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Die ruinösen Abenteuer des Börsenmaklers Sherman McCoy. 'Genußvoll ausgespielt werden der hemmungslose Egoismus und die zynische Brutalität der Großstadtmenschen...' (FAZ-Magazin)
Produktdetails
- Verlag: Kindler
- Originaltitel: The Bonfire of the Vanities
- 9. Aufl.
- Seitenzahl: 847
- Abmessung: 220mm
- Gewicht: 1054g
- ISBN-13: 9783463400945
- ISBN-10: 3463400944
- Artikelnr.: 23925860
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Der Stimmenimitator
Wie die meisten Einwohner Manhattans kannte Sherman McCoy von der Bronx vor allem den Zoo, und als er dann plötzlich merkt, dass es sich eher um einen Dschungel handelt, ist er schon mittendrin. Einmal falsch abgebogen, schon stimmt nichts mehr in der Welt des stolzen Wall-Street-Brokers, die Zeichen werden unlesbar, wo Norden war, ist Süden, und wo weiß war, ist schwarz. Es ist grandios, wie Tom Wolfe seinen Protagonisten aus der Bahn wirft, wie beiläufig die Katastrophe beginnt, die gerade noch ausgeschlossen schien. Nun endlich könnte der Wahnsinn beginnen, das Chaos, die Implosion von Identitäten und Selbstverständlichkeiten, aber stattdessen legt Wolfe wie McCoys Geliebte am Steuer des Wagens den
Wie die meisten Einwohner Manhattans kannte Sherman McCoy von der Bronx vor allem den Zoo, und als er dann plötzlich merkt, dass es sich eher um einen Dschungel handelt, ist er schon mittendrin. Einmal falsch abgebogen, schon stimmt nichts mehr in der Welt des stolzen Wall-Street-Brokers, die Zeichen werden unlesbar, wo Norden war, ist Süden, und wo weiß war, ist schwarz. Es ist grandios, wie Tom Wolfe seinen Protagonisten aus der Bahn wirft, wie beiläufig die Katastrophe beginnt, die gerade noch ausgeschlossen schien. Nun endlich könnte der Wahnsinn beginnen, das Chaos, die Implosion von Identitäten und Selbstverständlichkeiten, aber stattdessen legt Wolfe wie McCoys Geliebte am Steuer des Wagens den
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Rückwärtsgang ein.
Es gibt keine Helden in diesem Roman, heißt es in jeder zweiten Kritik, was sicher stimmt; nur ist das in erster Linie keine Frage der Moral, sondern ein Problem der Dynamik: So pompös und schonungslos Wolfe auch seine Figuren entwirft, so unbeweglich und fremd bleiben sie, wie die Plastikfiguren der Masters of the Universe, mit denen sich McCoy so gerne identifiziert. Man muss ja nicht gleich auf den essentialistischen Trugschluss hereinfallen und in Wolfes Oberflächenprosa die Tiefe vermissen - aber so anschaulich sein glitzernder Realismus das Personal des Romans auch macht, so gleichgültig bleibt dem Leser das Schicksal der Karikaturen, die dabei herauskommen. Am Ende hängt den Figuren so viel Dekor um den Hals, dass sie vor lauter Attributen nicht mehr laufen können.
New York, die Stadt, wäre der wahre Hauptdarsteller des Buches - das ist der zweite Merkspruch der Rezension, als würden die sozialen Gegensätze und die ethnische Vielfalt, die Wolfe angeblich so grandios aufmarschieren lässt, nicht längst in jedem Reiseführer illustriert. Der Zoo - das ist auch das Ordnungsprinzip von "Fegefeuer der Eitelkeiten": Jedes Tierchen bleibt in seinem Käfig; und Wolfe, der ewige Reporter, zeigt mit dem Finger auf sie und imitiert ihre Laute. Und nur, weil das böse ist, ist es noch lange nicht gut.
