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DIE SPANNENDE GESCHICHTE EINER AUSSERGEWÖHNLICHEN FAMILIESeit Jahrzehnten ist der Name Wittgenstein nicht nur Intellektuellen- und Philosophen-Kreisen, sondern auch der breiteren Öffentlichkeit ein Begriff. Doch während mit diesem Namen in erster Linie der Philosoph Ludwig Wittgenstein, in zweiter Linie der Pianist Paul Wittgenstein, darüber hinaus vielleicht auch deren Vater, der Stahlmagnat Karl Wittgenstein sowie die durch ein Porträt Gustav Klimts bekannte Margaret Stonborough-Wittgenstein verbunden wird, gibt es über weitere Mitglieder der Familie vergleichsweise wenig Literatur.…mehr

Produktbeschreibung
DIE SPANNENDE GESCHICHTE EINER AUSSERGEWÖHNLICHEN FAMILIESeit Jahrzehnten ist der Name Wittgenstein nicht nur Intellektuellen- und Philosophen-Kreisen, sondern auch der breiteren Öffentlichkeit ein Begriff. Doch während mit diesem Namen in erster Linie der Philosoph Ludwig Wittgenstein, in zweiter Linie der Pianist Paul Wittgenstein, darüber hinaus vielleicht auch deren Vater, der Stahlmagnat Karl Wittgenstein sowie die durch ein Porträt Gustav Klimts bekannte Margaret Stonborough-Wittgenstein verbunden wird, gibt es über weitere Mitglieder der Familie vergleichsweise wenig Literatur. BEEINDRUCKENDE AUFZEICHNUNGEN VON HERMINE ÜBER IHRE FAMILIEErstmals werden in dieser Edition die bislang unveröffentlichten Aufzeichnungen von Ludwigs ältester Schwester Hermine zugänglich gemacht. Ausführlich und gleichzeitig lebendig beschreibt sie darin die einzelnen Mitglieder der Familie, deren spannende Lebensgeschichten sowie ihre besonderen Eigenschaften, Neigungen und Interessen. Sie erzählt von Schicksalsschlägen und den vielfältigen soziokulturellen Beziehungen, die die Familie mit bekannten Persönlichkeiten wie etwa Paul Engelmann, Ludwig Hänsel und Rudolf Koder pflegte. Eindrucksvoll belegen die neu zugänglichen Schriftstücke außerdem das Kulturverständnis Ludwig Wittgensteins sowie den Einfluss seiner Familie auf seine philosophischen Reflexionen.EIN WERTVOLLES DOKUMENT EUROPÄISCHER ZEITGESCHICHTEDie Chronik beschränkt sich jedoch nicht nur auf private Geschichten der Familie. Die Aufzeichnungen, die Hermine Wittgenstein von August 1944 bis Juli 1947 verfasst, widerspiegeln lebhaft das Bild einer konfliktreichen Zeit "in der Menschen und Dinge gleichermassen vom Untergang bedroht erscheinen" - der Zeit der beiden Weltkriege und des Nationalsozialismus. Mit einem ausführlichen Kommentar und Nachwort sowie zahlreichen Fotos herausgegeben von Ilse Somavilla.
Autorenporträt
Ilse Somavilla, geboren in Fulpmes, studierte Anglistik, Psychologie, Pädagogik und Philosophie. Seit 1990 freie Mitarbeiterin am Forschungsinstitut Brenner-Archiv. Lehraufträge an der Universität Innsbruck und Klagenfurt. Ilse Somavilla zählt zu den profiliertesten Wittgenstein-Kennern und ist Herausgeberin u.a. des Briefwechsels zwischen Ludwig Wittgenstein und Paul Engelmann bei Haymon.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Helmut Mayer hat die Familienerinnerungen von Hermine Wittgenstein mit Gewinn gelesen. Dass die Aufzeichnungen der ältesten Schwester der acht Wittgenstein-Geschwister bisweilen lückenhaft und literarisch nicht besonders anspruchsvoll sind, darüber hinaus teilweise bereits in die Darstellung von Ludwigs Leben eingeflossen sind, stört den Kritiker wenig. Denn in jedem Fall ergänzen die von Hermine seit 1944 verfassten Erinnerungen das Bild der bemerkenswerten Familie, die viele eigensinnige Charaktere hervorbrachte und ihren unumstrittenen Rang in Kunst und Musik erwarb. Interessiert liest Mayer auch die Passagen, die das Schicksal der jüdischen Familie während des Zweiten Weltkriegs schildern. Nicht zuletzt lobt der Rezensent den ebenso üppigen wie lesenswerten Kommentarteil dieser Ausgabe.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2016

Ziemlich harte und scharfhäutige Brocken

Geld, Geist und Kunst: Hermine Wittgensteins "Erinnerungen" machen mit einer besonderen Wiener Familie näher bekannt, die eigenwillige und auch sehr berühmte Figuren hervorbrachte.

So eine Flucht wäre aber für meine Schwester das Allerunmöglichste gewesen." Das ist unüberhörbar ein Thomas-Bernhard-Satz. Wenn auch einer, der nicht bei Bernhard steht. Obwohl er tatsächlich eine Verbindung unterhält zu dessen Texten, denn er findet sich in den Erinnerungen an eine Familie, auf die Bernhard öfter zurückkam. Niedergeschrieben hat ihn Hermine Wittgenstein, ältere Schwester des Philosophen Ludwig und des Pianisten Paul.

