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Wie im Falle des erfolgreichen und von Experten hochgelobten Buches zur Europameisterschaft 1996 wird Marcel Reif, Deutschlands beliebtester Fußball-Reporter, auch Herausgeber des Ereignisbuches zur Weltmeisterschaft in Frankreich sein, bei der erstmals 32 Mannschaften antreten werden. Zur Mitarbeit wurden erneut herausragende Text- und Fotojournalisten gewonnen. Das Geschehen wird chronologisch von den Gruppenspielen bis zum Finale wiedergegeben, mit allen Aufstellungen und Ergebnissen. Im historischen Teil widmen wir uns den Highlights aller Weltmeisterschaften seit 1930 und präsentieren…mehr

Produktbeschreibung
Wie im Falle des erfolgreichen und von Experten hochgelobten Buches zur Europameisterschaft 1996 wird Marcel Reif, Deutschlands beliebtester Fußball-Reporter, auch Herausgeber des Ereignisbuches zur Weltmeisterschaft in Frankreich sein, bei der erstmals 32 Mannschaften antreten werden. Zur Mitarbeit wurden erneut herausragende Text- und Fotojournalisten gewonnen. Das Geschehen wird chronologisch von den Gruppenspielen bis zum Finale wiedergegeben, mit allen Aufstellungen und Ergebnissen. Im historischen Teil widmen wir uns den Highlights aller Weltmeisterschaften seit 1930 und präsentieren jede Menge Rekorde und Bestenlisten zu Toren, Spielen, Zuschauerzahlen etc. Alle bisherigen Weltmeister werden im Bild vorgestellt. Wie bei der Euro 96 wird Marcel Reif das Turnier aus seiner ganz persönlichen, ausgewiesen originellen Sicht selbst beschreiben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.09.1998

Die Bluttat von Lens paßte auch den Büchermachern nicht ins Konzept

Sollte man Bücher zur Fußball-Weltmeisterschaft lesen? Sollte man die Besprechungen dieser Bücher lesen? Wer es jetzt noch tut, fast zwei Monate (!) nach dem Ereignis, verhält sich antizyklisch, ist also ein echter Individualist. Denn nach Erfahrung der einschlägigen Verlage ist das größte Geschäft mit WM-Büchern längst gelaufen. Wer nicht ein paar Tage nach Schlußpfiff auf dem Markt ist, verpaßt einen Großteil der potentiellen Käufer. Aber vielleicht gibt es ja doch Menschen, die auch mit einigem Abstand den Fußball von gestern noch gern in die Hand nehmen. Oder ihn wenigstens verschenken.

Die drei Hochglanzbücher der aktuellen WM-Produktion zeigen, daß die Routine der einschlägigen Verlage den Qualitätsverlust, der mit Schnelligkeit meist verbunden ist, mildern kann. Am wenigsten gilt das allerdings für das schwächste der drei, das von Franz Beckenbauer "herausgegebene" im Chronik-Verlag. Ihm merkt man am ehesten die Hast an, schon ein paar Tage nach der WM erscheinen zu müssen. Die meisten Texte lesen sich wie Agentur-Schnellschüsse, mit manch peinlicher Schlampigkeit ("Jugolsawien", "Zidanes Platzverweis - ein Wehrmutstropfen"). Man liest zu viel über die Vorrunde (100 Seiten) und zu wenig über die viel wichtigeren Spiele von Achtelfinale bis Endspiel (weniger als 50 Seiten). Nach dem glücklichen deutschen Sieg gegen Mexiko heißt es: "Die Konkurrenz sah voller Hochachtung zu." Wie bitte? Und was macht Beckenbauer, außer vom Titel zu lächeln? Schreibt eine Kolumne, die mit den Worten beginnt: "Liebe Leser, 33 Tage sind vorbei" und auch auf den weiteren 42 Zeilen Schmalsatz nichts Tiefsinnigeres zu sagen hat. Die deutschen Krawalle tauchen in dem Buch nur ganz am Rande auf, in einem bescheidenen Kommentar.