Man kann Wolfe und den Rest des Rat Packs des New Journalism nicht genug dafür danken, dass sie Leben und Haltung und Tempo in die Beschreibung der Wirklichkeit gebracht haben; doch auf die Gefahr hin, dass einen Stapel voller Befindlichkeitsliteratur unter sich begraben: Realismus allein ergibt umgekehrt nicht automatisch Literatur. Man darf als Autor schon manchmal etwas erfinden - und sei es nur den einen oder anderen guten Satz.
HARALD STAUN
Tom Wolfe: "Fegefeuer der Eitelkeiten". Rowohlt, 12,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es gibt keine Helden in diesem Roman, heißt es in jeder zweiten Kritik, was sicher stimmt; nur ist das in erster Linie keine Frage der Moral, sondern ein Problem der Dynamik: So pompös und schonungslos Wolfe auch seine Figuren entwirft, so unbeweglich und fremd bleiben sie, wie die Plastikfiguren der Masters of the Universe, mit denen sich McCoy so gerne identifiziert. Man muss ja nicht gleich auf den essentialistischen Trugschluss hereinfallen und in Wolfes Oberflächenprosa die Tiefe vermissen - aber so anschaulich sein glitzernder Realismus das Personal des Romans auch macht, so gleichgültig bleibt dem Leser das Schicksal der Karikaturen, die dabei herauskommen. Am Ende hängt den Figuren so viel Dekor um den Hals, dass sie vor lauter Attributen nicht mehr laufen können.
New York, die Stadt, wäre der wahre Hauptdarsteller des Buches - das ist der zweite Merkspruch der Rezension, als würden die sozialen Gegensätze und die ethnische Vielfalt, die Wolfe angeblich so grandios aufmarschieren lässt, nicht längst in jedem Reiseführer illustriert. Der Zoo - das ist auch das Ordnungsprinzip von "Fegefeuer der Eitelkeiten": Jedes Tierchen bleibt in seinem Käfig; und Wolfe, der ewige Reporter, zeigt mit dem Finger auf sie und imitiert ihre Laute. Und nur, weil das böse ist, ist es noch lange nicht gut.
Man kann Wolfe und den Rest des Rat Packs des New Journalism nicht genug dafür danken, dass sie Leben und Haltung und Tempo in die Beschreibung der Wirklichkeit gebracht haben; doch auf die Gefahr hin, dass einen Stapel voller Befindlichkeitsliteratur unter sich begraben: Realismus allein ergibt umgekehrt nicht automatisch Literatur. Man darf als Autor schon manchmal etwas erfinden - und sei es nur den einen oder anderen guten Satz.
HARALD STAUN
Tom Wolfe: "Fegefeuer der Eitelkeiten". Rowohlt, 12,95 Euro
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Wie Updike verfügt Tom Wolfe über ein unerschöpfliches Reservoir an Witz und Fabulierfreude. Dem Leser fällt es schwer, sich von den Figuren des Buches zu verabschieden. Das New York der Reichen und der Minderheiten, der Siegreichen und der Verlierer. FAZ.NET
Broschiertes Buch
Am Ende gibt es fast nur Verlierer
Als typischer Vertreter des mit fiktiven Elementen angereicherten ‹New Realism› erzielte der erfolgreiche US-amerikanische Journalist Tom Wolfe mit seinem Debütroman «Fegefeuer der Eitelkeiten» auch in fiktionalen Gefilden einen …
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Am Ende gibt es fast nur Verlierer
Als typischer Vertreter des mit fiktiven Elementen angereicherten ‹New Realism› erzielte der erfolgreiche US-amerikanische Journalist Tom Wolfe mit seinem Debütroman «Fegefeuer der Eitelkeiten» auch in fiktionalen Gefilden einen Durchbruch als Romancier. Dieser Bestseller gilt als der bekannteste und wichtigste seiner vier Romane, er wird zudem neben «American Psycho» auch als exemplarischer New-York-Roman der 1980er Jahre angesehen. Sehr früh schon wurde er mit Tom Hanks und Bruce Willis in den Hauptrollen auch verfilmt. Der Plot ist während des Börsenbooms in der Regierungszeit von Präsident Ronald Reagan angesiedelt. Thematisiert wird die aus dem extremen Materialismus resultierende, moralische Verwahrlosung der US-amerikanischen Gesellschaft, für die gerade der Moloch des Big Apple einen idealtypischen Schauplatz darstellt. Der Romantitel spielt auf den berühmten Bußprediger Girolamo Savonarola an, der Jugendliche in Scharen durch Florenz ziehen lies, um alles zu beschlagnahmen, was im religiösen Sinne als eitel und unzüchtig galt, - und somit also auch als Beleg für die Verkommenheit des Menschen. All das gesammelte Teufelszeug, Bücher und Bilder vor allem, wurde in den Jahren 1497/98 als Zeichen der Reue auf riesigen Scheiterhaufen öffentlich verbrannt.
