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Das verflixte 7. Jahr - wie ist es ihnen ergangen in der deutschen Einheit? Birgit Lahann hat Ja-Sager und Nein-Sager besucht, hat Idole, Paradiesvögel, Aufsteiger, Stasigefallene und Kultfiguren auf östlichem Diwan befragt: Hermann Kant, Tamara Danz, Heiner Müller, Ibrahim Böhme, Friedrich Schorlemmer, Vera Oelschlegel, Manfred Stolpe, Stefan Heym, Walter Janka, Gregor Gysi und PSDS-Prominenz. Sie hat Frank Castorf getroffen, Sascha Anderson, Bernhard Heisig, Jürgen Fuchs, die letzte Brecht-Geliebte und den Diplomaten, der die DDR in New York abgemeldet hat.

Produktbeschreibung
Das verflixte 7. Jahr - wie ist es ihnen ergangen in der deutschen Einheit? Birgit Lahann hat Ja-Sager und Nein-Sager besucht, hat Idole, Paradiesvögel, Aufsteiger, Stasigefallene und Kultfiguren auf östlichem Diwan befragt: Hermann Kant, Tamara Danz, Heiner Müller, Ibrahim Böhme, Friedrich Schorlemmer, Vera Oelschlegel, Manfred Stolpe, Stefan Heym, Walter Janka, Gregor Gysi und PSDS-Prominenz. Sie hat Frank Castorf getroffen, Sascha Anderson, Bernhard Heisig, Jürgen Fuchs, die letzte Brecht-Geliebte und den Diplomaten, der die DDR in New York abgemeldet hat.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.1998

Deutsche Geschichten
Gespräche aus der "Zone": sanft und schroff

Birgit Lahann. Geliebte Zone. Geschichten aus dem neuen Deutschland. Mit Fotos von Ute Mahler. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, 1997. 352 Seiten, 38,- Mark.

Der Titel des Buches ist Provokation. Um Gottes willen: Zone. Und wer, bitte, hat sie wirklich geliebt? Honecker vielleicht und Konsorten. Birgit Lahann, die diesen Porträt- und Reportageband vorlegt, hat um den Titel gekämpft, auch gegen Vorbehalte des Verlages, der seine Leser nicht verprellen wollte - nicht die im Osten und auch nicht die im Westen. Doch welcher andere Titel hätte ihre Stimmung besser treffen können?

"Geliebte Zone" ist ein sanftes und schroffes Buch, ein Nachdenken über Anpassung und Auflehnung, Liebe und Haß, Angst und Wut. Und über all die Gefühle, die irgendwo dazwischen liegen und Biographien prägen. Birgit Lahann hat sich seit dem Mauerfall im Osten des neuen Deutschlands sehr genau umgesehen, traf Träumer und Pragmatiker, Paradiesvögel und Betonköpfe. Künstler hat sie befragt und Politiker, Prominente und bislang Namenlose. Wie haben sie gelebt in und mit jenem Land, das sich so gern menschlich gab und seinem Volk doch so wenig traute, das Visionen gebar und Leben zerstörte?

Die Antworten könnten verschiedener nicht sein. Die Journalistin hat sie - fast unkommentiert - weitergegeben. Auch das provoziert. Da sieht sich der PDS-Chef Bisky als finale Mülltonne, gibt sich der Nachwende-Politstar und Stasi-Spitzel Böhme in Pantoffeln und Schlafrock ungeniert seinen Depressionen hin, komponiert der Dichter Müller am Kantinentisch barocke Lebensphilosophien. Die westgestählten Hochhuth und Schleef liefern sich im Osten atemraubende Schlachten mit papiernem Schwert, der Lyriker Kunze kämpft noch immer mit einem großen Verrat, und Vera Oelschlegel, die Intendantin, die sich mit der Macht verheiratete, verzieht das Gesicht. So richtig geschmeckt habe ihr das Mahl ja eigentlich nie, aber sie aß halt. Ex-DDR-Diplomaten trinken immer mittwochs ihren Früchtetee im Café Herbstzeitlos, verlesen Referate und diskutieren die Welt. Und Käthe Reichel, die große alte Dame des Deutschen Theaters, die Brechts Geliebte war und seine Johanna der Schlachthöfe, sie tobt wie Medea durch deutsche Lande - schön, ungerecht und voller Leidenschaft. Birgit Lahann hat mit Leuten gesprochen, die sie mag, und mit solchen, die sie nicht versteht. Entstanden sind intime Porträts. Manche mit fragender Härte, andere mit kritischer Verehrung geschrieben, nie aber distanzlos und kalt. Sie läßt ihren Gesprächspartnern Raum und Zeit, ganz Persönliches im großen Umbruch zu reflektieren. Manch einer schafft das nicht, entzieht sich, windet sich heraus aus unbequemen Fragen. Doch auch dem hört die Autorin zu.

Schade, daß sich einige Ungenauigkeiten eingeschlichen haben. Rudow, ein Beispiel, liegt nicht irgendwo am Ende von Ost-Berlin, sondern gehört schon immer zu Neukölln. Und die leergefegten Stasi-Kasernen, die der Text ins Spiel bringt, lassen sich dort schwerlich finden. Wer sich von fremden Sichten gern provozieren läßt, lustvoll aufbricht zum Streit der Gedanken und Gefühle, der wird Lahanns Buch mögen. CORNELIA SCHWENKENBECHER

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