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Ohne Internet und mobile Navigationssysteme in der Antike gab es nur wenige technische Hilfsmittel, und diese Instrumente waren einfach. Und trotzdem haben die Menschen herausgefunden, dass die Erde rund ist. Wie konnten sie ihre Größe schätzen? Wie konnten Feldherren wie Alexander der Große ihre Heere über tausende von Kilometern in vollkommen unbekannte Welten führen? Oder Händler und Siedler nach neuen Orten suchen? Daniela Dueck geht dem Wissen über die Grenzen der Welt in griechischer und römischer Zeit auf den Grund und bietet einen Gesamtüberblick über die geographischen Kenntnisse…mehr

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Produktbeschreibung
Ohne Internet und mobile Navigationssysteme in der Antike gab es nur wenige technische Hilfsmittel, und diese Instrumente waren einfach. Und trotzdem haben die Menschen herausgefunden, dass die Erde rund ist. Wie konnten sie ihre Größe schätzen? Wie konnten Feldherren wie Alexander der Große ihre Heere über tausende von Kilometern in vollkommen unbekannte Welten führen? Oder Händler und Siedler nach neuen Orten suchen?
Daniela Dueck geht dem Wissen über die Grenzen der Welt in griechischer und römischer Zeit auf den Grund und bietet einen Gesamtüberblick über die geographischen Kenntnisse dieser Epoche. So legt sie die Entwicklung des räumlichen Denkens dar und erklärt wie die Erde geographisch vermessen wurde, Landkarten aussahen und was Reisende von fremden Ländern und Völkern wussten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.2013

Bis an die Grenzen der bewohnten Welt

Auch Stadtpläne haben ihr Schicksal: Die israelische Historikerin Daniela Dueck untersucht die antike Geographie und bemüht dabei auch Quellen, die nicht wirklich weiterhelfen.

Die vollständige Vermessung der Erde bis ins Streetview-Format, ja bis zur jetzt drohenden "Verdrohnung" jenseits von Zäunen und Mauern ist sehr jung. Darüber könnte leicht vergessen werden, dass die letzten weißen Flecken auf der Landkarte erst mit dem Einsatz von Flugzeugen und Satelliten schwanden. Die gegenwärtige Verfügbarkeit digitaler geographischer Daten verlangt eine kräftige Portion Phantasie, um sich vorzustellen, wie man lebte und dachte, Handel trieb und Kriege führte in einer Welt, die sich als zivilisierte Welt (Oikumene) selbst genügte, obgleich sie um die mangelhafte Kenntnis ihrer äußeren Umgebung wusste. Daniela Dueck, die in Israel Geschichte und Classical Studies lehrt, macht sich in einem handlichen Band mutig auf, in die griechische und römische Geographie von den Anfängen bis ins spätrömische Reich einzuführen. Auch sie sieht wesentlich drei Hauptetappen der frühen Erforschung der Erde: die Mobilität der Archaischen Zeit vom achten bis zum sechsten vorchristlichen Jahrhundert, die Eroberungszüge Alexanders der Großen und die Ausweitung und Festigung des Imperium Romanum seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert, besonders in der frühen Kaiserzeit.

Allerdings bietet sie keine Geschichte der antiken Geographie, wie sie durch eine chronologische Liste der wichtigsten Quellenautoren im Anhang wenigstens angedeutet wird. Vielmehr orientiert sie sich, trotz damit verbundener Überschneidungen, an den drei "antiken Ansätzen" in der Behandlung geographischer Daten: am beschreibenden und literarischen Zugang; an den nach Maßstäben der Zeit mathematisch-exakten Methoden; an der visuellen Technik, die normalerweise in der Produktion von Karten und Plänen mündete.

Während Dueck die beiden ersten Abschnitte verfasste, wurde die antike Kartographie von dem Erfurter Althistoriker Kai Brodersen behandelt, der auch das gesamte Buch aus dem Englischen übersetzt hat. In einem knappen Kapitel legt er viel Wert auf überlieferungsbedingt fehlendes sowie modern gefälschtes oder rekonstruiertes Material, und er kommt einmal mehr zum Ergebnis, die griechisch-römische Welt sei "im Allgemeinen ohne Karten" ausgekommen.

In dieser Hinsicht darf man getrost skeptisch sein. Denn gerade die von Brodersen durchaus eingeräumte Schwere unserer Überlieferungsverluste und die Gefahr des Arguments aus dem Schweigen gewichten unsere positiven Hinweise auf visuelle Darstellungen umso stärker. Besonders zu erwähnen sind der kaiserzeitliche Stadtplan von Rom (Forma Urbis Romae), der Kataster von Orange oder die ihrem Ursprung nach bis heute niemals als nachantik erwiesene Straßenkarte der "Tabula Peutingeriana". Mit großem Nachdruck ist außerdem zu betonen, dass auch heute weitaus weniger Karten als sonstige Druckwerke existieren. In wie vielen Haushalten gibt es denn außer Straßenkarten und dem Schulatlas der Kinder weitere Kartenwerke? Wie viele moderne Menschen haben vor Google-Maps und GPS "im Allgemeinen" Karten benutzt?

