Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 4,00 €
  • Gebundenes Buch

Wie lästig! Hyazint, das Hasenkind, steht beim alten brummeligen Hasen Henry vor der Tür und will bei ihm das Osterhasenhandwerk lernen. Ausgerechnet! Und dann kommt ein Brief, in dem Tanja sich vom Osterhasen ein Ostergeschenk ohne Eier wünscht. Ist Henry denn ein Supermarkt? Und noch ein Brief kommt... Am Ende ist Henry recht froh, dass Hyazint bei ihm ist, der hat nämlich ganz brauchbare Ideen.

Produktbeschreibung
Wie lästig! Hyazint, das Hasenkind, steht beim alten brummeligen Hasen Henry vor der Tür und will bei ihm das Osterhasenhandwerk lernen. Ausgerechnet! Und dann kommt ein Brief, in dem Tanja sich vom Osterhasen ein Ostergeschenk ohne Eier wünscht. Ist Henry denn ein Supermarkt? Und noch ein Brief kommt... Am Ende ist Henry recht froh, dass Hyazint bei ihm ist, der hat nämlich ganz brauchbare Ideen.
Autorenporträt
Susa Apenrade verbrachte ihre Kindheit in Kopenhagen, Hamburg und München. Sie studierte Psychologie und arbeitete u.a. am Max-Planck-Institut. Bei verschiedenen Projekten beschäftigte sie sich mit der Entwicklung der Psyche kleiner Kinder. Als sie selber Kinder bekam, begann sie mit dem Schreiben von Bilderbüchern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2000

Der Lumpenhund Schicksal
Das Leben ein Roman: Therese Huber in Briefen

Wie "impertinent": "Der Mensch beschuldigt mich, romantisch zu sein." Kokett empört sich Therese Heyne, Tochter aus einem angesehenen Göttinger Professorenhaus, neunzehnjährig und gerade verlobt, über das Stichelwort ihres Verlobten. Das ist Georg Forster, der Weltumsegler und Professor, dem sie ein Jahr später angetraut wird und, statt nach Tahiti, ins wilde Polen folgt. Noch ahnt sie nicht, wie sehr das fragwürdige Kompliment zutreffen sollte.

Romantischer, also "romanhafter", als der Weg der Therese Huber, née Heyne, veuve Forster, durch zwei Ehen und die Jahre der Revolution könnte kein Roman daherkommen. Davon kann man sich jetzt dank einer großen Briefausgabe überzeugen, deren erster Band die turbulenteste Lebensepoche vergegenwärtigt. Freilich kommt nicht jede Neugier auf ihre Kosten. Die Briefe an Forster hat Therese Huber vernichtet; nur drei Briefe und ein paar fragmentierte Zitate haben sich erhalten, allerdings auch die furchtbaren Zeugnisse, die sie später ihrer Ehe mit Forster ausstellt. Und just für die entscheidenden Mainzer Jahre von 1788 bis 1792 versickert der überlieferte epistolarische Strom in schmächtigen Rinnsalen.

Für die junge Göttingerin sind Briefe Lebenselixier. Schon morgens um sieben sitzt sie im Garten und schreibt. Daß der Vater "postfrei" ist, begünstigt den Umfang ihrer Briefe. Auch natürlich der Umstand, daß an akademischen Galanen ("Bübchen") kein Mangel herrscht. In allem Klatsch und Tratsch aber meldet sich wie ein Leitmotiv eine "rasende Unruhe", vagieren, von hemmungsloser Romanlektüre angestachelt, Leidenschaften und Begabungen auf der vergeblichen Suche nach Gegenständen, "freigeistische" Denkspiele auch, die sich schon früh zu einer fixen Idee verknoten: der Bestimmung zum Unglück.