Der mit Prolog und Epilog in 31 Kapiteln erzählte, dickleibige Roman beginnt mit der detaillierten Schilderung einer total aus dem Ruder gelaufenen Veranstaltung des New Yorker Bürgermeisters. Der wichtigste Protagonist dieses Plots ist der neureiche, 38jährige Börsenmakler McCoy, der mit hysterischer Frau und verwöhnter Tochter in einer pompösen Wohnung an der Park Avenue wohnt. Er ist ein elitärer Vertreter des ‹White Anglo-Saxonian Protestant›, der sich mit seiner Geliebten aus den Südstaaten in einer angemieteten kleinen Wohnung als Liebesnest trifft. Gegenpart ist der in jeder Hinsicht frustrierte Staatsanwalt Kramer, dessen einst attraktive Frau ihn mit der Geburt eines Kindes für immer an die Familie gebunden hat. Und damit hat sie auch seine Bodybuilder-Ambitionen durchkreuzt und ihn, wie er glaubt, für fremde Frauen unattraktiv gemacht. Er hadert aber auch damit, dass er zu wenig verdient, und beneidet seine ehemaligen Studienkollegen, die längst in Anwaltskanzleien Karriere gemacht haben und nun geradezu im Geld schwimmen. Ein weiterer Protagonist ist der britische Journalist Fallow, der wenig erfolgreich bei einer New Yorker Boulevardzeitung arbeitet und sich durchschnorrt bei allerlei Veranstaltungen.
Eines Abends holt McCoy seine Geliebte vom Flughafen ab, verirrt sich dabei in der Bronx und wird dort in einer Auffahrt auf den Highway von zwei farbigen Jugendlichen gestoppt, die ihn ausrauben wollen. Als seine Geliebte, die sich bei seiner Rangelei mit den Ganoven ans Steuer gesetzt hat, in Panik losfährt, berührt der Mercedes einen der beiden, der dadurch umgestoßen wird. Sie begehen Fahrerflucht und melden den Unfall auch später nicht, da das nur zu Komplikationen führen würde. Die Frau von McCoy kommt ihm schließlich mit der Geliebten auf die Schliche, und ein Erfolg versprechender Wertpapier-Deal, mit dem er seine finanziellen Probleme zu beenden hofft, scheitert kläglich. Ein Reverend macht den Unfall mit Hilfe des Journalisten Fallow zu einer Sensation, eine Hexenjagd auf McCoy beginnt. Der Polizei ist es nämlich gelungen, ihn als Besitzer des Mercedes-Sportwagens und mutmaßlichen Fahrer zu identifizieren, und Staatsanwalt Kramer erhofft sich von dem spektakulären Prozess einen Karriereschub. Am Ende aber gibt es fast nur Verlierer!
Dieser spannende Roman ist in einem journalistisch knappen, nüchternen Stil geschrieben, wobei die vielen protokollartig anmutenden Dialoge und die Passagen mit erlebter Rede durch ihren satirischen Ton gekennzeichnet sind. Sehr gelungen sind auch die verschiedenen Jargons, in denen da geredet wird, der Slang von Polizei und Justiz wird geradezu parodiert, und auch das Fachchinesisch der Börsenmakler und die Idiome der schwarzen Ghettobewohner sind stimmig. Eine bereichernde Lektüre mithin, bei der es einem über mehr als neunhundert Seiten hinweg nie langweilig wird!
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