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Erwin Panofsky (1892-1968) war einer der Begründer der Ikonologie, jener kunstwissenschaftlichen Methode, deren Einfluss auf bildgeschichtliche Seh- und Denkweisen bis heute über Fächergrenzen hinaus grundlegend ist. Für Panofsky war es selbstverständlich, ja unabdingbar, dass der Blickwinkel der Analyse sich nicht auf die sogenannte Hochkunst beschränken durfte. Denn alle Arten von Kunst- und Bildwerken waren als Werkzeuge des Menschen zu verstehen, mittels derer eine Orientierung in Welt und Kosmos betrieben wurde. So lässt sich in Gemälden, Zeichnungen, Kupferstichen, Skulpturen und…mehr

Produktbeschreibung
Erwin Panofsky (1892-1968) war einer der Begründer der Ikonologie, jener kunstwissenschaftlichen Methode, deren Einfluss auf bildgeschichtliche Seh- und Denkweisen bis heute über Fächergrenzen hinaus grundlegend ist. Für Panofsky war es selbstverständlich, ja unabdingbar, dass der Blickwinkel der Analyse sich nicht auf die sogenannte Hochkunst beschränken durfte. Denn alle Arten von Kunst- und Bildwerken waren als Werkzeuge des Menschen zu verstehen, mittels derer eine Orientierung in Welt und Kosmos betrieben wurde. So lässt sich in Gemälden, Zeichnungen, Kupferstichen, Skulpturen und Architekturen ebenso wie im Film und den Comics beobachten, wie ein Weltverständnis entsteht, Form annimmt und dann gestaltend zu wirken vermag. Eine zentrale Beobachtung Panofskys, die den Kern der aktuellen Debatte um die Bedeutung der Bilder beleuchtet - für die Kunst- wie für die Naturwissenschaften.

Panofskys Text »Galileo as a Critic of the Arts« betonte bereits 1954 die Notwendigkeit einer Debatte, die nicht nur den Einfluss von Bildwerken thematisiert, sondern auch das Denken und Argumentieren mit Bildern betrachtet. In seiner kleinen, aber nicht minder einflussreichen Schrift verschränkt er Galileis Position gegenüber künstlerischen Ausdrucksformen mit dessen naturwissenschaftlichen Überlegungen zu Raum, Licht und Kosmos. Eine bis heute diskutierte Schrift über das Verhältnis von Bildkünsten und Naturwissenschaften, die hier mit zwei später verfassten Ergänzungen des Autors erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt.
Autorenporträt
Panofsky, ErwinErwin Panofsky war einer der bedeutendsten Kunsthistoriker und -theoretiker des 20. Jahrhunderts. Bis 1933 leitete er das kunsthistorische Seminar der neugegründeten Universität Hamburg und zählte zum Kreis der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, dem etwa auch Gertrud Bing, Ernst Cassirer, Fritz Saxl und Edgar Wind angehörten. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, wurde er entlassen und emigrierte in die USA. Dort lehrte er zunächst an der New York University und ab 1935 am Institute for Advanced Studies in Princeton. Durch sein System der Inhaltsdeutung von Werken der bildenden Kunst, das er ab etwa 1930 ausarbeitete, wurde die ikonographische und ikonologische Betrachtungsweise zum vorherrschenden Analyseinstrument der Kunstgeschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.01.2013

Gestörte Kreise

Die Frage, warum Galileo Galilei dem alten astronomischen Paradigma der Kreisform verpflichtet blieb, von der sich sein viel tiefer in der platonisch-pythagoräischen Tradition steckender kopernikanischer Mitstreiter Johannes Kepler dagegen lösen konnte, beschäftigt Wissenschaftshistoriker seit langem. Auch für Aby Warburg war sie von Bedeutung und Kepler für ihn das Beispiel eines Ineinander von rationaler Aufklärung und animistisch-magischen Erbschaften. Erwin Panofsky, Warburg und dessen Kulturwissenschaftlicher Bibliothek eng verbunden, kannte Warburgs Deutung mit Sicherheit. 1954 veröffentlichte er einen Aufsatz, "Galileo as a Critic of the Arts", der Galileis Fixierung auf den Kreis als Effekt einer ästhetischen Grundhaltung ins Visier nahm, die sich beim entschieden für die klassische Tradition und gegen die Manieristen Partei nehmenden Kunstkenner Galilei beobachten lässt: "Sowohl als Wissenschaftler wie als Kritiker der Künste könnte er denselben Tendenzen zur Kontrolle gefolgt sein." Dieser elegante Aufsatz ist jetzt in einer schönen deutschen Ausgabe erschienen, samt den Ergänzungen, die Panofsky diesem Text folgen ließ. Horst Bredekamp, der Panofskys These von der ästhetischen Präformation der theoretischen Einbildungskraft Jahrzehnte später in seinem großen Buch "Galilei, der Künstler" (2007) aufnahm, hat ein lesenswertes Nachwort beigesteuert, in dem die Vorgeschichte des Aufsatzes - für die auch der Physiker Wolfgang Pauli eine Rolle spielte - und seine unmittelbare Rezeption behandelt werden. (Erwin Panofsky: "Galileo Galilei und die Bildkünste". Vorgestellt von Horst Bredekamp. Aus dem Englischen von Heinz Jatho. diaphanes Verlag, Zürich 2012. 115 S., Abb., br., 14,90 [Euro].) hmay

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»Dieser elegante Aufsatz ist jetzt in einer schönen deutschen Ausgabe erschienen, samt den Ergänzungen, die Panofsky diesem Text folgen ließ. Horst Bredekamp hat ein lesenswertes Nachwort beigesteuert.« Helmut Mayer, FAZ