Die Schwester, die sich nicht in die Flucht treiben ließ - nämlich von den Hindernissen beim Spendensammeln in den Vereinigten Staaten für ein Kinderhilfswerk in Österreich nach 1918 -, ist Margaret Stonborough-Wittgenstein, für die Ludwig wenige Jahre später das berühmte Stadthaus in der Wiener Kundmanngasse baute.

Die "Familienerinnerungen" Hermine Wittgensteins sind kein ganz unbekannter Text. Einige Passagen aus ihnen sind insbesondere in Darstellungen des Lebens von Ludwig eingegangen. Vor allem über das biographische Interesse an einem der hervorstechendsten Philosophen des zwanzigsten Jahrhunderts kam die gesamte außergewöhnliche Familie in den Blick. Vor einigen Jahren erschien eine erste, wenn auch ziemlich missglückte Familiengeschichte (F.A.Z. vom 17. September 2009). Eine Auswahl von Briefen, die unter den Familienmitgliedern gewechselt wurden, liegt seit längerer Zeit schon vor, auch Tagebücher von Hermine.

Die "Familienerinnerungen" schrieb Hermine, ältestes der acht Geschwister, und damals bereits siebzig, von 1944 an nieder, zuerst noch in Wien, nach den ersten Bombenangriffen der Alliierten auf der Hochreit, dem Landhaus der Familie in den Voralpen, mit dem Näherrücken der Ostfront dann in Gmunden am Traunsee, in Margarets "Villa Toscana", schließlich wieder auf der Hochreit. Gedacht waren sie für die weitverzweigte Familie, unter deren Mitgliedern sie in Typoskript-Kopien weitergegeben wurden.

Die "Erinnerungen" nehmen den Faden der Familiengeschichte bei den Großeltern väterlicherseits auf, deren Sohn Karl dann in den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts der Aufstieg zum österreichischen Stahlmagnaten und einem der reichsten Männer der Monarchie gelingt. Hermine und ihre Geschwister erben 1913 von ihm riesige Vermögen. Dass Ludwig auf seinen Erbteil schließlich verzichtet, ist eine von vielen Eigensinnigkeiten, mit denen die Geschwister aufwarten und die einem, je mehr man über diese Familie liest, desto weniger wundernehmen. Nicht deshalb, weil man die Charaktere klar vor sich hätte, dafür sind die "Erinnerungen" viel zu lückenhaft, auch zu anspruchslos geschrieben. Aber trotzdem meint man mit ihnen ein klein wenig besser verstehen zu können, in welcher Nährlösung die "ziemlich harten und scharfhäutigen Brocken" entstehen, als die Ludwig einmal in einem Brief an Hermine die Geschwister beschreibt.

Die überlebenden Geschwister, wie man gleich hinzufügen muss, denn von den zwei oder vielleicht sogar drei Brüdern, die ihrem Leben in jungen Jahren ein Ende setzten, ist in den "Erinnerungen" fast gar nicht oder nur in Andeutungen die Rede. Ein Regime hoher Ansprüche an sich selbst, das seine schneidenden Seiten hatte, gehörte zur Familientradition, aber auch das Eintauchen in Kunst, insbesondere in die Musik. Das Palais Wittgenstein war eine der ersten Adressen des reichen musikalischen Lebens in Wien, Karl Wittgenstein ein großzügiger Förderer von Musikern und bildenden Künstlern, Hermine als sein "Kunstdirektor" mit Erwerbungen beschäftigt.

Die vielfältigen mäzenatischen und karitativen Aktivitäten der Familienmitglieder änderten nichts daran, dass die Geschwister nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 plötzlich als Juden galten, weil drei ihrer Großeltern aus jüdischen Familien stammten. Am Tag nach dem Einmarsch der deutschen Truppen ist das von Hermine mit großem persönlichem Einsatz geführte Jugendheim bereits als Quartier der Hitlerjugend in Beschlag genommen. Ein überstürzter Plan, sie und ihre Schwester Helene außer Landes zu bringen, hätte fast fatale Folgen gehabt. Dann geht man den Weg, den Schwestern den Schutz vor Verfolgung - über Zuteilung der "Mischlingseigenschaft" - durch Überlassung von Teilen des im Ausland angelegten Vermögens zu erkaufen, in langwierigen, bis wenige Wochen vor Kriegsausbruch sich hinziehenden Verhandlungen mit Stellen der Deutschen Reichsbank in Berlin, die diese Erpressung abwickeln.

Die "Familienerinnerungen" geben von diesen Unterhandlungen einen recht detailreichen Bericht. Sonst ist über die Jahre nach 1938 wenig zu erfahren, nur eingeschobene "Zwischenblätter" markieren den Zeithintergrund der betagten Schreiberin, die Bombardierungen, das Vorrücken der alliierten Fronten, schließlich die Befreiung Österreichs. Hermine Wittgenstein starb nur fünf Jahre später, nachdem sie ihrem Manuskript noch Erinnerungen an ihre Tanten und Onkel angefügt hatte.

Der Band, von der Herausgeberin mit einem stattlichen Kommentarteil versehen, ist Auftakt zu einer Edition von Briefen und Aufzeichnungen aus dem Nachlass von Margaret Stonborough-Wittgenstein, die das Innsbrucker Brenner-Archiv erworben hat. Das Bild dieser Familie, die so beeindruckende Figuren hervorbrachte, wird also an Facetten noch weiter gewinnen.

HELMUT MAYER

Hermine Wittgenstein: "Familienerinnerungen". Hrsg. von Ilse Somavilla.

Haymon Verlag, Innsbruck 2015. 542 S., Abb., geb., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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