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Sie lebten zum Teil im Aus.Catharina Linck zog als Mann durch die deutschen Lande, heiratete ihre Liebste und führte mit ihr über mehrere Jahre eine Ehe, bis sie aufflog und 1721 enthauptet wurde. Mathilde Franziska Anneke, Teilnehmerin an der Revolution von 1848, emigrierte mit ihrem Mann nach Amerika, bevor sie mit einer Freundin das wahre Liebesglück entdeckte. Die Dichterinnen Natalie Barney und Renée Vivien nahmen um 1900 Paris als Wahlheimat, wo sie ihre eigene lesbische community etablierten. Dorthin emigrierte 1925 auch die russische Dichterin Marina Zwetajewa, die sich aber von ihrer…mehr

Produktbeschreibung
Sie lebten zum Teil im Aus.Catharina Linck zog als Mann durch die deutschen Lande, heiratete ihre Liebste und führte mit ihr über mehrere Jahre eine Ehe, bis sie aufflog und 1721 enthauptet wurde. Mathilde Franziska Anneke, Teilnehmerin an der Revolution von 1848, emigrierte mit ihrem Mann nach Amerika, bevor sie mit einer Freundin das wahre Liebesglück entdeckte. Die Dichterinnen Natalie Barney und Renée Vivien nahmen um 1900 Paris als Wahlheimat, wo sie ihre eigene lesbische community etablierten. Dorthin emigrierte 1925 auch die russische Dichterin Marina Zwetajewa, die sich aber von ihrer ehemaligen (Hass-)Liebe Sophia Parnok längst getrennt hatte. Erika Mann entkam den Nationalsozialisten mit ihrer Freundin Therese Giehse, die Beziehung überstand die Emigration in die USA nicht. Die Journalistin Dorothy Thompson und die Tierbildhauerin und Schriftstellerin Christa Winsloe lebten auch ab den 1920-er bzw. 1930-er Jahren lange im Ausland; und die englische Komponistin Ethel Smyth suchte zeitlebens, in vielen Ländern Europas und sogar bis nach Ägypten, nach Antworten auf »die große Frage der Sexualität«. Antworten haben die Anthropologinnen Margaret Mead und Ruth Benedict geliefert, durch ihre Untersuchungen entlegener Kulturen, aber auch durch ihre eigene Liebesbeziehung. Das Buch präsentiert Frauengeschichte, gesehen aus der Perspektive der Frauenliebe, wie sie in vielen Schattierungen und Varianten über drei Jahrhunderte gelebt und verstanden wurde.Inhalt:Angela Steidele über Catharina Margaretha Linck und Catharina Margaretha MühlhahnJoey Horsley über Mathilde Franziska AnnekeBirgit Kiupel über Ethel Smyth Andrea Schweers über Renée Vivien und Natalie Clifford BarneyDiana Lewis Burgin über Marina Zwetajeva und Sophia ParnokSwantje Koch-Kanz und Luise F. Pusch über Margaret Mead und Ruth BenedictDoris Hermanns über Christa Winsloe und Dorothy ThompsonChristine Schmidt über Erika Mann
Autorenporträt
Joey (Ritta Jo) Horsley, geb. 1940, studierte Germanistik an der Harvard Universität und in Tübingen. Nach ihrer Promotion lehrte sie von 1968-2002 an der Universität von Massachusetts in Boston und zuletzt als Associate Professor für Germanistik und Women's Studies.Luise F. Pusch, geb. 1944, ist Professorin für Sprachwissenschaft und freie Publizistin sowie Autorin u. a. von: »Die Frau ist nicht der Rede wert« (1999); »Alle Menschen werden Schwestern« (1990); »Das Deutsche als Männersprache« (1984) und »Sonja. Eine Melancholie für Fortgeschrittene« (1981). Außerdem ist Pusch Mitherausgeberin u. a. von: »Berühmte Frauenpaare« (2004); »WahnsinnsFrauen«(3 Bde., 1992-1999) und »Berühmte Frauen: 300 Porträts« (2 Bde., 1999 und 2001)Im Wallstein Verlag erschienenDie dominante Kuh (2013); Deutsch auf Vorderfrau (2011); Frauengeschichten. Berühmte Frauen und ihre Freundinnen, hg. von Joey Horsley und Luise F. Pusch (2010); Der Kaiser sagt Ja (2009); Die Eier des Staatsoberhaupts (2008)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2010

Ich liebe dich und andere
Die alten Verdächtigungen: "Frauengeschichten"

Der Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch und ihrem Team verdanken wir die biographischen Daten von dreißigtausend bedeutenden Frauen, eine wichtige Informationsquelle für die Frauenforschung, ein Schatz nicht nur für Feministinnen und ein Beweis, dass nicht nur Männer die Welt bewegt haben. Die Datei ist unerschöpfliches Material für die feministische Professorin und bekennende Lesbierin selbst, die nun, seit sie keine Lehrverpflichtungen mehr hat, eine Sammlung nach der anderen mit Frauenbiographien herausgibt.

