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Der Umgang der Kirchen mit ihren Gottesdiensten verrät mehr über sie selbst, als ihnen lieb ist. Beim Blick hinter die Kulissen der liturgischen Wirklichkeit erkennt man viele unausgesprochene Haltungen und stillschweigend befolgte Gewohnheiten.Das traditionelle Kirchenvolk hat längst mit den Füßen abgestimmt, es sucht sich seine religiöse Erfüllung anderswo, während die Kirchenleitungen sich gezwungen sehen, den Traditionsabbruch zu managen.Was genau ist hier geschehen? Reinhard Thöle wirft über konfessionelle Grenzen hinweg einen ernüchternden Blick auf die heutige Gottesdienstpraxis, der…mehr

Produktbeschreibung
Der Umgang der Kirchen mit ihren Gottesdiensten verrät mehr über sie selbst, als ihnen lieb ist. Beim Blick hinter die Kulissen der liturgischen Wirklichkeit erkennt man viele unausgesprochene Haltungen und stillschweigend befolgte Gewohnheiten.Das traditionelle Kirchenvolk hat längst mit den Füßen abgestimmt, es sucht sich seine religiöse Erfüllung anderswo, während die Kirchenleitungen sich gezwungen sehen, den Traditionsabbruch zu managen.Was genau ist hier geschehen? Reinhard Thöle wirft über konfessionelle Grenzen hinweg einen ernüchternden Blick auf die heutige Gottesdienstpraxis, der zwischen banaler Popularisierung und institutioneller Selbstbehauptung das Heilige abhandengekommen zu sein scheint.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Friedrich Wilhelm Graf ärgert sich über den Versuch des konservativen Theologen Reinhard Thöle, dem "Verfall" der Gottesdienstkultur etwas entgegenzusetzen. Der Essay scheint ihm schlecht redigiert und gesetzt und redundant, Thöles Bemühung von Stereotypen bei der Verteidigung der Tradition gegen die "liturgische Verwahrlosung" geht ihm auf die Nerven und dünkt ihm wenig originell. Dass der Ritus über Sein oder Nichtsein des Heiligen Geistes entscheidet, möchte Graf nicht hoffen. Die deutliche Sympathie des Autors mit den orthodoxen Kirchen verfängt beim Rezensenten nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.08.2021

Beschädigte Offenbarung?
Reinhard Thöle beklagt eine Verwahrlosung der Gottesdienstkultur

"Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus", klagt Jesus von Nazareth im 21. Kapitel des Matthäusevangeliums, mit klarem Bezug auf den Propheten Jesaja. Der religiös konservative lutherische Theologe Reinhard Thöle, ein guter Kenner der östlich-orthodoxen Christentümer, stützt sich in seinem "Entwurf eines Psychogramms der verschiedenen Kirchen und Konfessionen im Umgang mit ihrem Gottesdienst" auch auf dieses Jesuswort. Sein religionskulturkritischer, oft redundanter Essay bietet die altbekannten Stereotypen vom Verfall einer einst echten, durch Glaubensernst und Sinn für den heiligen Gehalt der Riten getragenen Gottesdienstkultur.

Das Zweite Vatikanische Konzil habe mit der Konstitution über die heilige Liturgie im Dezember 1963 nicht etwa die Verstehbarkeit des Gottesdienstes befördert, sondern mit dem Interesse an Vereinfachung der Riten und der Betonung des dialogischen Charakters der Verkündigung nur das gute Messbuch von 1962 "zum Abschuss freigegeben". "Man machte sich lustig über die alte Liturgie, und diejenigen, die daran festhalten, wurden als unmodern abgestempelt. Es galt die Hitliste der Modernismen. Man war high von einem Rausch der Erneuerungen und der Illusion des Machbaren."

