Produktdetails
  • Verlag: TRESCHER
  • ISBN-13: 9783897940253
  • ISBN-10: 3897940256
  • Artikelnr.: 11372443
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2004

NEUE REISEBÜCHER

Für die Tasche So ein Schiff hat seine eigene Ordnung. Wer etwa an einer Flußkreuzfahrt teilnimmt, darf behaglich geregelte Stunden erwarten. Zu bestimmten Zeiten gibt es Frühstück, Ausflüge an Land, Ruhepausen auf den Liegestühlen an Deck, Mittagessen, wieder Ruhepausen, schließlich Abendessen. Für alles wird gesorgt. Die Landschaften und die Tage fließen langsam vorüber. Man vergnügt sich an einem Zustand zwischen Trägheit und Angeregtsein und findet das Leben jenseits dieser Balance eigentlich komisch.

Natürlich sollte auch die Lektüre, die man mitnimmt, nicht zu schwer sein. Hinnerk Dreppenstedt hat für sein handliches Buch "Flußkreuzfahrten auf der Donau" den richtigen Ton gefunden. Abgestimmt auf die Anlegeplätze zwischen Passau und Kalocsa im südlichen Ungarn, stellt er Dörfer, Städte, Klöster, Ruinen von Königspalästen, malerische Landschaften und Weinbaugebiete an der mittleren Donau oder in deren Nähe vor. Er hat ein gutes Gespür für das Charakteristische der Dinge, trägt bündig die Geschichte der Orte oder Gegenden vor, geht auf die besondere Lage ein, beschreibt mit ein paar Worten die wichtigsten Bauten, ohne überanstrengt zu wirken. Das Buch ist gerade recht für die gemütvolle Balance an Bord.

Ab etwa 1683, als die Türken vor Wien vertrieben wurden, als große Besitzungen in den Niederlanden und in Italien an die Habsburger kamen und Österreich endgültig zu einer europäischen Großmacht aufstieg, erlebten die Länder an der mittleren Donau einen Höhepunkt barocker Macht und Prachtentfaltung. Kloster Melk etwa wurde zwischen 1701 und 1746 im großen Stil umgebaut. Erhaben und zugleich leicht entrückt thront es auf einem Felsvorsprung über dem Fluß. "Die Kirche", schreibt Dreppenstedt, "schwelgt in Gold und Stuck, in Orange, Ocker und Grau." Auch das Stift Göttweig, so der Autor, verkörpert eine geradezu jenseitige Macht. An den Wienern wird schließlich die sprichwörtliche Ruhe und Gelassenheit als hervorstechendste Eigenheit erfaßt.

Dann erfährt man, wie pittoresk das Donauknie kurz vor Budapest ist. Ähnlich wie in der Wachau steigen Hügel und Berge hinter den Ufern auf. Es handelt sich um einen Brennspiegel der ungarischen Geschichte und Kultur. In Esztergom und Visegrád findet man auf den Anhöhen die Reste von Königspalästen. Auch das ungarische Worpswede, Szentendre, liegt hier. So geht es immer unterhaltsam fort.

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Hinnerk Dreppenstedt: Flußkreuzfahrten auf der Donau. Trescher Verlag, Berlin 2003. 246 Seiten, 9,95 Euro.

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