Auf das Schicksal ist sie aus Grundsatz schlecht zu sprechen. Den "Lumpenhund, sonst Schicksal genannt", verachtet sie wie die "Lehrstuhlphilosophie" mit ihren Anweisungen, "sich vom Schicksal geduldig hudeln zu lassen". Geist, zum Unglück verdammt - mit solchen Räsonnements legt ihr brennendes Temperament die Zündschnüre, die ihre Ehe zur Explosion bringen werden. Dem Vater, dessen menschlicher Rang sich in dem beispiellosen Vertrauen seiner schwierigen Tochter spiegelt, gesteht sie, Forster nur geheiratet zu haben, um ihm eine Last abzunehmen - "und da ich in der unglücklichen Stimmung war, es gäb' kein Glück, so war mirs beinahe einerlei auf welche Art ich unglücklich war". Nein, einen "Romanenbegriff" von der Ehe habe sie nie gehabt. Hinter der Ideologie der Enttäuschung kommt nun aber ein ganz anders geartetes "Romanprojekt" zum Vorschein, das auch noch Forster selbst in Szene setzen wollte, die "Idee einer dreifachen Verbindung". Gemeint ist die Kohabitation mit einem alten Liebhaber namens Meyer, der sogar den Ehevertrag mit unterzeichnet hatte. Meyer "stände ihm nicht im Wege", so Forster, der sich weigert, die Bitte seiner Frau um Entfernung des windigen Mannes zu erfüllen. Eine empfindsam drapierte Schwäche, die sie ihm nie verzeihen wird.

Doch die romantische Liebe im Dreieck sollte sich ebenso wiederholen wie die Arglosigkeit und Weichheit des Ehemannes. Der Dritte, der bald in das Forstersche Haus aufgenommen wird, ist diesmal Ludwig Ferdinand Huber, der sächsische Freund Schillers und Körners. "Forster hätte müßen den Freund oder sein Weib aufopfern und hatte zu beiden keinen Mut", heißt es im Rückblick. In die häusliche Misere platzt nun auch die Revolution, erobert Mainz, setzt Forster, der nur kurz zögert, an die Spitze des Jakobinerclubs, macht ihn zum Vizepräsidenten der Regierung, der vor Arbeit nicht ein noch aus weiß. Huber, im diplomatischen Dienst, muß nach Frankfurt fliehen. Im Dezember 1792 verläßt auch Therese Forster mit ihren beiden Kindern die Stadt. Caroline Böhmer ruft ihr den doppelten Verrat an der Revolution und an Forster nach. "Guter Forster, geh und klag die Götter an . . .".

Ruinöser konnte niemand mit seinem Ruf umgehen. Schmähschriften ziehen über sie und die beiden Männer her. Noch Johanna Schopenhauer wollte wissen, sie sei mit der Jakobinermütze in Mainz herumspaziert. Schiller und Körner verachten die Frau. Sie selbst, die sich eine "Demokratin" und "dezidierteste Republikanerin" nennt, beschreibt ihre Lage so: "Wißen Sie daß ich wenn ich nach Frankreich gehe, als Emigrierte Guillotinirt, wenn ich nach Deutschland komme als Jacobinerin gefangen werde?" Lieber freilich möchte sie "jauchzend unter der Guillotine sterben". Noch einmal treffen sie und Huber an der schweizerischen Grenze Forster, der ihr, inzwischen aus Paris, regelmäßig schreibt. Der geplanten Scheidung kommt Forsters einsamer Tod zuvor. In seinem Nekrolog ist von "quelques chagrins domestique" die Rede. Sein Vater erklärt kurz und bündig: "Sein Weib war sein Tod."

Leben wie im Roman - noch ehe die Romantiker dieses ästhetische Projekt zum Programm erheben, hat Therese Forster es vorgeführt, mit der Konsequenz, die Jean Paul nicht entgangen ist, wenn er Rahel Levy erklärt: "Aber die poetischen Schmerzen sind, in die Prosa des Lebens übersetzt, recht wahre Schmerzen." Und doch sagt sie nach dem Mainzer Desaster: "Gewiß so trüb das Leben ist, es ist interessant jetzt zu leben." Wieder gerät ihr ein romantisches Stichwort unter die Feder.