Die Liturgiereform habe bloß "eine Krise des katholischen Gottesdienstes" gebracht, mit einer Fetischisierung des "Volksaltars", der oft einem "Ufo-Landeplatz" gleiche. Vom üblichen Vorwurf des "primitiven Formalismus und Ritualismus" spricht Thöle die Traditionalisten, die "im katholischen liturgischen Spiel" auf die (fälschlich sogenannte) "Tridentinische Messe" setzen, frei. Sie haben seine starken Sympathien, gehe es ihnen doch vor allem darum, "eine unaussagbare Gottesdimension nicht zu verlieren, nämlich sich in Ehrfurcht Gott nähern zu können und sich von seiner Gegenwart im Gottesdienst prägen zu lassen".

Doch entscheidet die Art des Ritus über die Präsenz des Heiligen Geistes? Soll man dem derzeitigen Papst nun vorwerfen, Demut und Ehrfurcht vor Gott zu verbieten? Thöle wiederholt nur, was Martin Mosebach in seiner "Häresie der Formlosigkeit" sehr viel eleganter, auch theologisch reflektierter und schöner formuliert hat. Originell ist allein, dass die Kritik des protestantisierten deutschen Mehrheitskatholizismus von einem Lutheraner stammt. Aber natürlich attestiert Thöle auch den Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland liturgische Verwahrlosung, hätten doch selbst die Lutheraner, also keineswegs nur die Reformierten, zur "Feier des Heiligen Abendmahles leider nur ein defizitäres Verhältnis". Auch hätten sie niemals eine überzeugende "Theologie des Altarsakramentes" ausgebildet. Was das sein soll, erfährt man nicht. Statt trennscharfer theologischer Bezirke bietet Thöle nur kirchenpolitisches Geraune über "das Mysterium des heiligen Geschehens, das im christlichen Kultus der Heiligen Eucharistie überliefert ist".

Deutlich positiver deutet Thöle die Gottesdienstkulturen der orthodoxen Kirchen, die als "Hüterinnen des Heiligen" "das Gegenprogramm zu den westlichen Ansätzen" bildeten. In der östlichen Theologie seit 1800 sei eine "eucharistische Ekklesiologie" entwickelt worden, die die Kirche primär als "ein gottesdienstliches Ereignis" deute. Die Kirche lebe "aus dem vorgeordneten gottesdienstlichen Geschehen", dessen Träger der Ritus sei. "Wenn man ihn ändert, dann beschädigt man das Geschehen der Offenbarung." Die "Kunstwerke" der ostkirchlichen Liturgie erlaubten "mystische Gottesbegegnung".

Dass die östlich-orthodoxen Christentümer, soziologisch gesehen, oft bloß Ethnoreligionen mit Sakralisierung der eigenen nationalen Gemeinschaft und ihres Territoriums sind, deutet Thöle nur ganz vorsichtig an. Die "Spuren konfessionellen Überlegenheitsgefühls" und der wachsende Einfluss radikal nationalistischer "Fanatiker" auf die Kirchenleitungen findet er "verständlich", wenn "auch bedauerlich". Insgesamt attestiert er den orthodoxen Kirchen eine höhere Modernitätsfähigkeit als den westlichen Kirchen, die er als Opfer teils linker, teils rechter politischer Ideologisierung sieht: "Die orthodoxe Liturgie hat gerade wegen der Bewahrung ihres sakralen Charakters ein großes Potenzial, von der gegenwärtigen Gesellschaft angenommen zu werden, weil sie authentisch geblieben ist." Der ärgerliche Widerspruch: Der Text ist schlecht redigiert und einfach nur schlampig gesetzt. Wer zu "säkularisierten Gutmenschen" auf religiöse Distanz geht, sollte wenigstens auf die Form achten und sich auf das Trennungsprogramm der Software verlassen können. FRIEDRICH WILHELM GRAF.

Reinhard Thöle: "Geheiligt werde dein Name". Christliche Gottesdienste zwischen Anbetung und Anbiederung.

Tectum Verlag, Baden-Baden 2021. 178 S., br., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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