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Die »Frau ohne Begräbnis«, das ist Zoulikha, die einst Wand an Wand mit Assia Djebars Familie in Cherchell wohnte. In aller Stille knüpfte sie unter den Frauen der Stadt ein Netz des Widerstands gegen die französische Herrschaft, floh 1957 in die Berge, wurde von der Kolonialarmee gefasst und verschwand spurlos. Diese außergewöhnliche, freimütige, lebenslustige und gebildete Frau ist in ihrer sprühenden Lebenskraft gegenwärtig geblieben bei allen, die um sie waren. Ihre beiden Töchter, Madame Lionne, die Wahrsagerin, Nachbarinnen und Weggefährten lassen sie mit ihren Stimmen wieder aufleben,…mehr

Produktbeschreibung
Die »Frau ohne Begräbnis«, das ist Zoulikha, die einst Wand an Wand mit Assia Djebars Familie in Cherchell wohnte. In aller Stille knüpfte sie unter den Frauen der Stadt ein Netz des Widerstands gegen die französische Herrschaft, floh 1957 in die Berge, wurde von der Kolonialarmee gefasst und verschwand spurlos.
Diese außergewöhnliche, freimütige, lebenslustige und gebildete Frau ist in ihrer sprühenden Lebenskraft gegenwärtig geblieben bei allen, die um sie waren. Ihre beiden Töchter, Madame Lionne, die Wahrsagerin, Nachbarinnen und Weggefährten lassen sie mit ihren Stimmen wieder aufleben, gewinnen dadurch selbst neue Kraft und treten aus dem Schatten. Und die Erzählerin selbst - sie findet endlich den Mut, sich dieser Gestalt zu nähern und den Raum ihrer Kindheit wieder zu entdecken.
Autorenporträt
Assia Djebar wurde 1936 unter dem Namen Fatima-Zohra Imalayène in Cherchell bei Algier geboren. Sie schrieb auf Französisch und war eine der renommiertesten Autoren aus Algerien. Ihre Themen waren der algerische Freiheitskampf sowie die gesellschaftliche Stellung der arabischen Frau. Assia Djebar wurde neben vielen anderen Preisen 2000 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und 2006 Premio Grinzane Cavour für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Sie war die erste Autorin aus dem Maghreb, die 2005 in die Académie francaise gewählt wurde. Assia Djebar lebte und lehrte in New York. Sie verstarb im Februar 2015.
Rezensionen
»Diese außergewöhnliche und tragische Geschichte ist einer von Djebars schönsten Romanen. Mit dem ihr eigenen Talent beschreibt sie Zoulikha als Mutter, Geliebte, Freundin und Kämpferin. Ein Roman von ungeheurer Intensität.« (Liberté, Algier)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.2004

Über Frauen und Männer
Assia Djebar stellt neue Werke im Literaturhaus vor

Diesmal blieben die Männer aus, vor allem die arabischen. Überhaupt ließen sich nur wenige arabische Zuhörer im Publikum blicken, als Assia Djebar im Begleitprogramm des Buchmesse-Schwerpunkts Arabien im Frankfurter Literaturhaus ihre beiden jüngsten Romane (Zürcher Unionsverlag) vorstellte: "Frau ohne Begräbnis", ein Buch über die Frauen im algerischen Unabhängigkeitskrieg, und "Das verlorene Wort", ein Buch über die Männer der gleichen Zeit. Warum aber interessieren sich nur deutsche, allenfalls französische Leser für die algerische Schriftstellerin? Weil sie vor vier Jahren den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat? Weil sie ihre Bücher in Paris auf Französisch schreibt? Oder weil eine Frankfurter Initiative sie schon 1989 entdeckt und mit dem "Liberaturpreis" hierzulande bekannt gemacht hat?

Assia Djebar gilt als Vorkämpferin für die Rechte muslimischer Frauen, was sie bei arabischen Männern offenbar nicht beliebt macht. Das belegt auch ihr Buch über die Partisanin Zoulikha, die in Cherchell, dem Heimatort der Autorin, gelebt und in den Bergen gegen die Kolonialherren gekämpft hatte, bis sie verhaftet, gefoltert und ermordet wurde. Nicht einmal den toten Körper gaben die Franzosen heraus. Aber Zoulikhas Töchter und eine Tante haben der Schriftstellerin die Geschichte anvertraut. Sie war schon Teil des Films "La Nouba des Femmes du Mont-Chenoua", den Assia Djebar 1978 gedreht hatte. Nun hat die Autorin der Befreiungskämpferin auch ein literarisches Denkmal gesetzt: Authentische Berichte, mit fiktiven Elementen bereichert und aus der Perspektive der überlebenden Frauen erzählt.

Auch in dem Roman über die Männer verschwindet etwas, wie Übersetzerin Beate Thill als Moderatorin bemerkte: die Muttersprache. Das bekommt der Protagonist Berkane zu spüren, als er 1991 aus dem Pariser Exil nach Algier zurückkehrt. Das Viertel seiner Kindheit ist heruntergekommen, weckt aber Erinnerungen an seine erste riskante Bekanntschaft mit der algerischen Fahne. Als sich der alternde Berkane in eine junge Algerierin verliebt, findet er in langen Gesprächen über seine Kindheit auch seine Sprache wieder, die er beim Gemüsehändler in der Kasbah weiter vertieft. Dabei kommt es zu kuriosen Wortspielen, die den Maghreb als geistige Lebensform ausleuchten und etwa bezeugen, daß es für den französischen Begriff des Laizismus im Arabischen Anfang der sechziger Jahre noch keine Entsprechung gab.

"Im Exil ist die Muttersprache irgendwann wie eingefroren", erläuterte Assia Djebar, die von Christine Wintringham brillant gedolmetscht wurde. Seit 1995 war sie nicht mehr in Algerien. "Habe ich Berkane an meiner Stelle nach Algerien geschickt, weil ich nie mehr zurückkehren werde oder weil ich wieder zurückkehren möchte?" fragt sie sich nun, weiß aber keine Antwort.

c.s.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Heinz Hug stellt zunächst die Frage ob es überhaupt "noch möglich" ist, "Heldenromane" über Figuren des 20. Jahrhunderts zu schreiben, um dann erleichtert zu bemerken, dass Assia Djebars Biografie einer algerischen Widerstandskämpferin während des Unabhängigkeitskrieges eben keiner ist. Die Lebensgeschichte von Zoulikha, die ihre Kinder zurückließ und bis zu ihrer Verhaftung und Ermordung gegen die französischen Besatzer Algeriens kämpfte, wird hauptsächlich von ihren Töchtern, Verwandten und Freunden erzählt, durchbrochen von fiktiven Monologen Zoulikhas, fasst der Rezensent zusammen. Durch dieses vielstimmige, "distanzlose Erzählen" komme die Autorin gar nicht in die Gefahr, die Protagonistin als Heldin zu stilisieren, so Hug erleichtert. Vielmehr wird die "Trauer" der Angehörigen, die Schwierigkeiten der Erinnerung und nicht zuletzt die "Reflexion über das Schreiben" zum Thema des Buches, meint der Rezensent, der diese Erinnerungen als "äußerst anschaulich" lobt. Er würdigt das Buch als "sehr privates Denkmal", nicht nur für Zoulikha, sondern für alle algerischen Frauen, die im Unabhängigkeitskrieg gekämpft haben.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Der Roman ist eine Empfehlung für alle, die sich auf einen Dialog mit Zoulikha einlassen wollen - mit einer starken Frau und einer Zeit, die viel von den Menschen verlangt hat - auf einen Dialog, der nahe geht.« Jochen Marmit Saarländischer Rundfunk