Zu den Mainzer Verhältnissen und Ereignissen fehlen unmittelbare Briefzeugnisse von ihr. Ihre Briefe setzen erst wieder ein, als sie, unter schwerem Rechtfertigungsdruck, ihr zerberstendes Leben neu in Form zu bringen und den Dämon des Unglücks zu bannen sucht. Endlich kann sie Huber heiraten, im April 1794. Nur zu gut und nicht ohne Stolz weiß sie, daß man sie, wie Madame de Staël, zu den "Teufelsweibern" zählt. Sie mag diese Rolle nicht länger. "Ich ehre mich mehr weil ich schnell einen guten Strumpf stricke als weil Göthe bey meinem unbefangenen Geschwätz gerührt nachdachte und meinen Geist prieß." Nicht, daß sie deshalb auf ihren Geist Verzicht täte. Ihr "geistiges Selbst" habe nach der Flucht aus Mainz "an Umfange unendlich gewonnen", sagt sie. Doch mit der alten Koalition von Geist und Unglück soll es ein für allemal ein Ende haben. Der liebenswürdige, ihr an Format freilich deutlich unterlegene Huber, die rasch wachsende Familie, der unaufhörliche Kampf gegen die materielle Not füllen fortan ihr Leben aus.

Dazu kommt, beiläufig fast, die Schriftstellerei. Wohl beruhigt Huber den Schwiegervater Heyne, er brauche sich über "Zeitungslesen, Politisieren und Autorwesen" seiner Tochter keine Sorgen zu machen. Doch sie schreibt, womöglich mit nicht ganz gutem Gewissen, zunächst als Helferin für ihren emsig publizierenden Mann und unter seinem Namen. Und sie schreibt natürlich Romane, die sich wie ausphantasierte Konfessionen über ihr eigenes Leben ausnehmen. So schickt "Die Familie Seldorf" (1795/96) ihre Heldin, zerrissen zwischen zwei Männern, an die Brennpunkte der Revolution, in die Tuilerien, die Septembermorde, den Aufstand in der Vendée; selbst bei der Hinrichtung des Königs ist sie dabei, um ihr Schnupftuch in dessen Blut zu tauchen, aus Rache für ihr ermordetes Kind. Den großen und fernen Schrecken sind nun freilich die erzählerischen Fähigkeiten weit unterlegen. Über hastig aneinandergereihte Klischees kommen sie nicht hinaus. Kein Wunder, daß diese Romane bald vergessen wurden. Inzwischen liegen einige von ihnen wieder in Faksimiledrucken vor.

Kein Wunder auch, daß diese Nachdrucke sich kaum neben der jetzt eröffneten Briefausgabe sehen lassen können. Ärmlich geradezu ducken sie sich vor dem editorischen Prunk, den Magdalene Heuser, in beiden Fällen die Herausgeberin, den Briefen angedeihen läßt. Erläuterungen, Kommentare, Zeittafel und Register erreichen fast den Umfang der Brieftexte selbst. Der akkurate Nachhilfeunterricht läßt den Leser nirgends im Stich, auch nicht für Bourbonen, Bacchantinnen, Rütli oder Hypothese. Den Beginn machen 273 Briefe, davon nur wenige in Regestform. Bei gut 4500 Briefen, die überliefert sind, die meisten davon bislang unbekannt, rechnet die Herausgeberin mit nicht weniger als neun Bänden. Da die Vorarbeiten bereits ein gutes Jahrzehnt in Anspruch genommen haben, bedürfen Hochrechnungen einigen Mutes. Gilt das womöglich auch für die Rechtfertigung des Großunternehmens?

Darüber macht die Edition nicht viele Worte. Sie selbst stellt, imposant genug, die Botschaft dar: Hier wird eine ungewöhnliche Frau in den Rang einer Klassikerin erhoben. Literarische Verdienste, wie sonst üblich, zählen dabei kaum. Therese Hubers Werk ist ihr Leben. Die philologische Ikonisierung besorgen deshalb die Briefe. Der Lebensroman in Briefen, der sich jetzt neu und sorgfältig erschlossen präsentiert, wartet fürs erste mit den wohl fesselndsten Kapiteln auf - den Wirren eines romantischen Romans, der schließlich doch noch zum Bildungsroman wird.

HANS-JÜRGEN SCHINGS

Therese Huber: "Briefe. Band 1: 1774 bis 1803". Herausgegeben von Magdalene Heuser. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1999. 850 S., geb., 268,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr