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Sigmund Freud war von Jugend an ein Bücherliebhaber und eifriger Leser. Die persönliche Bibliothek, die er im Lauf des Lebens zusammentrug, spiegelt seine weitgespannten Interessen. Neben der Medizin und den Naturwissenschaften, die mit den Schwerpunkten Psychiatrie und Neuropathologie, Psychotherapie und Psychoanalyse den Hauptteil der Bibliothek bildet, steht ein umfangreicher geisteswissenschaftlicher Teil, der von Kunst, Archäologie und Geschichte über Religion und Philosophie bis zur schönen Literatur reicht. Für das Verständnis der Entwicklung von Freuds Denken und Werk ist diese…mehr

Produktbeschreibung
Sigmund Freud war von Jugend an ein Bücherliebhaber und eifriger Leser. Die persönliche Bibliothek, die er im Lauf des Lebens zusammentrug, spiegelt seine weitgespannten Interessen. Neben der Medizin und den Naturwissenschaften, die mit den Schwerpunkten Psychiatrie und Neuropathologie, Psychotherapie und Psychoanalyse den Hauptteil der Bibliothek bildet, steht ein umfangreicher geisteswissenschaftlicher Teil, der von Kunst, Archäologie und Geschichte über Religion und Philosophie bis zur schönen Literatur reicht. Für das Verständnis der Entwicklung von Freuds Denken und Werk ist diese Bibliothek eine reiche und unverzichtbare Quelle. Sie spiegelt aber auch das Beziehungsgeflecht, innerhalb dessen sich Freuds Werk entwickelte. Sie enthält zahlreiche Widmungsexemplare von Werken herausragender Schriftsteller und Dichter seiner Zeit wie Thomas Mann und Arthur Schnitzler, Arnold und Stefan Zweig, Lou Andreas-Salomé, Hilda Doolittle und Romain Rolland oder von berühmten Medizinern wie Jean-Martin Charcot, Eugen Bleuler, Auguste Forel und Richard von Krafft-Ebing. Die besonders in der Frühzeit zahlreichen Besitzeinträge dokumentieren das allmähliche Wachstum der Bibliothek, die Anstreichungen und Randnotizen Freuds zeigen, welche Werke ihm besonderer Auseinandersetzung wert waren und eröffnen neue Zugänge zum Verständnis seiner eigenen Werke.
Freuds Bibliothek wurde bei der durch die nationalsozialistische Okkupation Österreichs erzwungenen Emigration Freuds nach London im Sommer 1938 auseinandergerissen. Freud konnte zwar dank der Lösegeldzahlungen Marie Bonapartes den größeren Teil seiner Bibliothek nach London retten, ein nicht unerheblicher Teil mußte aber an Wiener Antiquare abgegeben werden und gelangte so teils in geschlossenen und größeren Teilen in die Vereinigten Staaten (Health Sciences Library, New York und Library of Congress, Washington), teils aber auch in private Hände. Nicht wenige Bände seiner Bibliothek verschenkte Freud auch im Laufe seines Lebens.
Der vorliegende Katalog vereinigt erstmals alle diese Teile von Freuds Bibliothek und ermöglicht so einen umfassenden Überblick über die nahezu 4500 erhaltenen Bände. Neben einer genauen bibliographischen Beschreibung des jeweiligen Werkes gibt er alle Besitzeinträge und alle Widmungen im Wortlaut wieder und verzeichnet alle Anstreichungen und Randnotizen. Der alphabetisch geordnete Katalog ist auf einer CD gespeichert und wird durch zahlreiche Indices (Personen, Sachen, Widmungen, Besitzeinträge, Anstreichungen und Randnotizen usw.) erschlossen. Mehr als 500 farbige Abbildungen von Widmungen, Besitzeinträgen, Einbänden und Illustrationen in den Büchern vermitteln einen anschaulichen Eindruck von dieser Bibliothek. Der Katalog ist sehr einfach zu benutzen und führt von den Indices zu jeder gewünschten Stelle des Katalogs und der zugehörigen Abbildung, kann aber auch fortlaufend durchblättert werden.
Ein Einführungsband zu der CD beschreibt an wichtigen Beispielen die Bedeutung von Freuds Bibliothek für sein Leben und Werk und gibt eine Einführung zur Benutzung der CD.
Autorenporträt
J. Keith Davies, Jg. 1952, ist Bibliothekar und Mitarbeiter am Sigmund Freud Museum in London. Veröffentlichungen zu Freuds Bibliothek und zu Freuds Sammlungen.

Gerhard Fichtner, Jg. 1932, ist emeritierter Professor für Geschichte der Medizin an der Universität Tübingen. Herausgeber des Briefwechsels zwischen Freud und Ludwig Binswanger (1992). Zusammen mit Ingeborg Meyer-Palmedo Bearbeiter der Freud-Bibliographie (2. Aufl. 1999). Forschungsschwerpunkte Geschichte der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2006

Lieblingsspeise: Bücher
Wien, London, New York, Washington, Privatbesitz, verschollen: Forscher arbeiten an der vollständigen Rekonstruktion von Freuds Bibliothek
Zwanzig Jahre lang recherchierten die Freud-Historiker Gerhard Fichtner und J. Keith Davies, um den Bestand von Sigmund Freuds Wiener Bibliothek zu rekonstruieren. Dieser konnte 1938 immerhin zwei Drittel seiner fast 4500 Bücher umfassenden Sammlung inmitten des Naziterrors dank der Intervention von Marie Bonaparte in das Londoner Exil retten. Da er nicht wusste, welche Bücher er mitnehmen konnte, prüfte er mit seiner Tochter Anna die ganze Bibliothek Buch für Buch durch.
Die entbehrlich erscheinenden Bücher (mehrheitlich die neurologische und psychiatrische Literatur) wurden dem be- freundeten Wiener Antiquar Paul Sonnenfeld überlassen, der 70 Titel für sich behielt. Die anderen verkaufte dieser an den Wiener Antiquar Heinrich Hinterberger, der einen eigenen Katalog dazu erstellte, unter Verschleierung des Namens von Vorbesitzer Freud. Diese sind heute geschlossen in der Columbia University in New York als „Freud Collection” verwahrt. Die so genannte Sonnenfeld-Sammlung, die Freud mit in die Emigration nehmen konnte, fand ihr Zuhause in der Kongressbibliothek von Washington. Die anderen geretteten Bücher wurden wieder in einer dem Wiener Berggassen-Domizil verwandten Ordnung im Erdgeschoss von Maresfield Gardens in London aufgestellt.
Erst 1986 begann nach diversen, teils unzulänglichen Vorarbeiten die Erstellung eines vollständigen Inventars einschließlich der digitalen Katalogisierung. Es zeigte sich aber, dass nur eine autoptische Überprüfung jedes einzelnen Buches zu einem verlässlichen Ergebnis führen würde. Mit dem Ziel, in einem vollständigen Katalog alle erhaltenen Teile von Freuds Bibliothek zu veröffentlichen, wurde jedes Buch nochmals kon- trolliert, die Transkription der Widmungen und Randanstreichungen ergänzt und korrigiert. Versucht haben die Herausgeber auch, die Bücher zu erfassen, die von Freud vor und nach der Emigration verschenkt wurden und sich nun in privater Hand befinden. Fast 500 Bände, die in früheren Verzeichnissen auftauchten, gelten heute als verschollen. Es fehlen aber auch solche Bände, die in keinem früheren Verzeichnis festgehalten sind und von denen wir nur durch Briefe wissen, dass sie einst in Freuds Besitz waren, wie beispielsweise die Dissertation Jacques Lacans.
Er sei „ein Bücherwurm, dessen Lieblingsspeise Bücher sind”, meinte Freud von sich selber. Aus der Fülle seiner Korrespondenz ist bekannt, wie obsessiv er von Jugend an sammelte; leider sind vielfach gerade diese Ausgaben verloren. Über Freuds Lektüre werden sich wohl erst nach dem Erscheinen einer kritischen Gesamtausgabe verlässliche Untersuchungen anstellen lassen, enthalten doch viele heute noch unveröffentlichte Briefe eine Fülle von Hinweisen auf sein Leseverhalten. So kann auch der hier vorgelegte Katalog nur eine Teilauskunft über Freuds Lektüre geben. Immerhin sind wir dank des opulenten Materials von Davies und Fichtner ein großes Stück weiter, verstärkt durch den Nutzen der dem Buch beiliegenden CD-ROM, auf der die alten Buchumschläge sowie handschriftliche Einträge zu betrachten sind und durch Abfragen verschiedener Indices die erstaunlichsten Ergebnisse zum Vorschein kommen - etwa: welche Bücher erhielt Freud zu seinem 70. Geburtstag? Für die Nutzer dieser digitalen Bibliotheksbesichtigung eine Art immerwährender Nachspeise.
KNUD VON HARBOU
J. KEITH DAVIES, GERHARD FICHTNER (Hrsg.): Freuds Bibliothek. Vollständiger Katalog. edition diskord, Tübingen 2006. Englisch-deutsch, 144 S. mit CD-ROM: 1049 S. u. 500 Farbabb., 36 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Keith Davies' und Gerhard Fichtners zwanzigjährige Recherchen zur Bibliothek Sigmund Freuds haben sich mehr als gelohnt, frohlockt Rezensent Bernd Nitzschke. Ausgiebig feiert er die "virtuelle Auferstehung" einer Büchersammlung, die im Nationalsozialismus zerstört wurde. Von 500 Bänden der einst 4500 umfassenden Bibliothek fehlt bis heute jede Spur, informiert Nitzschke, der auf Freuds handschriftliche Einträge in etwa zehn Prozent der Bände und das von Berthold Löffler angefertigte Exlibris auf der CD hinweist. "Mit viel Fleiß und Geduld" sei ein Buch über Bücher entstanden, dass zudem noch "sehr schön gestaltet" ist.

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