Den Frauen, die ungerechterweise nicht so berühmt und erfolgreich wurden wie ihre Väter, Männer oder Brüder gilt ihre besondere Zuneigung. An ihnen lassen sich Unterdrückung und Missachtung, eben alles, was Feministen der Männerwelt vorwerfen, beweisen. Was hätte nicht aus ihnen werden können, wenn sie nicht zugunsten ihrer genialen männlichen Nächsten freiwillig zurückgetreten oder zum Verzicht gezwungen worden wären. Fanny Mendelssohn ist nur eine unter vielen.

Der neue Band von Frauengeschichten, wieder zusammen mit der amerikanischen Professorin Joey Horsley herausgegeben, gibt Einblicke in das Leben von acht Frauen, die Frauen geliebt haben. Einige haben davor, danach oder gleichzeitig auch Beziehungen zu Männern gehabt, sie haben männliche wie weibliche Partner gewechselt und Kinder bekommen. Einige blieben ein Leben lang ihren Ehemännern verbunden, die das Verhältnis zur Freundin tolerierten. Die meisten aber verschwiegen ihre Zuneigung zu Frauen.

"Outen" scheint bis auf Ausnahmen für lesbische Frauen kein Bedürfnis zu sein. Sie wollen selten provozieren, vielmehr als selbstverständlich verstanden werden. Warum also diese Anthologie? Warum diese Auswahl? Ist es nicht einengend und überholt, die Beziehung zwischen Frauen unter dem Aspekt der Homosexualität zu betrachten? Schmälern oder bereichern dubiose Andeutungen über die lesbischen Neigungen von Margret Mead ihre bahnbrechenden Forschungsergebnisse? "I love you and other people" hat sie einmal an die Freundin und bewunderte Forscherin Ruth Benedict geschrieben. Das Ärgerliche an der Zielsetzung dieser Sammlung ist, dass über der Suche und Auflistung von Beweisen für lesbische Identität oft die Lebensleistung der Frauen in den Hintergrund tritt. Unbestritten sei ja, dass sie über ihr Fachgebiet hinaus viel zur Gleichberechtigung beigetragen, dass sie neue Lebensformen erprobt und Vorurteile widerlegt haben.

Mathilde Franziska Anneke etwa ist eine der herausragenden Vorkämpferinnen für die Emanzipation der Frau im neunzehnten Jahrhundert. Joey Horsley hat ihr abenteuerliches Leben lebendig und faktenreich beschrieben. Verzichtbar wäre dagegen die Beschreibung von Erika Manns amourösen Verbindungen zu Schauspielerinnen und reichen Erbinnen oder die luxuriöse Décadence um die Jahrhundertwende im Pariser Salon von Natalie Barney. Trotz des mehrseitigen Anhangs von kleingedruckten Anmerkungen, ist die voyeuristische Perspektive unverkennbar. Das gilt auch für den Bericht von Birgit Kiupel über Ethel Smyth. Außer den vielen Liebesbeziehungen zu Virginia Woolf und anderen Frauen der englischen Gesellschaft erfährt man wenig über die Komponistin.

Die Sammlung beginnt mit einer den Rahmen sprengenden Moritat des siebzehnten Jahrhunderts: Catharina Margaretha Linck aus Glaucha an der Saale heiratete als Anastasius Rosenstengel Catharina Margaretha Mühlhahn, schlug sich in mehreren Berufen durchs Leben und zog sogar in den Krieg. Als Mann konnte man damals besser durchkommen und auch seine Liebste ernähren. Das Ende war grausam: Nach einem jahrelangen Gerichtsprozess wurde Anastasius, alias Catharina wegen Unzucht hingerichtet. Die andere Catharina überlebte sie trotz ihrer Zuchthausstrafe um fünfundfünfzig Jahre, heiratete und bekam Kinder.

1889 wurde in England die Todesstrafe für homosexuelle Liebesakte abgeschafft. Viel hat sich seither geändert. Doch offenbar nicht so viel, dass Frauen wie Luise F. Pusch ohne männerfeindliche Töne auskommen. Im Nachwort dröhnen die alten Parolen und Verdächtigungen wider. Manches klingt absurd wie etwa der Gedanke: "Liebe zwischen Frauen ist gefährlich, weil sie das Patriarchat zum Einsturz bringen kann." Schade, wir waren doch eigentlich längst weiter.

MARIA FRISÉ

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als beherzten Schritt zurück beurteilt Maria Frise das Buch der Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Lebensläufe starker, doch von Männern unterdrückter Frauen zu sammeln und zu veröffentlichen. Leider steckt der Wurm in der Konzeption, und die Lebensleistungen der acht hier vorgestellten Frauen, die Frauen liebten, tritt zurück hinter Beweislisten für lesbische Identität und eine voyeuristische Perspektive. So werden Erika Manns Amouren beschrieben oder die Decadence des Salons der Natalie Barney. Überflüssig, findet Frise und lässt sich auch durch den prallen Anmerkungsteil nicht beirren. Und viel zu laut dröhnen ihr die  männerfeindlichen Parolen.

© Perlentaucher Medien GmbH