Mehr als die Hast merkt man den Büchern ihre Unflexibilität an. Für gewöhnlich ist erst ein Text da, dann wird ein Buch daraus gemacht; bei solchen Terminsachen ist es umgekehrt. Vor der WM wird das Buchraster gemacht, während der WM wird es gefüllt, nach der WM gedruckt. Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert wie die Ausschreitungen von Lens, paßt es nicht immer ins Konzept. So findet die Bluttat von Lens beim Buch des Copress-Verlages nur in einem einzigen Satz statt; der Name Nivel kommt nicht vor. Sonst gilt für dieses Buch, daß es mit seinen großen Farbstrecken hübsch anzuschauen ist und seine Texte, im fachlichen Stil der "Kicker"-Redaktion, gut lesbar sind, wenngleich manchmal etwas hölzern. Auch die Gewichtung zwischen Vorrunde und K.o.-Runde stimmt, etwa 1:1. Von geringer Aussagekraft sind die groß auf der Titelseite angekündigten "Computer-Analysen" zu den deutschen Spielen, die letztlich nur aus Zahlenkolonnen zu einzelnen Spielern bestehen. Sollten sie stimmen (eine Quelle wird nicht genannt), ergibt sich aus der Addition immerhin der interessante Schluß, daß es mit der alten Regel: Wer die Zweikämpfe gewinnt, gewinnt das Spiel, nicht mehr weit her ist. Die Deutschen gewannen 13 Zweikämpfe mehr als die Kroaten, dafür schossen die drei Tore mehr. Peinlich ist, daß beim Spiel gegen Mexiko die gleiche "Computer-Analyse" abgedruckt ist wie gegen die Vereinigten Staaten, mit Daten zu Spielern, die gegen Mexiko gar nicht mehr mitgespielt haben, etwa Möller.

So gebührt dem von Marcel Reif herausgegebenen Buch im Sportverlag Berlin das Verdienst, das beste zur WM 1998 zu sein. Es ist auch das einzige, das nicht nur Spielberichte bietet, sondern auch etwas andere Texte, etwa über die Ballistik des Spielgerätes, über die Macht von Nike oder die deutschen Bundestrainer. Reif ist nicht so originell, wie er gerne tut, aber seine Texte sind lesenswert. Die anderen Texte, zum großen Teil von Redakteuren der Süddeutschen Zeitung, sind gut und mit Ideen geschrieben. Es ist das einzige der drei Bücher, in dem die Ausschreitungen deutscher Hooligans ausführlicher berücksichtigt werden. Sie spielen eine große Rolle in der Nachbetrachtung des deutschen Spiels, und es findet sich eine schwarze Doppelseite mit dem Bild des niedergeschlagenen Gendarmen Nivel und dem Satz "Wir schämen uns - ja zum Fußball ohne Gewalt".

Am Ende lohnt sich noch ein Außenseitertip: "Fußball ist ein Spiel für 22 Leute, und am Ende gewinnt immer Deutschland. Außer manchmal", das WM-Tagebuch von Christoph Biermann, erschienen im rührigen Verlag die Werkstatt. Das Buch, dessen Titel ein Zitat von Gary Lineker aufgreift, hat keine bunten Bilder, dafür hübsche Petitessen und Seitenbetrachtungen. Zur Ankündigung der Amerikaner, im Spiel gegen Deutschland mit einer "Wagenburg-Taktik" anzutreten, bemerkt Biermann nach dem 0:2: "Angesichts solcher Wagenburgen würde Nordamerika heute noch von den Indianern beherrscht." CHRISTIAN EICHLER

Besprochene Bücher: "Fußballweltmeisterschaft 1998", herausgegeben von Franz Beckenbauer, Chronik-Verlag, München, 192 Seiten, 39,80 Mark. - "Frankreich Fußball WM 1998", in Zusammenarbeit mit dem kicker-Sportmagazin und Sven Simon, Copress, München, 176 Seiten, 39,80 Mark. - "Frankreich '98. Das Fußball-WM-Buch", herausgegeben von Marcel Reif, Sportverlag Berlin, 192 Seiten, 39,90 Mark. - "Fußball ist ein Spiel für 22 Leute, und am Ende gewinnt immer Deutschland. Außer manchmal. Ein WM-Tagebuch" von Christoph Biermann, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 143 Seiten, 16,80 Mark.

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