternehmen müssen angreifen
Schnell, kreativ und innovativ als Wettbewerbscredo / Management soll Spaß machen / Von Jürgen Kluge

DÜSSELDORF, 15. Oktober. Stets lesenswert ist eine Anthologie, welche die einflussreichsten Texte zum Management seit den sechziger Jahren auf knapp 500 Seiten versammelt: "Milestones in Management". Dieses Buch, herausgegeben von Henry M. Strage, gibt Einsteigern und Fortgeschrittenen die Gelegenheit, eine ganze Reihe von herausragenden Managementautoren in relativ kurzen, aber exemplarischen Originalbeiträgen kennen zu lernen.

Gegliedert in sechs jeweils prägnant eingeführte Kapitel, kommen alle namhaften Lehrmeister noch einmal zu Wort: so etwa Michael Porter und Alfred D. Chandler (Strategie), Peter F. Drucker, Henry Mintzberg und A. H. Maslow (Führung), Kenichi Ohmae (Globalisierung), Alfred Rappaport (Finanzen), Jean-Jacques Servan-Schreiber, Thomas J. Peters und Robert H. Waterman (Herausforderungen) sowie E. F. Schumacher und Edward de Bono (neue Trends). Kurzum, es gibt keinen umfassenderen und zugleich lesenswerten Überblick über die wichtigsten Ideen, Konzepte und Theorien der Managementliteratur der letzten Jahrzehnte in Form von Primärtexten als "Milestones in Management".

Zu dem heute, neben der Globalisierung, entscheidenden Thema empfiehlt sich das Buch "Innovation" von Richard Foster. Schon 1986 lautete die zentrale Botschaft von Foster, dass nur solche Unternehmen auf Dauer erfolgreich sind, die "angreifen" und ihre Wettbewerber mit neuen, innovativen Produkten übertreffen. Der englische Untertitel, "The Attacker's Advantage", trifft diesen Aspekt besser als das deutsche "Die technologische Offensive".

Anhand seines S-Kurven-Modells erklärt Foster, warum führende Unternehmen aufgrund veralteter Technologien ihre Marktposition an neue Wettbewerber verlieren - während andere ihre Stellung durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung von Fähigkeiten und Prozessen erfolgreich verteidigen. Was Richard Foster formuliert hat, nämlich bedeutende technologische Neuerungen rechtzeitig zu erkennen und rasch aufzugreifen, das lässt sich heute am besten im Neuen Markt und rund um das Internet beobachten. Das Internet ist die neue Technologie unserer Tage, an dessen Nutzung sich die Innovationsfähigkeit von Unternehmen messen lassen muss.

Hierzu empfiehlt sich "Net gain - Profit im Netz" von John Hagel und Arthur G. Armstrong. Die Autoren beschreiben, warum dem E-Commerce und Online-Märkten die Zukunft gehören. Sie geben aber zugleich auch eine sehr konkrete und anschauliche Praxisanleitung für einzelne Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei das Konzept der "virtuellen Communities" und die Beschreibung der Implikationen, die diese Gemeinschaften für die Wirtschaft insgesamt und speziell für den Handel besitzen. Das Buch demonstriert, welche strategischen Anforderungen hieraus für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität von etablierten Unternehmen erwachsen. Dabei führt es an der Welt des Internet prototypisch vor, was schon Foster als Credo für den globalen Unternehmenswettbewerb formuliert hat: Die Schnellen, die Kreativen, die Innovativen gewinnen.

Und weil dies so ist, interessieren nicht nur die Neuerungen selbst, sondern noch mehr die Voraussetzungen, die diese Innovationen erst ermöglichen. Warum hat das Unternehmen A brillante Ideen, originelle Einfälle und mithin innovative Produkte, ein Unternehmen B aber nicht? Eine gute Antwort: Weil Unternehmen A brillante, originell denkende, innovationsfreudige und motivierte Mitarbeiter hat. Wie aber können Kreativität, Unvoreingenommenheit, geistige Beweglichkeit und Neugierde stimuliert und freigesetzt werden?

Eine menschliche und zugleich originelle Annäherung an diese Frage liefern die autobiographischen Vignetten des Physikers und Nobelpreisträgers Richard P. Feynman. Anhand seiner Lebenserinnerungen kann man mitverfolgen, wie ein Querkopf, ein furioser Erfinder und Entdecker, ein im besten Sinne eigenwilliger Denker und Macher zur Reife gelangt - ohne je seine kindliche Experimentierlust und seinen spitzbübischen Charme zu verlieren. Unter dem durchaus programmatischen Titel "Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman!" macht der Autor vor, wie man gegen den Strom schwimmt - und dabei immer wieder bürokratische Hindernisse, Denkblockaden und die Dämme des vermeintlichen Sachzwangs überwindet. So etwa, als er gebeten wird, an einem kleinen College einen Vortrag zu halten, und nur unter der Bedingung einwilligt, dass er hierfür nicht mehr als dreizehn Unterschriften leisten muss - einschließlich des Honorarschecks über 50 Dollar. Doch es kommt, wie es kommen muss. Schließlich verweigert Feynman die vierzehnte Unterschrift und damit die Annahme seines Honorars - womit er die Bürokratie erst richtig ins Chaos stürzt.

Der ausgeprägte Sinn für Humor und die ironische Distanz zu den Dingen wie auch zur eigenen Person ist ein Zug, den Richard Feynman mit vielen großen Geistern teilt. Und das ist kein Zufall, spiegeln Humor und Ironie doch die Fähigkeit zu einem spielerisch-experimentellen Als-ob-Denken, das die Voraussetzung für Innovationen ist. Darüber hinaus, und dies gilt auch und gerade für Manager, bewahren Ironie und Selbstironie in scheinbar ausweglosen Situationen vor Panik und Verzweiflung. Und damit wäre denn auch angedeutet, dass mein Verständnis von Management etwas weiter gefasst ist. Vor allem ist Management weit mehr als Administration: Gutes Management reicht von den Geistesblitzen der Innovation bis zum Schmunzeln über die Tücken des Alltags.

Dr. Jürgen Kluge ist Deutschlandchef von McKinsey & Company, Inc.

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