Selbst das Münchner Staatsarchiv verwahrte Ende 2008 unter 13,7 Millionen Archivalieneinheiten gerade einmal 0,6 Prozent Karten und Pläne. Sollen wir angesichts solcher moderner Ungleichgewichte zwischen textlicher und kartographischer Überlieferung wirklich glauben, Claudius Ptolemäus habe im zweiten Jahrhundert nach Christus zwar die Daten zur Erstellung einer Weltkarte ermittelt und verschiedene Methoden zur Anfertigung dieser Karte beschrieben, die Projektionen selbst aber unterlassen, und all das nur, weil die ältesten uns erhaltenen ptolemäischen Karten ein Jahrtausend nach dem Tod ihres Urhebers entstanden sind?

Florian Mittenhuber von der Ptolemaios-Forschungsstelle der Universität Bern untersuchte vor wenigen Jahren minutiös die Geschichte der Kartenüberlieferung vom ptolemäischen Original bis in die Renaissance und kam zum überzeugenden Ergebnis, dass die ptolemäische Geographie sehr wohl von Anfang an "in allen drei Projektionen ausgeführte Weltkarten" enthalten hat. Diese bereits 2009 erschienenen Forschungen hätten auch in einem erstmals 2012 erschienen Sachbuch Erwähnung verdient, wenn schon nicht mehr im Text, dann zumindest im Verzeichnis der Forschungsliteratur.

In diesem fehlen aber nicht wenige einschlägige und wirklich neue Forschungen, etwa zur Entdeckungsgeschichte des Nordens oder zur Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike, zu den Hyperboreern oder zu Thule. Man würde dies übergehen, wäre nicht gehäuft obsolete Altliteratur, teilweise des neunzehnten Jahrhunderts, verzeichnet, die zum Zwecke der Polemik nur einmal zitiert ist und im Grunde mit dem Thema nichts zu schaffen hat.

Insgesamt erfüllt dieses professionell erarbeitete und flüssig geschriebene Buch gewiss den Zweck, Studienanfänger und interessierte Laien mit den Facetten antiker Vorstellungen von der Erde zu konfrontieren. Zahlreiche wörtliche Quellenzitate (in Übersetzung) beleben und illustrieren das Gesagte. Den zugrunde gelegten, reichlich diffusen Geographie-Begriff schärfen sie leider nicht.

Denn Fragen nach Gestalt und Größe der Erde, Theorien zu Klimazonen und ethnographischen Grundgegebenheiten oder gar die Ermittlung von Messdaten und Koordinaten zum Zwecke von Karten haben nur wenig zu tun mit den "geographischen" Listen bei Homer, Alkman und späteren, mit prahlerischen Aufzählungen unterworfenen Völkern auf Siegesmonumenten, mit exotischen Namensschwelgereien der augusteischen Hofdichtung oder mit fragwürdigen Reiseberichten.

Niemand wird poetische oder literarische Landschafts- oder Völkerbeschreibungen des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts zum Gegenstand der damaligen Geographie erheben. Wenn das für die Antike dennoch geschieht, so bestimmt wieder einmal der Mangel den Untersuchungsgang. Ob er es auch rechtfertigt, der Geographie in Mythos und Dichtung, Historiographie, Reiseberichten und Wundererzählungen etwa ebenso viel Platz einzuräumen wie der wissenschaftlichen Geographie, der Kartographie und der Geographie in der Praxis zusammen, ist zumindest fraglich.

KARLHEINZ DIETZ

Daniela Dueck: "Geographie in der antiken Welt".

Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2013. 176 S., Abb., geb., 24,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Daniela Duecks "Geografie der antiken Welt" eignet sich höchstens für interessierte Studienanfänger und Laien, findet Karlheinz Dietz. Die israelische Historikerin schreibe darin Mythos, Dichtung, Reiseberichten und Wundererzählungen als Quellen entschieden zu große Bedeutung zu, während der Althistoriker Kai Brodersen, der das Buch nicht nur übersetzt hat, sondern auch ein weiteres Kapitel über die Geografie der Antike beigesteuert hat, auf längst veraltete Forschungsliteratur zurückgreift, um zu dem fragwürdigen Schluss zu kommen, die griechisch-römische Welt sei "im Allgemeinen ohne Karten" ausgekommen, erklärt der Rezensent. Angesichts der Ungleichgewichte zwischen textlicher und kartografischer Überlieferung - Karten machen auch heute nur einen Bruchteil unserer Dokumentenmasse aus, weiß Dietz - müssten die wenigen Beispiele der Kartografie, die uns erhalten geblieben sind, mehr ins Gewicht fallen, etwa der kaiserzeitliche Stadtplan von Rom oder die Straßenkarte der "Tabula Peutingeriana", meint der Rezensent. Der Quellenmangel sollte nicht zu voreiligen Schlüssen verleiten, warnt Dietz.

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