Gefängnisfreiheit ist kein Buch für Liebhaber zackiger Märsche. Zwar durchzieht Marschmusik leitmotivisch die satirische Erzählung, doch nur, um am Ende ins Groteske gesteigert als Abgesang auf den deutschen Militarismus zu dienen.
Der Protagonist der Erzählung ist das Gegenteil einer heldischen
Märtyrerfigur, obwohl er in seiner Kindheit, beim Militär, im Schlachthof und in der Ehe viel zu…mehrGefängnisfreiheit ist kein Buch für Liebhaber zackiger Märsche. Zwar durchzieht Marschmusik leitmotivisch die satirische Erzählung, doch nur, um am Ende ins Groteske gesteigert als Abgesang auf den deutschen Militarismus zu dienen.
Der Protagonist der Erzählung ist das Gegenteil einer heldischen Märtyrerfigur, obwohl er in seiner Kindheit, beim Militär, im Schlachthof und in der Ehe viel zu erdulden hat. Harald ist klein, dick und krumm gewachsen und erinnert ein wenig an eine Figur aus der Blechtrommel. Doch Harald wächst zumindest innerlich an seiner Drangsal, wenngleich die Entwicklung zum Mörder monströs erscheint. Aus dem Gefängnis blickt er zurück auf seine Geschichte, die mit der Engstirnigkeit und der militärischen Tradition der Menschen seiner nordwestdeutschen Heimat eng verwoben ist.
Das Buch ist in einer gebrochenen Erzählweise geschrieben, bleibt aber lesbar und unterhaltsam. Der ungebrochene Spannungsbogen von der Geburt bis zur Gefängnisinternierung mündet in ein unpathetisches Ende. Die Sprache ist pointiert. Die Dialoge sind ungekünstelt, jedoch überwiegen insbesondere im ersten Teil die erzählerischen Elemente.
Gefängnisfreiheit lädt eher zum Nachdenken über allzu deutsche Verhaltensweisen ein, als dass es sie als kollektiven Wahnsinn verdammt. Denn der Leser darf nicht vergessen: Der Roman ist eine Satire, und so sind viele Erzählelemente und Charaktere dem Genre gemäß stark überzeichnet. Gleichwohl darf man nicht erwarten, auf jeder Seite einen gelungenen Witz zu finden. Vielmehr bleibt einem beim Lesen das Lachen oft im Halse stecken. Insgesamt ist Gefängnisfreiheit ein oftmals scharfzüngiger Beitrag zur aktuellen Diskussion über Wehrpflicht und militärisches Engagement.